Auch ich habe Kinder mit diesen Diagnosen in verschiedenen Klassen.
Diagnostiziert wurde von der Pädaudiologin und tatsächlich ist es ein Kampf, das dieses ärztliche Gutachten schulischerseits anerkannt wird.
An vielen Stellen denke ich: Warum?
In der Regel stellen die Diagnose ja auch nicht 'normale' HNO-Ärzte, sondern Pädaudiologen.
Warum zählt das Gutachten eines Pädaudiologen nicht? Warum muss eine FöS Hören selbst Tests durchführen?
Führen andere Schulen auch eigene Tests durch, wenn es z.B. um die Diagnose von Erkrankungen geht?
Das Feststellen von Teilleistungsschwächen ist in den BL unterschiedlich geregelt, in manchen benötigt man ein Attest, in anderen nicht, so kann man nur mit oder auch ohne diese einen Nachteilsausgleich ansetzen.
Ohne IQ-Test gibt es in aller Regel nicht einmal einen Termin bei uns.
Warum kann eine FöS Hören, die Lehrkräfte mit dem Schwerpunkt "Lernen" im Team haben, diese Testung nicht vornehmen?
Warum kann eine FöS Hören die Art des Tests vorschreiben, während dies andere Förderschulen nicht tun?
Kann ich mir als Lehrkraft auch Testungen wünschen, die an anderen Schulen dann jemand durchführen muss?
Warum benötigt man diese Testung?
Man kann doch auch blind und taub sein.
Kann man nicht auch hörbeeinträchtigt UND lernbeeinträchtigt oder gar geistig behindert sein?
Haben Kinder mit einer Einschränkung im Lernen keinen Anspruch auf eine Förderung in anderen Bereichen?
Liegt ein Förderschwerpunkt Lernen oder ADS/ADHS vor, ist eine AVWS auch ausgeschlossen.
Kann man taub sein UND ADHS haben?
Warum kann ein Kind mit ADHS nicht auch AVWS haben?
Wer legt das fest?
Warum ist das so festgelegt?
Es gibt z.Z. keine normierte Testbatterie zur AVWS-Diagnostik für Kinder älter als 10 Jahre. Ob das eine echte AVWS oder nicht ist, wird dir im Moment niemand mit Gewissheit sagen können. Das ist für alle sehr unbefriedigend.
Insgesamt muss man natürlich sagen, dass AVWS ein Konstrukt ist. Wenn eine bestimmte Anzahl an Teilbereiche der auditiven Wahrnehmung/Verarbeitung auffällig sind, kann die Diagnose gestellt werden. Bei Auffälligkeiten in weniger Bereichen liegt per definitionem keine AVWS vor, auch wenn die Schwierigkeiten evtl. mehr Auswirkungen auf schulisches Lernen und Alltag haben oder stärker ausgeprägt sind.
Das ganze Feld ist ja noch ein Entwicklungsgebiet.
Dadurch, dass alles so ungewiss ist, kommt die Ausgrenzung oder Abgrenzung einer Verweigerung von Hilfen gleich.
Die SuS erhalten einfach NICHTS, weil sie nicht in das von der Förderschule selbst festgelegte Testschema passen und ärztliche Testungen nicht anerkannt werden.
Auch ich nehme wahr, dass diese SuS erhebliche Schwiergkeiten haben, am Unterricht teilzunehmen.
Die LRS-Förderung ist aber das Beste, was sie draußen in der Inklusion bekommen können.
Am Ende müssen die (Klassen)Lehrkräfte in der Inklusion der Regelschule irgendetwas konstruieren, um das Kind überhaupt beschulen zu können.
Dann ist es vermutlich ein Nachteilsausgleich LRS.
Einen Anspruch auf den Besuch einer FöS Hören haben diese Kinder nicht, ihnen wird ja der Unterstützungsbedarf Hören versagt.
Einen Anspruch auf andere Hilfen haben sie auch nicht, auch wenn ihre Wahrnehmung eingeschränkt ist und ihnen deshalb die Kommunikation mit anderen sowie die Teilhabe erschwert ist.
Somit sitzen sie in der Regelklasse, es gibt keine kleine Lerngruppe, keine zusätzlichen Förderstunden, kaum Möglichkeiten, mit diesen Kindern an ihren Schwierigkeiten bzw. deren Kompenstation zu arbeiten.
Letztlich ist dann die Frage, ob sie in einen Unterstützungsbedarf Lernen rutschen, weil sie ständig dem Unterricht nicht folgen können, darüber vieles nicht mitbekommen, aber ebenso über Jahre keinerlei Hilfen erhalten (können), sodass ein Lernrückstand entsteht, den sie nicht mehr aufholen können ... und der dann in einem Unterstützungsbedarf Lernen endet.
Es soll gar nicht darum gehen, bestimmte Diagnosen zu "bedienen", aber bei bestimmten Störungsbildern gibt es bewährte Hilfemethoden, die bei vielen Betroffenen funktionieren.
Auch das scheint ein "Entwicklungsgebiet" zu sein.
Somit greift man auf das zurück, was man sich als Lehrkraft an der Regelschule selbst erschließt
und nutzt das, von dem man meint, dass es Erfolg haben könnte oder die Teilhabe erleichtert.
Es mag in anderen BL besser sein, aber in meinem BL bräuchte es erhebliche bessere Hilfestellungen für Lehrkräfte in der Inklusion,
sodass man in kürzester Zeit die wichtigsten Informationen für unterschiedliche Störungsbilder abrufen kann,
einschließlich möglicher Hilfen, Hilfsmittel wie Methoden,
was nicht nicht allein auf AVWS oder Sprachstörungen bezieht, sondern auf die gesamte Breite der zusätzlich zu berücksichtigenden Auffälligketen.