Kontraproduktiv scheint mir die Rolle des Seminars zu sein, das mit Noten "droht" und offenbar bei vielen einen enormen Druck aufbaut mit jedem sorglos gesagten Satz. "Machen Se mal das oder lassen Sie dies" wird dann zur fixen Idee, oder?
Kontraproduktiv ist und bleibt, dass
a) die Bewertungsgrundlage nie wirklich transparent ist.
Es ist hier vorort so, dass es einen Kriterienkatalog gibt, der auch herausgegeben wird. Der ist aber recht allgemein gehalten.
Viele Referendare können damit wenig anfangen.
Dann kommen "Moden" oder "Vorlieben" hinzu, die von SeminarleiterInnen offenbar vertreten und massiv eingefordert werden.
Dadurch wird das Referendariat zu einer Zeit, in der man auslotet, "was die Seminarleitung" sehen will und bringt - irgendwie schon immer - Konflikte mit sich, wenn Seminarleiterin A etwas sehen möchte, was Seminarleiter B ablehnt.
Meiner Meinung nach müsste es in dieser Hinsicht allgemeinere Ansichten geben, wie: "Die Methode muss zum Inhalt passen und die Erarbeitung fördern.",
sodass eben nicht allein eine extrem offene oder geschlossene Methode oder Stundenführung zu einer guten Rückmeldung führt.
Das zieht sich durch die Zeiten und ist heute noch nicht anders.
Wechselt dann womöglich noch die Seminarleitung, erwartet A eine dressierte Klasse, die schon in der Grundschule Einstiege, Unterrichtsgespräche und Reflexion möglichst ohne den Wimpernschlag der Lehrkraft allein regelt,
während B eine aktive Lehrkraft sehen möchte, die unterstützt, strukturiert und anleitet.
Da bräuchte es ggf. eine offenere Diskussion darüber, welchen Anteil Seminar übernehmen an der Ausbildung klassischer wie neuer Methoden im Unterricht.
b) es keine Notengebung gibt, sondern Rückmeldungen und Entwicklungsgespräche,
die am Ende dann aber nicht in einem Wortgutachten, sondern in einer Note münden.
Auch das ist nicht immer transparent oder verständlich genug.
In der Regel gibt es laufend Gerüchte darüber, ob nun alle 18 Besuche benotet und gezählt werden oder nur die gemeinsamen UB,
wie stark die Seminarmitarbeit einfließt etc.,
sodass sich die Refs unter Dauer-Kontrolle sehen und das Ref zur 18-Monats-Prüfung wird.
c) wie in anderen Ausbildungssituationen der "Druck" auch durch vielfältigste Anforderungen aufgebaut wird.
Natürlich hat jedes für sich irgendwo seine Berechtigung, letztlich macht es dann aber die Menge selbst, die zu bewältigen ist.
Die Anzahl der Besuche ist selbst innerhalb der BL nicht immer gleich, Seminarbesuche kommen noch dazu.
Erzählen manche von 4 Besuchen, sind es bei anderen 18 in gleicher Zeit.
Die Leute aus BY schreiben zudem, dass dort eine Klassenleitung übernommen werden muss UND dass es dann einen Wettbewerb ums schönste Klassenzimmer gibt.
Die Seminare selbst fordern dann zudem Referate und Ausarbeitungen zu Themen.
Die Examensarbeit im Ref wurde hier auf 15 Seiten zusammengestrichen, um das zu entlasten, gleichzeitig hat man sich aber mehrere neue Ausarbeitungen ausgedacht, die möglichst auch mit Erhebungen oder Forschungsanliegen einhergehen sollen.
Zu Beginn gibt es Einführungstage, gleichzeitig muss die Schule die Referendare von Beginn an eigenverantworlich in den Stundenplan setzen. Es gibt keine Zeit, zu Beginn Absprachen zu treffen, weil die Refs ja in den Einführungstagen sitzen, der Unterricht muss dann in den Schulen irgendwie vertreten werden.
Letztlich muss ich mir als Mentorin gut überlegen, was überhaupt noch hilft und was eher als zusätzliche Belastung und Anforderung empfunden wird: Ich muss schon so viel fürs Seminar machen und nun will die Mentorin auch noch, dass ich...
Gleichzeitig sieht die Mentorin ggf. die Verantwortung für die konkrete Ausbildung oder Rückmeldung hinsichtlich des Unterrichtens und möchte hier Impulse setzen, die aber auch "Arbeit" oder "Mehraufwand" bedeuten können.
Tatsächlich wird dann auch noch aktive Mitarbeit in den Schulen gefordert, was ebenfalls schwammig ist, aber auch seit Jahrzehnten dazu führen kann, dass man den Refs die Sammlung, den neuen Schulplan oder die Organisation des Schulfestes aufs Auge drückt.