Natürlich hat man die Zeit dafür. Das haben wir (meine Mitreferendare und ich) auch alle gemacht, das machen und auch diejenigen, die im Studium gar keine Didaktik und Pädagogik hatten, haben sich da eingearbeitet. Man muss die Kirche auch mal im Dorf lassen. Wir haben die ersten 3 Monate hospitiert und danach stufenweise mehr unterrichtet.
Anscheinend hattest du ein lässiges Ref.
Als ich ins Ref ging, gab es bei uns tatsächlich auch noch die 3monatige Phase ohne eigenverantwortlichen Unterricht. DAS war sehr schnell danach rum. Heute ist es so, dass die Referendare gleich zu Beginn theoretisch 6 Stunden eingenverantwortlichen Unterricht erteilen - mit allem, was dazu gehört (Differenzierung, Inklusion, Notengebung). Manchmal bekommen Schulen mit Lehrkräftemangel Referendare, dann haben diese gleich noch ein paar Stunden mehr, die sie allein absolvieren, da keine Lehrkraft frei ist, sie zu begleiten. Zudem beginnt man nicht mehr mitten im Jahr, sondern jeweils zum Halbjahr und hat auch gleich Verpflichtungen im Seminar und Unterrichtsbesuche.
Die Ausgangsfrage war, wo die Menschen, die keine Didaktik oder Pädagogik im Studium hatten, ihr Wissen her bekommen.
Wer im Studium nicht aufgepasst hat, sollte seine Prüfungen nicht bestehen können und nicht zum Ref zugelassen werden.
Bleibt noch die Einarbeitung der Quer- und Seiteneinsteiger. Da gibt es Bundesländer, die vorab Kurse anbieten, andere lassen das.
Letztlich ist es eine mangelhafte Ausbildung, wenn man z.B. zu Beginn des Refs den Unterschied zwischen Methodik und Didaktik nicht kennt oder keine grundlegende Planung erstellen kann.
Es geht um die Anteile, die man als Lehramtsstudent im Studium hört.
Bei uns war es nicht viel mit "hören" und "sitzen", das meiste waren Seminare und es brauchte aktive Mitarbeit.
Auch der Praxisanteil war damals schon hoch, inzwischen ist er es an sehr vielen Unis, es ist sogar ein komplettes Semester hinzugekommen, in dem die Studierenden in die Schulen gehen, hospitieren, unterrichten und auch Besuche absolvieren.
Es wir einfach immer weniger und unserer Referendare wissen immer weniger, können aber Vor- und Nachteile der Methode Gruppenpuzzle aufzählen.
Dann haben sie ja offenbar mehr gelernt, als du erwartet hattest, und nicht weniger, kennen unterschiedliche Methoden und haben gelernt, diese entsprechend der Inhalte und Zielsetzungen auszuwählen.
Mein Studium ist inzwischen zu lang her, als dass ich sagen könnte, dass ich mehr oder weniger in den Fachwissenschaften erlernt hätte, als die, die nun in die Schulen kommen. Auch ändern sich Lehre und Forschungsschwerpunkte, Neues kommt hinzu, das sollte doch gerade in den Naturwisschenschaften noch viel deutlicher sein, als in anderen Fächern, wo es nicht so offensichtlich ist.
Ich stelle fest, dass sie sehr viel Rüstzeug mitbringen, sehr engagiert sind und das Team bereichern.
Als BerufsanfängerInnen werden sie nicht alles können und wissen.
Lehrer sind, zumindest grundsätzlich, keine Pädagogen.
Nein? Was denn? Abgebrochene, unfertige Fachwissenschaftler?
Warum kann man Lehramt nicht als interdisziplinären Studiengang anerkennen, in dem man unterschiedliche Wissenschaften miteinander verbindet?
Warum muss man einen Nachteil suchen, wenn sich Studierende in mehrere Fachgebiete einarbeiten und dies in einem Beruf gewinnbringend zusammenführen?