Beiträge von Birgit

    Frontalunterricht lässt sich sicher nicht komplett umgehen. Auf der anderen Seite finde ich gerade die dadurch angezogene Konsumhaltung und Hilflosigkeit bei Schülern anstrengend, so dass ich so oft wie möglich vom Frontalunterricht weggehe.


    Derzeit experimentiere ich viel mit "Lernen durch Lehren".


    Grüße


    Birgit

    Habe gerade ein wenig Stress, insofern mal eben die Kurzvariante:


    Langfristig kann man natürlich auch ganz anders an die Situation herangehen. Vielleicht kann man irgendwann Aufgaben stellen, die mit der neuen Situation und anderen Medien harmonieren ;)



    Ich meine, die Dänen hätten vor einiger Zeit beschlossen, dass teilweise (also für einige Fächer) bei Prüfungen das Internet zugelassen wird.


    LG


    Birgit

    Das kommt ja wie gerufen.


    Ich stehe vor einem ähnlichen Problem, muss darüber aber erst im Juni nachdenken.


    Was haben wir nur früher ohne dieses Internet gemacht? ;)

    Meine Schüler haben von mir Handy-Nummer und Mailadresse. Ich empfinde es auch als praktisch, Kurse per Gruppenmail z.B. erreichen zu können oder Probleme mit größeren Präsentationen etc. per Mail absprechen zu können. Außerdem melden sich die Schüler meiner Klasse auch mal per SMS krank. Dann bin ich zumindest sicher, dass ich die Information auch habe (und sie nicht im Sekretariat abhanden kommt, weil dieses nicht immer besetzt ist).


    Ich habe noch keine schlechten Erfahrungen damit gemacht.

    Zitat

    Original von Jiffy


    ...wieder? Wann hatte Bildung denn je einen höheren Stellenwert in der Gesellschaft?



    Das ist derzeit doch vor allem ein deutsches Problem. In vielen anderen Ländern hat Bildung einen hohen Stellenwert. Da hat schlicht die Politik auch versagt. Wir können es auch den Medien anlasten oder wem auch immer. Am Ende werden wir es vorleben müssen, was wichtig ist. Insofern sehe ich es auch in der Verantwortung aller, dies zu ändern.


    Bildung hatte auch in Deutscholand zu anderen Zeiten mehr Stellenwert. Für die Wirtschaft ist es schlicht die einzige Chance. Wir haben hier in Deutschland nichts, keine Rohstoffe, für Produktion ist es hier zu teuer, also bleibt langfristig noch Wissen und Forschung, um wettbewerbsfähig zu bleiben.


    Die andere Sichtweise wäre, dass wir mehr mündige, selbstständig denkende Menschen benötigen aus gesellschaftlicher Sicht. Hier hängt die schon fast ketzerisch anmutende Frage im Raum, ob das denn überhaupt politisch gewollt ist....


    Sowohl internationale Studien, wie auch meine persönliche Erfahrung mit Schülern, sagt mir etwas Anderes.


    Es ist sehr leicht, nach unten durchgereicht zu werden. Der Weg nach oben ist aber durchweg schwerer (und nicht unbedingt von Leistung alleine abhängig.)


    Studien zeigen, dass die Ergebnisse von Schülern unterschiedlicher Schularten sich in in vielen Bereichen überschneiden. Beduetet: Die guten Hauptschüler sind nicht schlechter als die schlechten Gymnasiasten. Trotzdem ist ihre Chance in unserem Schulsystem deutlich geringer.


    Dies liegt unter Anderem auch daran, dass mit der Wahl der Hauptschule (teilweise auch der Realschule) psychologisch verbunden ist, dass man nicht "gut" genug für das Gymnasium sei. Dies erweist sich auch als sich selbsterfüllende Prophezeiung.


    Ich kann diese Forschungsergebnisse durch Erfahrung im Beruf stützen, weil ich im Berufskolleg Schüler aus allen Bereichen unterrichte. Viele der Hauptschüler, die bei uns landen, sind keinesfalls zu "blöd", Abitur zu machen. Sie haben schlicht den Glauben an ihre Fähigkeiten verloren.


    In diesem Schulsystem geht also so viel an Potential verloren, was ich persönlich als inakzeptabel empfinde.

    Ich finde, gerade wir Lehrer sollten noch die Möglichkeit haben, eine Vision der Schule der Zukunft entwerfen zu können.


    Vieles von dem, was dort vorgeschlagen wird, ist heute schon realisierbar (wenn man denn will), zum Beispiel eine Lernplattform, auf die sich die Schüler von jedem Ort der Welt einloggen können.


    Ich halte noch weit mehr davon für möglich, wenn man denn schaut, wie sich Schule entwickeln könnte. Der demographische Wandel könnte ja durchaus auch derart genutzt werden, dass eben geringere zu erwartende Schülerzahlen nicht dazu verwendet werden, um Lehrerstellen abzubauen, sondern um Förderung auszubauen und kleine Lerngruppen mit individuellerer Betreuung zu ermöglichen.


    Nur, weil eine derzeitige Realität noch weit von den Möglichkeiten weg ist, sollten wir doch neuen Modellen zunächst wenigstens eine aufrichtige Betrachtung ohne Häme widmen, oder?


    Es ist schlicht auch Notwendigkeit, dass Bildung mehr als gesellschaftliche Grundforderung angesehen wird und nicht als notwendiges Übel. Bildung muss in der Gesellschaft wieder einen höheren Stellenwert bekommen.


    Die Frage nach der Finanzierung solcher Visionen ist doch lächerlich angesichts der Beträge, die in die Rettung von Banken gesteckt werden. Letztendlich ist alles möglich. Die Frage ist, ob es gewollt ist.


    Es gibt diverse (auch internationale) Studien, die sehr deutlich machen, dass unser Schulsystem in dieser Form nicht funktioniert. Es selektiert zu früh, es ist nicht durchllässig (nur nach unten) und es bietet keine Chancengleichheit.
    Alle Ansätze, die versuchen, dies anzugehen, sind mir zunächst mal willkommen und diskussionswürdig.


    Es gibt weitere Untersuchungen, die belegen, was es derzeit kostet, dass Schüler Jahre wiederholen, dass außerschulische Aktivitäten nicht anerkannt werden, dass Schüler mit zu niedrigen oder gar keinem Abschluss von der Schule abgehen. Diese Folgekosten sind auf viele Jahre gerechnet weitaus höher als wirkliche Reformen kosten könnten.


    Das Problem dabei ist, dass jede politische Organisation derzeit nur kurzfristig agiert und keinesfalls eine langfristige Lösung im Auge hat. Das baden letztendlich Schüler, Eltern und Lehrer aus.

    Ich kann das arme Mädel verstehen;-)


    Ich habe Sport immer gerne gemacht, hatte aber keine tatsächliche Chance, Bälle wirklich gut fangen zu können, weil ich auf einem Auge deutlich schlechter sehen kann und somit das dreidimensionale Sehen weitgehend fehlt. Ballspiele fand ich also auch immer doof;-), weil es für Umstehende in einem bestimmten Alter vermutlich lustig ist, wenn man einen Ball voll ins Gesicht bekommt, für einen selber eher nicht.

    Rechnungswesen hat ja schlicht den Vorteil, dass es Unmengen an Büchern mit Übungsaufgaben gibt, so dass sich -wenn man zunächst die Grundlagen erarbeitet hat- für jedes Thema viele Möglichkeiten bieten, selbstständig oder in Partnerarbeit, erarbeitete Inhalte zu vertiefen.


    Ich steige meist -in Anlehnung an BWL- mit einer Problemstellung aus dem Leben ein und dann überlegen wir gemeinsam, wie man das Problem in der Buchhaltung zum Beispiel lösen kann. Dazu muss man ein wenig die verschiedenen Fächer koordinieren (BWL, unter Umständen auch IW), damit man dort eine Vernetzung schaffen kann.


    Bei den Grundlagen kann ich nicht ganz um Frontalunterricht herumkommen, weil es einfach sehr wichtig ist, gerade die Grundlagen sauber verstanden zu haben. Alles danach baut darauf auf.


    Später arbeite ich aber auch mal mit Tutorengruppen oder mit Binnendifferenzierung, weil gerade in dem Fach sehr große Leistungsunterschiede entstehen können.

    Mein Vater ist gestorben, als ich 10 war. Ich hätte es nicht gewollt, dass man darüber in der Schule redet. Ich war damals froh, dass dort keiner mich darauf angesprochen hat, weil ich damit hätte nicht umgehen können. Ich musste das mit mir ausmachen. (Da war aber auch gerade der Schulwechsel.)


    Vielleicht wäre es lieb gewesen, mich zu fragen, wie es mir geht, aber dann nicht mit der Klasse, sondern alleine. Vor der Klasse zu heulen, hätte ich furchtbar gefunden.


    Da ist aber wohl jeder anders....

    Zitat

    Original von Kiray
    Ach wäre das herrlich... Können wir nicht noch ein bisschen Panik machen? So eine Woche Verlängerung wäre so richtig nach meinem Geschmack: Hübsch langsam ins nächste Schuljahr, bisschen planen und vorbereiten. Das wärde mir gefallen!!! :)


    Kannst ja einen Kurztrip nach Malle buchen;-)

    Ich halte das für eher unwahrscheinlich. Und wenn schon frei wäre, dann vermutlich auch für Lehrer. Die Kollegen, die aus "Malle" mit der Schweinegrippe zurückkommen, müssen ja nicht auch noch die gesunden Kollegen anstecken. Eine Konferenz bei uns würde da schnell mal eine größere Menschenansammlung platt machen. Und wenn die alle weitere Leute anstecken, ist die Pandemie auch nicht mehr zu stoppen.


    Ich denke aber auch, dass Panikmache fehl am Platze ist. Es ist vermutlich wahrscheinlicher, dass wir irgendwann Schulen schließen müssen, wenn erst einmal ein paar Fälle in diesen Schulen auftreten (es gibt ja Ärzte, die vermuten, dass die große Welle erst im Herbst kommt.)

    Bei uns ist meist "irgendwann" dann, wenn die Höchstverweildauer überschritten wurde;-) (Die Fehlstunden hängen ja gelegentlich auch mit einem entsprechend schlechten Zeugnis zusammen.)

    Ich glaube, wir handhaben das weniger hart. Ich frage mich halt auch immer, was mit den Leuten passiert, wenn sie ausgeschult werden. Welche Chancen haben sie dann noch?


    Irgendwann ist dann trotzdem Schluss, aber meistens versuche ich noch herauszufinden, was die Gründe sind für das Fehlen und ob man daran etwas ändern kann.


    (37 Fehlstunden finde ich jetzt tatsächlich noch nicht so viel.)

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