Ich schreibe es gleich dazu: ich bin parteiisch in dieser Frage.
Die Lehrkräfte, die ausgebildet und gerade fertig sind, sind in der günstigen Lage, sich ihre Stellen auszusuchen. Es sei ihnen gegönnt.
In diesem Sommer gab es auch schon 1500 ausgeschriebene Stellen und dennoch sind einige Lehrkräfte noch ohne Stelle, was dann gerne in der Zeitung steht... und wie im letzten Jahr können etliche Stellen nicht besetzt werden. Selbst Stellen wie "Grundschule-Deutsch-beliebig" bleiben offen.
Hintergrund ist genau das, was du, gnossos, beschreibst:
Die jungen KollegInnen wünschen sich eine SekII-Stelle an einem renommierten Gymnasium, etwas anderes kommt für sie nicht in Betracht.
Die Stellen, die jetzt noch übrig sind, sind fast alle IGS-Stellen.
Viele Junglehrkräfte ziehen es vor, 1 Jahr zu überbrücken, um dann, mit beginnendem G9, an einem Gymnasium eine Stelle zu erhalten.
Andere haben jetzt eine Stelle am Gym angenommen, wissend, dass sie sofort und mit voller Stelle für 1 Jahr abgeordnet werden, danach aber an das Gymnasium ihrer Wahl kommen.
So regelt sich Angebot und Nachfrage, zu anderen Zeiten hätte man auch im letzten Winkel an der allerletzten Schule die für Beginner festgelegte 2/3 Stelle sofort genommen, um überhaupt eine Chance zu haben.
Abgesehen von der üblichen Schweinezyklus-Erklärung ist dies ein Zeichen verfehlter Einstellungs- und Schulpolitik. Tatsächlich suchen nämlich sehr viele Schulen immernoch händeringend für das neue Schuljahr, das in 6 Wochen beginnt, nach Lehrkräften, die ihre Klassen übernehmen.
Abordnungen gehen stundenweise an andere Schulen, dabei geht es häufig rein nach Zahlen und die Schulen müssen irgendwie den Kernunterricht decken.
Klassenleitungen werden geteilt oder Lehrkräfte der Schule übernehmen doppelte Klassenleitungen und doppelte Belastungen.
Vertretungslehrkräfte, wofür in Nds. ein Bachelor ausreicht, übernehmen nach den Herbstferien die Stunden, die noch nicht verteilt werden konnten, und werden im Januar auf die Straße gesetzt, um am 3. oer 5.2. wieder eingestellt zu werden - dann allerdings ohne Anspruch auf Vergütung über die Sommerferien, weil dafür eine Anstellung ab dem 1.2. notwendig wäre.
Das geht an den H+R+GS+IGS+Oberschulen nun schon ein paar Jahre so, in jedem Sommer wartet man, wie viele Stunden man überhaupt erhält und wie man damit irgendwie einen STundenplan zusammenzimmert. Schulleiter suchen selbst Vertretungskräfte, die nach einiger Verzögerung Klassen übernehmen, also gibt es ab den Herbstferien den nächsten Stundenplan, wenn die Vertretungskräft nicht abgeordnet wird, weil es an einer anderen Schule noch knapper ist.
Getoppt wird es dann mit einer "wertschätzenden" Gratifikation von etwa 94 Euro, statt einer Anhebung auf A13 für die Lehrkräfte, die den Stamm an den H+R+GS+IGS+Oberschulen bilden und mit dem stetigen Wechsel des Personals irgendwie klarkommen müssen.
Die Gymnasien sind inzwischen mit in die Pflicht genommen, da sie viele Stunden an die anderen Schulformen abordnen müssen. Da kommen auch Lehrkräfte mit ungewöhnlicheren Fächern in den Grundschulen an, die dann bemüht sind, die Lehrkräfte entsprechend ihrer Fakultas einzusetzen. Oder es kommen tageweise Stunden für Hauptfächer, aber niemand wünscht für GS-Klasse 4 Std. am Tag D oder Ma oder eine auf 5 Personen verteilte Klassenleitung.
Auch werden Gymnaisallehrkräfte-Stellen über Bedarf ausgeschrieben, um die Lehrkräfte im Land zu halten und für genau diese Abordnungen zur Verfügung zu haben.
Wie im kommenden Sommer ansonsten der Unterricht aufrecht erhalten werden soll, ist nämlich nicht zu verstehen, wenn alle abgeordneten und neuen Gym-Lehkräfte dann in die Gymnasien beordert würden. Dann stehen manche Schulen noch mit 50% ihrer Versorgung da, müssen aber das volle Programm leisten.
Da aber über Gebühr Gym-Lehrkräfte eingestellt wurden, bleibt womöglich ein Überhang, der dann eben doch in die anderen Schulen abgeordnet wird.
Zu deinen konkreten Zahlen:
Du rechnest vor, dass
lediglich 180 Gymnasialstellen
ausgeschrieben wurden. Darunter waren auch solche, die schon in der Ausschreibung die Abordnungsverfügung stehen hatten.
Es gab offenbar auch noch Umwidmungen von Stellen, sodass neue Stellen an Gymnasien entstanden, die aber auch mit der direkten Abordnung verbunden waren.
Es wurden aber auch 400 Stellen an Gesamtschulen ausgeschrieben, die noch nicht alle besetzt sind und von denen du offenbar eine angenommen hast.
Nun habe ich heute morgen in der Zeitung gelesen, dass zum August 2020 wegen der Umstellung von G8 aug G9 ganze 1425 (!) Planstellen für Studienrätinnen und -räte ausgeschrieben werden!
Es sollen viele Stellen für Gymnasiallehrkräfte ausgeschrieben werden. Ob es so viele sind, wird sich nächsten Sommer zeigen.
Aber niemand sichert zu, dass diese Stellen an renommierten Gymnasien ausgeschrieben werden.
Und niemand sichert zu, dass diese neu eingestellten Lehrkräfte dann nicht an GS-HS-RS-IGS-Oberschulen eingesetzt werden, mit A13, aber auch mit dem dort üblichen Deputat.
Es ist nämlich ein Haushalts-Plan-ENTWURF.
Darin steht
Alles anzeigenNiedersachsen gut gerüstet für „G9“ Aufgrund des wieder einzurichtenden 13. Jahrgangs an den Gymnasien und den nach Schulzweigen gegliederten Kooperativen Gesamtschulen (KGS) entsteht ein großer Bedarf an Lehrkräften mit Gymnasiallehramt.
In den letzten Jahren bereits eingestellte Gymnasiallehrkräfte, die bis zum Beginn des Schuljahres 2020/2021 an Haupt-, Real- und Gesamtschulen sowie an Oberschulen abgeordnet waren, müssen dort ersetzt werden.
Die Unterrichtsversorgung soll perspektivisch auf möglichst 100 Prozent gesteigert werden.
Daher sollen vom 1.8.2020 an 1.425 zusätzliche Planstellen für Studienrätinnen und Studienräte an den Gymnasien und Gesamtschulen geschaffen werden.
Damit ist die Ausstattung der Schulen mit Lehrkräften zur Umstellung auf die neunjährige Schulzeit bis zum Abitur vollständig abgeschlossen.
siehe https://www.mf.niedersachsen.d…altsplanentwurf_2020_.pdf
Wenn man sich mit den Feinheiten beschäftigt, wird man erkennen, dass dort nicht steht, dass die Stellen am Gymnasium ausgeschrieben werden und dass die Stunden am Gymnasium verbleiben werden.
Mit den ausgeschriebenen Stellen soll der allgemeine Lehrermangel behoben werden und die Abordnungen "erstetzt" werden - also (halb-)jahresweise wieder neue Abordnungen.
Die Schule plant jetzt mit dir.
Wenn du dich anders entscheidest, mach es schnell.
Ansonsten gibt es einen komplett neuen Stundenplan zu erstellen und Abordnungen oder Vertretungen müssen nun noch organisiert werden, obwohl die Schulen in der unterrichtsfreien Zeit angekommen sind.