Zur Benotung in Österreich und wie diese festgelegt wird, kann ich nichts sagen. Als Lehrkraft in Österreich hast du da selbst sicher mehr Einblick und weißt, wo dies im Schulrecht verankert ist.
und ob andere auch das Gefühl haben, dass man so Talente verliert die in höheren Stufen erst ihr Potenzial voll nützen würden.
Meiner Meinung nach hast du die Sichtweise des Kindes gehört, dass sich vielleicht zu Unrecht benotet sieht. Über das, was wirklich im Unterricht geschieht, weißt du weniger.
Mir gefällt nicht, dass du den Lehrkräften pauschal absprichst, das Kind fair zu bewerten, weil du selbst die Noten nicht angemessen findest, die aber darstellen, was das Kund im Unterricht erbracht hat.
Ob der Schüler mehr Potential hat und dies später in der weiterführenden Schule ausschöpfen kann, können wir nicht beurteilen.
Wenn die Bewertung in weiterführenden Schulen auf anderer Grundlage erfolgt, z.B. eine höherer Anteil der Tests, würde sich die Note ggf. ändern. Aber die Notengebung ändern zu wollen, weil sie nicht die Möglichkeiten des Kindes abbilden, finde ich verquer.
Angenommen, deine Einschätzung des Kindes stimmt, dann müsste man jetzt darauf verweisen, dass das Kind sein Potential nicht ausschöpft, fragen, warum das so ist, und überlegen, wie man beim Kind eine Änderung erwirken kann.
Das ist, je nach Kind, mehr oder weniger schwierig. Das Kind ist 9 Jahre alt, es kann vieles noch nicht überblicken, die Eltern müssen mit ins Boot, haben aber vielleicht auch schon etwas unternommen, von dem du gar nichts weißt. Mit den Lehrkräften müsste man sprechen und ausloten, ob weitere Möglichkeiten gesehen werden und ermöglicht werden können.
Und ja, manchmal habe ich das Gefühl, dass Kinder mehr Talente haben, aber dass sie in der Schule ihre Fähigkeiten nicht entsprechend einbringen können, obwohl man alles mögliche bedenkt, anbietet, versucht. Wenn das Kind die Leistungen, die gefordert sind, trotz aller Maßnahmen nicht erbringt, kann ich doch keine besseren Noten vergeben, weil ich mir wünsche, dass es dadurch die Leistungen dann später mal erfüllt.
Dreh doch deinen Blickwinkel man um: Wie reagierst du, wenn die Klavierlehrerin einer deiner Azubis zu dir kommt und dir sagt, du würdest einen Schüler falsch bewerten, der bei dir insgesamt im mittleren Notenbereich steht. Der Schüler sei aufgeweckt und umgänglich und würde herausragende Fortschritte beim Klavierspiel zeigen.