Ich habe, nachdem das "Classcraft" im anderen Forum aufkam, versucht zu recherchieren und da gab es einen interessanten Artikel.
Habe ich auch gemacht und bin vielleicht auf ähnliche Berichte gestoßen.
Interessant war ein als Versuch dargestellter Bericht von Klasse und Lehrkraft auf dem Jahr 2014, wo unterschiedliche Bewertungen abgegeben wurden.
Letztlich habe ich es inhaltlich jetzt so verstanden, dass Mitarbeit und Hausaufgaben bewertet und belohnt werden und das über ein Spiel-Setting, sodass es interessanter erscheinen soll.
Neben den Hinweisen auf Datenschutz und Spielsucht frage auch ich mich, was daran anders ist als die üblichen "Programme" zur Einflussnahme auf das Verhalten der SuS, eben Smiley, Sternchen u.a., die schon in der Grundschule eingesetzt werden.
Aber ich frage mich immer noch, wie die Leute dann zu den äquivalenten analogen Methoden stehen?
Bspw. das von mir genannte Smiley-Rennen. Gibt es ja auch noch in ganz anderen Formen.
Und um hier auch für Buntflieger in die Bresche zu springen: Ich habe ja nun auch schon viel Unterricht von vielen verschiedenen Personen gesehen. Alte und junge, erfahrene und unerfahrene Lehrkräfte. Ich würde behaupten, jede einzelne davon hat mit Gruppendruck gearbeitet. Sei es durch Belohnungen für Gruppentische ("Der Tisch, der am schnellsten fertig ist, kriegt einen Stern.") oder durch das Loben für die ersten Kinder, die beim Schweigefuchs helfen ("Lara hilft mir. Timo ist auch schon fertig. Danke Lukas.").
Diese Sachen werden hier und da empfohlen, das bedeutet nicht, dass man sie einsetzen muss. Aber offenbar ist Gruppendruck immer noch verbreitet und bei einigen gern gesehen.
Ist es Gruppendruck, wenn man einzelne Kinder lobt?
Oder ist es erst dann Gruppendruck, wenn man über die Gruppe soziale Kontrolle erwirkt, weil man nur als Gruppe Ziele erreicht?
Sind heterogen zusammengestellte Gruppen für Gruppenarbeiten das gleiche oder ist es ein probates Mittel, da sich SuS gegenseitig ergänzen oder auch erziehen?
Die Fragen finde ich wichtig, man sollte sie für sich selbst reflektieren und vielleicht ist das ein oder andere nicht so offensichtlich, wie andere es denken oder sehen.
Mir persönlich sind diese Smiley-Aktionen übrigens oft "zu viel".
Die Aufwendung an Zeit im Unterricht muss dabei recht gering sein. Nichts nervt mich mehr, als am Ende einer jeden Stunde 5 min lang für die komplette Klasse Sternchen in Listen eintragen zu müssen. Danke, da spiele ich als Fach-Lehrkraft nicht mit, da muss die Klassenlehrkraft alleine durch.
Natürlich möchte auch ich, dass die SuS mitarbeiten und ja, auch ich arbeite zeitweise mit Belohnungssystemen - ja, Stempel, gerne, und anderes, was aber in der Regel individuell ist, meint: jedes Kind hat die Möglichkeit, durch eigenes Zutun die Belohnung zu erhalten, egal, was die anderen SuS machen, tatsächlich auch mal mit individuellen Zielen.
Gruppendruck entsteht dann, wenn sich die SuS miteinander vergleichen und so, wie die anderen, belohnt sein möchten.
Aber auch da ist in meinem Kopf die Frage, ob das sein muss.
Immer mehr Kinder wachsen mit diesen Vorgehensweisen auf, ein This-for-that in der Erziehung. Ob es das schon immer gab?
Aus "Wenn du deinen Teller leer gegessen hast, bekommst du Nachtisch" ist ein "wenn du 2 Seiten gelesen hast, darfst du 5 min am Handy daddeln" geworden oder auch "wenn du jetzt leise bist, kaufe ich dir später ein teures Lego-Teil".
Dabei sind manche Belohnungsszenarien ganz schön überzogen, finde ich, und zu früher vermutlich kommerzialisierter und mehr an Freizeitverhalten orientiert, dass man darüber forciert: Man muss sich persönlich mit teuren Dingen oder außergewöhnlichen Aktionen belohnen, dafür, dass man im Alltag ganz normale Aufgaben bewältigt.
Smiley-Pläne als Rückmeldung über das Verhalten können mit klar umrissenen Zielen sehr wirksam sein, aber diese setze ich sehr dosiert ein, eben bei sehr auffälligen SuS, und beginne nicht, für jedes Kind nach jeder Stunde für 2-4 Ziele Zeichen zu setzen.
Und ich habe immer den Eindruck, dass man darüber mehr und mehr vermittelt, dass man sich nur dann gut verhalten muss, wenn man dies auch belohnt bekommt. Dann sagt das Kind: "Was kriege ich dafür, wenn ich xxx erledige?", obwohl das eigentlich eine Selbstverständlichkeit sein sollte, dass es gemacht wird.