Hallo Ronja,
ich bin zwar keine Wagenschein-Expertin, aber da er bzw seine Pädagogik früher in der Schule als Thema vorkam und mich sehr beeindruckt haben, habe ich mal gegoogelt.
Soweit ich das verstanden habe, hat dein Zitat mit der Art des Lernens bzw. der Art der Anschauung der Unterrichtsgegenstände nach Wagenschein zu tun. Auf http://www.sport.tu-muenchen.d…dpsydid/Zum%20Problem.doc habe ich dein Zitat gefunden und zwar in folgendem Zusammenhang:
"Im Besonderen kann man das Prinzip der Kontinuität (des „enracinement“) so formulieren: der Mensch darf nicht gespalten werden, wo er ganz bleiben kann." (dort p. 106).
Schaut man weiter oben bei "enracinement" (übrigens hat Wagenschein diesen Terminus bei der französischen Philosophin Simone Weil ausgeborgt) findet man folgendes:
"2. „Enracinement“. Eine zweite Tugend des Gebildeten möchte ich vorstellen durch ein Zitat aus den Schriften von Simone Weil6:
„Heutzutage kann ein Mensch den sogenannten gebildeten Kreisen angehören, ohne einerseits die geringste Vorstellung zu besitzen, worin das Wesen der menschlichen Bestimmung liegen könnte, oder andererseits etwa zu wissen, daß nicht alle Sternbilder zu jeder Jahreszeit sichtbar sind. Man ist gewöhnlich der Ansicht, ein kleiner Bauernjunge, der nur die Volksschule besucht hat, wisse darüber mehr als Pythagoras, weil er gelehrig nachplappert, daß die Erde sich um die Sonne dreht. In Wirklichkeit betrachtet er die Gestirne nicht mehr. Jene Sonne, von der im Unterricht die Rede ist, hat für ihn nichts gemein mit der Sonne, die er sieht. Man reißt ihn aus dem Allgesamt seiner Umwelterfahrungen heraus.“
„Man reißt ihn aus dem Allgesamt seiner Umwelterfahrungen heraus.“ — Was diesem kleinen Bauernjungen fehlt (verweigert ist) und (in diesem Fall, wie wir mit einiger Betroffenheit spüren) wohl fast Allen, auch sogenannten Gebildeten, der zivilisierten Welt, nennt sie (weit gefaßt und nicht auf Naturwissenschaft beschränkt, am stärksten wohl auf die Geschichte bezogen) „enracinement“,Einwurzelung“. Ebenfalls ein beschädigtes Wort; wer aber Näheres über die geniale französische Jüdin Simone Weil weiß, kommt nicht in Versuchung, hier an so etwas wie „Blut und Boden“ zu denken.
Der Begriff des Enracinement scheint mir für die Formatio und das genetische Unterrichtsprinzip zentral zu sein. Ich komme auf ihn zurück." (dort p. 78 f.).
Vielleicht hilft dir das ein wenig weiter.
Grüsse
Maria Leticia