Beiträge von CDL

    Hallo Zusammen,


    ich studiere momentan noch und würde später gerne an der FOS unterrichten. Ich bin ein Mensch der prinzipiell nicht sehr gerne in Kontakt mit anderen beispielsweise Arbeitskollegen tritt, dennoch bin ich nicht introvertiert. Ich suche im Endeffekt nur oftmals auch meine Ruhe da ich gerne für mich alleine bin. Die Lehrertätigkeit kann ich mir dennoch gut vorstellen, da ich bereits auch schon Unterrichtsstunden gehalten habe. Im Büro ist mir klar, dass man zumindest auf beruflicher Ebene mit den anderen Arbeitskollegen im engen Kontakt steht und sich dies allein aus beruflichen Gründen nicht vermeiden lässt. Wie ist da eure Erfahrung als Lehrer? Klar man hat das Lehrerzimmer in dem man sich trifft, man tauscht eventuell auch mal Stunden o.Ä. Gibt es bei euch aber auch Lehrkräfte, welche "Einzelgänger" sind, einfach ihren eigenen Unterricht halten, im Lehrerzimmer nicht so präsent sind und keinen großen Kontakt zu Kollegen haben?


    Gruß

    Natürlich gibt es Kollegen die präsenter im Lehrerzimmer sind und solche, die sich eher zurückziehen in Pausen. Kollegialer Austausch ist aber ein essentieller Bestandteil des Berufs; man hat ständig etwas gemeinsam zu entscheiden, muss in den Pausen "mal schnell" etwas besprechen oder klären. Kollegen die da im Austausch mit Kollegen weniger präsent sind nehme ich auch als weniger präsent und offen im Umgang mit Schülern wahr.
    Viele Lehrer sind privat deutlich introvertierter, als sie es beruflich sind; zumindest in deiner professionellen Rolle solltest du dir aber ein gewisses Maß an Extraversion und Kontaktfreude (im Umgang mit Schülern, Eltern, Lehrern, Schulleitung, Sekretärin, Reinigungskräften, Hausmeister, Praktikanten, Anwärtern und all den anderen Menschen, mit denen man gut zusammenarbeiten muss und auf deren Unterstützung man oft angewiesen ist) als professionelle Haltung zulegen, sonst wird Schule sehr schnell sehr anstrengend und überlastend.

    Das mit den Teilzielen habe ich noch nie gehört. Uns wird auch explizit gesagt wir sollten nicht von Zielen reden, weil wir Kompetenzen fördern sollen. Meiner Meinung nach ist das auch ein Ziel. (...)


    Ich finde das wirklich schwierig. So etwas haben wir noch nie so in der Form gemacht.


    Da ticken Bundesländer und Seminare ganz offensichtlich sehr verschieden, insofern mach es so, wie ihr es gelernt habt und machen sollt.
    Bei uns (BAWü, Sek.I) gilt klar auch die Kompetenzorientierung, da Kompetenzen aber am Ende einer Unterrichtsstunde nicht einfach da sind (eher im Rahmen von Einheiten angebahnt und gefördert werden) und man dennoch einen Outcome am Stundenende benötigt, um beispielsweise die effektive Nutzung der Lernzeit beurteilen zu können, gibt es immer auch ein klares Ziel der einzelnen Unterrichtsstunde (an irgendetwas musst du ja auch festmachen können, was deine SuS jetzt mehr wissen oder können sollen, als vor der Unterrichtsstunde, nur Kompetenzen zu fördern ohne diese zu operationaliseren macht eine Leistungsstandserhebung sehr schwer.). Dieses Gesamtstundenziel (bestehend aus inhaltlichen und prozessbezogenen Komponenten) besteht aus mehreren Teilschritten, die ich klar benennen kann (was müssen die SuS wissen/analysieren/beurteilen/kennen...., um den nächsten Arbeitsschritt angehen zu können?). Für mich ist das eine Vereinfachung der Stundenplanung, da ich meine Arbeitsschritte an den Teilzielen ausrichten kann.

    Dann könnte man sie das übersetzen lassen, ggf. auch mit viel Hilfe Translate usw. (wobei ich tendenziell eher für das schnöde Wörterbuch wäre ;) ) -

    Ich rate mal, dass da der Lateiner durchschlägt bei der Übersetzungsübung. :) Im modernen Fremdsprachenunterricht (also jenseits von Latein und Altgriechisch) arbeitet man bewusst wenig mit Übersetzungen (die Grammatik-Übersetzungs-Methode hat zwar ihre Stärken, fördert sprachliche Kommunikation in der Fremdsprache aber nicht wie gewünscht), sondern eben mit der funktionalen Einsprachigkeit als Leitprinzip, Mediation (Sprachmittlung) um die Übertragung in die Fremdsprache in authentischeren Simulationen zu üben (Wort-für-Wort-Übersetzung ist nunmal nicht authentisch, sondern hemmt spontane Kommunikation), etc.
    Gerade wenn man mit authentischem Material arbeitet wie Musik wäre es schade, dieses übersetzen zu lassen; da steht doch vielmehr im Vordergrund, dass die SuS erkennen, was sie bereits wissen und verstehen eben gerade ohne jedes Wort zu kennen oder übersetzen zu können. Da arbeite ich bei meinen 6ern (2.Fremdsprache) dann lieber mit Leitfragen/Höraufträgen, die sie beantworten sollen (anhand derer sie erkennen, wieviel sie tatsächlich verstehen), arbeite landeskundliche Bezüge mit den SuS heraus, die diese bereits anhand des Videos verstehen, etc. In höheren Klassen verwende ich Musik ganz gerne, um erarbeitete Grammatik zu vertiefen und anzuwenden, das macht eigentlich allen Klassen große Freude, gerade bei aktueller Musik die sie kennen und mögen.

    Ich will nicht ans Gymnasium von daher. Kann nur für die Lehrer sprechen, die ich kenne und da war bisher keiner dabei, der sich wie du artikuliert hat. Ohne dir zu nahe zu treten, aber vermutlich hätte man dann an der Realschule noch mehr Anarchie und die würden alle kommen und gehen wann sie wollen. Am Gymnasium sind die Schwänzer ja nie lange, weil sie dann meist eh die Schule wechseln und auf die Realschule gehen oder sitzen bleiben. Ich denke, dass das bei deinem Dauerschwänzer nicht anders sein wird und dass er sein Abitur schaffen wird, daran habe ich Zweifel.
    Nein, mein Lehrerbild ist nicht verzerrt. Ich halte es eher für gewöhnungsbedürftig, wenn Lehrer die Kinder für selbstverständliches Verhalten loben. Lob ist wichtig und richtig, aber nicht wegen jeder Kleinigkeit. Wir haben eine Schulpflicht in Deutschland und man hat auch bei den Mitschülern eine Vorbildfunktion. Wenn die anderen 26 Kids nun also mitbekommen, dass ich meinen Dauerschwänzer für sein Erscheinen lobe, dann kannst du dir vorstellen, was da in den Köpfen abgeht. Wobei ich damit nicht sagen möchte, dass grenzenloses Gemecker wie die Physiklehrerin erfolgsversprechend ist.
    Bitte lesen. Nur weil einige Lehrer an der besagten Schule so ticken, sind nicht alle Lehrer Pappnasen.

    Ohne dir zu nahe treten zu wollen, aber ich bin Lehrerin an einer Realschule und da wir anders als die Gymnasien Schülerinnen und Schüler nicht einfach "weiterschieben" und abschulen können bleibt nur die Auseinandersetzung mit ihnen. Gerade die Klientel die bei uns landet bedarf ganz besonders intensiver und stärkenorientierter Beziehungsarbeit (dabei sind wir noch nicht einmal eine Brennpunktschule). "Mehr Anarchie" habe ich dennoch nicht in meinem Unterricht, das ist aber auch keine Frage der reinen Beziehungsarbeit, sondern des generellen Classroom-Managements/der Klassenführung das u.a. von der Beziehungsarbeit profitiert. Ich hab meine Hasen allesamt lieb, inklusive aller Chaoten, Eklektiker und Faulbärchen, aber im Unterricht gelten klare Regeln, deren Einhaltung ich mit liebevoller Konsequenz durchsetze. Gute Beziehungsarbeit hilft Störungen vorzubeugen oder sie zu reduzieren, Anarchie gibt es bei mir nicht, eh sei denn, sie ist ein Lernziel. ;)


    Was das sogenannte "selbstverständliche" Verhalten anbelangt: Wer gibt dir denn das Recht festzulegen, was hier als selbstverständlich oder als Norm zu gelten hat?!? Warum sollen deine Normen auch für sämliche deiner Schüler (bereits) Selbstverständlichkeiten sein? (Heterogene Schülerschaften wäre da ein Stichwort, Herkunftsverhältnisse und soziale Milieus ein anderes.) Natürlich gibt es gesellschaftliche Normen und ja Schule hat eine ganz zentrale Sozialisationsfunktion, was aber eben auch bedeutet, dass es in Ordnung ist, wenn unsere Schülerinnen und Schüler noch nicht allumfassend wissend,erzogen,sozialisiert, sensibilisiert, entwickelt und integriert in der Schule ankommen; die eine oder andere "kleine" Arbeitsaufgabe wollen wir Lehrer in wenigstens 10 Jahren (Pflicht-)Beschulung schließlich auch noch zu erreichen suchen mit unseren Schützlingen.


    27 Kinder in einer Klasse heißt 27 Individuen zu unterrichten. An vielen Stellen kann Schule dem nur begrenzt gerecht werden, weil wir ein so festes Pflichtprogramm haben; gerade in der Mitmenschlichkeit und im bewussten Wahrnehmen unserer Schülerinnen und Schüler können wir ihnen aber aber mit kleinem Einsatz täglich zeigen, dass wir sie auch individuell wahrnehmen. Beim einen Schüler ist das die Nachfrage wie es im Training läuft oder wie das letzte Spiel war, bei einem anderen die Rückmeldung "ich sehe, dass du dich anstrengst und verbessert hast" oder "gut, dass du wieder häufiger zum Unterricht kommst". Schüler die sich gesehen fühlen sind motivierter gesellschaftlich erwünschtes Verhalten (bei dir: "selbstverständliches" Verhalten) zu zeigen. Das Ziel von Realschulen und Co.ist es schließlich nicht Drop-Out-Kandidaten am laufenden Band zu produzieren, sondern Schülerinnen und Schüler mit berufsqualifizierenden Abschlüssen zu entlassen.


    Mit deinen Haltungen wirst du sicherlich dem einen oder anderen Vertreter des Philologenverbands aus der Seele sprechen, insofern sind das natürlich auch Haltungen, die man an Schulen findet. Der Philologenverband ist aber gerade nicht für die von dir favorisierte Realschule zuständig, sondern beschränkt sich in weiser Vorraussicht auf die Gymnasien. :essen:

    Das ist letztlich ja auch bei den Schülern ein Prozess zu dem gehörst du als Sprachvorbild ("funktionale Einsprachigkeit"), konsequentes Einfordern der Fremdpsrache wo SuS sie bereits verwenden können und ein kleinschrittiges Vorgehen im Lernprozess, damit SuS Möglichkeiten erhalten sich im Rahmen ihres Leistungsvermögens dialogisch und monologisch auszutauschen bzw.zu betätigen. In Klasse 6 (2.Fremdsprache) mache ich so beispielsweise viele Rollenspiele (zunächst aus Schulbuchdialogen, dann schreiben die SuS selbst erste kleine Dialoge und setzen diese szenisch um), arbeite mit Tandemkarten oder lasse die SuS einen bereits eingeführten Text in der Kleingruppe wechselseitig laut lesen. Damit alle spechen gehe ich rum und setze das durch, gebe Hilfestellung, korrigiere die Aussprache, etc. Gerade im Anfangsunterricht ist auch ein Sprechfächer eine schöne Unterstützung, um dein Einsatz fremdsprachlicher Redemittel zu erhöhen.


    Auf der Seite des Lehrerfortbildungsservers BaWü findest du jeweils eine Word-Übersicht zur Förderung von monologischem und dialogischem Sprechen. ( https://lehrerfortbildung-bw.d…1/sprechen/methoden/mono/) Vielleicht hilft dir das ja schon ein wenig weiter.

    (...)Was mich im Bereich der Schulsozialarbeit allerdings stört ist die bereits angesprochene Kuschelpädagogikhaltung, die es im Lehramt nicht derart extrem gibt. Da ist das Nähe- Distanzverhältnis größer. Klar ist ein ressourcenorientiertes Verhalten wichtig und richtig, aber Kinder dauerhaft für Dinge in den Himmel zu loben, die selbstverständlich sind, sehe ich als sehr kritisch und damit hatte ich echte Probleme. ...)

    ...) Das wäre für einen Lehrer gar nicht realisierbar. Wenn der sich duzen lässt, ist die Sache gelaufen. Als Sozialarbeiter hast du das Ziel tragfähige Beziehungen zu entwickeln. Das machst du als Sozi natürlich nicht, indem du bestrafst, sondern sehr stärkenorientiert arbeitest. Wir schauen auf das, was da ist, nicht auf das, was nicht da ist.
    Dass man nicht lobt als Lehrer, hast du missverstanden. Aber man arbeitet leistungsbezogener und konzentriert sich nicht so stark auf die Stärken.
    (...)

    Ich habe rund 15 Jahre in der außerschulischen Bildungsarbeit auf dem Buckel, mit Kindern, Erwachsenen, mit Migrationshintergrund, schwerst Mehrfachbehinderten- der gemeinsame Nenner war und ist auch jetzt im Ref, dass man mit Lob, Wertschätzung und Anerkennung von eben gerade nicht Selbstverständlichem (zumindest für DIESES Kind in DIESER Situation an DIESEM Tag) fast alle Menschen erreichen und etwas bewirken kann. Gerade Kinder erfahren viel zu selten ehrliche, stärkenorientierte Rückmeldung im Rahmen belastbarer Beziehungen, bei denen sie gerade nicht nur auf Fehlverhalten reduziert werden menschlich und nicht nur als "Leistungsapparate" zu funktionieren haben. Tragfähige Beziehungen zu entwickeln ist die Basis guter Erziehungsarbeit (=Kerngeschäft eines Lehrers), Stärkenorientierung eine natürliche Folge, ebenso wie das Loben erwünschten Verhaltens mehr Raum einnimmt, als das Herausstellen und Strafen unerwünschten Verhaltens. Defizitorientierte Ansätze gibt es natürlich in der Pädagogik, glücklicherweise verlieren diese aber an Rückhalt.
    Zumindest bei mir am Seminar könntest du mit Aussagen wie den hier von dir getätigten in Pädagogik nicht punkten oder gar ein 2.Staatsexamen bestehen. Auch wenn dir natürlich noch ein Lehramtsstudium fehlt, würde ich mir da von einer Sozialpädagogin mit ersten Berufserfahrungen mehr kritische Selbstreflexion erwarten.


    Ganz nebenbei ist Autorität keine Frage von Duzen oder Siezen; das sind letztlich Äußerlichkeiten. Bis auf eine Klasse, die derartige Gepflogenheiten gerade noch lernen muss, könnte ich mich von allen meinen Schülern problemlos duzen lassen wäre das an unserer Schule (oder im deutschen Schulsystem) so üblich. Das mag mein Urgroßvater der Schulmeister war anders gesehen haben, das ist aber eben auch schon ein halbes Jahrhundert her und die Pädagogik hat seitdem dazugelernt. ;)

    Es erfordert eine grenzenlose Selbstaufgabe, die ich nicht mehr bereit bin aufzubringen. Eigener PKW mit dem man die Klienten von A nach B fährt, Überstunden, fehlende Supervision und Nachbetreuung von Fällen, hohe Selbstaufgabe mit dem Dauerargument, man würde den Job nicht wegen des Geldes ausüben.(...)


    Das sind nicht die einzigen Gründe, aus denen ich das Arbeitsfeld wechseln will. Vor allem macht es mir Spaß mein Wissen zu teilen. Ich liebe es pädagogisch zu arbeiten, Kinder beim Wissenserwerb zu unterstützen, sie bei der Entwicklung ihrer Fähigkeiten zu begleiten und mit ihnen gemeinsam durch Höhen und Tiefen zu gehen. Ich liebe Englisch, ich liebe die pädagogische Arbeit und ich mag es mein erworbenes Wissen weiter zu geben und zu teilen und man sagt mir, ich habe Nerven aus Stahl und bin sehr geduldig. Wenn man es sich mit mir versaut, muss man schon viel Mist gebaut haben. Und all das kann ich als Lehrerin verwirklichen.

    Hmm also in dem ersten Absatz findet man bei genauer Lektüre doch einige Hinweise, die wahlweise auch den Schuldienst beschreiben könnten (wobei man da bei Beamten im Regelfall nicht von Überstunden spricht, sondern einfach nur von einem Beamten der sich mit ganzer Kraft und Hingabe seinem Beruf widmet, um seine staatliche Alimentation zu rechtfertigen :teufel: ). Grenzenlose Selbstaufgabe ist in keinem Beruf eine gesunde Wahl, gibt es aber auch im Schuldienst (oder anderen sozialen Berufen) vielfach, was gerade bei Menschen mit hohem Selbstanspruch ("Perfektionismus") und hoher intrinsischer Motivation das Risiko eines Burnout birgt. :tot: Gesunde Selbstabgrenzung muss man deshalb in all diesen Berufen lernen. Natürlich üben wir alle unseren Beruf auch des Geldes wegen aus :cash: (ganz gleich, ob wir Sozialarbeiter, Lehrer, Ärzte oder Altenpfleger sind), aber alle sozialen Berufe verlangen einem so viel ab, das es weiterer Motivation bedarf um den Beruf bis 70 schülerorientiert ausüben zu können. :rose:
    __________________________________________________________


    Wenn Lehramt dein Weg ist, dann gehst du ihn, egal, was wir dir hier rückmelden. Versuch aber den Weg hin zum Schuldienst mit dafür zu verwenden an deinen teilweise noch problematischen Haltungen zu arbeiten und -Lehrerkind hin oder her- weniger Selbstverständlichkeiten und Gewissheiten im Beruf zu suchen, als Fragen und einen immer wieder auch ergebnisoffenen Weg (was man aushalten lernen muss). Wenn du Glück hast im Leben, dann schenkt dir jede Antwort wenigstens eine neue Frage, damit du dich weiterentwickeln kannst als Mensch, wie auch als Lehrer. Gerade die arbeitsträchtigeren L-S-Beziehungen (mit verhaltenskreativen Schülern, Dauerschwänzern, eklektischen Mitschreibern, Erstellern eliptischer Texte, Sprechern vieler Zungen nur selten einer der gerade vorherrschenden Unterrichtssprachen,...), gerade diese Beziehungen schenken mir zumindest oft die nachhaltigsten Fragen, die berührendsten Antworten und erlauben es mir immer wieder aufs Neue die Welt nicht ganz selbstverständlich zu sehen, sondern mit den Augen "meiner" 10-16jährigen "Kinder". :verliebt:

    (...)Und sein wir ehrlich. Mit 2300 Euro brutto lebt man heute schon fast an der Armutsgrenze.


    Die Verbeamtung will ich nicht wegen eines Status, sondern weil ich damit abgesichert bin.


    Wenn Lehramt dein Traumberuf ist, dann lass dich nicht davon abhalten, sondern überleg dir, wie du dein Ziel autonom, ohne deine Familie erreichen kannst. Ich hab auch vor dem Ref über 10 Jahre gearbeitet und ein Zweitstudium absolviert. Ist harte Arbeit; mir war es mein Traum wert und ich bereue es auch nicht im Ref, sondern weiß, warum ich mir das zugemutet habe. (Ganz nebenbei wird die Berufserfahrung mir nach dem Ref auch angerechnet werden.)
    Dies gesagt, muss ich aber anmerken, dass deine Erfahrungen zur Schulsozialarbeit zum Glück nicht repräsentativ sind. Ich habe einige Schulsozialarbeiter im Bekanntenkreis, die das deutlich anders erleben. Auch an meiner Schule ist die Schulsozialarbeiterin eine SEHR geschätzte Kollegin. Viele Kollegen hätten gerne mehr als eine Schulsozialarbeiterin angesichts zunehmender Aufgaben, die Schule und Unterricht leisten sollen (Integration, Inklusion, DaZ/DaF, etc.) und sind dankbar für diese Unterstützung. Da gibt es einen sehr engen Austausch zwischen Lehrkräften/Schulleitung, Schulsozialarbeit und - soweit möglich- Elternhaus um "Problemfälle" gemeinsam anzugehen.
    Jede Schule ist ein eigener kleiner Mikrokosmos mit eigenem, besonderen Klima. Auch als Lehrer kann man sich so in einem Kollegium ganz fehl am Platz fühlen und in einem anderen am genau richtigen Ort angekommen. oder anders formuliert: Schließ nicht von einer Schule auf alle anderen im Bereich der Schulsozialarbeit.


    Denk weniger übers Geld ("Absicherung") nach als handlungsleitendes Motiv für den Switch. Am Ende wirst du aus irgendeinem Grund nicht verbeamtet und bekommst weniger Geld als jetzt vermutet für deine Arbeit, rutscht in deinem Bundesland in eine Phase mit schlechteren Einstellungschancen in deinen Fächern und Zwangsteilzeit (hatte mein Vater zu Beginn seines Schuldienstes 5 Jahre lang), etc. Da kann sich noch viel ändern, was du jetzt nicht absehen kannst.


    Was die "Armutsgrenze" anbelangt: Mit ALG II befindet man sich definitorisch im Bereich der relativen Armut.Zusammen mit dem von der Kommune finanzierten Zuschlag für die Miete kommt man da als Einzelperson ohne Zuschläge auf ca.800-1000€ aktuell (je nach Kommune und als angemessen geltender Miethöhe). 2300€ brutto sind dagegen wenigstens 1500€ netto und damit zwar sicherlich kein Vermögen, aber eben doch wenigstens 50% oberhalb der (relativen) Armutsgrenze in Deutschland. Ich lebe selbst aktuell von rund 1500€ netto und auch wenn ich nicht reich bin, arm bin ich keinesfalls: Ich kann mir vielleicht nicht ausschließlich das Essen aus dem Biomarkt leisten, aber Markt 1x die Woche und ergänzende Bioprodukte und Biometzger sind ebenso drin, wie hochwertige Naturkosmetik, Spezialfutter für den allergischen Hund samt Tierarztbehandlung, ein Auto; einmal im Jahr ein Urlaub im europäischen Ausland und hochwertige Kleidung. Zugegeben: Meine Wohnung darf irgendwann einmal mehr als nur ein Zimmerlein haben, aber das könnte sie jetzt schon, würde ich an anderer Stelle Abstriche machen, wie beispielsweise dem Luxus in einer ziemlich teuren Stadt mit sehr hohen Mieten zu leben. 2300€ brutto als alleinstehende Person zur Armutsgrenze erklären zu wollen klingt für mich persönlich etwas verwöhnt und anspruchsvoll.

    Teilziele:Ausrichtenphase: Die Schüler sollen die Lernsituation rekapitulieren und wissen wieso wir uns eigentlich damit beschäftigen
    Informationsphase: Sollen sich über die Position der Kirche informieren
    Verarbeiten: Sollen den Arbeitsauftrag bearbeiten


    Hierbei geht es erst einmal darum, dass die Schüler dies in Einzelarbeit tun und zur Vertiefung sich mit ihrem Partner unterhalten


    Auswerten: Präsentation der Arbeitsergebnisse

    Das sind keine Teilziele der Formulierung nach, sondern hauptsächlich Arbeitsaufträge die zu einem bestimmten Teilziel führen sollen, welche wiederum in der Summe zum Erreichen des Unterrichtsziels führen.
    Mögliche Teilziele wären vielleicht:
    "Die SuS kennen zentrale Aspekte der Position der katholischen Kirche zur Organspende und können diese nennen/erklären/analysieren."
    "Die SuS können gegebenes Informationsmaterial über die Position der k.K.zur Organspende anhand von Leitfragen auswerten und kritisch beurteilen."
    "Die SuS können die Position der k.K.zur Organspende vergleichen mit bereits erarbeiteten alternativen Haltungen zur Organspende und eine eigene Position begründen."
    ...

    Hi SteffaA,
    ich zitiere mal aus meinem Entwurf:
    "Die Lernenden erhalten in dieser Stunde die Möglichkeit ihre Urteils- und Entscheidungskompetenz zu erweitern. Durch die Erarbeitung der christlichen Position zum Thema der Organspende sollen die Lernenden befähigt werden eine eigene Haltung zum Thema Organspende einzunehmen und diese argumentativ zu vertreten."
    Es handelt sich übrigens um eine Tischler Klasse.

    Aus fachfremder Perspektive: Das wäre das Stundenziel, jetzt versuch das runterzubrechen in Teilziele, um dieses Stundenziel zu erreichen, welche Teilschritte müssen die SuS in ihrem Lernprozess dabei absolvieren. Wenn du dir das konkretisierst, ergeben sich dafür sinnvolle Methoden aus den Teilzielen und du suchst bzw.erarbeitest dir passende Materialien. Im Augenblick klingt das noch ein wenig so, als würdest du das Pferd von hinten aufzäumen wollen.

    Danke für die Präzisierungen und schön, dass deine Professorin da nicht völlig festgefahren war in ihrem "Gender-Schuh", sondern offen für einen praxisnäheren Perspektivwechsel. Wobei die neue Formulierung nahezulegen scheint, dass speziell Elterngespräche von Lehrerinnen mit Eltern besonders problematisch sind. Persönlich wäre es mir da immer wichtig vergleichend die Perspektive Lehrer-Eltern zu betrachten, um zumindest diese besondere Betrachtung von Frauen inhaltlich (und nicht nur durch den Bereich Genderlinguistik) zu rechtfertigen, rein wissenschaftlich würde ich annehmen, dass man diese isolierte Betrachtung fachlich rechtfertigen müsste.

    Genauer nachfragen. Einfach mal vom Kind erzählen lassen, wie diese Spiele normalerweise ablaufen ohne durch zu konkrete Fragen eine Richtung vorzugeben. Ist es unschuldig-wunderbar, wenn nicht Gespräch mit den Eltern führen. "Was ich nicht weiß, macht mich nicht heiß" ist nichts womit ich mich wohlfühlen oder was ich verantworten könnte.

    Ich würde gerne wissen, warum hier der Fokus auf Lehrerinnen und Vätern liegen soll. Ist das einfach etwas, was noch keine Studie explizit erforscht hat (bisher nur Lehrer und Eltern?) und deshalb Extrapunkte in der Abschlussarbeit bringt, gibt es eine Grundlage, warum diese Gesprächssituation besonders belastet sein soll?


    Grundsätzlich weiß ich von Kolleginnen aus der Migrationsarbeit (war dort rund 10 Jahre tätig vor dem Ref), dass diese mit manchen Vätern mit bestimmtem kulturellen Hintergrund immer wieder besonders schwierige Gespräche haben. Das liegt manchmal aber nicht immer an den Vätern, manchmal aber nicht immer am kulturellen Hintergrund der Väter oder dem der Kolleginnen oder dem beider Seiten- oft einfach an problematischem Gesprächsverhalten beider Seiten, was sich durch professionelle Gesprächstechniken reduzieren lassen würde.


    Persönlich habe ich ebenso wie Krabappel in der Vergangenheit die "problematischeren" Elterngespräche* eher mit Müttern, als mit Vätern gehabt, nicht zuletzt auch, weil deutlich mehr Mütter als Väter an derartigen Gesprächen teilnehmen.



    * "Problematischer" deshalb, weil manche Gespräche einen bewussteren Einsatz von Gesprächstechniken erfordern um erfolgreich und zielführend zum Abschluss gebracht werden zu können.

    (...)
    ich stimme allen von dir genannten Punkten zu, bis auf den von mir zitierten. Meine Erfahrung ist die, dass die "sehr geraden bisherigen Biographien" (also die überwiegende Mehrzahl) kaum Probleme haben, wohingegen Leute, die Ecken und Kanten haben (positiv wie negativ), z.T. massive Steine in den Weg gelegt bekommen.
    (...)

    Die Formulierung "meine Erfahrung" deutet an, dass da bei dir persönlich womöglich einiges schief gelaufen ist. Das zu verallgemeiern ist menschlich, was nicht bedeutet, das es zutreffen muss. Meine Erfahrung - ebenfalls nur eine individuelle Einzelerfahrung- ist da gänzlich anders, obgleich ich keinesfalls eine besonders "gerade" Biographie hatte bislang und meine Ecken, Kanten und Erfahrungen spürbar (und nutzbringend) in den Beruf einbringe. Wahrscheinlich steckt die Wahrheit in der Mitte zwischen unseren rein individuellen, nicht verallgemeinerbaren Erfahrungen und hängt ganz stark auch davon ab, was für eine Art Mensch man selbst ist, welche Vorraussetzungen und Eigenschaften man mitbringt und welchen Ausbildern man dann begegnet.


    "Massive Steine in den Weg gelegt (zu) bekommen" klingt mir aber nach (bedauerlicher) Einzelerfahrung und sollte finde ich nicht das generelle Bild des Referendariats prägen, so belastend solch eine Einzelerfahrung für Betroffene auch ist.

    Perfektionismus ist ein fieses Popoloch mit dem sich aber wirklich viele Lehrer mal mehr, mal weniger plagen. Das wichtigste für ihn selbst ist es da ungeachtet der konstanten Bewertungssituation des Refs trotzdem Stundenentwürfe einfach auch stehen lassen zu können, nicht mehr zu verändern und dann eben aus Dingen die nicht rund liefen zu lernen (überlegen, wie es anders hätte gelöst werden können, abhaken, nächstes Mal entsprechend anders umsetzen). In Lehrprobensituationen mag es angehen, dass man mal stundenlang an einem Entwurf feilt, im Alltag geht man daran kaputt. Mir hat es da geholfen, mir immer weniger Zeit zuzugestehen pro Stundenplanung (mit Wecker), je näher ich dem eigenständigen Unterricht gekommen bin und mich dann zu zwingen aufzuhören. Bin inzwischen deutlich schneller und entspannter bei der Planung meiner Stunden, was diese deutlich besser macht. Kreativität auf und unter (Knopf-)Druck ist nämlich auch ein Popoloch.


    Hilfe des Umfelds: Mir ist da ganz besonders wichtig mal nicht über Schule nachdenken zu müssen und den Kopf ganz frei zu bekommen, sei es auch nur für eine halbe Stunde oder Stunde. Zuhören und helfen sind natürlich auch fein, einfach mal spazierengehen, Kinobesuch, was mit Freunden unternehmen, gemeinsam kochen oder auch einfach mal nur 5min Ruhe und nicht reden oder zuhören müssen sind aber mindestens ebenso wichtig, um gesund durchs Ref zu kommen.
    Psychohygiene ist etwas SEHR Individuelles. Da gibt es insofern nicht das eine Patentrezept, sondern es gilt herauszufinden, was einem selbst hilft.


    Wird das Ref die anstrengendste Zeit des Lebens?- Möglich, vor allem bei sehr "geraden" bisherigen Biographien. Aber ich würde wetten, dass wir alle in einigen Jahren aufs Ref zurückschauen und angesichts neuer Herausforderungen und anderer Verantwortungsbereiche das Ref für viel entspannter halten, als es im Moment des Erlebens erschien. :)

    Hab dir auch eine PN zum Thema geschrieben.


    Für andere, die hier nachlesen und nicht zu fragen wagen: Ganz grundsätzlich sind die Gewerkschaften bei solchen Fragen exzellente Anlaufstellen. Dort sitzen Experten die viele derartige Fälle kennen und zusätzlich die Regelungen des jeweiligen Bundeslandes kennen. Habe selbst bereits mehr als einmal von der Unterstützung meiner Gewerkschaft profitieren dürfen. In BaWü sind zusätzlich die Schwerbehindertenvertretungen der Schulämter gute Anlauf- und Informationsstellen.


    Grundlegend lohnt sich bei schweren Erkrankungen immer - neben der Behandlung- die Prüfung eines GdB, ggf. mit Gleichstellung (bei GdB < 50) um trotz schwerer Erkrankung und möglicherweise reduzierter Dienstfähigkeit verbeamtet werden zu können. Seine eigenen Grenzen zu kennen und gut für sich sorgen zu können ist kein Manko, sondern eine Stärke und damit auch kein Hinderungsgrund für Schuldienst und Verbeamtung. Eine strukturierte Vorbereitung der amtsärztlichen Untersuchung (ggf.mit Unterstützung einer Schwerbehindertenvetretung) empfiehlt sich, um erforderliche Atteste direkt mitzuführen und kritische Fragen entlasten zu können.

    Auf keinen Fall eine Lücke im Lebenslauf lassen, die wirft immer Fragen auf und lässt vermuten, man wolle etwas "unter den Tisch kehren". Geh offen mit dem Zeugnis Klasse 11 um, leg das Abschlusszeugnis 10 bei und ggf., wenn das ebenfalls noch besser war, auch die 9 (um zu zeigen, dass die schlechten Noten keine "Normalzustand" waren, sondern eine Entwicklung in 11). Mach ggf.vorab in der Firma deiner Wahl ein Praktikum, um dein Engagement zu zeigen und das du jenseits von Noten die Art Azubi bist, die Arbeitgeber und Ausbilder sich wünschen. Viele Firmen suchen händeringend Fachkräfte und bilden diese sehr gerne aus, da hast du also ganz gute Karten wenn es ansonsten passt und du dich einsetzt.

    Nur verstehe ich von dem Thema nicht den Lebensweltbezug, mir ist schon klar, dass es für die Schüler wichtig ist, ihre eigenen Bedürfnisse zu kennen und danach zu handeln, aber gibt es sonst noch was?


    (...)
    Feinziel
    Die SuS wenden das erlernte theoretische Wissen erstmals praktisch indem sie ihre eigenen Bedürfnisse in die Maslow Pyramide zuordnen


    (psychomotorischer Bereich) (...)

    Bei uns (BaWü) ist das Thema ebenfalls im Bildungsplan Klasse 7 verankert. Ich arbeite da angesichts des Alters, aber auch im Hinblick auf den Lernprozess induktiv, nicht deduktiv. Also die SuS erstmal hinführen zum Thema Bedürfnisse (evtl.Bildinput?), dann EA: Jeder SuS schreibt seine 5 wichtigsten Bedürfnisse auf; PA: Vergleich mit Nachbarn; Plenum: Sammlung + Priorisierung + Ableitung von Metakategorien, die dann in ein Pyramidenbild eingetragen werden. Klappt hervorragend meiner Erfahrung nach und ist bedeutend altersgerechter, als erst eine theoretische Liste zu verstehen und dann anzuwenden. Lass sie in der Anwendungsphase dann lieber konkret mit der Pyramide nochmal arbeiten, indem sie beispielsweise Aufgaben mit Bedürfniskonflikten bearbeiten. Da könntest du am Ende als interaktives Element mit roten und grünen Karten entscheiden lassen, welchem Bedürfnis jeweils entsprochen werden soll und warum und dann 2 SuS (1x rot, 1x grün) begründen lassen. Solche Urteilssituationen lieben die SuS, außerdem trainieren sie so, wie sie sauber begründen können (fällt zumindest meinen SuS oft eher schwer, weil es dann eben mehr erfordert, als nur "Bauchgefühl").


    Beim Lebensweltbezug ist es wichtig begreiflich zu machen, dass Bedürfnisse sich zwar im Detail unterscheiden mögen, die großen Kategorien aber sehr vergleichbar sind bei allen Menschen, weshalb es einerseits gilt Entscheidungen zu treffen (Was priorisiere ich warum und in welcher Situation?), es andererseits aber eben auch zu Konflikten kommen kann mit anderen Menschen (wichtiger Fachbezug für WBS bei uns) und deren Bedürfnissen für die es Lösungen zu finden gilt (die teilweise gesamtgesellschaftlich gefunden werden müssen, hier könntest du ein lokales Beispiel wählen, das den SuS geläufig ist, evtl.etwas an eurer Schule oder im Ort).

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