Beiträge von Birgit

    Ich gebe im Unterricht nicht viel Privates von mir preis.


    Und welche Kurs-/Klassengrößen sind üblich? (Das hängt vermutlich auch wieder nicht nur vom BL, sondern den zahlreichen anderen Faktoren ab.

    Zum oberen Satz: Das muss natürlich letztendlich jede*r selber wissen. Ich bin immer ganz gut damit gefahren, dass Schüler*innen durchaus auch viel Privates von mir wussten. (Ich habe immer als erstes meinen Namen und meine (private) Handynummer und Mailadresse an die Tafel geschrieben und natürlich redet man immer mal auch über privaten Kram.)


    Zudem wussten sie auch immer, dass ich für Ihre Sorgen, Ängste, Probleme ein offenes Ohr hatte und dass es eben nicht nur um Unterricht und Abschlüsse geht, sondern darum, wie man miteinander umgeht etc. Das mag in Klassen des dualen Systems weniger wichtig sein als in der Berufsvorbereitung, aber in manchen Klassen verbringt man durchaus auch viel Zeit mit Klärung von Grundsätzlichem und mit viel Beratung (auch einzelner Schüler*innen). Ich habe das aber nie als Nachteil der Schulform empfunden. Ich habe Beratung etc. immer lieber gemacht als Selektieren von Schüler*innen für den Arbeitsmarkt.

    Und ja: Ich bin auch durchaus schon bei Schlägereien dazwischen gegangen.


    Zum zweiten Satz: Das kann sehr variieren. Ich hatte Klassen mit über 30 und Kurse (zum Beispiel im Leistungskurs) mit 11 beim Abitur.


    Gerade am Berufskolleg ist richtig toll, mit wie vielen unterschiedlichen Menschen und Unterrichtssituationen mit unterschiedlichstem Niveau man zu tun hat. Das macht es fachlich und menschlich super spannend und abwechslungsreich. Und gerade in Klassen mit Problemen und Ärger etc. ist die Ehrlichkeit und Authentizität selbst in fetten Streitigkeiten sehr angenehm, finde ich.


    Und: Humor hilft immer!

    Interessant wäre zB. auch die angestrebte Fächerwahl, um etwas genauer antworten zu können. Der Korrekturaufwand kann schon erheblich abweichen.


    Und geht es Dir mehr um solche Fragen wie den Arbeitsaufwand oder mehr um soziale Belange (also welche Schüler*innen einem so begegnen, ob es Auseinandersetzungen gibt, wie viel Beratungsaufwand man benötigt neben dem Unterricht etc.)?

    Dabei sollte man aber nicht vergessen, dass die Beurteilung des Schulleiters ein ziemlich großes Gewicht hat - zumindest kenne ich es so.


    Und: Kann man denn einfach die Schule wechseln? So mittendrin?

    Zu 1: Ja, aber das macht halt auch deutlich, welche Machtstrukturen vorhanden sind. Klar muss man abwägen, welche Auseinandersetzungen sinnvoll sind. Nichtsdestotrotz hat halt auch eine Schule Verpflichtungen als ausbildende Institution gegenüber Referendar:innen und offensichtlich werden sie dem in keiner Weise gerecht.


    Zu 2: Das weiß ich leider auch nicht, aber das Seminar bestimmt.

    Du wirst da nicht ausgebildet, sondern benutzt. Ich schließe mich den anderen Beiträgen an, dass Du dagegen vorgehen musst. Das kostet vermutlich erst einmal mehr Kraft, aber hilft Dir letztendlich, da hoffentlich weg an eine andere Schule gehen zu können. (Und hilft auch zukünftigen Referendar*innen.)

    Ich glaube auch echt nicht, dass das irgendetwas darüber aussagt, ob Du für den Beruf geeignet bist oder nicht. Niemand in Ausbildung (und auch danach) sollte so alleine gelassen werden. Hast Du da irgendwelche Ausbildungslehrer*innen, die taugen?

    Ich kenne mich mit dem Ausbildungssystem in BW nicht aus und die Pandemie macht auch alles etwas schwieriger, aber das alles klingt mir doch nicht nach akzeptablen Bedingungen einer guten Ausbildung. Ich denke, es ist sinnvoll, Dich mit anderen Referendar*innen zu vernetzen und auch mit jemand Vertrauensvollem aus dem Seminar zu reden. Suche nach Verbündeten und lass Dich da nicht kaputt machen.


    Und natürlich kannst Du Dich länger krankschreiben lassen. Für mich klingt das auch nach Deiner Beschreibung nach einer sehr sinnvollen Idee.

    Ich habe eine Weile auch Politik unterrichtet. Da habe ich immer etwas Zeit für aktuelle Themen eingeplant. In anderen Fächern, wenn es irgendwie sinnvoll gepasst hat oder wenn es für die Schüler:innen sehr dringlich war, halt auch außer der Reihe.

    Die generelle Kritik an Hierarchien und Machtverhältnissen verstehe ich ja. Aber ich hatte in meinen Jahren vor dem Lehramt Jobs, in denen Chefs sicher wesentlich mehr Macht hatten als ein Schulleiter.


    julia Ist das mit der Versetzung eigentlich eine diffuse Angst oder ist das konkret so akut als Problem vorhanden?

    Ich grübele in dem Zusammenhang über etwas Anderes: Ich hätte mir nicht vorstellen können, Lehrerin zu werden, wenn ich nicht ein recht grundlegendes Vertrauen in Menschen hätte. In ganz vielen Fällen in dem Job geht es doch nicht um rechtliche Belange, sondern um menschliche. Um Absprachen, um Verlässlichkeit etc. Meine Schüler:innen hatten immer direkt in der ersten Stunde von mir private Handynummer und Mailadresse. Warum kann man denn nicht mit Schüler:innen über die aktuellen Probleme und Bedenken dazu offen reden und entsprechend abklären, was für Bedürfnisse alle haben und wie man diese sinnvoll erfüllen kann?

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