Ich stelle bei mir fest, dass ich kein Verlangen danach verspüre, Fehlverhalten von SuS' über Noten zu sanktionieren.
Das kann ich direkt mitempfinden, das geht mir genauso. Ich denke deshalb fällt mir der von den Kollegen in der speziellen Klasse empfohlene Kurs auch innerlich so schwer. Auch wenn es dabei nicht darum geht Fehlverhalten mit einer schlechten Fachnote zu versehen (Fachnoten sind Fachnoten, Verhaltensnoten fürs Zeugnis gibt es am Schuljahresende), soll der Notendruck natürlich einen bestimmten Effekt aufs Verhalten haben. Insofern bin ich dankbar für euer aller Input hier, wie ihr das handhabt bzw.seht.
Ich merke für mich an dieser speziellen Stelle, dass ich eine klare professionelle Haltung noch suche, was sich natürlich gerade in so einer cleveren, störungsfreudigen Gruppe auswirkt, da ich weniger deutlich für bestimmte Regeln einstehe, als in anderen Klassen und bei meiner sonstigen Art der Klassenführung. (Zwei Seelen schlagen ach in meiner Brust... )
Hallo CDL,
ich habe auch eine Klasse, in der ich den tobsüchtigen Schreihals geben muss, sonst geht da gar nichts. Das macht mir überhaupt keinen Spaß, da ich viel lieber nett und humorvoll wäre, doch diese Gruppe funktioniert nur, wenn sie klare Ansagen bekommt und bei jeder Verfehlung sofort hart durchgegriffen wird. Konsequenz halt.
Pass aber auf wie ein Schießhund als Referendar: Sichere dich ab, wo es nur geht. Renitente Schüler werden nach Schwächen suchen und diese finden, wenn du nicht auf der Hut bist. Den Unterricht in dieser Klasse möglichst perfekt planen, strukturieren, die Maßnahmen dokumentieren und klare Regeln schriftlich festhalten. Im Zweifel kannst du so vor der Schulleitung rechtfertigen, weshalb du diese oder jene Disziplinierung durchführen musstest.
Ich danke dir für deine Antwort. Ja, ich sichere mich natürlich ab, deshalb arbeite ich besonders eng mit der KL zusammen in dieser Klasse, hole mir bei Bedarf Rat, z.B. wenn ich merke, dass Kollegen Dinge etwas entspannter handhaben, die ich mir als Ref nicht leisten darf.
"Tobsüchtiger Schreihals" klingt ehrlich gesagt aber ziemlich erschreckend. Das gehört für mich persönlich zu den schlimmsten Erinnerungen meiner Schulzeit, wenn ich derartige Lehrer hatte. Da hatte ich oft Angst (wurde in der GS von meiner damaligen KL zwei entsetzliche Schuljahre lang gemobbt, gedemütigt, täglich angebrüllt und entwertet oder für nicht begangene Dinge bestraft). Aus dieser Erinnerung heraus ist es mir gänzlich unmöglich meine SuS ernsthaft anzubrüllen (auch wenn ich durchaus lauter werden kann, wenn z.B.zwei meiner Jungs sich mal wieder kloppen und ich sie auseinanderschieben muss) oder Angst als Mittel meines pädagogischen Handelns einzusetzen. Ich könnte das jetzt auch begründen mit meinen Haltungen als GK-Lehrerin oder damit, dass ich Respekt und menschliche Wertschätzung und Achtung für zentral halte und in meiner Klassenführung grundsätzlich umzusetzen suche, aber ich glaube tatsächlich, dass meine eigenen Erfahrungen mit brüllenden Lehrern ausschlaggebend für mich sind. Das würde einfach im Widerspruch stehen zu den Motivationen aus denen heraus ich Lehrerin geworden bin. Dennoch sehe ich, dass derartige Wege funktionieren können. Einer meiner Mentoren muss nur leicht die Stimme erheben (riesen Kerl, breite Schultern, tiefer Bass) und die Klasse zieht die Köpfe ein. Er steht aber auch voll dahinter- vielleicht funktioniert das auch deshalb bei ihm und könnte umgekehrt, angesichts meiner Haltung zu derartigen Mitteln, bei mir niemals funktionieren.