PS: Morgen schlendere ich übrigens wieder ganz selbstbewusst ins Lehrerzimmer und käme nie auf den Gedanken, dass dieser Raum nur den männlichen Kollegen vorbehalten ist.
Bitte versteht mich nicht falsch: Ich bin eine leidenschaftliche Verfechterin der Gleichberechtigung und würde mich nie als "weniger wert als ein Mann" sehen (so wie es noch meine Oma von sich selbst dachte). Aber wenn ich sehe, was noch alles an Arbeit vor uns Frauen liegt, dann kann ich über die Genderdiskussionen nur müde lächeln. Das kommt mir in etwa so vor, als würde ich in einem total zugemüllten Raum mit dem Bürstchen den Staub in der Tischkante wegpolieren, anstatt erst mal den überall verstreuten Abfall aufzuräumen.
Es gibt immer noch Länder, in denen kleine Mädchen zwangsverheiratet werden oder in denen Genitalverstümmelung stattfindet - und wir in unserem fetten, reichen Land fabulieren über Gendersterne und dadurch möglicherweise verletzte Gefühle.
Da zB. trans Menschen auch hier noch harter Diskriminierung ausgesetzt sind, kann geschlechtergerechte Sprache natürlich nur einen kleinen Beitrag leisten. Nichtsdestotrotz bildet Sprache Werte ab und Menschen merken durchaus, dass sie mit einem generischen Maskulinum eben nicht adressiert sind. (Und wer sie nicht adressiert.)