@Palim
Dein Beitrag ist sehr hilfreich und auch dafür sei dir gedankt!
Ich möchte es mal so sagen: es ist keinesfalls so, dass ich mir Lehramt überhaupt gar nicht vorstellen könnte - sonst hätte ich ja das Studium auch in erster Linie nicht begonnen. Es ist aber so, dass ich mit meiner Fächerwahl (insbesondere mit dem später aus "Zwang" (da man halt mindestens 2 Fächer braucht) dazugenommenen Zweitfach Deutsch) immer ein wenig unglücklich war, bzw. aufgrund der Tatsache, dass Deutsch nie meine erste Wahl war, deswegen erhebliche Selbstzweifel bezüglich meiner fachlichen Kompetenz in dem Fach entwickelt habe.
Nun schaue ich mir meinen derzeitigen Notenschnitt in Deutsch von 1,3 an, der um 0,5 höher liegt als der von Englisch und frage mich hin und wieder: sind meine fachlichen Kompetenz-Selbstzweifel dann berechtigt? Vermag die Leistung im Studium tatsächlich etwas über die fachliche Kompetenz auszusagen?
Im Praxissemester lief alles gut - wie ich schon erwähnt habe, ich hatte von beiden Mentorinnen super Rückmeldungen, selbst im Fach Deutsch.
Dass der Alltag im Lehramt mit Arbeit verbunden ist, das bestreitet hier ja gar keiner und ich am allerwenigsten. Nur sage ich mir halt: wenn ich schon den Berg an Arbeit aufnehmen will bzw MUSS, um meine Brötchen zu backen, dann wenigstens bitte auch mit Arbeit, die mir Spaß macht, sprich die Fächer, die ich gerne hätte.
Dass es in Sport dann zwar weniger zu korrigieren gibt als in Deutsch, dafür aber andere Arbeiten (z.B. die von dir genannten) anfallen, das ist schön und gut. Aber es sind dann eben Arbeiten, die da dazugehören und wenn man von vorneherein hinter dem Fach steht, dann wird einem das vielleicht mitunter weniger schwer- oder missfallen.
In Short, nochmal für alle:
Ich kenne die Arbeit als Lehrer bisher nur von einem 13-wöchigen Schulpraxissemester und von einem Schulhalbjahr freiwilligen Unterrichtens an einer Privatschule. Ich fühle mich allerdings bislang durch die Uni super schlecht (um nicht zu sagen überhaupt nicht) vorbereitet auf den Beruf. Die Studieninhalte - das habe ich im Praxissemester und auch an der Privatschule gemerkt - bringen mir kaum etwas. Keiner der Schüler muss wissen, was ein Phonem oder ein Allophon ist, oder wie man über Analogieausgleich von ursprünglich "buk" zu "backte" gelangte.
Das betrifft nicht nur Deutsch, das betrifft auch Englisch. Da Englisch aber schon immer ein Wunschfach war, habe ich da komischerweise weniger Sorgen um die fachliche Kompetenz. Das liegt eventuell auch daran, dass im Vergleich zu Deutsch der Literaturanteil weitaus niedriger ist und man insbesondere noch weit in die Mittelstufe hinein eigentlich nur Linguistik macht - mein besonderes Interessensgebiet.
Aus diesem Interessensgebiet erfolgte dann auch der Wunsch, jetzt parallel zum Lehramtsmaster noch den DaF/DaZ-Master mit dazuzunehmen, um eventuell vor Beginn des Refs erstmal in diesem Bereich etwas tätig zu sein - sozusagen als "Warm-Up"-Phase fürs Lehren, gerne auch im Ausland, etwa an einem deutschen Seminar einer ausländischen Uni.
Dies soll zeitgleich auch ein verzweifelter aber meinerseits gutgemeinter Versuch sein, mir parallel zum Lehramt noch ein anderes Standbein aufzubauen (gemäß meiner mir jetzt studierten Möglichkeiten), einfach für den schieren Fall, dass ich eventuell nicht durchs Ref komme (was eine Angst bzw. Sorge von mir darstellt), oder aber für den Fall, dass ich später irgendwann mal weg vom Lehramt will.
Nur weil man sich jetzt noch nicht vorstellen kann, sein Leben lang in einem Beruf zu bleiben, muss das doch nicht gleich "erschreckend" für dich klingen und eine "0-Bock-Haltung" signalisieren?! Wie viele Lehrer sind nach einer Weile zurück an die Uni, arbeiten jetzt in einem Zentrum für Lehrerbildung an der Uni, geben Fachdidaktikkurse an der Uni oder machen sogar ganz was anderes...
Vielleicht hat mich das Jahr Amerika etwas amerikanisch geprägt, aber dieses "man fängt nach der Schule einen Beruf an, in dem man dann bis zum letzten Atemzug bleibt" ist so etwas Urdeutsch-Konservatives, was vielleicht mitunter nicht mehr ganz zeitgemäß ist. Ich kann einfach jetzt noch nicht sagen, ob ich die restlichen Arbeitsjahre bis ich tot umfalle für immer im Lehramt bleiben werde - aber: könnt ihr das?