Das Problem entsteht, wenn die Lehrkraft oder schlechter Unterricht Schuld an diesen Fehlvorstellungen sind.
Nein, das ist eben genau das gleiche Märchen.
Das „Problem“ ist gar keines, sondern schlicht Realität:
Man bekommt immer irgendwelche Kinder mit irgendwelchen Problemen und als Lehrkraft meistert man die möglichst gut.
Ob die Kinder wen auch immer in einem Fach hatten oder der Unterricht über 2 Jahre womöglich gar nicht erteilt wurde, sondern nur unter Aufsicht stand, ob die Kinder häufig gefehlt haben oder ob sie Lernschwierigkeiten haben, die keinen Unterstützungsbedarf bedeuten und keinen Nachteilsausgleich ab Klasse 5 mehr erwirken,
ob dies oder das, wir wissen das alles gar nicht.
Wenn mit 15 jemand kein Bruchrechnen beherrscht, ist das doof, aber doch nicht das allererste Kind auf der Welt, das dabei Schwierigkeiten zeigt. Und wenn das erst mit 15 auffällt, dann kann man doch nicht auf die GS-Lehrkraft zeigen, es sind ja weit mehr Lehrkräfte beteiligt.
Wenn das Kind mit 6 Jahren nicht bis 5 zählen kann, dann muss ich als Lehrkraft eben Möglichkeiten suchen, nebenher die mathematischen Grundfähigkeiten zu schulen, die das Kind vor der Schule nicht erworben hat, weil es diese Fähigkeiten dringend und zeitnah für die anderen Inhalte benötigt. Das ist Alltag.
Wenn das Kind nicht lesen lernt, gar nicht, keine Silbe bildet, dann muss ich als Lehrkraft so lange überlegen und probieren und üben, bis das Kind einen Zugang findet, und wenn es 2 oder 3 Jahre dauert und das Kind erst dann beginnt, erste leichte Wörter zu entziffern. Das ist Alltag, mit der zusätzlichen Schwierigkeit, dass diese Kind auch in anderen Fächern zusätzliche Hilfe braucht, sobald es um „Texte“ im weitesten Sinn geht.
Und wenn das Kind auch bei der x. Runde das Einmaleins noch immer nicht beherrscht, dann muss ich als Lehrkraft irgendwoher weitere Zeit, Kraft und Mühe nehmen, damit es hoffentlich nachgeholt wird … wissend, dass das Kind die Aufgaben womöglich dennoch nicht beherrscht. Das ist Alltag.
Und wenn das Kind eine kindliche oder falsche Vorstellung von irgendeiner Sache entwickelt hat, dann kann man es als Lehrkraft aufgreifen, sobald man es beobachtet. Solche Fehlvorstellungen entwickeln sich nunmal, wenn Kinder denken … sie haben ihren eigenen Kopf. Manchmal biegt das Kind falsch ab, manchmal (häufig) sind die Materialien schlecht und man hat es als Lehrkraft nicht gut genug geprüft oder konnte keine weitere Zeit investieren, manchmal setzen Eltern andere Sachen ein und „berichtigen“ das, was in der Schule anders läuft. Manchmal suchen sich Kinder alternative Wege, die einfacher erscheinen, aber leider in Sackgassen führen, die sie selbst nicht überblicken können. Das ist Alltag… und an vielen Stellen weiß man irgendwann um die vermeintlichen Abkürzungen.
Und ja, es mag Fehler geben, es mag falsches Verständnis geben, es mag inkompetente oder in diesem Jahr unpässliche Lehrkräfte geben, aber es ist ja nicht generell so, dass Grundschullehrkräfte gar nicht für den Unterricht in Klasse 3/4 geeignet wären oder generell nur Unsinn verzapfen - um so weniger, wenn sie sich an die üblichen didaktischen Modelle und curricularen Vorgaben halten.