Was sagen die Menschen in deinem Umfeld, die dich gut kennen zu deiner Berufswahl? Kannst du dir vorstellen intensiv an dem Teil zu arbeiten Emotionen klarer zu zeigen? Ob du privat schüchtern bist oder nicht ist nämlich letztendlich nicht relevant, solange es dir gelingt beruflich in eine professionelle Rolle zu schlüpfen, zu der klare mimische Arbeit gehört, stimmliche Arbeit, die Fähigkeit Emotionen ggf. überdeutlich darzustellen, damit sie auch nonverbal eindeutig und verständlich sind, zu der aber natürlich auch schwierige Gespräche mit SuS, Eltern, KuK gehören, denen gegenüber du in deiner professionellen Rolle souverän agieren können musst.
Ich habe auch mit sozialen Phobien lange gekämpft und noch immer manchmal ein Thema, was man mir allerdings nicht anmerkt oder angemerkt hat, da ich immer schon sehr eloquent war und sehr aktiv, so dass ich deutlich extrovertierter wirke als ich tatsächlich bin. Ich habe gelernt, das für mich zu nutzen im Rahmen der beruflich erforderlichen Extroversion, die mir auch noch im Ref oft schwer gefallen ist (nicht zuletzt, weil die Beobachtung durch andere Erwachsene schwer aushaltbar war für mich), inzwischen aber etwas ist, was ich sehr genieße, weil es schön ist aus mir selbst ausbrechen zu können/ dürfen/ müssen. Privat bin ich auch weiterhin eher introvertiert bis manchmal regelrecht misanthrop. Beruflich habe ich inzwischen kein Problem mehr damit, mich bei Bedarf zum Affen zu machen, vor allem, da ich merke, dass mein Unterricht lebendiger, schülerbezogener, mitreißender geworden ist, seitdem ich mich mehr öffne, Emotionen bei Bedarf überdeutlich zeige mimisch und gestisch unterstreiche.
Im Ref wurde mir geraten, das ein wenig wie Theaterspiel zu betrachten, wenn ich vor einer Klasse stehe. Im Theater muss auch überdeutlich mimisch, stimmlich, gestisch gearbeitet werden, damit Zuschauer: innen die gewünschte Intention korrekt erfassen. Genau dasselbe gilt für uns als Lehrkräfte. Mir hat das sehr geholfen. Vielleicht wäre das auch für dich ein Ansatzpunkt, ebenso wie der Umstand, dass nicht dein schüchternes privates Du vor der Klasse steht, sondern die angehende Lehrerin, sprich eine völlig neue Rolle mit professionellen Eigenschaften, die du noch lernen kannst, wenn du das willst.