Beiträge von Haubsi1975

    Wenn man nicht ständig von Medien und Politik vermittelt bekommen würde, dass der Fachkräftemangel so gravierend sei, wenn nicht immer mehr Geschäfte ihre Öffnungszeiten aus Personalmangel einschränken würden, wenn die Wartezeit auf einen Handwerker nicht immer länger werden würde, man könnte fast lachen. Haubsi1975 , da du direkt an der Quelle sitzt: Ist deinen Schülern bewusst, dass gerade ein ganzes Land seine volle Hoffnung in diese zukünftigen Fachkräfte setzt?

    Wäre ja schön, wenn sie sich als ebenjene Fachkräfte sehen würden - aber denen schwebt eher ein duales Studium oder eine Ausbildung zum Industriekaufmann oder zur Industriekauffrau vor. Was Einzelne auch durchaus leisten können - aber das sind nur wenige... In den von dir beschriebenen Ausbildungsberufen sieht sich aber tatsächlich keiner...

    Finde ich deutlich sympathischer.

    Ja, ich auch. Rechne ich dem auch immer hoch an. Und befrage ihn auch manchmal ehrlich zu seiner Stimmung. Meist ernüchternd. ("Dat hier is alles Mumpitz für mich. Liegt aber nicht an Ihnen, sondern an dem ganzen Lehrkram." "Aber warum hast du denn Wirtschaft als Schwerpunkt genommen, wenn es dich nicht interessiert?" "Weil mich nichts interessiert außer zocken - das gibt es aber nicht als Fach." "Aber Leon, das kannst du der doch nicht so sagen?" "Doch klar, ist doch so." Willkommen in meiner HBF.^^

    Für mich ist Deutschunterricht wesentlich mehr, als nur Fehlerkorrektur in Aufsätzen

    Für mich auch - und ich behaupte mal, dass ich noch zusätzlich um eine gute Lernatmosphäre im Raum bemüht bin. Nur, wenn ich die Auswahl zwischen einer Muttersprachlerin und einer Deutschlehrerin habe, die eben nicht auf Muttersprachlerniveau agieren kann, dann wüsste ich, wen ich nehme.

    Und mich jetzt nur auf die Fehlerkorrektur zu reduzieren finde ich auch bescheuert - indes macht die sprachliche Richtigkeit immerhin 30 % einer Note aus.

    Deren Problem.

    Ja, zu der Einsicht müsste ich wirklich immer mehr kommen: Dass ich mich nicht mehr für deren Noten abstrampeln muss, sondern sie sich ihrerseits um bessere Noten bemühen müssen. Indem sie selbstständig lernen. Macht aber kaum einer.


    Letzte Woche musste wiedermal eine Klassenarbeit vom Direktor bewilligt werden - war eine Farce. Kommt der rein und fragt: "An was hat es denn gelegen, dass die so schlecht ausgefallen ist?" "Tja, also, die war nicht schwer - da wurden nur die Zahlen geändert; wir haben nicht genug gelernt."

    Und was lernen wir daraus - nichts.


    Und ich habe leider auch keine Lust mehr, mich da abzustrampeln, denen was "vorzutanzen" und rumzuschreien, bis ich heiser bin. Es wird wieder Lernjobs geben, die mit Hilfe des Buches zu lösen sind. Da sagen die übrigens nach 10 Minuten auch immer: "Frau Haubsi, wir können das nicht. Können wir das nicht zusammen machen?" Was soll ich dann sagen? "Versucht es erst mal selber" hat zur Folge, dass die sagen: "Wir verstehen es aber nicht." Auch da verweigern sie sich also immer mehr. Daher bin ich hier dazu übergegangen, die einfach die Infotexte zusammenfassen zu lassen. Geht anscheinend echt nicht anders.

    Noise cancelling? Im Ernst: selbst wenn du nur wenig weggeschafft kriegst in der Zeit, ist das besser als nix. Den wichtigeren Effekt finde ich aber, dass du den jungen Menschen vorführst, dass sie weniger und nicht mehr Aufmerksakeit bekommen, wenn sie sich nicht benehmen.

    Korrigiert ist der sicherlich ziemlich schnell. Da dürften viele leere Blätter dabei sein. Dafür hat amn dann belastabre Grundlagen für Noten. Plan: Test zu Beginn der Stunde. Während der Stunde korrigieren ( Schülerinnen haben Aufgaben). Rückgabe am Ende der Stunde.

    Ich glaube ernsthaft, die bekommen gar nicht mit, ob ich mich denen viel oder wenig widme, bzw. die "raffen" gar nicht, dass es total nachteilig für sie ist, wenn sie nicht besser aufpassen. Ernsthaft, wenn du die fragen würdest, möchtet ihr lieber "in Ruhe" und "ungestört" Kleingruppenarbeit machen - oder lieber normalen Unterricht, wo ihr mehr partizipieren müsst, ich glaube, ich wüsste, was die antworten würden. Die verstehen das nämlich gar nicht als weniger mit denen beschäftigen, sondern als ihre Ruhe haben und im Zweifelsfall über Privatkram quatschen. Aber klar, da wäre ja der Punkt, wo ich sagen könnte, dass es nicht mein Problem ist, wenn sie die Zeit nicht für sich nutzen.


    Vielleicht sollte ich das mit dem TEst wirklich überdenken - nur, wenn da viele 5 und 6en dabei sind, macht das die Gesamtstimmung auch nicht besser, oder

    SELBST du? Puh, ungeschickte Formulierung.

    Naja, du hast das ja glücklicherweise nicht zu entscheiden.

    Warum ungeschickte Formulierung? Ich kenne genug Deutschkollegen, die sich die Arbeit schon lange nicht mehr machen, weil sie sich sicher glauben.


    Nein, ich habe das leider nicht zu entscheiden - aber habe ein Grundschulkind, das gerade schreiben lernt. Ich bin froh, dass dies bei einer Muttersprachlerin geschieht. Das ist übrigens fast noch bedeutender für Kinder mit Migrationshintergrund. Das ist jetzt überhaupt nicht abfällig gemeint - es ist einfach meine persönliche Meinung zu diesem Thema. Ich hoffe, wir können uns darauf einigen, dass ich die hier noch schreiben darf, ohne gleich zerlegt zu werden.;) Von einem Lehrer, der ja nun auch nicht Deutsch unterricht und somit auch nicht sicher beurteilen kann, welche Kenntnisse da relevant sind und relevant sein sollten.


    Daher schrieb ich ja - Berlin scheint große Not zu haben ...

    Du hast kein Englisch studiert. Die TE hat Deutsch studiert. Das sind ganz andere Voraussetzungen.

    Ich habe aber ein bilinguales Unterrichtszertifikat, in dem und mit dem mir sehr gute Englischkenntnisse bescheinigt worden sind. Von Englischlehrern.;) Trotzdem würde ich mich niemals nie trauen, an der berufsbildenden Schule oberhalb der BF 2 zu unterrichten. Ist einfach so.

    Mir ist eine reflektierte Kollegin auf gutem Niveau, die weiß, dass sie Schwächen hat und dazu bereit ist, daran zu arbeiten, deutlich lieber, als eine arrogante Kollegin, die meint, perfekt zu sein und keine Reflektionsfähigkeit besitzt.

    Nun, ich schrieb ja, dass selbst ICH ständig noch an mir arbeite und nicht selten Sachen im Duden nachschlagen muss, wie soll das dann bei der TE sein?

    Die TE hat die benötigten Deutschkenntnisse nachgewiesen. Wie kommst du darauf, dass dem nicht so sei?

    Weil ich etliche grammatikalische Fehler in dem Post von ihr gefunden haben - überhaupt nicht bedeutend, wenn man fachfremd unterrichten will - aber als Deutschlehrerin schon. Ich hätte Einiges als Fehler markiert. Bei einer Deutschlehrerin darf das nicht sein. Dass man ihr trotzdem eine Befähigung attestierte, beweist für mich weniger Deutschkenntnisse auf Muttersprachlerniveau, als dringenden Bedarf an Lehrkräften in Berlin. Und dafür nimmt man in Kauf, dass die Kenntnisse sich eben nicht auf Muttersprachlerniveau befinden. Wie ich schrieb, ich habe ähnlich gute Sprachkenntnisse in Englisch, für einen Unterricht in England in Englisch würde ich mich trotzdem nicht befähigt sehen. Ich habe teilweise wirkliche Diskussionen mit etlichen Schülern wegen Grammatikfehlern. Die feilschen da um jeden Punkt im Fehlerindex - und da ist es gut, einfach total sicher zu sein. Und ich bezweifle, dass die TE das ist. Eben wegen der Fehler, die mir allein in dem EIngangsposting aufgefallen sind.

    Mach das doch öfter? Multitasking im Unterricht ist ein wichtiger Bestandteil des Alltags bei mir und vielen meiner Kollegen.

    Ja, das stimmt wohl. Aber ich fand es ehrlich anstrengend - weil es wiedermal so laut im Raum war, dass ich mich nur schlecht konzentrieren konnte. Und die SuS machen die Lernjobs unzureichend, das sehe ich ja dann, wenn ich am Ende das Ganze bespreche. Da meinte dann wieder ein Lehrer, ich solle doch mal einen Test schreiben - das wäre aber wieder Extraarbeit für mich, sehe ich irgendwie nicht ein.

    Ich habe keine Ahnung. Es gibt nicht die eine Lösung. Ich handele in unterschiedlichen Klassen auch unterschiedlich. Je nach Situation lohnt es sich, sich an Einzelnen abzuarbeiten oder nicht. Manchmal liegt man mit der Einschätzung aber auch falsch.


    Versuche abzuschätzen, wie viel Energei, Kraft, Stress dich der jeweilige Ansatz kostet. Dann vergleichst du mit der Habenseite. Die Energie, die du für die eine Schülerin abgebucht hast, steht für andere nicht mehr zur Verfügung.


    Noch ganz 'was anderes: Gegen die Unruhe kann man auch mit der Sitzordnung etwas machen. Ich hatte mal eine wenig disziplinierte Fachoberschulklasse, die deutlich ruhiger wurde, nachem dich die jungen Menschen in eine Reihensitzordnung an Einzeltischen verpflichtet habe. Es gab dann auch keinen fachlichen Austausch mit den Kameradinnen mehr, aber es war erheblich ruhiger. Mir war das deutlich angenehmer.

    Ich versuche wirklich, das alles nicht so an mich ran zu lassen - aber mich macht es wirklich krank, dass der Schüler, mit dem ich ein Gespräch hatte, sich so gar nicht an irgendwelche Regeln hält. Die erste Mahnung hatte er ja bekommen, weil er 10 Tage am Stück krank war und die Entschuldigung dafür erst in der 2. Woche brachte. Die hat er mir auch nicht gemailt, sondern er hat sie im Sekretariat abgegeben, was noch bescheuerter war, weil sie das nicht tun sollen, wissen die auch eigentlich. Das meine ich übrigens damit, dass er bewusst provoziert. Letzte Woche war er einen Tag krank, bringt mir das Attest Donnerstag zum Abzeichnen und ich sage ihm, er solle es einstellen jetzt. Da ist aber immer noch nichts passiert. :stumm: Und das nervt halt einfach.


    Bei der Sitzordnung werde ich auch ansetzen - und geplant ist eine "Handygarage" wegen des Gedaddels die ganze Zeit. Nee, das unterrichten macht keinen Spaß mehr - es ist ein sich ständig abarbeiten und ermahnen. Oder - und das habe ich letztens tatsächlich auch gemacht, ich lasse die einen Lernjob machen und kümmere mich in der Zeit um Klassenbuch und Klassengeschäfte. Fertig. Aber das ist auch irgendwie traurig.

    Ich weiß nicht, wo in RLP du arbeitest, aber die Sprache der Einheimischen alleine beinhaltet mehr "grammatikalische Fehler" als das ;)

    Das ist sicher richtig, aber diese Einheimischen sind ja auch keine Deutschlehrer oder wollen das sein. Selbst Lehrer anderer Fächer machen vielleicht ähnliche Fehler wie die Threaderöffnerin. Die unterrichten aber auch kein Deutsch. Das ist ein kleiner, aber feiner Unterschied. Daher schrieb ich ja auch, dass ich die Kenntnisse völlig ausreichend fände für andere Fächer - aber nicht für Deutsch. Diese Sprache sollte man am besten von Muttersprachlern lernen oder Menschen, die auf diesem Niveau unterrichten können. Ich selber spreche auch sehr sehr gut Englisch, aber ich könnte mir nie vorstellen, in England Englisch zu unterrichten. Dafür würde ich mich einfach nicht sicher genug fühlen, weißt du, was ich meine? Ich selbst würde mich dabei unwohl fühlen.

    Macht es irgendwie Spaß, einen niederzumachen , oder ist diese verbitterte und arrogante Haltung etwas, woran man sich als angehende Lehrkraft gewöhnen soll? Wahrscheinlich gibt es keinen Lehrermangel bei dir in Rheinland -Pfalz, in Berlin aber schon, dazu ganz viele Wilkommensklassen, aber das nur zur Info. Letztens geht es in meiner Frage darum, dass ich es gestehe, dass ich nicht perfekt deutsch kann. Ich würde gerne auch nur Englisch und DAF unterrichten, wenn mich jemand dazu gefragt hätte, aber ich durfte nicht entscheiden, welche Fächer ich unterrichten mag.

    Sorry, das hat nichts mit verbitterter oder arroganter Haltung zu tun, sondern mit der Beurteilung deiner Deutschkenntnisse als jemand, der Deutsch unterrichten soll von jemandem, der aktuell Deutsch unterrichtet.

    Bei mir in Rheinland-Pfalz gibt es eklatanten Lehrermangel, trotzdem hätte man mich nicht im Ref für das Fach Deutsch zugelassen, wenn ich nicht die benötigten Deutschkenntnisse hätte vorweisen können. Und ich musste mir trotzdem gerade bei der sprachlichen Richtigkeit einiges on top zusätzlich erarbeiten, das erwartete meine Fachleitung in Deutsch einfach. Und ich war schon sehr gut - trotzdem verlangte sie von uns in der Berufsschule, dass wir in puncto sprachlicher Richtigkeit absolut sicher und korrekt agieren können. Hätte sie dein Eingangsposting gelesen, weiß ich, was sie zurückgeschrieben hätte. Und das hat nichts mit dir als Person zu tun, sondern mit dir und deiner Eignung als Deutschlehrerin. Dass man dich jetzt als solche zugelassen hat, finde ich persönlich besorgniserregend.

    Also bei der Schriftsprache der TE mache ich mir über das Deutsch nun wirklich keine Sorgen.

    Du bist aber auch keine Deutschlehrerin, oder? Sorry, ich korrigiere ständig nach Fehlerindex und habe etliche Schulungen hierzu gemacht - es geht hier nicht darum, ob jemand dazu in der Lage ist, in Deutsch fachfremd zu unterrichten und zu korrigieren. Wir reden hier davon, dass jemand Deutsch unterrichten soll - und alleine das "zum Auswahl" oben ist ein nicht unbedeutender grammatikalischer Fehler. Vor der "C2-Prüfung" fehlt der Artikel bestimmte Artikel - Leute das geht nicht. Nicht, wenn man Deutsch unterrichten möchte...

    Ich unterrichte selbst kein Deutsch, würde mir aber wegen der Deutschkenntnisse keine größeren Sorgen machen. Vielleicht ist es sogar ein Vorteil, dass du Deutsch formal gelernt hast.


    Bist du bei Option B auch einem Studienseminar zugeteilt und bekommst dort theoretischen Unterricht? Ist das am Ende dem Ref gleichgestellt, also mit zweitem Examen?

    Das sehe ich - und ich unterrichte Deutsch und bin Muttersprachlerin - anders. Wer Deutsch unterrichtet, sollte es auch perfekt sprechen können. Gerade im Bereich der sprachlichen Richtigkeit gibt es leider in allen Stufen große Probleme. Und da ist es nunmal wichtig, dass eine Muttersprachlerin Deutsch unterricht. In deinem Eingangspost oben erkenne ich direkt etliche Fehler in der sprachlichen Richtigkeit und wenn ich mir vorstelle, dass DU die als Deutschlehrerin nicht korrigieren könntest. Nee, nicht ernsthaft. Was Anderes ist natürlich ein Unterricht in anderen Fächern. Aber in Deutsch? Nein, sorry, da muss eine Muttersprachlerin her oder jemand, der perfekt Deutsch spricht. Wenn du nicht in der Lage bist, Fehler korrekt mit dem Fehlerindex zu korrigieren, weil du selbst den Unterschied nicht genau kennst, was soll das werden?

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