Ich finde nicht, dass die Noten selbst den Druck verursachen, sondern der Umgang damit, insbesondere der Eltern, was sich ja auf deren Kinder überträgt. Mir persönlich waren die Noten als Schülerin relativ egal - natürlich habe ich mich über gute Noten gefreut und bei schlechten dachte ich: Oh, oh, das muss nächstes Mal wieder besser klappen... Aber Angst und Druck habe ich nur empfunden, wenn ich meinem Vater die Note mitteilen musste (mehr möchte ich an dieser Stelle nicht dazu schreiben).
Die Note 3 bedeutet "befriedigend" oder "erfüllt im Allgemeinen die Anforderungen" und ist an der weiterführenden Schule eine Note, die absolut in Ordnung ist, dennoch hatte ich schon Schüler, die mir sagten: Wenn ich nicht mit etwas besserem als einer 3 heimkomme, krieg ich Ärger.
Kinder wollen ihre Eltern stolz machen und fühlen sich schlecht, wenn sie deren Erwartungen nicht erfüllen. Oft beziehen sie Noten auf sich selbst, auch wenn sie eigentlich z.B. nur auf einem einzelnen Vokabeltest oder so steht und die Vokabeln nunmal noch nicht saßen, aus welchen Gründen auch immer. Da sollte man aber hinschauen und gemeinsam (Schüler/Lehrer/Eltern) überlegen, wie es nächstes Mal besser klappen kann.
In den mod. Fremdsprachen arbeiten wir bei Textproduktionen und auch bei mündlichen Prüfungen mit Kompetenzrastern, anhand derer wir die Note bzw. Punktezahl festmachen. Die sind allerdings nicht nur positiv formuliert (es kann ja auch nicht nur positive Formulierungen geben, wenn man ehrlich sein will / muss, denn es gibt nunmal immer auch schlechte Schüler...). Diese Raster sind für alle einseh-/abrufbar und bei mündlichen Prüfungen bekommen sie sie auch ausgehändigt und die jeweilige Kompetenz, die sie erreicht haben, ist angekreuzt und ggf. stehen noch individuelle zusätzliche Bemerkungen dabei. Am Ende steht aber eine Gesamtnote da (die sich aus den einzelnen Kompetenz-Beurteilungen ergibt) und auf die wird geguckt, nicht auf die erreichten Kompetenzen im einzelnen. Die Raster, die ich vor der Prüfung extra rumgehen lasse, interessieren nicht weiter.
Ich persönlich handhabe es außerdem so, dass ich zu jeder (schriftlichen) Note einen Kommentar dazu schreibe, was gut läuft / was nicht. Aber gänzlich ohne Noten kann ich mir das nicht vorstellen (zumindest nicht ab Klasse 5, darunter vielleicht schon noch) - weder aus Lehrer-, noch aus Elternsicht.