Ich bin seit gefühlten sechshunderten Jahren Beratungslehrerin für Sucht&Krisenprävention in the middle of Brennpunkt . Ich seh SuS auch viel an der Nasenspitze an - nicht nur, was Sucht angeht - und die wissen das mittlerweile auch.
Ich lass für solche Aufklärungssachen in Kursen trotzdem immer die Experten kommen von den diversen Beratungsstellen. Nicht weil die so viel mehr wüssten als durchaus einige Kollegen, die nicht halb so weltfremd sind, wie einige immer denken, sondern, weil es wichtig ist, dass die, die benoten/bewerten, nicht 100% deckungsgleich sind mit denen, die beraten. Und ich verdrück mich dann auch (außer bei gegenteiligem Wunsch) aus dem Kursraum.
Schüler kommen auch einzeln zu mir, aber eben dann, wenn es ein Problem geworden ist, dafür bin ich auch da. Und wenn Schü. anonym eine mail schicken und sagen "brauche Hilfe, will aber keine Lehrerin als Beraterin (oder keiner Lehrerin ins Gesicht gucken während ich so Sachen anspreche)" dann ist das auch okay, dann bekommen sie eine oder mehrere Adressen oder dürfen anonym fragen. Tun sie auch.
Ich bereite solche kursweiten Informationseinheiten allerdings vor: also Kurse (oft auf Anregung des/der Tutor/in) werden befragt, ob überhaupt Interesse daran besteht und wenn ja, woran genau (online, anonym) und dann kenn ich die passende Stelle und lade die ein.
Bist du dir sicher, dass das in deiner Klasse mehr als drei, vier, füf interessiert? Und dann: mit denen, die schon am Partypillen o.ä. einwerfen sind, muss anderes geredet werden, als mit denen, die noch nichts davon ahnen. Das braucht schon eine spezielle Handhabe. Hast du die drauf?
Im Nachgang zu solchen Exoternen-Programmen frage ich die Kurse, ob sie alle Antworten bekommen haben oder ob noch was offen ist. Noch offene Antworten versuche ich zu geben.
Mich selbst vor die Klasse zu stellen und einen auf "weiß alles und will offen mit euch reden" zu machen ist aus verschiedenen Gründen nicht hilfreich: 1. du kannst als Lehrer eigentlich nicht offen reden über eigenen Drogenerfahrungen. Du weißt nie, wie die das nehmen: Großes Vorbild (hat ihm ja auch nicht geschadet?). Oder: Peinlich, was redet der da? Dem erzähl ich nie wieder was! Oder sie erzählen zu Hause die 'interessantesten' Zusammenfassungen. Dann kriegst du interessante Nachfragen. 2. Ob die eigenen Erfahrungen hilfreich sind, wird mittlerweile stark bezweifelt. Die Menschen wirken zwar glaubwürdig(er), aber oft sind sie auch befangen(er). Weil bei ihnen x oder y gut gelaufen ist, übertragen sie eigene Erfahrungen, oft zu Unrecht. Deswegen nehmen Drogenberatungsstellen mittlerweile lieber ausgebildete als erfahrene. Oder die kommen im Team.
Die vielen "Drogies-unter-sich-Foren" oder Seiten, die neutrale, wertungsfreie Aufklärung versprechen, empfehle ich nicht. Die sind nur was für die konsumierenden Nicht-Suchtmenschen und die Profis, die sich beruflich über das Allerneueste informieren wollen (ich les da ab und zu ganz gerne), aber das ist nichts (!!) für die inneren Wackelkandidate/innen unter den Jugendlichen. Es gibt leider auch (wenige) Berater, die hauen diese Tipps raus wie wenn's nix wäre - und ich berate immer wieder auch diejenigen SuS, für die die safer-sonstwas-Foren der Einstieg zu den unsafesten Rumprobierereien waren. Die "Anleitungen" dort klingen nämlich als wäre das alles handhabbar. Ist es aber nur für die stabilen. Die instabilen sind aber der Normalfall unte den Ausprobierenden und Pubertätsverstrahlten. Und da folgen dann einige "Rezepten", auf die sie alleine nie gekommen wären.
Erfahrene Berater aus den entsprechenden Stellen sehen das ähnlich. Not necessarily safe.