Allein sich durch die Klausur durchzukämpfen und alle Fehler auszuweisen/ zu korrigieren, dauerte ewig - parallel dazu bin ich nicht in der Lage, den Inhalt gleichzeitig zu bewerten und musste wieder und wieder lesen. Am Ende würde ich 03P (max. 04P) geben. 5 Stunden meiner Lebenszeit sind verplempert, ohne, dass es betreffender Schülerin nützen wird - von mir selbst ganz zu schweigen...
Wir müssen die Fehlerart an den Rand schreiben und auch positiv korrigieren.
Ich lese in aller Regel 2x - einmal auf Sprache (mit entsprechender Korrektur), einmal auf Inhalt. Nur, wenn ich mir unsicher bin oder später nochmal im Vergleich zu einer anderen Arbeit etwas nachlesen möchte, lese ich ein 3. Mal oder Teile der Arbeit ein 3. Mal.
Insgesamt benötige ich für eine einzelne Klausur (Oberstufe) 20-30 min., nur in Einzelfällen mal mehr (manche sind zum Glück wesentlich fehlerärmer, stringenter und einfacher zu lesen und damit auch zu bewerten). Bei Abiturklausuren natürlich mehr, insg. ca. 1 h pro Arbeit, würde ich sagen, aber die sind ja auch nochmal deutlich umfangreicher.
Wir bewerten (sprachlich und inhaltlich) mit bestimmten Bewertungsrastern und die habe ich immer vorliegen, wenn ich Arbeiten korrigiere und fackel dann nicht lange, um mich z.B. zwischen x oder y Punkten zu entscheiden, das frisst nämlich auch total Zeit, wenn ich da ewig drüber grübele. Wenn mir die Arbeit am Ende zu milde oder zu streng bewertet vorkommt, schaue ich nochmal genauer drauf, ändere im Endeffekt aber selten noch groß was. Auch bei der Abitur-Zweitkorrektur gibt es immer nur geringe Unterschiede zwischen den Bewertungen der anderen Lehrkräfte und meinen, dass ich denke, dass das insgesamt schon passt, wie ich das mache. (Beim Abitur lese ich allerdings schon dreimal!).
In meiner Wahrnehmung werden es immer mehr so derart furchtbare Klausuren, teils aufgrund extremer Fehlerhäufung oder auch aufgrund eines völlig inakzeptablen Schriftbildes, dass es mir psychisch immer unzumutbarer scheint, mich damit so aufhalten zu müssen. Wie geht ihr damit mental und gegebenenfalls pragmatisch um?
Wenn ich wirklich so ein Schriftbild habe, dass ich Wörter nicht entziffern kann, kreise ich diese alle ein und versehe sie am Rand mit Fragezeichen. Völlig unverständliche Passagen streiche ich komplett an und unterlasse hier natürlich auch die Positivkorrektur, wenn ich gar nicht weiß, was gesagt werden soll.
Englisch ist teilweise wirklich ein Fass ohne Boden
Das denke ich mir immer bei Französisch... Das Fass ist noch bodenloser...
Ich mache so gut wie keine Positivkorrektur mehr (Lösungen/richtige Antworten/korrigierte Version) aufschreiben, da ich sonst teilweise die ganze Klausur quasi von vorne schreiben würde. Für so einen Stuss habe ich keine Zeit, zumal das niemand liest.
Wenn man es nicht machen muss, würde ich das auch weglassen.
Ich interpretiere nicht mehr und lese Sätze nicht mehr x-mal, um vielleicht doch noch einen Sinn zu entnehmen und einen Inhaltspunkt zu vergeben. Was nicht verständlich verschriftlich wird, wird nicht verstanden.
Genau! Find ich gut.
Ich habe zwei Korrekturfächer und komme insgesamt gut damit zurecht. In meinen Fächern wird (außer z.T. in der Oberstufe) oft auch nicht ganz so viel geschrieben wie in Deutsch. Bei der Mediation (Sprachmittlung) soll der Text z.B. nur 1/3 des Originals betragen, daher ist er schon von vornherein begrenzt und wir sollen das auch "ahnden", wenn es nicht eingehalten wird (= Punktabzug). Außerdem ist der Schreibteil nebst Hör-/Leseverstehen oft nur eine Teilaufgabe. Auch bläue ich meinen SuS, insbesondere in der Oberstufe, immer ein, dass die ursprüngliche Wortangabe, die wir in BY lange Zeit hatten (250 Wörter pro Aufsatz) eigentlich ein ganz guter Richtwert ist, da mehr schreiben selten bedeutet, dass es ein besserer Aufsatz wird und spreche mit ihnen über die Gefahren beim Prinzip "All you can write" (vom Thema abkommen, zu viel schwafeln, nicht den Kern des Themas erfassen usw.) - so quasi vorbeugend.
Und definitiv macht Routine sehr viel aus! Ich bin mittlerweile eine Korrekturmaschine, bin viel schneller als am Anfang geworden und bekomme oft die Rückmeldung, dass ich so gut wie keine Fehler übersehe (wir haben ja die Respizienz in BY).
Vielleicht liegt es auch an der Anzahl der zu korrigierenden Arbeiten insgesamt? Ich habe in meinen 3 Klassen (Teilzeit) dieses Schuljahr insgesamt 11 Klassenarbeiten, also ca. 1 pro Monat. Obendrauf kommen natürlich gelegentlich Hausaufgaben und Übungsaufsätze.
In Vollzeit hätte ich eine Klasse mehr.