Meine Beobachtung ist, dass der Übergang durchaus schwierig ist, aus unterschiedlichen Gründen.
Die SuS kommen aus der Grundschule und es wird ganz allgemein stimmen, dass man sich dort sehr viel intensiver um das Drumherum kümmert, was nun wegfällt, sodass im Gym eine andere Selbstständigkeit erwartet wird. Selbst wenn es die Selbstständigsten sind, die wechseln, was nicht immer so ist, auch Chaoten schaffen gute Leistungen, ist die Orientierung in einem oder mehreren großen Gebäuden mit viel mehr SchülerInnen etwas anderes als das System einer Grundschule.
Ich sehe es absolut nicht als meine Aufgabe an, ihnen erst beizubringen, Hausaufgaben ins Hausaufgabenheft abzuschreiben und ihren Ranzen zu packen...!
Sollte man erwarten können, stimmt. Gleichzeitig ist es im System Grundschule so, dass man immer dazu anhalten muss und immer kontrollieren muss, wenn man alle Kinder erreichen will. Somit bekommen auch die späteren Gymnasiasten die Anleitung zum Taschepacken und die x. Erklärung für gleiche Sachverhalte. Wenn es in Klassen gut läuft, ist es eher so, dass die Kinder aus Elternhäusern kommen, in denen Bildung und Schule einen sehr hohen Wert haben und die Eltern alles selbst genau unterstützen und kontrollieren. Das wird aber am Gym sehr viel schwieriger.
Genauso kennen sie es oft aus Mathe nicht, dass Aufgaben in Klausuren drankommen, die nicht vorher genauso, nur mit anderen Zahlen, im Unterricht behandelt worden sind.
Aufgabenstellungen sind womöglich unterschiedlich, das sind sie schon je nach Lehrkraft, aber vernünftig gestellte Klassenarbeiten haben schon in der Grundschule neue Aufgaben mit Herausforderungen. Nur mit deren Punktzahl ist die 1 zu erreichen, bei der 2 wird es ohnedies schwierig. Allerdings kann man auch mit 3 oder 4 auf das Gym wechseln.
Die hier vorher getägtigte Aussage, dass viele Kinder am Gymnasium zum ersten mal wirklich lernen müssen, kann ich absolut unterschreiben. Das sind oft Kinder, die mit Einsen und Zweien von der Grundschule kommen, ohne, dass dafür besondere Anstregung erforderlich gewesen wäre.
Diesen Eindruck kann man aus Sicht der Gymnasien gewinnen, weil man eine bestimmte Art des Lernens vor Augen hat oder diese als „richtiges Lernen“ definiert. Und es stimmt, dass Begabte SuS in der Grundschule vieles im Vorbeigehen mitnehmen können, zumal immer wiederholt wird, weil es für andere SuS zwingend notwendig ist.
Es stimmt aber auch, dass in Grundschulen häufig differenziert wird und man für diese SuS Materialien bereithält, die sie durchaus fordern.
Vielleicht ist das ein Punkt, den man auf Vorstellungselternabenden deutlicher benennen sollte, statt das musikalische Angebot zu Preisen: Gym bedeutet bis heute, dass man als Kind bereit sein muss zu pauken und nachmittags viel zusätzlich zu lernen, weil Inhalte am Gymnasium nur einmal erklärt und dann als bekannt vorausgesetzt werden.