Lehrer ist ein okayer Beruf, den ich gut kann, der mir Spaß macht (bis auf das Korrigieren) und mit dem ich gut leben kann. Aber primär bin ich Profi und arbeite für Geld.
So ist es bei mir auch. Ich bin eingermaßen gerne Lehrerin. Ich habe diesen Beruf gewählt, weil ich realistisch bin und gesehen habe, dass es unfassbar schwer ist, in dem Forschungsgebiet, dass ich bevorzugt hätte, eine feste Stelle an einer Uni zu bekommen. Da war Schule das "Nächstbeste".
Als ich angefangen habe zu studieren, habe ich auch über Jura und Psychologie nachgedacht. Jura habe ich mich nicht getraut, weil ich gehört hatte, dass die Noten dort so schlecht sein sollen und mein Ziel wäre es gewesen Staatsanwältin oder Richterin zu werden. Da hatte ich einfach Angst, dass ich das nicht schaffe.
Psychologie habe ich mich nicht getraut, weil ich mit 20 schon Angst vor den Kosten der Therapeutenausbildung hatte. Dass man mit Psychologie ggf. auch etwas anderes hätte machen können war mir nicht so bewusst. Heute würde ich vermutlich eher Psychologie als Lehramt studieren.
Allerdings hat mir das Lehramtsstudium auch die Möglichkeit gegeben mein absolutes "Herzensfach" zu studieren. Da habe ich einfach alles gemacht, was es gab und mich interessiert hat, viel mehr, als ich eigentlich gemusst hätte. Das habe ich sehr genossen.
Wenn ich heute meinem "20 jährigen ich" einen Rat geben sollte, würde ich sagen "studier' Psychologie und beleg nebenbei Kurse in deinem Herzensfach".
Das heißt aber nicht, dass ich es bereue Lehrerin geworden zu sein. Ich bin, wie gesagt, mit dem Beruf zufrieden, und finde auch nicht, dass ich so schlecht verdiene. Ich werde keine Millionärin werden, aber wenn ich nicht irgendetwas total Bescheuertes mache, dann habe ich Jobsicherheit bis zur Rente (in einem Job mit dem ich gut leben kann!) und dann eine Pension.
Wichtig ist auch, so wie Meerschwein Nele sagt, den Beruf professionell zu betrachten. Dann gewinnt man auch ganz gut Abstand von den SuS, die keine Hausaufgaben machen und nimmt das nicht mit nach Hause. Was nicht heißt, dass man sich nicht bei der Unterrichtsplanung Gedanken macht, ob man die SuS nicht doch zu Hausaufgaben bewegen kann. Aber man macht es eben dann und nicht im Bett oder beim Abendessen mit PartnerIn und/oder Freunden.
P.S.: Bevor hier der falsche Eindruck entsteht: Ich bin nicht nur der Verbeamtung wegen Lehrerin geworden. Hätte ich Psychologie studiert, wäre ich vermutlich am Ende Kinder- und Jugendpsychologin geworden (oder halt irgendwas in dem Bereich), da ich schon wirklich gerne mit Kindern und Jugendlichen arbeite.
Nachtrag (ich hatte den Beitrag eher angefangen, hab mich dann aber erst um was anderes gekümmert): 80 Stunden/Woche finde ich auch zu viel. 50-60 kann durchaus sein, aber dafür hat man in den Ferien deutlich weniger.