Tom arbeitet, so wie ich es einordne, in einer Stadt, die viel Geld in die Grundschulen gibt.
Es gibt Pool-Lösungen für I-Hilfen, Sozialpädagog:innen, Bufdis, die im Alltag wie auch bei Klassenfahrten zur Verfügung stehen. Für ihn scheint es ein Leichtes zu sein, ein Team für eine Klassenfahrt zusammenzustellen.
Dass es anderen Schulen anders geht, dass es Schulen mit Lehrkräftemangel gibt, die immer wieder irgendwie überbrücken müssen, die nur mit erheblichem Aufwand den Alltag stemmen, die die PM in Ermangelung an Vertretungen zum Überbrücken quasi regulär im Stundenplan setzen, um im Alltag die Betreuung zu gewährleisten, kommt bei ihm seit Jahren nicht vor, bei uns ist es eher die Regel.
Das alles führt dazu, dass man mehr als genug Arbeit ganz ohne Klassenfahrt hat.
Dir, Seph , gelingt es gut, dich abzugrenzen und deine Arbeitszeit zu begrenzen, du findest Ausgleich für volle Wochen und hast offenbar Wochen mit weniger Unterricht oder Aufgaben.
Mir gelingt es nicht, weil ich bei Inklusion und DaZ-Kindern und unter genanntem Mangel an Personal viele Aufgaben habe und übernehme, um mit allen Kindern im Alltag möglichst weit zu kommen (was in unserem Einzugsgebiet im Vergleich nur ein kleines Stück ist, aber für diese Kinder wichtig) und in der Schule im Team die Schwierigkeiten des Alltags zu überbrücken.
Klassenfahrten sind für mich somit ein Bonus, etwas, dass nicht zwingend notwendig ist, sie nicht zu machen ist eine große Erleichterung und fällt im Alltag nicht auf einen zurück, anders ist es mit schlecht geplantem Unterricht, schlecht umgesetzter Inklusion etc,
Klassenfahrten werfen zudem für die gesamte Schule zusätzliche Schwierigkeiten auf. Wenn die Versorgung im Alltag schon nicht ausreicht, bedeutet dann eine Klassenfahrt, dass die anderen Schüler zu Hause bleiben müssten oder zusammengelegt werden müssten oder einen Großteil der Woche in einer größeren Gruppe irgendwie von irgendwem betreut werden.
Betreuung bedeutet auch, dass entweder nur gespielt wird (eine Woche) oder dass die Lehrkraft vorab Materialien für Unterricht hinlegt, der von den PM beaufsichtigt wird.
Mag ich nicht mehr und mache ich nicht mehr, fährt man als Begleitung mit, legte man 28 Unterrichtsstunden vorab bereit. Nein, danke. Es wäre womöglich inzwischen anders zu organisieren, auch bei uns, steht aber hinter vielen anderen Aufgaben hinten an, anderes ist notwendiger.
Ich sehe die Entlastung nicht, die Arbeitszeitstudie und -Kommission hätten bringen müssen und in Aussicht gestellt hatten, die Umsetzung der Inklusion, die erst nach der Erhebung in Fahrt kam, hält weitere Aufgaben bereit.
Wenn sich das alles zum Besseren wendet, die Schule gut ausgestattet ist und die zusätzlichen Aufgaben auf vielen Schultern verteilt sind, kann ich es mir dann überlegen, ob ich wieder fahren möchte.
Letztlich entscheidet das Land nicht, wo Abstriche zu machen sind, wenn die Schule nicht entsprechend versorgt ist. Das entscheidet die Schule vor Ort. Und als Lehrkraft muss ich selbst sehen, wie ich Haushalte, welche Aufgabe noch umzusetzen ist und was nicht mehr geht.
Ich bin gar nicht diejenige, die die 40h hochhält, dass können andere hier weit besser. Aber trotz Mehraufwand geht eben nicht alles, was wünschenswert wäre. Und zusätzliche Aufgaben ohne zusätzliches Personal bedeutet dann auch, dass etwas anderes vernachlässigt oder weggelassen wird.
Vielleicht muss noch in den Köpfen ankommen, dass eine schlechte Versorgung zu Abstrichen führt. Man kann eben nicht alles haben.
Alles andere geht auf den Rücken der Lehrkräfte. Ist dann z.B. die Fahrt nicht gut genug vorbereitet, handelt die Lehrkraft fahrlässig und kann sich nicht damit rausreden, es sei zu viel gewesen.
Ach ja, der Nachsatz:
Verwirrend ist, wenn man äußert, dass man Verständnis hätte, dies dann aber doch nicht hat, wenn andere sich abgrenzen. Grundschulen in Niedersachsen haben keinen Anspruch auf I-Hilfen, auf Bufdis, auf Schulbegleitungen, das wird alles von anderen Trägern gestellt und von anderen entschieden. Sie haben auch keinen Anspruch auf 100% Unterrichtsversorgung. Ich finde verwirrend, dass man das in relativer regionaler Nähe nicht wahrnimmt.