Beiträge von CDL

    (...) Lebensweisheiten weiterzugeben. (...)

    Habe ich heute selbstredend den halben Vormittag über getan, den restlichen Vormittag lang tröpfelte Weisheit in die Gehirne meiner Jünger, auf dass sie Erfolg haben mögen. *Ironie Ende*


    Deine Motivation klingt nach einem Ausgangspunkt, dennoch solltest du dir bewusst machen, dass die Arbeit mit Schulklassen oft anders aussieht, als von dir geschildert. Eventuell sollte das mit ein Teil deiner Überlegungen sein, denn "Lebensweisheiten" gibt man einerseits als Lehrer eher selten weiter, andererseits ist die Arbeit zumindest in der Sek.I (Förderschulen, Grundschulen?) meist auch nicht ganz so idyllisch. Ich arbeite auch dafür, dass meine SuS erfolgreich sein können, versuche ihnen zu zeigen, wo sie Potentiale haben, sie bei der Entwicklung derselben zu unterstützen, Wege zu zeigen diese zu nutzen- bei manchen SuS gelingt das, bei einigen nicht. Das ist das Gießkannenprinzip: Geben, pflegen, wässern, (zwischendurch mal den Gärtner rausholen zum Düngen und mal ein wenig Zurechtstutzen und Jäten) viiiiiiiiel Zeit und Liebe und hoffen, dass ein möglichst großer Teil der Saat früher oder eben manchmal auch erst später aufgehen wird.


    Spaß haben meine SuS gerne auch in meinem Unterricht, ob ich guten Unterricht mache hängt aber nicht vom Spaß ab. Manchmal lernen meine SuS am meisten, wenn sie klare Grenzen bekommen und gegen alle Widerstände zur Mitarbeit verpflichtet werden. Das ist weder für sie noch für mich "spaßig", aber ein völlig normaler Teil des Berufs. Erziehung ist das täglich Brot eines Lehrers (auch der Sek.II, auch wenn die natürlich oft mit einer anderen Klinetel arbeitet, die meist anderen sozialen Milieus und einer anderen Bildungssozialisation entstammt- pubertierend über die Stränge schlagen aber auch Gymnasiasten oder haben null Bock auf Schule und Unterricht).

    Bei uns wurde neulich auf ner Dienstbesprechung festgelegt, dass Whatsapp für dienstliche Kommunikation tabu ist. Weil die dort kommunizierten Dinge dem Datenschutz unterliegen und die Daten dann aber Whatsapp/Facebook gehören. Also ich versteh es so, dass ich auch z.B. dem Kollegen nicht die Note von Schüler X schnell per Whatsapp schicken darf.

    Gerade Noten sind besonders heikel. Insofern sollte man diese auch ohne entsprechende dienstlichen Vorschriften keinesfalls über derart ungesicherte Kanäle teilen. Ich versende Notenlisten ausschließlich verschlüsselt an Kollegen (PDF mit Passwort/VeraCrypt-Container mit PW-Schutz - PW wird dann in der Schule direkt übergeben oder zumindest über anderen Kanal geteilt, z.B. per Anruf). Ist tatsächlich auch Vorschrift bei uns (= BaWü) das so zu handhaben.


    (Seit kurzem sollen wir auch nur noch mit Eltern über PW-geschützte Mails persönliche Informationen über deren Kinder austauschen (z.B.Informationen zu Mitarbeit, Verhalten, Noten, Anwesenheit). Super Idee für eine Schule mit Eltern, die zuverlässig per Telefon erreichbar sind (oder auf Elternbriefe reagieren und zu Gesprächsterminen erscheinen) für kurzfristige Rückmeldungen. Bei uns gibt es allerdings in jeder Klasse eine Handvoll Eltern die alle paar Wochen ihre Handynummern wechseln, diese der Schule natürlich nicht mitteilen und auch auf Elternbriefe nur reagieren, wenn darin weitere Schritte angedroht werden wie die Einschaltung des Jugendamts oder die polizeiliche Vorführung des Kinds zur Durchsetzung der Schulpflicht. Aber die lustigen Auswüchse der DSGVO sind ein anderes Thema und OT.)

    Dann lade sie doch dazu ein? :)

    Da Unterricht keine öffentliche Veranstaltung ist und alle Kinder (inklusive des autistischen Schülers) das Recht haben ohne anwesende (und ggf.irritierende/störende/beunruhigende/belastende/eingreifende) Eltern lernen zu dürfen ist das eher eine schwierige Idee. Da steht das Bedürfnis der Mutter im Hinblick auf ihr Kind auch nachrangig nach den Interessen aller Kinder inklusive ihres Sohns ungestört und von Eltern unbeobachtet lernen zu dürfen.


    Vielleicht könnte sich aber ja einfach mal ein*e Kolleg*e*in der/die die Klasse ebenfalls unterrichtet und kennt hinten reinsetzen in eine Stunde um aus pädagogischer Perspektive das pädagogische Handeln anzusehen. "Zu viel loben" ist ja schon eher eine eigenwillige Kritik (man kann aber eben von Eltern nicht erwarten, dass sie über päd.Fachwissen verfügen, auch deshalb haben diese als Prüfer der Beschulung des eigenen Kinds nichts im Unterricht verloren) und stellt ein massives Eingreifenwollen in deine pädagogische Freiheit dar.

    Ja, das mache ich in der Sek.I genauso ("jeder macht alle Aufgaben mit *, zwei mit ** und schnelle Gruppen noch eine nach Wahl mit ***, sonst als HA"). "Wahlpflicht" ist ein Wort das bei manchen zumindest Blockaden bzw. Unverständnis auslösen würde. Wie wir es unseren SuS gegenüber formulieren ändert aber ja nichts daran, was es faktisch ist und da merke ich einfach an solchen Beispielen von GS-Kolleg*en*innen, dass ich doch herzlich wenig darüber weiß, wie an der GS heutzutage gearbeitet wird. Eine echte Wissenslücke- immerhin "hole ich meine SuS von dort ab" für die weitere Arbeit.

    Aber Ethik liegt doch praktisch zwangsläufig auf der gleichen Schiene wie Reli. Von daher kam es mir seltsam vor, statt Reli "Beschäftigungsrunde" anzubieten. Wobei es natürlich durchaus auch sein könnte, dass Ethik mangels geeigneter Lehrkräfte komplett entfällt.

    Bei uns an der Schule gibt es bislang keinerlei Ethikunterricht (kaum SuS, null Lehrer). Der Reli-Unterricht findet deshalb vorrangig in Randstunden statt, so dass die meisten SuS mit Erlaubnis der Eltern dann früher heimgehen (oder später am Morgen beginnen). Lediglich Ganztagesschüler müssen ggf.noch beaufsichtigt werden und nehmen meist an AGs teil (die man auch als "Beschäftigungsrunde" bezeichnen könnte für winzige Zielgruppen die man an einer Hand abzählen kann).

    Pflichtteil und Wahlpflichtteil in der Grundschule- ich bin ehrlich beeindruckt Frau (?) roteAmeise. :top: Bei genauerer Überlegung haben die Kids bei meiner früheren Arbeit im GS-Bereich bei der Erstellung von Portfolio aber auch meist solch eine Aufteilung gehabt und das hat den meisten auch gut gefallen ein wenig auswählen zu dürfen (manche waren überfordert, weil sie am liebsten alle Aufgaben bearbeiten wollten und ein paar Schlurifs fanden es seeeeehr anstrengend sich entscheiden zu müssen, von der Bearbeitung dann ganz zu schweigen).

    In BaWü wäre das ein Fall für eine Begutachtung durch Sonderpädagogen des SBBZ. Da gilt aktuell bei uns die Ansage, dass die maximal bis Klassenstufe 6 noch SuS begutachten im Hinblick auf einen möglichen Schulartwechsel oder aber die Feststellung eines Förderbedarfs bei Verbleib an der aktuellen Schule, normalerweise sind die v.a. in den GS aktiv.


    Das Ergebnis der Begutachtung wird dann mit Schule und Elternhaus besprochen, wobei mögliche Wege (SBBZ, Förderschwerpunkt x + Verbleib an der aktuellen Schule, Förderschwerpunkt x + z.B. Wechsel an eine Werkrealschule/Hauptschule) aufgezeigt werden. Letztlich entscheiden dann die Eltern wie es weitergeht und das hoffentlich im Sinne ihres Kindes. Zumindest in BaWü würde ich davon ausgehen, dass so ein SuS an einer Werkrealschule oder einer der wenigen verbliebenen Hauptschulen eine realistische Chance hat seinen HS-Abschluss zu machen, bei einem Besuch von RS/GMS wäre ich eher skeptisch. HS/WRS haben meist kleinere Klassen und mit den früheren Grund-und Hauptschullehrern echte Experten im Kollegium wenn es um die Förderung gerade besonders leistungsschwacher SuS geht.

    Habe auch so eine Gruppe aus drei Klassen (Unterstufe). Mein Weg um diese spezielle Gruppe zu mehr Ruhe, Konzentration und letztlich auch funktionierender Kooperation zu bringen (arbeite tatsächlich nur mit denen so):


    - Feste Sitzordnung (Klassenverbände aubrechen und trennen + abwechselnd Junge-Mädchen mit dem Hinweis, dass wir da erst wieder ändern, wenn es so wirklich gut funktioniert im Regelfall), in der 1.Stunde mit Änderung der Sitzordnung gibt es Namensschilder, damit ohne große Diskussion klar ist, wo ich sie bitte haben möchte
    - festes Ritual zu Unterrichtsbeginn und - ende
    - 5 min Sonderpause bei einer Doppelstunde, die die die SuS sich durch konzentrierte Mitarbeit am jeweiligen Tag "verdienen" können (seitdem sind die Doppelstunden viel entspannter, denn sie ermahnen sich gegenseitig), bei größerer Unruhe etc.wird die Pause um jeweils eine Min gekürzt, im worst case 5min ans Unterrichtsende drangehängt (war exakt einmal nötig, bei Einführung der neuen Regeln)
    - kooperative Elemente werden wenn ich sie neu einbringe immer erst 2-3x geübt mit jeweils klaren Hinweisen, was ich an Verhalten erwarte und einer gemeinsamen Reflektion, was gut geklappt, woran wir noch arbeiten wollen, wie wir beim nächsten Mal gemeinsam besser arbeiten können
    - Regeln werden zu Stundenbeginn an der Tafel visualisiert (wieviele Pausenminuten sind noch übrig, etc. habe da feste Karten, die cih einfach aufhänge als Erinnerung für alle)
    - Punktesystem für einzelne Förderschüler (Förderschwerpunkt "Verhalten"): die bekommen am Platz 3 Punkte angeheftet (ist mit KL/Elternhaus abgesprochen + wird in allen Unterrichtsstunden so gehandhabt), bei größerem+ wiederholten Fehlverhalten wird wortlos ein Punkt abgenommen, sind alle Punkte weg erhält der jeweilige SuS einen Tisch entweder hinten in den Klassenraum mit Schreibaufgabe vor die offen stehende Tür (war auch erst einmal erforderlich bei den SuS mit dieser Sonderregel, da meist die Abnahme von 1-2 Punkten ausreichend ist als Hinweis, dass der Spaß jetzt vorbei ist)
    - am Ende jeder Stunde gebe ich 2-3 SuS direkt ein kurzes Feedback zu ihrem Arbeits- und Sozialverhalten in der Stunde à la "ich habe gesehen, dass du heute der x aus der Parallelklasse geholfen hast, das war sehr nett von dir" etc., da versuche ich die kleinen Schritte zu würdigen, die die Kinder, denen das ganz besonders schwer fällt, in die richtige/gewünschte Richtung machen und sie in ihrem Verhalten zu bestärken; zusätzlich lobe ich im Unterricht generell deutlich mehr, als dass ich sanktioniere/rüge/...; je verhaltensauffälliger eine Lerngruppe ist, desto besser sind meine Erfahrungen mit diesem Weg



    Kollegen in der Inklusionsklasse arbeiten zusätzlich noch mit "Belohnungssystem": Wer besonders konzentriert arbeitet, hilfsbereit ist, etc. erhält einen Smiley, bei einer bestimmten Zahl darf man in Freiarbeitsphasen auch außerhalb des Klassenzimmers an einem festen Platz arbeiten. Da nur eine feste Anzahl an SuS gleichzeitig außerhalbt des Klassenraums arbeiten dürfen, ist das ganz besonders begehrt und unterstützt ebenfalls das Arbeits- und Sozialverhalten der Gesamtgruppe.

    Liste mit möglichen Themen zeigen (da packst du dann vor allem Themen rein, an die deine SuS erfahrungsgemäß weniger denken würden) ergänzt um den Hinweise, dass
    a) keines der gezeigten Themen gewählt werden müsse, sondern du dich freust über eigenen Vorschläge
    b) kein Thema doppelt vergeben wird, wenn sich also zwei für dasselbe Thema interessieren entweder du mit den SuS versuchst verschiedene Schwerpunkte zu finden oder eben gelost wird

    Die Schulsozialarbeit bei uns hat eine 80%-Stelle. Mehr wäre da oft schön, da sie ein unersetzlicher Teil des Schullebens und der Schulkultur und bei Kollegen wie Schülern sehr beliebt und geschätzt ist. Wir haben das Glück an unserer Schule weiteres zusätzliches Personal für besondere Probleme zu haben wie eine Beratungslehrerin (die sind der Sek.I in BaWü immer für mehrere Schulen zuständig, weshalb es ein Geschenk ist, wenn man so jemanden direkt an der eigenen Schule hat), eine Sonderpädagogin (mit vollem Deputat), etc. Viele Dinge die an Schulen im Umkreis Kollegen einfach irgendwie allein bewältigen müssen, können bei uns mithilfe dieser Experten entlastet werden. (Selbstverständlich ist das in BaWü also keineswegs, sondern hat manches mit Glück zu tun, manches mit dem jeweils verantwortlichen Schulträger oder auch der Schulleitung.)
    Die Schulsozialarbeiterin nimmt regelmäßig am Unterricht der Klassen 5 teil - damit die SuS sie direkt mit der Einschulung bei uns kennenlernen und ein Vertrauensverhältnis sich entwickeln kann-, geht in 6 mit wenigstens einer Klasse ins Schullandheim und gestaltet ebenfalls in 6 auch aktiv die Projektwoche mit. Ab 7 nimmt sie hin und wieder einmal an einer Unterrichtstunde teil - auf Wunsch der Lehrkraft, infolge der Rückmeldung von SuS zu Problemen in der Klasse oder auch auf eigenen Wunsch, damit der Kontakt nicht abreißt-, geht mit auf Klassenausflüge als Begleitperson oder besucht die SuS während ihres Sozialpraktikums, für das sie auch die Beurteilung verfasst. Zusätzlich unterstützt sie regelmäßig Aktionen der SMV und hat im Jahresverlauf eigene kleine Projekte, die sie mit kleinen Schülergruppen oder auch mal einem einzelnem Schüler realisiert, der/die einen besonderen Rahmen benötigt, um sich öffnen und anvertrauen zu können.

    Ich würde das liken, wäre der bittere Zynismus nicht so verdammt schmerzhaft. Eigentlich ist diese ganze heiße Luft (der Politiker) einfach nur zum Heulen!
    Der Leitspruch meines Großvaters für seinen Unterricht (den er auch seinen Schülern mitgegeben hat) war "Mehr sein als Schein." Statt ein güldenes Kalb namens "Kind" öffentlichkeitswirksam in den Mittelpunkt zu stellen, wäre insofern mehr ehrliches Handeln wünschenswert. Das haben sowohl die von unserem Unterricht betroffenen Schülergenerationen verdient, wir als ihre Lehrkräfte und die Gesellschaft, die wir so ganz nebenbei aktiv gestalten.

    Oder du schaust einfach erst einmal, ob dir dein LA-Studium in der Praxis wirklich so viel weiterhilft...

    Ich verstehe, womit ich das ausgelöst habe und entschuldige mich, wenn ich mit meinem flapsigen Kommentar deine oder die Gefühle anderer User hier verletzt habe.


    Ich weiß aber jenseits der Flapsigkeit durchaus auch ein wenig wovon ich schreibe. Nach einem rein wissenschaftlichen Studienabschluss habe ich eine Stelle an einer 2jährigen Berufsfachschule erhalten, ohne Lehramtsstudium, ohne Ref und eingesetzt haupsächlich in Fächern, die ich noch nicht einmal studiert hatte ("Berliner Modell" wenn man so will). Ich war selbstkritisch genug, um zu wissen dass mir einiges (und nicht nur die Fachlichkeit im einen oder anderen Fach) fehlte, um tatsächlich guten Unterricht zu machen. weshalb ich berufsbegleitend ein Zweitstudium Lehramt begonnen habe. Da ich fachwissenschaftlich bereits ausgebildet war, konnte ich mich dabei vollständig auf Dinge wie Pädagogik, Fachdidaktik, Psychologie konzentrieren und habe mir thematisch Kurse ausgewählt in Bereichen, in denen mir besonders viel Wissen fehlte wie ich in der praktischen Tätigkeit täglich sah. Meinem Unterricht hat das Studium spürbar gut getan, insofern: Ja, ein Lehramtsstudium bringt einen beruflich voran und ist keineswegs obsolet und durch reine Praxis ersetzbar.
    Ich habe mir letztlich erstmal eine andere Stelle in der außerschulischen Bildungsarbeit gesucht, weil ich es persönlich nicht länger verantworten wollte Schülern die keine Wahl haben, wohl aber etwas besseres verdient gehabt hätten, weiter meinen fachfremden, unausgebildetetn Unterricht zuzumuten . Die Prüfungen haben zwar immer alle bestanden, ihre Potentiale hätten sie aber ganz ohne jeden Zweifel mit der Unterstützung einer besser ausgebildeten Lehrkraft besser entfalten und womöglich auch nutzen können. Nach insgesamt fast 15 Jahren Berufserfahrung in der schulischen und außerschulischen Bildungsarbeit, einem erfolgreichen fachwissenschaftlichen Studium, erfolgreichem Zweitstudium Lehramt habe ich vor 1 Jahr das Ref doch noch begonnen und bin täglich dankbar für die intensive Ausbildung, das Feedback von Mentoren oder Lehrbeauftragten, die mir helfen tatsächlich guten Unterricht zu planen und durchzuführen. Meine vorhergehende Berufspraxis (und auch das Quentchen mehr an Lebenserfahrung mit Ende 30) hilft mir natürlich an sehr vielen Stellen (z.B. im Bereich der Klassenführung, dem Störungsmanagement oder auch der Planung und Durchführung von AGs und Projekten), doch auch das Referendariat ist keinesfalls obsolet wie ja nicht nur ich meine, sonst wäre es für eine volle Lehrbefähigung wohl nicht vorgesehen.


    "Lehrer kann jeder"- so habe ich meine 1.Stelle im Schuldienst bekommen- guter Unterricht braucht aber neben personellen Ressourcen und weiteren Fachkräften für die niemals endenden "Sonderaufgaben" eben auch und gerade gut ausgebildete Lehrkräfte und nicht nur "learning by doing".

    Erst einmal ist nur wichtig, dass die Lehrerschaft dies anerkennt und sich nicht den Kopf zerbricht über eventuelle eigene Unzulänglichkeiten oder die der Schullandschaft im Allgemeinen. Noch nie hat sich Pädagogik und Schule so sehr um das goldene Kalb "Kind" gedreht wie heutzutage.

    Klasse! Wir Lehrer sind großartig und machen alles was wir können und das womöglich sogar richtig- reicht an Reflexionsfähigkeit, Ref beendet. Wo ist meine Ernennungsurkunde für die Planstelle?

    Es ist naiv zu glauben, dass die flächendeckend um sich greifende Bildungsarmut an zu wenigen, zu unqualifizierten, falsch ausgebildeten, falsch eingesetzten, aus Quereinsteigern gewonnenen Lehrkräften liegt.

    OK, ist als persönliche Meinung registriert. Gibt es dazu vielleicht eine Begründung, um deinen Gedankengang nachvollziehbar zu machen? Oder eine alternative These, woran es liegen könnte (oder gar liegt)?

    Mir ist auch nicht klar, wie man aus einer technischen Ausbildung zwei wissenschaftlich fundierte, allgemeinbildende Fächer ableiten will.

    Nennt sich Quereinstieg oder auch "Lehrer kann eh jeder" :pfeifen: ; mache ich auf jeden Fall auch direkt nach dem (LA-)Ref: Mail an diverse Justizministerien, Staatsanwaltschaften, Gerichte und Anwaltssozietäten, ob mein immerhin zweistellig abgeschlossenes Jura-Grundstudium von anno schlag-mich-tot mich nicht bei genauerer Betrachtung zur Bundesverfassungsrichterin befähigt, weshalb man dankbar sein dürfe, künftig mit mir in der Sozietät arbeiten zu können. :zahnluecke: Obwohl ich angesichts des Grundstudiums wahrscheinlich komplett überqualifiziert sein werde... Also doch Raketentechnikerin, von Physik hab ich noch nie was verstanden, das wird also ganz sicher der lustigste Beruf, den ich je hatte. :teufel:

    Bei uns kam heute eine Rundmail des VBE zu Unterrichtsausfall und Quereinstieg. Demnach gebe es in BaWü wohl aktuell 1438 Quereinsteiger (die rund 1000 Sek.II-Leute, die wohl bereit waren mangels Alternative an die GS zu gehen darf man da getrost draufschlagen, auch wenn die wenigstend berufsbegleitend nachqualifiziert werden). 1438 Quereinsteiger entsprächen etwa 1,2% der Lehrkräfte von BaWü, in Berlin haben derselben Info nach angeblich sogar nur 39% der Lehrkräfte eine vollständige Lehrerausbildung durchlaufen.
    In Kombination mit den von Conny beschriebenen Ausgangs- und Arbeitsbedingungen wundert mich das Abschneiden der Berliner Schüler nicht mehr. Fassungslos macht mich eher, was in dem von Conny verlinkten Artikel stand:



    (...)Und genau hier liegt der Skandal des neuerlichen Schulschocks: Der Berliner Senat nämlich weigerte sich zunächst, die Zahlen zu veröffentlichen. Der Abgeordnete Joschka Langenbrinck, ein Neuköllner Sozialdemokrat, musste erst mit einer Entscheidung des Karlsruher Verfassungsgerichts winken, ehe seine Parteifreunde in der Schulverwaltung die Ergebnisse auf seine parlamentarische Anfrage hin herausrückten. Mit anderen Worten: der Senat wollte verheimlichen, dass Berlins Drittklässler nicht schreiben können.



    Der Staatssekretär für Schule Mark Rackles (SPD) zeigte in seiner launigen, pomadigen, genervten Antwort auf die Anfrage von Langenbrinck, dass die Reise der Kultusminister in ganz Deutschland in diese Richtung geht: Die Bundesländer, so schrieb er, „werden sich darauf verständigen, künftig die VERA-Daten weder für einen Ländervergleich noch für die Veröffentlichung landesinterner Vergleiche zu nutzen.“(...)

    In BaWü war ähnliches zu hören vor der Veröffentlichung der letzten Vera 8. Da frage ich mich, wer hier eigentlich der Souverän ist, wenn den Wählern solche Ergebnisse vorenthalten werden sollen!?! (...aber Lehrkräften zumutet auch noch solche Vergleichsarbeiten durchzuführen und vor allem zu korrigieren; kann man sich dann doch ehrlicherweise direkt sparen, damit alle sich auf die "lustige" Umsetzung der DSGVO im schulischen Alltag konzentrieren können. Es lebe das neue analoge Zeitalter....)

    Die Frage, die sich mir da ein wenig stellt, ist inwiefern der Direkt-, Quer- oder Seiteneinstieg oder infolge fehlender Fachlehrkräfte fachfremd erteilter Unterricht eine Rolle spielt (und zwar nicht nur bezogen auf die Berliner Ergebnisse, sondern durchaus auch bezogen z.B. auf BaWü).
    Ich gehe jetzt einfach mal von mir selbst aus: Sek.I in BaWü bedeutet, dass ich nach dem Ref bei entsprechendem Fachlehrermangel an meiner Schule und Bereitschaft meinerseits vorausgesetzt auch fachfremd eingesetzt werden kann. Das mag in einer anderen Gesellschaftswissenschaft angesichts dessen wie ich im Studium aufgestellt war noch vergleichsweise unproblematisch und fachlich leistbar bzw.didaktisch mit entsprechendem Einsatz umsetzbar sein, in Mathe oder Deutsch würde mir aber schlichtweg zuviel an Fachlichkeit bzw.didaktischem Wissen fehlen, um da mehr als Unterricht auf Nachhilfe-Niveau anbieten zu können. Das dann in den Hauptfächern 2-3 Schuljahre lang hintereinander bei sehr heterogenen Lerngruppen aus entsprechendem sozialen Umfeld und wir sprechen schnell von einem Leistungsrückstand, den man in Schuljahren angeben muss.


    P.S.: Bitte nicht missverstehen als Abwertung der oft hervorragenden Arbeit von Direkt- und Seiteneinsteigern. Ich habe selbst in meiner Familie Seiteneinsteiger in den Lehrberuf, die teilweise für ihr studiertes Fach der einzige Fachlehrer an der Schule sind und dank der Ausbildung im Ref auch in diesem Fach entsprechend qualifiziert sind. Das muss aber ja nicht die Regel sein, gerade, wenn die Verzweiflung an Lehrer in bestimmten Fachbereichen zu kommen groß genug ist und ist in jedem Fall nur ein Baustein angesichts des zumindest in der Sek.I oft massenhaften fachfremden Einsatzes von Lehrkräften.

    Ja, glaube ich, je nach Vertrag! Kenne genug Leute bei denen unbezahlte Überstunden Vertragsbestandteil sind, kenne aber auch genug Gegenbeispiele. Meine Cousine hat eine 35-Stunden-Woche und lässt das auch sehr gerne raushängen. Meine Mutter arbeitet auch ihre 39 Stunden und fertig.
    Also: Ausnahmen gibt es, aber so Leute bekommen auch meist ein entsprechendes Gehalt.

    Was die These mit dem "entsprechenden Gehalt" bei mehr als 35-40 Wochenstunden Arbeitszeit anbelangt, werden da leider die vielen Menschen vergessen, die beispielsweise im Einzelhandel regelmäßig ihre 43h/Woche ableisten ohne sich je ein güldenes Näschen damit verdienen zu können. Tatsächlich wage ich zu behaupten, das mehr als 40-43h Wochenarbeitszeit für viele Arbeitnehmer in Deutschland die Normalität darstellen und dies nur vereinzelt finanziell entsprechend honoriert wird. (Das die faktische Wochenarbeitszeit -vor Überstundenausgleich via Ferien- eines Volldeputatlers das um Längen schlägt ist aber auch klar.)

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