Zitat
annasophie schrieb am 03.10.2005 21:59:
erstmal einige präzisere Fragen an Birgit:
Zum Thema Evaluation würde mich interessieren, wie ihr Unterricht genau evaluiert. Befragt Ihr Lehrer/Schüler, evaluieren die Lehrer Ihren Unterricht selbst? Welche Diskussionen evtl. Widerstände gibt es?
Wie arbeiten Eure Lehrerteams zusammen? Stichwort Lehrer als "Einzelkämpfer", welche Vorteile/Nachteile bringt demgegenüber Teamarbeit?
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zur Unterrichtsevaluation: Wir haben in den letzten Jahre unsere Evaluation überarbeitet. Im Moment handhaben wir es so, dass mindestens die Klassenlehrer eine (verbindliche) Evaluation in ihren Klassen nach einem halben Jahr durchführen. Hierbei werden sowohl Fragen zur Atmosphäre, zum Unterricht, zum Lehrer- aber auch zum Schülerverhalten gestellt. Der Bogen soll dazu genutzt werden, im Gespräch mit den Schülern Probleme zu erkennen und möglichst auch abzustellen. Zusätzlich können die Ergebnisse im Lehrerteam besprochen werden (hier fehlen uns aber noch Ansätze zumal hier eigentlich auch zusätzliche Angebote greifen müssten, wie z.B. Supervision (welche aber nicht finanziert wird). Bei allen Fragebogenaktionen (von denen die Ergebnisse einiger, übergreifender Fragen im Gebäude ausgehängt werden) bleibt das Problem, dass sich Ergebnisse mitteln (Bsp.: bei einem Lehrer wurde die Benotung als ungerecht empfunden, bei einigen nicht... Ergebnis meist ein Mittelwert).
Die Schüler machen solche Evaluation im allgemeinen recht gern und die Gespräche sind oft durchaus auch konstruktiv, auch mit Selbstkritik (immer beachten: bei mir ist es eine Schule, die ausschließlich im Bereich Sek. II tätig ist). Klar gibt es bei den Lehrern auch Widerstand und bestimmte kritische Bemerkungen sind auch wichtig, weil kein Lehrer in eine Abseitsposition gestellt werden soll oder abgeurteilt werden soll durch diese Befragungen.
Zusätzlich zu den Klassenlehrerfragebögen gibt es noch die Möglichkeit, dass Lehrer selbst ihren Unterricht evaluieren (dazu haben wir Material bereitgestellt). Dies geschieht freiwillig.
zu den Teams: In der Implementierung birgt die Teamarbeit zunächst Mehrarbeit. Meine Hoffnung ist aber, dass es irgendwann möglich ist, Unterrichtsplanung an Hand von Standards zusammen zu planen, so dass die Vorbereitung des Einzelnen reduziert werden kann. In Ansätzen klappt dies bei einigen Kollegen schon recht gut. Ich habe z.B. einige Kollegen und Kolleginnen, mit denen ich parallel unterrichte, so dass wir große Teile unseres Unterrichts aufeinander abstimmen, Klausuren parallel schreiben und Ergebnisse vergleichen (Klausuren auch gegenlesen lassen). Besonders in "meinem" ersten Abitur habe ich das als große Hilfe empfunden. Aber in sehr stressigen Zeiten merke ich, dass ich solche "Zusatzarbeit" einfach nicht leisten kann, um nicht selbst an meine totale Leistungsgrenze zu kommen. Ich würde mir hier mehr Freiräume wünschen (also z.B. flexiblere Stundenverteilung seitens der Bezirksregierungen), aber auch mehr Möglichkeiten in der Schule (schließlich sind zum Teil die Arbeitsbedingungen katastrophal, kaum Rechner, niedriges Kopierbudget etc.).
Ich bin allerdings auch froh, dass ich an einer recht innovativen Schule bin mit einem Chef, der viele Sachen möglich macht, die in anderen Schulen vermutlich schwieriger wären und der Engagement auch wahr nimmt und unterstützt.
So... ist jetzt doch mal etwas länger geworden.
Grüße
Birgit