Oder du schaust einfach erst einmal, ob dir dein LA-Studium in der Praxis wirklich so viel weiterhilft...
Ich verstehe, womit ich das ausgelöst habe und entschuldige mich, wenn ich mit meinem flapsigen Kommentar deine oder die Gefühle anderer User hier verletzt habe.
Ich weiß aber jenseits der Flapsigkeit durchaus auch ein wenig wovon ich schreibe. Nach einem rein wissenschaftlichen Studienabschluss habe ich eine Stelle an einer 2jährigen Berufsfachschule erhalten, ohne Lehramtsstudium, ohne Ref und eingesetzt haupsächlich in Fächern, die ich noch nicht einmal studiert hatte ("Berliner Modell" wenn man so will). Ich war selbstkritisch genug, um zu wissen dass mir einiges (und nicht nur die Fachlichkeit im einen oder anderen Fach) fehlte, um tatsächlich guten Unterricht zu machen. weshalb ich berufsbegleitend ein Zweitstudium Lehramt begonnen habe. Da ich fachwissenschaftlich bereits ausgebildet war, konnte ich mich dabei vollständig auf Dinge wie Pädagogik, Fachdidaktik, Psychologie konzentrieren und habe mir thematisch Kurse ausgewählt in Bereichen, in denen mir besonders viel Wissen fehlte wie ich in der praktischen Tätigkeit täglich sah. Meinem Unterricht hat das Studium spürbar gut getan, insofern: Ja, ein Lehramtsstudium bringt einen beruflich voran und ist keineswegs obsolet und durch reine Praxis ersetzbar.
Ich habe mir letztlich erstmal eine andere Stelle in der außerschulischen Bildungsarbeit gesucht, weil ich es persönlich nicht länger verantworten wollte Schülern die keine Wahl haben, wohl aber etwas besseres verdient gehabt hätten, weiter meinen fachfremden, unausgebildetetn Unterricht zuzumuten . Die Prüfungen haben zwar immer alle bestanden, ihre Potentiale hätten sie aber ganz ohne jeden Zweifel mit der Unterstützung einer besser ausgebildeten Lehrkraft besser entfalten und womöglich auch nutzen können. Nach insgesamt fast 15 Jahren Berufserfahrung in der schulischen und außerschulischen Bildungsarbeit, einem erfolgreichen fachwissenschaftlichen Studium, erfolgreichem Zweitstudium Lehramt habe ich vor 1 Jahr das Ref doch noch begonnen und bin täglich dankbar für die intensive Ausbildung, das Feedback von Mentoren oder Lehrbeauftragten, die mir helfen tatsächlich guten Unterricht zu planen und durchzuführen. Meine vorhergehende Berufspraxis (und auch das Quentchen mehr an Lebenserfahrung mit Ende 30) hilft mir natürlich an sehr vielen Stellen (z.B. im Bereich der Klassenführung, dem Störungsmanagement oder auch der Planung und Durchführung von AGs und Projekten), doch auch das Referendariat ist keinesfalls obsolet wie ja nicht nur ich meine, sonst wäre es für eine volle Lehrbefähigung wohl nicht vorgesehen.
"Lehrer kann jeder"- so habe ich meine 1.Stelle im Schuldienst bekommen- guter Unterricht braucht aber neben personellen Ressourcen und weiteren Fachkräften für die niemals endenden "Sonderaufgaben" eben auch und gerade gut ausgebildete Lehrkräfte und nicht nur "learning by doing".