Worum es sich bei der von Ihnen angesprochenen Aufgabe handelt, sage ich Ihnen gerne nach der Erhebung. Ich kann gut nachvollziehen, dass es Ihnen widerstrebt, eine Aufgabe zu bearbeiten, die Sie Ihrer Ansicht nach zu stereotypen Antworten zwingt bzw. diese von Ihnen verlangt. Dem ist allerdings nicht so.
Ganz im Gegenteil dazu: Ihre Kritik an der Umsetzung der Beschreibung/ Bewertung. Das stört mich an der Studie selbst am meisten und hier hätte es sich sicher gelohnt, im Vorhinein sauberer zu arbeiten. Als es Richtung Erhebung und Freischaltung der Studie ging, kam allerdings Zeitdruck auf. Aus dieser Situation heraus habe ich diesen Teil der Studie nicht mehr weiter hinterfragt.
Wie Sie festgestellt haben, kann man die Bewertung der Beschreibung kritisieren. Dennoch gehe ich davon aus, dass nach dem Lesen der Beschreibung ein gewisser Eindruck entsteht. Dieser erfüllt natürlich keine diagnostischen Gütekriterien, das war auch nicht gewollt. Hier ist die Frage nach der Leistungsbewertung schlecht formuliert, bzw. nicht sinnvoll im Hinblick auf das, was erhoben werden sollte. Es hätte mich an dieser Stelle interessiert, welchem Leistungsniveau der (möglicherweise) entstandene Eindruck ungefähr (anhand einer Note) zugeordnet wird. "Bewusst unpassend" meint daher, sich bewusst gegen den Eindruck zu entscheiden. Damit meine ich nicht etwa statt einer 4+ eine 3- zu geben, sondern z.B. eine 2+ (was dem Leistungsniveau, das ich in der Beschreibung vorgesehen hatte, definitiv nicht entspricht).
Nun zu den Kommentaren: Das Durchschauen mag dann einfach sein, wenn man die Beschreibung des türkischen Schülers bekommen hat. Möglicherweise ahnt man dann schnell, worauf die Studie hinaus will und es widerstrebt einem, den Schüler (zu) schlecht zu bewerten. Allerdings würde ich es auch dann nicht für ausgeschlossen halten, dass man ihn trotzdem tendenziell schlechter einschätzt. Nichtsdestotrotz halte ich es ebenso nicht für ausgeschlossen, dass manchen diese Fragestellung der Studie (es ist nicht die Einzige) nicht klar wird. In diesem Fall wäre die Bewertung dann ganz sicher verzerrt, wenn man die Kommentare gelesen hat.
Wenn man allerdings die Beschreibung des deutschen Schülers erhält, sehe ich keinen Grund, wieso jemand vermuten sollte, dass die parallele Versuchsbedingung die gleiche Beschreibung mit türkischem Namen erhalten hat. Nachdem man die Kommentare hier gelesen hat, ist das allerdings sicher der Fall, sodass man anders über die Bewertung nachdenken würde, als man es sonst getan hätte.
Ich habe auch den Eindruck, dass hier ganz stark vermutet wird, man versuche, Lehrer schlecht dastehen zu lassen (welcher vor allem wegen der Kommentare bzgl. einer möglichen Publikation der Bachelorarbeit entstanden ist...ich kann Entwarnung geben, es ist eine Bachelorarbeit, wer soll die publizieren???). In der Forschung zu Beurteilungsverzerrungen geht man ja gerade davon aus, dass solche Prozesse unwillkürlich ablaufen. Somit wird auch keine Schuldzuweisung impliziert. Viel eher ist die Haltung: Es lässt sich (noch) nicht vermeiden, daher wollen wir es empirisch nachweisen und verstehen. Wenn Sie also die Tendenz verspüren, Ihre Bewertung entgegen einer möglichen Verzerrung zu korrigieren, dann ist das wunderbar. Solche Teilnehmer, denen es nicht so gegangen wäre, hätten dies aber im Hinblick auf die Kommentare sicher überdacht, obwohl sie nicht selbst darauf gekommen wären.
Den Link würde ich jetzt gerne entfernen. Leider kann ich den ursprünglichen Beitrag scheinbar nicht mehr bearbeiten...Falls das also jemand liest, der die Studie bearbeiten wollte: Bitte jetzt nicht mehr.
Viele Grüße
Ihr Dilettant