Beiträge von Aktenklammer

    Mich stimmt bedenklich, dass Aktenklammer hier von Gymnasiasten spricht. Ich hoffe mal, dass es sich um Einzelfälle handelt. (Also, ich habe diese Einzelfälle auch. Aber auf einer Gesamtschule. )

    Die Schüler meiner Klasse haben zum größten Teil keine bzw. keine reine Gymnasialempfehlung - insofern ist sie ziemlich 'gemischt'. So extrem kannte ich das bisher nicht.
    Rund ein Drittel schafft es, nach der Stunde das Material einzupacken und das für die Folgestunde auszupacken.

    Ich werde den überdimensionalen Stundenplan am seitlichen Pinnbrett jetzt durch ein riesiges Plakat ersetzen, auf dem steht, was sie vor Schulbeginn zu erledigen haben, was in den 5-Minuten-Pausen und was vor Beginn der großen Pause. Da kann ich dann drauf verweisen und muss mich nicht mehr mit *leidendes Gesicht* "Frau Aktenklammer, mein Deutschbuch ist weg ... ich habe überall geguckt" ... *indenSchrankgreif* "Versuch es mal hiermit" beschäftigen.

    Nicht ganz zu deiner Frage, aber trotzdem ein interessanter Text:


    Bertolt Brecht (1889-1956)
    Über das Zerpflücken von Gedichten (1938)


    Der Laie hat für gewöhnlich, soferner ein Liebhaber von Gedichten ist, einen lebhaften Widerwillen gegen das, wasman das Zerpflücken von Gedichten nennt, ein Heranführen kalter Logik,Herausreißen von Wörtern und Bildern aus diesen zarten blütenhaften Gebilden.
    Demgegenüber muß gesagt werden, daßnicht einmal Blumen verwelken, wenn man in sie hineinsticht. Gedichte sind,wenn sie überhaupt lebensfähig sind, ganz besonders lebensfähig und können dieeingreifendsten Operationen überstehen. Ein schlechter Vers zerstört einGedicht noch keineswegs ganz und gar, so wie ein guter es noch nicht rettet.Das Herausspüren schlechter Verse ist die Kehrseite einer Fähigkeit, ohne dievon wirklicher Genußfähigkeit an Gedichten überhaupt nicht gesprochen werdenkann, nämlich der Fähigkeit, gute Verse herauszuspüren.
    Ein Gedicht verschlingt manchmal sehrwenig Arbeit und verträgt manchmal sehr viel. Der Laie vergißt, wenn erGedichte für unnahbar hält, daß der Lyriker zwar mit ihm jene leichtenStimmungen, die er haben kann, teilen mag, daß aber ihre Formulierung in einemGedicht ein Arbeitsvorgang ist und das Gedicht eben etwas zum Verweilengebrachtes Flüchtiges ist, also etwas verhältnismäßig Massives, Materielles.Wer das Gedicht für unnahbar hält, kommt ihm wirklich nicht nahe. In derAnwendung von Kriterien liegt ein Hauptteil des Genusses. Zerpflücke eine Roseund jedes Blatt ist schön.


    aus: Bertolt Brecht, Schriften zur Literatur und Kunst, WerkausgabeSuhrkamp, Bd. 19, 1967, S. 392 f.

    Ich gebe extrem wenig Hausaufgabe auf (in Englisch nur Vokabeln lernen, in Geschichte nur Kontexte lernen für Leute, die ins Abitur geben.) Anders ist es in meiner Schulform nicht üblich.


    Seltsamerweise schaffen meine Schüler auch das Zentralabitur und das auch nicht schlechter als die Schüler von Regelschulen, d.h. Gymnasien...

    Hier geht es aber um Fünftklässler, denen ich die "Entscheidung", ob eine zusätzliche Beschäftigung in der außerunterrichtlichen Zeit noch nötig / sinnvoll ist, nicht überlasse. Die Schüler sind mit sehr unterschiedlichen Fähigkeiten zu uns gekommen und im Moment wird zugesehen, dass wir ungefähr auf eine Ebene kommen. Auch in Englisch sind manche auf einem guten Ausgangsstand, während andere mit weniger Vorwissen und -fähigkeiten gekommen sind.

    Vorne weg - ich unterrichte nur Oberstufe, da ist die zeitliche Auslastung der SuS sicher eine andere, als in der 5. Klasse. Trotzdem: Wie viele Fächer haben Deine SuS insgesamt? Hast Du mal ausgerechnet, wie lange die mit HA zubringen, wenn JEDER Kollege in JEDEM Fach HA aufgibt und die dafür im Schnitt 30 min brauchen?
    Meine Zweitklässler (= 11. Schuljahr) haben in diesem Semester 36 Wochenlektionen. Ich gebe im Grundlagenfach NIE Hausaufgaben auf, im Schwerpunktfach nur, wenn ich etwas für extrem wichtig halte. Das kommt vielleicht 2 x im ganzen Schuljahr vor. Ansonsten gilt für mich: Die Unterrichtszeit wird möglichst sinnvoll und zeiteffizient genutzt, das muss reichen. Ein Schüler im Grundlagenfach hat über 3 Jahre 2 Wochenlektionen Chemie. Wie viel merkt er sich von dem, was ich in der Zeit so erzähle, wohl fürs Leben? Sicher nicht mehr, wenn ich jede Woche Hausaufgaben aufgebe.

    Wie ich oben schrieb, sind wir die Hausaufgabenzeiten nicht nur unter den unterrichtenden Kollegen durchgegangen, sondern auch mit den Schülern. Sie haben donnerstags und freitags keine Hausaufgaben für den Folgetag bzw. von Freitag auf Montag auf. An diesem Tag hatten sie angesichts der anstehenden Klassenarbeit und der damit verbundenen Übe-Hausaufgabe mal eine Aufgabe von Freitag auf Montag bei mir auf. Sonst ist die Hausaufgabe von Freitag auf Freitag, weil wir an diesem Tag "immer" Rechtschreibtraining machen. Und ich gebe Hausaufgaben auf; manche verbringen einen Teil der Stunde immer noch damit, Minuten nachdem die Arbeit schon losgegangen ist, wahlweise ihr Arbeitsheft / ihr Schreibheft / ihr Deutschbuch / ihren Schnellhefter zu suchen. Jeden Tag sortiere ich im Schrank die Sachen wieder auseinander, verweise auf die Etiketten am Regalbrett, erkläre, dass es sinnvoll ist, alle Bücher eines Faches auch zusammen hinzustellen und nicht einen Buchhefthaufen zu produzieren. Da scheint es doch ganz sinnvoll, wenn die Lernzeit auch noch zuhause genutzt wird. 20 Minuten. (Hausaufgaben gibt es bisher nur in den 3 Hauptfächern).

    Zum Thema "Überlastung" noch Folgender Nachtrag: Die folgenden Wortwechsel häufen sich in meiner Klasse:


    Ich (heute): "Die Aufgaben a, b und c müsst ihr bis Montag erledigen." und schreibe das an die Tafel.
    Der erste steht am Pult: "Frau aktenklammer, ich habe heute gar keine Zeit, mein Bruder hat Geburtstag."
    Ich (zur Klasse): Die Aufgaben sind bis Montag zu erledigen. Ihr habt also heute Nachmittag, Donnerstag Nachmittag, Freitag nachmittag und Samstag und Sonntag Nachmittag. Teilt es euch ein."
    Der nächste steht am Pult: "Frau aktenklammer, meine Mutter ist heute gar nicht zuhause. Die kann mir den Text nicht diktieren. Ich kann die Aufgabe nicht machen."


    ...


    Und genau die werden am kommenden Montag mir entweder verkünden, dass sie "es nicht geschafft" haben oder aber ich bekomme heute noch wieder eine Mail, dass die Hausaufgaben bis morgen ja viel zu viel sind.

    Nach Beamtenrahmungsgesetzt §39 wohl nicht: "1) 1Der Beamte hat, auch nach Beendigung des Beamtenverhältnisses, über die ihm bei seiner amtlichen Tätigkeit bekannt gewordenen Angelegenheiten Verschwiegenheit zu bewahren. 2Dies gilt nicht für Mitteilungen im dienstlichen Verkehr oder über Tatsachen, die offenkundig sind oder ihrer Bedeutung nach keiner Geheimhaltung bedürfen."


    Aber ob so etwas durch ein Landesgesetz noch irgendwie begrenzt wird, weiß ich nicht ....



    Ich habe gerade noch dieses Dokument gefunden, das zwar aus Hamburg ist, aber die dort genannten Aspekte und Gesetze gelten ja überwiegend auch länderübergreifend. Vielleicht bringt dir das ja was: http://www.hamburg.de/contentb…schweigepflicht-12-04.pdf

    Ich habe das nicht abgebügelt - Wenn ich an einer Schule mit gebundenem Ganztag wäre, wüsste ich, dass ich keine Hausaufgaben aufgeben darf. Die Hausaufgaben waren zumindest an meiner Schule seit geraumer Zeit immer wieder Gegenstand. Sollte jemand an einer Schule mit gebundenem Ganztag arbeiten und das NICHT wissen, hätte er ziemlich gepennt.


    Da wir aber bereits mehrfach die in der Woche und am Tag zur Verfügung stehenden Hausaufgabenzeiten im Kollegium besprochen und auf die einzelnen Fächer verteilt haben, und wir bei den Zeiten zwischen G8 und G9 unterscheiden, war meine Frage nicht, ob ich Hausaufgaben aufgeben darf, sondern wie die Kollegen mit Aussagen wie "Ich habe das nicht mehr geschafft." umgehen. Der ein oder andere fasst unter "nicht mehr schaffen" auch "ich habe gar keine Hausaufgaben an dem Tag gemacht", "Ich habe es mir gar nicht aufgeschrieben" usw.
    Ich will nicht zu hart zu den Schülern sein, zugleich aber auch nicht mit "nicht mehr schaffen" den Freibrief geben für "dann wird es nicht aufgeschrieben". Manche sind so ehrlich und sagen: "Ich habe die Hausaufgaben nicht, weil ich sie vergessen habe." Soll ich die dann durch Aufschreiben 'bestrafen' und ihnen zeigen, dass ich sie nicht aufgeschrieben hätte, wenn sie vorgegeben hätten, es nicht mehr geschafft zu haben?

    ich sag den eltern meiner schüler, dass sie im hausaufgabenheft vermerken sollen, wenn die zeit nicht gereicht hat, um alle aufgaben zu erledigen.
    ich finds auch regelmäßig unmöglich von den mitarbeitern der ogs, die die hausaufgaben betreuen, dass sie die kleinsten dort länger als eine stunde sitzen lassen, statt sie nach draußen zum spielen zu schicken.
    dafür gibt es nun mal eine zeitliche begrenzung, nicht alle kinder schaffen in dieser zeit alles...
    ich weiß, dasss viele eltern wollen, dass die hausaufgaben komlett erledigt sind, wenn sie ihre kinder von der ogs abholen, aber das geht nun mal nicht immer.. bzw. bei jedem kind

    Ich vermute aber, dass bei dir an der Grundschule diese Zeitunterschiede auch daher rühren, dass du in einer Klasse ein deutlich breiteres Leistungsspektrum hast, vom späteren Hauptschüler bis zum späteren Gymnasiasten. Meine Schüler werden an den Anforderungen des Gymnasiums "gemessen". Die Schüler haben jeden Tag 3x in der Woche um 12 Uhr Schulschluss, bis auf einige, die an einem Tag in der Woche noch eine Stunde Förderkurs Deutsch habe. Insofern dürften 60 Minuten Hausaufgaben drin sein. Von Freitag auf Montag eigentlich umso mehr.

    Das weiß ich noch nicht .... Das war ausgerechnet von dem Kind, wo die Mutter schon in der Schule vorstellig wurde, da ihr Kind "zweisprachig" aufgewachsen sei und man wissen wollte, wie er denn besonders gefördert werden könne.
    Wir haben sehr ausführlich über die Verteilung der HA gesprochen und auch bei jedem Tag geschaut, an welchem Tag habe ich MUSS-Hausaufgaben und an welchem KANN-Hausaufgaben. Donnerstag und Freitag sind z.B. nie HA von einem auf den anderen Tag. Deswegen habe ich da heute auch wenig verständnisvoll reagiert.

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