Ich hatte zuletzt auch so eine 6. Klasse (war Klassenleitung), wo so etwas Ähnliches abgegangen ist. Da so etwas ja kaum mal im Unterricht zum Vorschein kommt, habe ich erst in Gesprächen mit Müttern der Klasse erfahren, was da so los ist im Hintergrund. Jedes Mal sagten sie aber, ich wüsste das bitte nicht von ihnen, ich dürfe bloß nicht der Klasse gegenüber durchscheinen lassen, dass ich Bescheid wisse und schon gar nicht dürfe ich Namen wissen (wer mobbt, wer das/die Opfer sind etc.). Gleichzeitig wurde aber von mir erwartet, dass ich als Klassenleitung dagegen etwas tue. Ich stand total zwischen den Stühlen und hab mich dann mit den anderen Lehrkräften der Klasse besprochen, wenn etwas vorgefallen ist (z.B. auch mit Fotos, wie im Fall der TS), habe ich die Schulleitung informiert (die sogar auch mal einige in der Klasse zum Gespräch gebeten hat), die Schule hat, obwohl wir schon ein Medienprojekt mit denen hatten, nochmal den Jugendbeamten reingeholt (zum Thema ungewollte Fotos machen und verschicken, beleidigen im Internet etc.), ich habe die Schulpsychologin dazu geholt, die mit denen über mehrere Stunden gearbeitet hat; wir haben mehrfach Verhaltensregeln formuliert, die alle unterschrieben haben (die hängen heute noch im Klassenzimmer aus...), Wünsche eines jeden an die Klasse, sowie, was sich jeder einzelne vornimmt, um das Klassenklima zu verbessern. Ein langes Gespräch mit den Klassenelternsprecherinnen hatte ich auch, die dann die Informationen an die Eltern weiterleiteten - der Tenor war jedoch meist der gleiche: Die Schule / die Lehrkräfte täten "zu wenig" bzw. hätten viel eher reagieren sollen (wir haben reagiert, als wir davon erfahren haben!) und die Eltern waren nicht bereit, die Regeln (z.B. wie man sich im Klassenchat verhält) bei ihren eigenen Kindern auch mal durchzusetzen oder zu kontrollieren oder generell die Medienzeit auch mal etwas einzuschränken.
Kurz: Es hat wenig genützt.
Für außerschulischen Kram habe ich mich aber auch nicht zuständig gefühlt (ebensowenig wie für das, was in irgendwelche WhatsApp Gruppen passiert) und das auch ganz klar abgeblockt.
Sehe ich ehrlich gesagt nach der Erfahrung genauso. Vor allem, wenn die Kooperation mit den Eltern diesbezüglich so schlecht ist. Es werden alle möglichen Apps, permanent Zugriff aufs Internet ohne jede Kontrolle erlaubt und die Schule soll dann richten, wenn das eskaliert und die Kinder nicht wissen, was sie eigentlich (nicht) dürfen in den sozialen Medien. Das ist so eine Mammutaufgabe, dass das ohne die Eltern nicht geht. Zu viele (zumindest in der Klasse) scheuen aber den Konflikt mit dem eigenen Kind und sagen, die Schule / die Lehrkräfte sollen sich gefälligst kümmern.
Ich war selten so froh, eine Klasse "los zu sein", verfolge es jetzt aber weiter und bin mit der neuen Klassenleitung in Kontakt. Aber ich hätte nicht gewusst, was ich noch tun soll. Es tat mir sehr leid um diejenigen, die unter der Situation stark gelitten haben und deren Leistungen auch schlechter geworden sind.