Beiträge von Palim

    Aber die Grundschullehrer sehen, was kommt.

    Ja, aber man sieht eben immer nur den Einzugsbereich, man weiß, warum die Schüler:innenschaft so oder so zusammengesetzt ist. Veränderungen ergeben sich über Jahre, hängen aber auch an Faktoren, die hier nicht mitgedacht sind, Mediales, Arbeitssituation, Veränderung von Wohngebieten,…

    Auch die Einstellung zu Bildung und Erziehung ganz allgemein hat sich verändert, nicht bei allen, aber ich weiß nicht, ob es an der veränderten Elternschaft liegt, die sich wiederum aus anderen Aspekten gewandelt hat.

    Hinzu kommt der Umgang mit Inklusion, aber auch Umgang mit Schwächen, Schwierigkeiten, chronischen Erkrankungen, da öffnet sich Schule, das ist an sich gut, es trifft aber auf unterschiedliche Anspruchshaltungen oder Erwartungen und ist nicht gut abgestimmt auf die Ressourcen und darauf, dass Öffnung oder Hilfe oder Nachteilsausgleich ein Ausgleich sein soll, kein Ersatz.

    Man sieht vieles, fördert vieles, danach gehen die Schüler:innen weiter an andere Schulen mit anderen Möglichkeiten.

    Ich frage mich, wie die Leistungen der Schüler:innen von vor 20 Jahren mit heutigen Anforderungen wären. Ein Fall von Förderbedarf Lernen hängt mir nach, heute würde das Kind die Schule nicht wechseln und man hätte mehr Möglichkeiten, dem Kind entgegen zu kommen und das, was es kann, zu würdigen. Bei anderen Kindern frage ich mich, warum es damals so schwierig war, aber die Inhalte sind nur in Teilen anders. Wer Grundrechenarten vor 20 Jahren nicht gelernt hat, hätte es heute auch schwer. Sicher habe ich über Jahre dazu gelernt, kenne eine Menge Möglichkeiten, differenziere erheblich mehr, aber Schwierigkeiten beim Lesen, Schreiben, Rechnen ziehen sich durch.

    ob man einfach mehr Inklusionskinder hat oder die Lehrkräfte einfach nur mehr melden.

    Melden ist so extrem aufwändig, das macht keiner freiwillig.

    Wir hatten schon immer Inklusionskinder, aber früher gingen sie nach der 2. Klasse. Das System ist flexibler und ermöglicht erheblich mehr zieldifferente Beschulung und man geht auch weit mehr auf andere Schwierigkeiten ein. Da fehlt ein Ausgleich.

    Dass man zudem die Bedingungen auf das zurücksetzt, was vor der Inklusion galt (melden erst Mitte 2, viel zu wenig zusätzliche Stunden), ist erbärmlich und hat mit Inklusion wenig zu tun.

    Wenn Du dir mal aktuellen Vorgaben ansiehst, merkst Du sehr schnell, dass man die Zahl der Kinder mit Förderbedarf (politisch) reduzieren will.

    Ich wüsste wirklich gerne, was sich unser RZI ausgedacht hat (halbjährlicher Wechsel, ständig Neuerungen), was sich OS ausgedacht hat und was wirklich Erlass ist. Dazu bräuchte ich Vorgaben aus z.B. Hannover oder Lüneburg.

    Auf Förderbedarf "Lernen" kannst Du i.R. erst in der dritten Klasse testen. Dann kommt der Förderbedarf erst in der vierten Klasse zu tragen.

    Das ist bei uns anders, die Vorgaben sagen, dass man zum 2. Halbjahr der 2. Klasse testen darf.

    Die neuen Vorgaben sehen vor, dass man bis dahin unendlich viele Dokumente zusammentragen muss. Das Gutachten zu Klasse 3 ist notwendig, wenn man weiterhin die Note aussetzen will.

    Alles andere ist "Differenzierung".

    klappt bei euch? Super! Ich dachte, dass Du immer über fehlende Lehrkräfte und Unterstützung bei euch berichtet hast.

    Ja, wolltest du ja nie hören. Wir sind zur Abwechslung mal besser versorgt... solange es dauert. Förderschullehrkräfte sehen wir selten, mal sehen, was das neue Jahr bringt.

    Das hört sich in der Theorie alles super gut an. Wie mache ich das nun konkret?

    Differenzieren.

    Nehmen wir mal an, dass ich eine erste Klasse habe und die Mehrheit der Kinder große Lernprobleme. An ein Unterricht nach Lehrplan ist nicht zu denken.

    Der Lehrplan sieht Differenzierung vor, du arbeitest mit den Kindern an den Vorläuferfähigkeiten und an den üblichen Inhalten, sodass sie möglichst weit kommen.

    An ein Unterricht nach Lehrplan ist nicht zu denken. Förderschule Lernen gibt es natürlich nicht mehr und eine Klasse wiederholen bringt oft auch nur kurzfristige Besserung.

    Du kannst einen Förderplan festsetzen, der die Differenzierung benennt oder Nachteilsausgleiche setzen, das ich nicht von einer Benotung abhängig.
    Wenn du der Meinung bist, dass es auf einen Förderbedarf hinaus läuft, bleibt dir in NDS die Differenzierung über 18 Monate und das Sammeln von Belegen.

    Ein Förderbedarf Lernen ist bei den meisten Kindern auch nicht angebracht. Diese Kinder haben oft kein Problem mit dem Lernen oder der Intelligenz. Ihnen fehlt das häusliche Umfeld, Förderung und sprachliche Defizite. Also was mache ich?

    Ob das ein Unterstützungsbedarf ist, zeigt sich über das Gutachten.
    Wenn eine Wiederholung neben den anderen Maßnahmen auch keine Besserung bringt, sollte man es überprüfen.


    Bei sprachlichen Defiziten kannst du dir

    a) Beratung zum Bereich Sprache (DaZ) holen oder

    b) die Kinder nach DaZ-Vorgaben beschulen, da sind die Fristen ausgesetzt oder

    c) über die Beratung bzw. Im Rahmen des Gutachtens eine Überprüfung der Herkunftssprache vornehmen lassen.

    Bis dahin: Differenzierung.

    Diese Kinder gehen doch ohnehin nicht auf das Gym.

    Ich weiß, dass viele, wirklich viele Eltern sich in Klassen 4-7 beklagen, dass sie für ihre Kinder zu Hause Lesekisten basteln und Vortragsplakate gestalten und die Kinder gleichzeitig keinen geraden Satz schreiben können.

    Ich dachte, das liegt daran, dass sich die Lehrkräfte Arbeit ersparen, so müssen nämlich keine Aufsätze mehr korrigiert werden und die Arbeit haben die SuS, bzw. deren Eltern.

    Nein, das liegt daran, dass es Änderungen in den Curricula gab, man muss fachspezifische Lernaifgaben bewerten.
    Daraus wurden Lapbooks und anderer Bastelaufgaben, man kann aber auch Leseaufgaben, Gedichte aufsagen oder Aufsätze dafür nehmen.


    Auch ich sammle solche Aufgaben in allen Fächern ein, sodass sie nicht zu Hause bearbeitet werden können.

    Dafür muss man sich dann vorwerfen lassen, man würde den Kindern die Noten kaputtmachen. :weissnicht:

    Welche Berufsstände sollten dann deiner Meinung nach zukünftig personell geringer ausfallen, um Kapazitäten für zusätzliche Erzieher (m/w/d) zu schaffen? Es gibt keine nennenswerten freien Kapazitäten auf dem Arbeitsmarkt - wenn, dann muss umverteilt werden.

    Woher nimmst du, dass es keine freien Kapazitäten gibt?

    Kann ich nicht erkennen, aber ich kann auch nicht erkennen, dass in Deutschland attraktive Arbeitsplätze im Bereich Bildung geschaffen werden. Es ist doch günstiger, ungelernte Kräfte zur Aufsicht einzustellen.

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