Sie sind einerseits digital natives
Man kann es nicht oft genug sagen: sind sie nicht. Sie können bei Instagram Filter auswählen und sehr schnell auf dem Handy tippen. Sie können oft Dateien nicht umbenennen, haben oft keine Ahnung von Ordnerstrukturen, sie können (bis mindestens Eintritt in die Oberstufe) oft keine Anhänge an Emails hängen und haben generell keinerlei Grundverständnis davon, wie ein Computer arbeitet. Auch wissen sie nicht, dass ihre Handys Computer sind.
In NRW gibt es jetzt in der Unterstufe Informatik. Was ich da mit den SuS machen muss ist keine Informatik, sondern "wie bediene ich mein iPad" (wir haben iPad klassen, ohne die wäre es halt "wie bediene ich einen PC").
Die SuS verstehen auch nach einem halben Jahr Unterricht z.T. noch nicht den Unterschied zwischen einem Screenshot und einem bearbeitbaren Dokument. Das Problem und noch viele mehr gibt es in allen drei fünften Klassen, jede Klasse hat eine andere Informatiklehrer*in, es kann also nicht an mir persönlich liegen.
In der Jahrgangsstufe 8 ist so ziemlich das erste, was ich mit SuS in WP IF machen muss, Dateien abspeichern, umbennen, Ordner erstellen, zip Dateien öffnen etc. Das müssten "digital natives" aus meiner Sicht alles können.
Die Geschichte vom "digital native" ist eine urbane Legende. Darauf müssen wir uns auch einstellen und den SuS die entsprechenden Fähigkeiten beibringen. Das wäre deutlich einfacher, wenn ihnen nicht immer erzählt würde, dass sie sich ja "mit Technik auskennen" und "fit mit digitalen Medien sind". Sie hören nämlich oft nicht zu, weil sie meinen sie könnte alles und melden sich dann, weil sie im Screenshot des Pagesdokumentes keinen Text markieren können. Dann ist aus ihrer Sicht übrigens das iPad kaputt.
Das ist alles im Prinzip auch gar nicht schlimm. Es KANN ihnen in der Schule beigebracht werden. Aber man darf halt nicht erzählen, dass sie schon alles können.
(Natürlich gibt es auch Kinder und Jugendliche, die absolut fit sind, aber das ist der deutlich kleinere Anteil).