Beiträge von CatelynStark

    Ich muss ganz ehrlich sagen, dass es mich, als die Klasse meiner Tochter leztes Jahr gleich zwei Adventskalender gebastelt hat ganz schön genertvt hat. Da sollte etwas "selbstgemachtes" spirch, Marmelade, Kekse o.Ä. rein.

    Ich habe dann (mit Kind) einen Samstagnachmittag in der Küche gestanden, Tomatensauce gekocht und eingekocht, Etiketten für die Gläser geschrieben, dann darauf geachtet, dass sie beim Loomarmband machen weiterarbeitet und nicht irgendwas anderes macht (ich weiß, die Lehrer:innen hatten dafür ÜBERHAUPT KEINE Verwendung, aber das hätten sie für ein selbstgemaltes Bild auch nicht gehabt und meine Tochter hatte keine Lust, ein Bild zu malen oder irgendwas zu basteln). Dann musste das ganze noch auf eine bestimmte Art und Weise verpackt werden und zu einer anderen Mutter aus der Klasse gebracht werden.

    Weder das Kind noch ich hatten Lust dazu, das war kein schöner Samstagnachmittag und auf meinem Schreibtisch stapelten sich die Klausuren.

    Ich bin heilfroh, dass wir dieses Jahr nur für den Weihnachtsmarkt backen sollten.

    Jede Familie sammelt einige schöne, bunte Herbstblaetter, rollt diese mit den Kindern zu Blüten zusammen (eine Blüte je Kind), die im unteren Viertel mit Draht umwickelt und fixiert werden. Ggf noch zusätzlich fixieren z. B. mit Spray. Alle "Rosen" dann zu einem schönen Strauß zusammenfassen, schöne Karte dazu, auf der alle unterschreiben, fertig ist ein wenig zeitaufwendiges, persönliches, kreatives Geschenk.

    Das klingt toll, aber ich wäre damit vollkommen überfordert. Ich kann nicht basteln. Also wirklich gar nicht.

    Wobei es ja durchaus am Gymnasium "Spezialfälle" gibt. Aber natürlich deutlich weniger als anderen Schulen. Manchmal wundern wir uns in der EF, wer so alles einen Q-Vermerk bekommen (nicht falsch verstehen: wir bekommen auch wirklich ganz tolle Schüler:innen in die EF, das ist bei uns sogar der Großteil. Die allermeisten Seiteneinsteiger machen bei uns Abitur und oft ist das gut oder auch sehr gut).


    Ich finde es teilweise auch frustrierend, möchte hier aber auch gerne mal eine postive Geschichte erzählen, nur zur Aufmunterung: Schüler:in mit Hauptschulempfehlung landet bei uns (warum weiß ich nicht mehr). Es kommt, wie es kommen "musste": schwache Noten, Unterricht geht über den Kopf der/des Schüler:in hinweg, Kind wird langweilig (kriegt ja wenig mit, da wäre mir auch langweilig), fängt an zu stören etc.. Irgendwie hat das Kind es geschafft in die Klassen 7 versetzt zu werden (Corona...). Dann kam eine Leistungsexplosion und zwar so richtig. Plötzlich lief es wie am Schnürrchen, die Noten wurden schlagartig besser, das Stören schlug in Beteiligung um, aus dem/der Außenseiter:in wurde der/die Klassensprecher:in. Das Kind ist nun Jugendlich, in der Oberstufe, richtig gut und sehr engagiert in vielen Bereichen in der Schule. Die Identifikation mit der Schule ist sehr hoch, die Freude in die Schule zu gehen entsprechend auch.


    Ich habe mich schon ein paar Mal gefragt, was aus dem kKnd geworden wäre, wenn es wirklich auf die Hauptschule gekommen wäre. Ich bin mir sicher, dort hätten sich die Lehrer:innen genauso bemüht wie bei uns, aber es wären andere Mitschülr:innen gewesen. Dort hätte nicht Luise gesessen, die schon immer nur Einser haben wollte und auch hatte und auch nicht Patrick, für den nichts über das Spielen seiner Querflöte geht. Da hätte es keine oder deutlich weniger Beispiele dafür gegeben, was Erfolg ist und, dass es sich lohnt sich anzustrengen.


    (Luise und Patrick habe ich mir ausgedacht, das sollen nur Beispiele sein)

    Das ist richtig. Das fängt aber leider ja bereits im Lehramtsstudium. Dir als Mathematik-Kollegin brauch ich ja nicht zu erzählen, wie viele Studierende von Anfang an keine Lust auf das Studium haben, weil "braucht man für die Schule ja sowieso nicht".

    Und das ist so schade! Man lernt so viel, wenn man sich auf Mathematik einlässt. Klar, manches nervt und der Druck ist ungleich höher als in manchen anderen Fächern, aber es ist wirklch gut investierte Arbeit.

    Das gleiche Phänomen ist mir übrigens in einigen Veranstaltungen in Englisch begegnet. Eines der besten Seminare, das ich im gesamten Studium belegt habe, war zu den Canterbury Tales. Diese haben wir im Original auf Mittelenglisch gelesen. Man musste entweder ein Seminar zu Altenglisch oder eins zu Mittelenglisch belegen. Dieses Seminar war der Hammer. Nach 2 Wochen waren wir unter 20 Teilnehmer von denen nur 10 aktiv mitgearbeitet haben. In keinem anderen Englischseminar habe ich so viel gelernt (mit einer Ausnahme, aber das war an einer Uni in den USA und da ist vieles anders, darum zähle ich das mal nicht mit).

    Es gibt in Englisch in der Oberstufe definitiv Themen, die ich nicht so gerne unterrichte. Globalization zum Beispiel. Das nervt mich. Ja, ich weiß, man soll das machen, damit die Schüler:innen befähigt werden, sich auf Englisch über dieses Thema zu unterhalten, aber ich würde halt lieber mehr Zeit auf z.B. Shakespeare verwenden (ein Thema, das im Übrigen aus den Abituranforderungen (Abi 25) geflogen ist) oder auch Geschichte der USA, oder das Britische Empire und die Nachwirkungen bis heute (ja, man macht "Nigeria", aber was bekommt da in gefühlt 2,5 Monaten schon hin? Man müsste erst mal ausführlich über das Empire reden, dann über die Auflösung, dann über die Nachwirkungen). Gleiches gilt im Übirgen für Brexit. Dafür habe ich ein knappes halbes Quartal Zeit. Auch dafür wäre mehr Zeit notwending.


    Ich befürchte, dass das Abitur in Englisch immer mehr zu einer Sprachprüfung wird. Das finde ich sehr schade.


    Noch mehr OT, als eh schon: Eine Kollegin sagte letztens zu mir: "Jetzt heißt es, wir sollen Schüler:innen beibringen, wie man eine Steuererklärung macht. Wenn das so weiter geht, wissen die bald nichts mehr, womit sie Geld verdienen können, so dass sie dann auch keine Steuererklärung mehr zu machen brauchen." Da ist etwas Wahres dran. Ich finde die Fokussierung auf "Dinge die man braucht" auf Kosten einer "Allgemeinbildung" wirklich schlimm. Mal schauen, was da noch auf uns zu kommt.

    Und ich möchte mich nach einem Studium nicht immer rechtfertigen müssen warum es ok ist, dass ich mehr verdiene als viele andere ohne Studium.

    Ich finde es auch unpassend mich ständig mit anderen Berufen vergleichen zu müssen, um dann zu hören, dass es uns " so/ zu gut geht " im Vergleich zu denen.

    Volle Zustimmung!


    Wenn mir allerdings jemand erzählt, dass man als Lehrer ja so viel verdienen würde (und das ja eh nur ein halbtags Job sei mit 6 Wochen Urlaub im Jahr), sage ich gerne "Augen auf bei der Berufswahl" und/oder "du hättest ja auch selber Lehrer:in" werden können.


    Was mich immer wahnsinnig nervt, sind Leute, die mir erzählen, warum Schule an sich alles falsch macht und dass es ja "total unnütz" sei, in drei verschiendenen Sprachen Gedichte analysieren zu köönen (schöner Stammtischspruch) und wenn überhaupt dann ja wohl nur MINT überhaupt sinnvoll sei (darum verschweige ich, wie ich in einem anderen Thread bereits schrieb, manchmal das Unterrichtsfach Englisch).

    Englisch war doch nie verpflichtend, sondern lediglich eine Fremdsprache?

    In NRW muss zur Zeit eine aus der Sek I fortgeführte Fremdsprache belegt werden. Bei uns ist das Englisch, Latein und Französisch. Warum der Fachleiter "Englisch" und nicht "fortgeführte Fremdsprache" sagte, weiß ich nicht.

    Wir haben auch ein Mischsystem, welches wirklich gut läuft. Dies ist allerdings der Tatsache zu verdanken, dass wir eine Lehrkraft im Kollegium haben, die zum einen ausgebildete DaZ Kraft ist (sie hat auch noch 3 reguläre Unterrichtsfächer) und sich zum anderen wirklich über alle Maßen hinweg für die betroffenen Schüler:innen einsetzt. Außerdem ist sie unfassbar gut darin, Gelder zu beantragen. SIe ist immer auf der Suche nach neuen "Töpfen" aus denen wir etwas bekommen könnten. Der Schulträger (aka Stadt) hat uns zwar die Schüler:innen zugeteilt, ist sonst aber eher zurückhaltend.

    Einer meiner Fachleiter hat vorrausgesagt, dass es spätestens 2030 in NRW gar keine LKs mehr geben wird. Er meinte, M, D und E würden dann alle vierstündig bis zum Abitur unterrichtet, alles andere dreistündig. Er war der Meinung, dies würde auch für alle Bundesländer über kurz oder lang kommen, da das Abitur in den Bundesländer angegliche werden würde, was ja auch keien ganz falsche Einschätzung war. Ich fand (bzw. finde) diese Idee interressant (nicht unbedingt richtig), da es ja die Wahlmöglichkeit der Schüler:innen deutlich einschränkt.

    Ich habe schon öfter Schüler:innen im Englisch LK gehabt, die mir zwei Jahre lang erzählen, dass sie sich nicht am Unterricht beteiligen (Plenumsgespräch, PA, GA), weil sie sich nicht trauen Englisch zu sprechen.


    Fragt man, warum sie es dann als LK gewählt haben, kommt oft "ich wusste nicht, was ich sonst wählen sollte".


    Edit: Ich habe allerdings auch wirklich tolle Schüler:innen. Auch das muss man mal sagen.

    Auf der ersten Kursfahrt, bei der ich als Lehrerin dabei war, haben wir weiblichen Kolleg:innen zu dritt in einem Zimmer geschlafen. Das war eine absolute Katastrophe. Das würde ich nie wieder machen. Entweder Einzelzimmer, oder es fährt jemand anderes. Und ich fahre auch nur, wenn ich mein eigenes Bad habe. Ich stelle mich nicht mit den Schüler:innen in die Duschschlange (auch das kam bei uns bei bestimmten Fahrten immer mal wieder vor, da wurde ich einmal gefragt, ob ich mit will. Nein, wollte ich nicht, auch nicht in der Probezeit.).

    Bei uns muss eine Facharbeit leider nicht verteidigt werden. Ich fände es aber gut.


    Mir ist übrigens gerade noch eine heiße Story eingefallen:

    Vor nicht allzu lange Zeit fragt mich ein:e Schüler:in in einem Facharbeitsgespräch (davon machen wir während der Schreibphase mindest drei) ob ich mit Kolleg:in XY sprechen könnte, oder sie das machen solle. Ich hatte keine Ahnung, worum es geht und gefragt, was ich denn mit Kolleg:in XY besprechen soll. Sie meinte dann, sie hätte sich überlegt, Kolleg:in XY könne ja die Facharbeit Korrektur lesen, bevor ich diese korrigieren würde.

    Antimon: Danke, dass du weiter über die Sache berichtest!

    Da kann ich mich nur anschließen. Das ist ja wirklich kaum zu übertreffen.


    Ich hatte mal ein/e Schüler:in deren Geschwister an einer Uni bereits Mathematik studierte, das recht erfolgreich und kurz vorm Master(?) stand. Die Schüler:in gab mir eine Liste mit Themenvorschlägen, bei denen ich mir nicht vorstellen konnte, dass sie selber drauf gekommen war. "Konvergenz von Fourierreihen" z.B.. Auf Nachfrage stellte sich wenig überraschend heraus, dass der/die Schüler:in weder die Begriffe "Konvergenz" noch "Fourierreihe" kannte. Die Uni an der Geschwisterchen studierte hat er/sie mir aber verraten. Ich habe dann mal auf deren Seite nach den in den letzen Jahren angebotenen (Pro)seminaren gesucht. Und was soll ich sagen? Zu allen auf der Liste stehenden Themen gab es an der entsprechenden Uni in den letzten Semestern Vorlesungen / Proseminare etc..

    Er/sie bekam ein anderes Thema (ich hatte immer noch eine Auswahl gegeben), Geschwister hatte offensichtlich keine Lust, eine Arbeit zu schreiben (wollte wohl nur eine Proseminararbeit weitergeben), und so war die Facharbeit dann auch. Der/die Schüler:in wollte dann zur SL, sich beschweren, dass die Note nur so schlecht sei, weil ich die anderen Theman nicht zugelassen hatte. Ich habe die SL vorher ins Bild gesetzt, Schüler:in war bei der SL, SL (selber Mathematiklehrer:in) hat dann erklärt, dass das Thema, welches genommen wurde mit Abstand das einfachste gewesen sei. Damt war der Fall zum Glück erledigt.

    Ich habe auch in NRW mein Ref gemacht und wusste im Normalfall 3 Wochen vor dem UB so ungefähr, was ich machen wollte. Im Prinzip so, wie chilipaprika das beschreibt.

    Es ist nicht schlimm, wenn das bei anderen Referendaren anders ist, aber in dem Fall der TE (Verlängerung) würde ich als Mentorin auch darauf bestehen, dass eine grobe Planung lange vorher steht. Von einer kranken Referendarin Unterrichtsentwürfe und Materialien verlangen würde ich nicht.

    Ich finde "Master of Education" schon irgendwie lustig. "Halbgöttin mit Lizenz zum Korrigeren" könnte ich eigentlich auch mal sagen.


    Bei mir kommt es immer auf das Gegenüber an, was ich sagr. Meistens ist es einfach nur "Lehrerin". Die häufigste Antwort "das könnte ich nicht". Dann sage ich "och, ich mach das ganz gerne". Manchmal kommen fragen, manchmal nicht.


    Ansonsten habe ich auch schon "Gymnasiallehrerin für Mathematik und Informatik" gesagt, wenn ich auf eine bestimmte Art von Person treffe und keinen Bock habe lange zu diskutieren. Da verschweige ich dann auch schon mal absichtlich das Fach Englisch.

    Bitte sag mir, dass das nicht wirklich als Thema einer Facharbeit vorgeschlagen wurde 😂

    Naja, das Thema war nur "pq-Formel". Die Schülerin wollte aber, dass ich ihr dann "viele Aufgaben" gebe, die sie "mit der pq-Formel rechnen kann". Das könne sie gut.
    Sie wollte die Formel noch nicht einmal herleiten. Sie wollte einfach nur quadratische Gleichungen lösen.

    Ich habe schon mehrfach in Facharbeiten gelesen: "Ich schreibe über Thema xy, weil Frau Stark mir gesagt hat, dass mein eigentlicher Themenwunsch nicht geht."

    Die böse Frau Stark sagt nämlich Sachen wie "Die pq-Formel: Beispielrechnungen" ist ein zu einfaches Thema. Oder "African American History" ist zu weit gefasst. Da ist natürlich Frau Stark dann Schuld, wenn einem das Thema nicht passt!


    Edit: ich habe aber auch schon enige wirklich sehr gute Facharbeiten gelesen. Es sind nicht alle schlecht!

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