Hallo Buntflieger,
ich würde gerne antworten, einiges wurde schon von anderen gesagt, anderes fällt unter den Tisch, weil sich die Diskussion dreht.
Jede einzelne Äußerung zu zitieren wäre möglich, aber wird dann schnell zum Klein-Klein.
Ich verstehe nicht, warum das Gymnasium "leistungsbezogene Schulart" sein soll. Was sind denn die anderen Schulen? Ist das, was dort erfolgt, keine Leistung?
Offenbar kommen wir zwei nicht auf einen Zweig, wenn schon bei Grundzügen von Schule und Unterricht ganz unterschiedliche Vorstellungen und Einschätzungen und offenbar auch Begrifflichkeiten vorherrschen.
Auf der Suche nach eindeutigen Kriterien für die Bewertung im Ref bist du zu der Meinung gekommen, dass Pädagogik empirisch sein soll.
Andererseits stellst du selbst fest, dass nur so getan würde, als sei Unterricht objektiv zu beurteilen:
Mich regt auf, dass in der Regel so getan wird, als könne man Unterricht annähernd objektiv beurteilen, obwohl jeder weiß, dass dem nicht so ist. Gute Prüfer/Ausbilder berücksichtigen das; wenn man Glück hat, hat man gute Ausbilder/Prüfer.
Die Kriterien sind nicht greifbar/eindeutig genug.
Wir sind im Lehrerberuf in einem sehr praktischen Beruf (zum Glück), der angewiesen ist auf Klarheit und greifbare Kriterien. Diese können wir am effektivsten/zuverlässigsten durch eine empirische Vorgehensweise der Bildungsforschung gewährleisten.
Meiner Meinung nach ist es eher so, dass es eine derzeitige Mode ist, das alles empirisch und valide geprüft sein soll, damit man von Erfolg sprechen darf,
parallel zur Finanzierung von Forschungsvorhaben. Darüber verändert sich Wissenschaft, sie wird aber nicht "wissenschaftlicher " oder "professioneller" dadurch.
Zum einen wird dann nach Studien gerufen, zum anderen müssten diese aber vergleichbar sein und können nur das vergleichen, was messbar ist, was auch Einfluss auf Forschungsrichtungen nimmt.
Die Studien sind so aufwändig, dass es Menschen braucht, die sich allein damit beschäftigen, weil sie forschen und veröffentlichen. Das ist in anderen Wissenschaften auch so.
Gleichzeitig wird kritisiert, dass diese Forscher keine Ahnung von Unterricht haben und im Elfenbeinturm sitzen, weil sie selbst nie in den Klassen unterrichtet haben.
Während also Forscher anderer Fachbereiche sich ihrer Arbeit widmen sollen, werden Forschungen und Ergebnisse in der Pädagogik einerseits gefordert und andererseits in Abrede gestellt.
Sind dann die Studien abgeschlossen und Ergebnisse formuliert, werden sie verallgemeinert und auf alle Lerngruppen aller Altersstufen übertragen,
weil das Ergebnis ja "empirisch" ist.
DAS wird dann zudem als "professionelle" Arbeit dargestellt.
Ist es das?
Für mich ist es das nicht.
Wenn ich meine Lerngruppe nicht im Blick habe, helfen mir irgendwelche Studien nicht. Da ist das Beispiel Methodenvielfalt exemplarisch.
Wenn man "Methodenvielfalt" nur noch als isoliertes Stichwort betrachtet und nicht kommuniziert, was darunter zu verstehen ist, bleibt der Erfolg aus, der sich bei wechselnden Methoden einstellen kann.
Es ging nie darum, möglichst viele Methoden zu zeigen, allein um ihrer selbst willen.
Es geht aber eben auch nicht darum, genau 3 oder 7 zu zeigen, weil deren Erfolg in einer Studie empirisch belegt wurden.
Und so wenig eindeutig, wie es für Methoden ist, die dann auch noch entsprechend der Fächer, der Klassen, der Altersstufe anders sind,
ist es für die anderen Belange der Ausbildung eben auch.
Empirie kann Pädagogik Anhaltspunkte liefern, man sollte sich aber als Pädagoge nicht hinter der Empirie verstecken und sich dabei einreden, dass dies dann professionellere Arbeit sei.
Und gerade weil das schwierig und wenig greifbar ist, gilt dies auch für die Beurteilung von Unterricht und auch für die Beurteilung von Lehrkräften.
Dennoch erlebe ich nicht, dass dies der Willkür Tür und Tor öffnet.
Anforderungen und Kriterien ändern sich in Studienseminaren, im Kern ist aber vieles gleich geblieben, allerdings bemüht man sich meiner Meinung nach zunehmend um Transparenz in der Beurteilung.