Beiträge von CDL

    Liebe GEW,


    vbdo hat mir erzählt, dass ihr keine Mitgliederbefragung zur Tarifrunde 2019 durchführen wollt. (Voll böse! Bestimmt macht ihr das nur, um eure Klientel zu missachten und zu vergraulen!) Ich will mehr dazu wissen. Genaueres weiß mein Meister, der bitte für präzise Fragestellungen zu kontaktieren wäre.



    MFG, CDL

    Darum ging weder deine Frage, noch meine Antwort (deine Fachabschlüsse hattest du ja bereits eingangs benannt). Die Frage drehte sich um die Darlegung der pädagogischen Vorerfahrung für die Bewerbung. Du wolltest wissen, was du dir "aus den Fingern saugen könntest"; bislang sind dir an möglicherweise relevanten Vorerfahrungen Dinge wie naturkundliche Führungen/Umweltbildung eingefallen, sowie die Erstellung informativen Fachmaterials für den schulischen Einsatz im Rahmen des Bundesfreiwilligendienstes.
    Meine Frage war, warum du selbst dich - abgesehen von der fachwissenschaftlichen Eignung- für geeignet hältst Unterricht zu erteilen? Da geht es darum deine Vorerfahrung in schulische Kontexte einzuordnen (also nicht nur zu sagen "ich habe Flyer für Lehrer/Schüler erstellt" sondern anzugeben, dass du didaktisiertes Material zum Thema X erstellt hast etc.). Welche Vorerfahrungen das sind weiß aber eben keiner außer dir. Wenn dir dazu nichts einfällt, dann setz dich mit dem von dir angestrebten Beruf auseinander, prüf´ dein Vorwissen, deine Motivation, dein bisheriges Engagement. Ich würde annehmen, dass du da fündig werden kannst in dir, schließlich hast du ja sicherlich jenseits des rein fachwissenschaftlichen Abschlusses gute Gründe für deinen Seiteneinstieg und die Annahme, dass der Schuldienst der richtige Beruf für dich ist.

    Du meinst es gibt wissenschaftliche Nachweise seriöser Wissenschaftler, dass das Abendland durch anderes als den Klimawandel ernsthaft in Gefahr sein könnte? Falls ja, bitte Link posten, ansonsten erübrigt die hypothetische Diskussion sich ja.

    Warum genau denkst du, du könntest geeignet sein einer Schulklasse Unterricht zu erteilen (abgesehen vom Fachstudium)? Dafür muss es doch Gründe geben, Vorerfahrungen geben, etc. Es geht ja nicht darum "dir etwas aus den Fingern zu saugen", sondern deine Qualifikationen- die keinem hier bekannt sind- darzulegen.

    Ein paar der Anwesenden waren der Meinung, dass, sinngemäß, die meisten Lehrer ja eh links seien und deswegen das Schwänzen zu Demonstrationszwecken grundsätzlich gutheißen würden.

    Kuriose Begründung. Weder sind es ja aktuell nur "linke" Politiker die die Friday for Future-Proteste gut heißen, noch sind diejenigen hier im Forum, die diese Proteste für unterstützenswert halten ihren sonstigen Beiträgen nach eindeutig und ausschließlich eher "linken" politischen Überzeugungen zuzuordnen.


    Im Übrigen sage ich nur Björn Höcke, eine Zierde der Historiker...


    Als Politikwissenschaftlerin habe ich eine Menge politischer Diskussionen auch schon im Studium geführt. Da gab es an der PH eine leichte Mehrheit im linken Spektrum unter den politisch aktiven Lehramtsstudenten, grundlegend war offen aktiv bis auf den Bereich rechtsaußen das gesamte politische Spektrum vertreten. Im Ref habe ich bei einem meiner Mitanwärter im Päd-Kurs den Verdacht gehabt, dieser könnte mit der AfD (und zwar nicht den gemäßigten Positionen innerhalb der Partei) zumindest sympathisieren. Die geäußerten Wertvorstellungen insbesondere als es um den Umgang mit Schülern mit Fluchterfahrung ging waren doch sehr unmissverständlich; weitere Mitanwärter würde ich anhand der Aussagen speziell zu diesem Themenbereich dem konservativen Spektrum zuordnen.

    Liebe(r) CDL,


    du hast offenbar keine, aber auch wirklich überhaupt keine Ahnung davon, was einem im Referendariat alles passieren kann.
    Nochmal: Ich freue mich für dich, dass du eine professionelle Ausbildungssituation vorgefunden hast.


    der Buntflieger

    1. Erwachsen werden
    2. Differenzieren lernen
    3. Relativieren lernen
    4. Wer lesen kann... (ich hatte bereits vor diesem Beitrag von dir deutlich gemacht, dass meine persönlichen Erfahrungen nicht nur eitel Sonnenschein waren.)

    Hallo CDL,


    die von dir genannte Durchfall- bzw. Ausscheidequote erscheint mir sehr hoch zu sein! Kann das Seminar dies in Zeiten des Lehrermangels überhaupt nach außen rechtfertigen? :ohh:

    Lehrermangel kann, muss aber eben nicht bedeuten, dass man jeden durch die Prüfungen "winkt" der/die die Arbeit nicht leisten kann. Schüler haben ein Recht auf qualifizierte Lehrer und einen entsprechenden Unterricht. Ich finde es außerordentlich begrüßenswert, dass das Land Baden-Württemberg hier weder mit Unmengen an Quereinsteigern arbeitet noch nachweislich nicht qualifizierte Anwärter durch die Prüfungen (oder vorab in den eigenständigen Unterricht) winkt. Die Schwelle nicht in den eigenständigen Unterricht entlassen zu werden ist ja schon sehr hoch, die 2x zu reißen ist also nicht leicht. Das die Fehlsteuerung bei den Studiengängen in BaWü (kein NC im völlig überrannten gymnasialen Lehramt, dafür bis vor kurzem noch NCs in den Mangelbereichen GS und Sonderschulllehramt bei entsprechend deutlich weniger Studienplätzen als im gymnasialen Lehramt) fatal ist- geschenkt. Den Preis zahlen - leider - die vielen aktiven Kollegen noch einige Jahre lang. Mit unzureichend qualifizierten Kollegen die ihre Aufgaben nicht wahrnehmen können wäre diesen aber wohl auch nicht geholfen.


    Die Ausfallquoten sind im Übrigen aus gutem Grund nicht offiziell bekannt. Wer aber beim Prozentrechnen in der Schule aufgepasst hat und weiß, wie viele Anwärter zu Beginn da waren, wieviele inzwischen "verschwunden" sind (da hält das Seminar sich sehr bedeckt), kann selbst nachrechnen.

    Zitat von Buntflieger

    Mich freut es für dich, dass es dir offenbar bisher gut erging. Ich hätte an deiner Stelle sehr wahrscheinlich auch das Setting der Ausbildung verteidigt, anstatt dermaßen kritisch aufgelegt zu sein.

    Nö. ist sicherlich nicht "alles" rund gelaufen bei mir bislang. Aber ich bin erwachsen, kenne meine Rechte, stehe für mich ein (im Einzelfall auch schon mit Gewerkschaft und Anwalt an meiner Seite), kann mit den Menschen die an meiner Ausbildung beteiligt sind konstruktive Lösungen finden bei Bedarf und erwarte umgekehrt nicht, dass zugunsten meiner persönlichen Befindlichkeit alles auf mich zugeschnitten wird, sondern eben auch mal allgemein für Referendare (oder Lehrer) gilt (und an mir vorbei geht. Shit happens- gehört zu jedem Beruf dazu und ist kein Spezifikum des Schuldienstes.)
    Ich könnte meine Geschichte des Refs wenn ich wollte so erzählen: "Ich bin schwer krank, meine Rechte werden regelmäßig nicht berücksichtigt und ich muss konstant zusätzlich die Kraft aufbringen für mich zu kämpfen. Ich werde diskriminiert." Oder ich sehe eben wo meine individuellen Erfahrungen keineswegs repräsentativ für das gesamte System sind, weil ich konstant Menschen an meiner Seite habe die Teil dieses Systems sind, mich beraten, unterstützen, mit mir Seite an Seite kämpfen (oder auch mal von mir unbemerkt dicke Felsbrocken vor mir aus dem Weg rollen, von deren Existenz ich höchstens im Nachhinein erfahre). Am Ende ist das sicherlich auch eine Frage der grundsätzlichen Lebenshaltung: Mein Glas ist an den meisten Tagen dreiviertel voll, weil ich dankbar bin noch am Leben zu sein und die Kämpfe führen zu können die das Leben noch für mich bereit hält. Für mich ein großes und nicht selbstverständliches Geschenk und manchmal auch eine Verpflichtung, der es gerecht zu werden gilt.

    Hallo Lehramtsstudent,


    wie ein Referendariat verläuft, hängt meiner Erfahrung nach (und von dem, was ich mitbekomme) (...)

    ...die du wie ich finde zu wenig relativierst. Ich mache auch manche suboptimale Erfahrung im Ref, gehe aber nicht direkt davon aus, dass diese individuelle Erfahrung repräsentativ wäre um verallgemeinernd zu beurteilen wie das gesamte Referendariat verläuft.

    Zitat von Buntflieger

    (...)
    Leider ist es häufig nicht so, dass man "wertschätzend" behandelt wird und die "Fehlerkultur" ist nur ein pädagogisches Schlagwort von vielen, die durch die Schullandschaft geistern und mit denen fragwürdige pädagogische Handlungen begründet werden. Von dieser Vorstellung solltest du dich verabschieden, das reduziert das Ausmaß der Enttäuschung und setzt neuen Kampfgeist frei und den wirst du definitiv in den nächsten Monaten brauchen. Damit meine ich nicht, dass du gegen Windmühlen anrennen sollst (bloß nicht!), sondern du musst unsinnige Anweisungen mit einem Lächeln auf den Lippen befolgen und wenig sinnige Feedbacks (die sich z.T. auch direkt widersprechen können zu dem, was zuvor schon gesagt wurde) mit einem entspannten "vielen Dank für den nützlichen Hinweis" quittieren.

    "Enttäuschung" ist ein Gefühl, das eine vorhergenden Täuschung voraussetzt, im Regelfall eine Selbsttäuschung, weil eine falsche Erwartungshaltung durch die Realität nicht bestätigt wurde. Manche Enttäuschung ist insofern eine begrüßenswerte Konfrontation mit der Realität, manchmal aber auch ein zu persönliches Gefühl im professionellen Kontext.
    Du schreibst häufiger über Wertschätzung und prangerst mangelnde Wertschätzung im Umgang mit Referendaren an. Ich vermisse deine Wertschätzung deiner Kollegen , die man keinesfalls alle und ausnahmslos über einen Kamm scheren kann. Eine etwas differenziertere Ausdrucksweise würde ich in dem Fall als wertschätzender empfinden und auch erwarten ehe der erste (oder in deinem Fall eher der hundertste) Stein auf die Ausbilder geworfen wird.
    "Unsinnige Anweisungen mit einem Lächeln auf den Lippen zu befolgen" hat für mich nichts mit dem Ref zu tun. Ich enthalte mich einer weiteren Bewertung, finde solch ein Verhalten aber unangemessen- Ref hin oder her und ganz unabhängig von einer beamtenrechtlichen Remonstrationspflicht, die bei tatsächlich "unsinnigen" Dienstanweisungen greifen würde.

    Zitat von Buntflieger

    Ob man dir die nötige Lernzeit gönnt, hängt wiederum sehr von den Menschen ab, die dich in deiner Ausbildung begleiten. Im ungünstigsten Fall wird dir das Lernen erschwert oder gar verhindert. Im Referendariat solltest du deine Energie darauf richten, den Modalitäten gerecht zu werden: Was muss ich tun, damit die Fachleiter/Mentoren zufrieden sind? Wie es ist, ein "richtiger" Lehrer zu sein, wirst du sowieso erst hinterher erfahren. Das Referendariat ist in seiner jetzigen Form vor allem eine sehr lange und belastende Prüfungsphase, die primär Dinge wie Durchhaltewillen und Stressresistenz prüft.
    Alles Gute dir, wir schaffen das!
    der Buntflieger

    Das Ref dauert ohne Verlängerung eine feste Zeitspanne und ist auch mit Verlängerung endlich. Insofern geht es nicht darum "ob man jemandem die nötige Lernzeit gönnt", sondern darum, ob Referendar x- egal ob Buntflieger, Lehramtsstudent oder auch CDL- in der vorgesehen Zeitspanne y die Grundlagen lernen kann um (fachlich, didaktisch, pädagogisch) "guten", lerneffizienten Unterricht zu halten oder nicht. Belastungsfähigkeit und Stressresistenz sind zwar Faktoren die die Art der Ausbildung mit (= sekundär) abfordert und damit letztlich ein Stück weit abprüft- ohne diese Eigenschaften wird man im späteren Beruf aber nunmal nicht bestehen können. Es wäre absurd, wenn nicht sogar grob fahrlässig angehende Lehrer erst nach dem Ref mit diesen beruflichen Realitäten konfrontieren zu wollen. Wer dem im Ref mit 13 Wochenstunden (BaWü, Sek.I) nicht gewachsen ist wird es nach dem Ref mit 26 Wochenstunden sicherlich nicht plötzlich schaffen auch wenn der Prüfungsdruck weg ist.

    (...)


    Ich wusste, dass das Referendariat eine neue Herausforderung für mich darstellt, ich hatte nur gehofft, dass man entweder zunächst Schritt für Schritt in die Materie eingeführt wird (Denn wenn Classroom Management soooo eine wichtige Sache ist, muss man doch als Anfänger darüber informiert werden, wie erfolgreiches CM geht, ohne dass man erwartet, dass man mit diesem Wissen geboren wird, oder?) ...)

    Die Theorie, wie erfolgreiche Klassenführung aussehen kann, welche Bausteine zentral sind kennen die meisten Referendare in Teilen aus dem Studium, zumindest in BaWü wird das dann im Seminar noch einmal wiederholt und in Bezug zur Praxis gesetzt. Dort ist auch der Raum, um Widersprüche zwischen Theorie und Praxis zu diskutieren. Was dir also an theoretischem Fundament noch fehlen sollte kannst du nachlesen.
    Die Praxis lebt von der eigenen Umsetzung, deinen eigenen Erfahrungen. Dazu gehört es eben auch zu scheitern, zu reflektieren, was du hättest anders machen können und es beim nächsten Mal entsprechend anders umzusetzen. Eine Schritt-für-Schritt-Anleitung z.B.eines Mentors ist von vornherein zum Scheitern verurteilt: Jeder Lehrer hat eine andere Art der Klassenführung, die zur eigenen Persönlichkeit passt (mit etwas Erfahrung wird die eigene Klassenfühurng dann entsprechend differenzierter und ist je nach Klasse, Tagesform der Klasse, Beziehung zur Klasse etc. etwas verschieden, denn auch fertige Lehrer arbeiten nicht mit "dem einen" System.). Was also für deinen Mentor perfekt klappen kann, muss zu dir überhaupt nicht passen und wird womöglich niemals funktionieren können und sei es nur, weil du innerlich nicht "dahinter" stehst und es immer von außen aufgesetzt wäre. Im Ref bekommst du immer wieder Hinweise, welche anderen Wege du probieren könntest, probierst diese aus und entwickelst mithilfe von Reflektion (und im Laufe der Berufsjahre) ein Gespür dafür, was zu dir passt, in welcher Situation was wie angewendet werden muss, etc.


    Schritt-für-Schritt-Anleitungen wären auch nicht mehr altersgemäß: Erwachsenbildung ist nunmal etwas anderes, als die grundständige schulische Bildung von Kindern oder Jugendlichen (auch wenn das Studium mit Einführungsveranstaltungen für die Eltern von Erstsemestern etc. das nicht immer widerspiegelt.). Ich würde mich mit Ende 30 dann doch veräppelt fühlen, wenn mir meine Mentoren abverlangten quasi Vorlagen zur Klassenführung zu reproduzieren, statt mir zuzutrauen aus eigenem Scheitern (ggf.mithilfe der mentorengestützten Reflektion) lernen zu können.
    Das Referendariat ist extrem anspruchsvoll und verlangt es uns ab auf vielen Gebieten zeitgleich nicht nur Lernfortschritte sondern regelrechte Lernsprünge zu machen, um nach einer für die Größe der Aufgabe sehr überschaubaren Zeitspanne Prüfungen bestehen und danach als Lehrkraft voll eingesetzt werden zu können. Zu kleinschrittige Einführungen, quasi ein Abholen des Refs -wie der Schüler- dort wo er/sie eben gerade jeweils steht, würde den zeitlichen Rahmen des Refs im Regelfall sprengen.

    Auch wenn ich nicht der Zielgruppe deiner Fragestellung entspreche, würde ich dir eine Hospitation an einer beruflichen Schule in den Zielfächern empfehlen, um einen persönlichen Eindruck davon zu erhalten, was dich tatsächlich erwarten kann.


    Ein Cousin von mir ist mit Physik und Mathe aus der freien Wirtschaft als Seiteneinsteiger (was in BaWü ja bedeutet mit Ref) in den Schuldienst gewechselt. Für ihn war für den Wechsel die berufliche Perspektive im Ausgangsberuf wichtig (er hätte infolge einer betrieblichen Neuorientierung in einem Bereich weiterarbeiten müssen, den er mit seinen persönlichen Werten nicht hätte in Einklang bringen können; eine andere Firma im ursprünglichen Berufsfeld wäre bei mehreren Kindern, eigenem Haus und Gattin mit eigener Praxis nicht so leicht umsetzbar gewesen), aber auch die Option sich beruflich verändern zu können eine spannende Herausforderung. Obwohl er gerne unterrichtet sucht er sich nach 5 Jahren im Schuldienst inzwischen aber innerhalb seiner Schule neue Herausforderungen, da er manche Dinge als eintönig empfindet: Bildungspläne ändern sich eben nur etwa alle 10 Jahre in BaWü. Positiv formuliert lassen sich daraus gute Routinen entwickeln, um Themen verschiedenen Lerngruppen gut nahezubringen, negativ formuliert kann sich daraus eine gewisse Eintönigkeit entwickeln, vor allem, wenn man bedingt durch Fachkräftemangel am Ende nur in einem seiner Fächer in den immer gleichen Klassenstufen eingesetzt wird. Glücklicherweise bietet der Schuldienst sehr viele Möglichkeiten sich beruflich weiterzuentwickeln und neue Aufgabenbereiche zu finden, insofern ist mein Cousin sehr zufrieden mit dem Schritt. Das Ref war für ihn allerdings eine enorme Belastung nicht zuletzt auch, da er im Vergleich zu seinem vorigen Verdienst erhebliche finanzielle Einbußen hatte. Sich viele Jahre nach dem eigene Studienabschluss noch einmal in die "Schülerposition" zu begeben war ebenfalls nicht leicht für ihn. Fachlich war er dank der Berufspraxis zwar herausragend, theretische Grundlagen zu Pädagogik und Didaktik musste er sich aber anders als die meisten Mitanwärter erst schrittweise erarbeiten im Hinblick auf die Prüfungen.

    In BaWü gibt es auch noch Sonderschulen in Form der SBBZ. Ob das immer noch der Fall sein wird wenn aktuelle Studienanfänger ihr Studium beendet haben werden kann man aber letztlich nur vermuten, nicht sicher sagen. Insofer hat Frapper mit dem "Blick in die Kristallkugel" dem das gleicht recht.


    Wenn dein Herz eigentlich an der GS hängt Jaemli, dann überleg dir entweder, ob du dein Studium in einem anderen BL absolvieren willst: Viele BL haben angesichts des eklatanten Mangels an GS-Lehrern aktuell keinen NC auf diesem Studiengang (in BaWü wurde der NC für GS-Lehramt beispielsweise vor kurzem erst abgeschafft bei geringfügiger Erhöhung der Anzahl der Studienplätze). Nach dem Studium könntest du dann immer noch nach Sachsen zurück gehen fürs Ref. Alternativ prüfen, ob du nach dem Ref a) damit leben könntest dein Ref (und ggf.auch den weiteren Schuldienst) an einer Sonderschule zu leisten oder b) dir vorstellen könntest in ein anderes BL zu wechseln, in dem es keine Sonderschulen mehr gibt und ausschließlich inklusiv beschult wird (mit allen sich daraus ergebenden Problemen für bestimmte Schülergruppen).


    Irgendeinen Kompromiss wirst du angesichts des aktuell in Sachsen gültigen Bildungssystems für dich finden müssen.

    Mit Minijob wird sie vor dem Hintergrund eures Familieneinkommens voraussichtlich nur oder zumindest hauptsächlich für die KV arbeiten. Das könnt ihre euch aber online einfach mal durchrechnen, um eine grobe Vorstellung zu haben, was finanziell in der gesetzlichen Krankenkasse auf euch zukommen würde. Wenn das Ziel ist über den Minijob an eine sozialversicherungspflichtige TZ-Stelle zu kommen, kann das aber ja unter Umständen eine akzeptable, da zeitlich befristete Kröte sein. Die Frage ist halt, ob deine Frau entsprechend mehr Wochenstunden arbeiten kann/will, die sie leisten müsste, um eine TZ-Stelle für einen Arbeitgeber attraktiv zu machen. Beim aktuellen Mindestlohn kann sie ja wöchentlich im Schnitt um die 12 Stunden arbeiten, damit sich die TZ-Stelle mit den Kosten für die Sozialversicherung für einen Arbeitgeber lohnt, müsste sie vermutlich wenigstens 20 Wochenstunden arbeiten.

    (...)
    CDL: Letzens im Reflexionskreis erzählte ich den Schülern auch, dass ich bei Häufung wohl mal mit den Eltern in Kontakt treten müsse. Und dass evtl. die Störenfriede ein paar mehr Hausaufgaben bekommen, sodass sie sich in Zukunft stärker zusammenreißen. (...)
    (...)


    @Krabappel: Es liegt vor allem daran, dass kein Mensch einen auf diese Situationen vorbereitet und es einfach heißt "Mach mal. Du MUSST das jetzt können." Woher um Himmels Willen? Dass das Studium nicht sonderlich auf die Praxis vorbereitet, war klar, aber es ist schade, dass das Referendariat in meinen Augen seinen Zweck als Ausbildung verfehlt.

    Zumindest so wie du das hier schreibst Lehramtsstudent klingt das nach sehr unbestimmten Ansagen ("Ich muss dann wohl mal mit euren Eltern Kontakt aufnehmen." / "Eventuell müssen die Störenfriede ein paar mehr Hausaufgaben bekommen, damit sie sich in Zukunft zusammenreißen."). Falls du das deinen Klassen gegenüber ähnlich formulierst, achte darauf klare Ansagen zu machen, z.B.: Wer dauerhaft stört muss in die Parallelklasse den Vormittag über. Die Eltern werden mittags direkt darüber informiert (Email?). / Wer den Unterricht wiederholt stört muss die an der Tafel notierten Zusatzaufgaben bis Montag machen.
    "Wohl", "eventuell" - das klingt nach Verhandlungsspielraum und danach, dass du selbst nicht hinter deinen Maßnahmen stehst. Ich verstehe, dass du aktuell ein fremdes System umsetzt, das nicht unbedingt deinen Überzeugungen entspricht. Sieh es als Lernschritt im Ref an, dich einfach mal mit einem anderen System auseinanderzusetzen und dieses auszuprobieren. Ich nehme an gerade in der GS kann es einem immer wieder passieren, dass man die Klassenführungsregeln von Kollegen anwenden muss, wenn man als KV in einer fremden Klasse kurzzeitig eingesetzt wird. Vielleicht irre ich mich da, aber ich nehme an, bei den Kleinen ist es nicht immer möglich neben der Bezugsperson auch das komplette Klassenführungssystem zu verändern, zumindest, wenn es nur um einen sehr überschaubaren Zeitraum geht.


    Zum Ausbildungswert des Refs:
    Grundlegend gibt es in den meisten BL und Schularten ja 1-x Schulpraktika, um zumindest eine Vorstellung zu erlangen von der Herausforderung die gelernte Theorie und das gesammelte theoretische Wissen in der Praxis in guten Unterricht zu verwandeln und diesen auch entsprechend zu halten. Dennoch ist das Ref sicherlich für alle Anwärter eine gänzlich neue Erfahrung, ganz gleich wie viele Erfahrungen man ggf.bereits in der Lehre gesammelt hat. In meinem Kurs sind inzwischen fast 30% der urprünglichen Anwärter nicht mehr dabei. Rund 20% waren Verlängerer die nicht in den eigenständigen Unterricht entlassen werden konnten. In Einzelfällen tragisch, weil einfach nur die Lernzeit im Ref zu kurz war und die Leute mit einem Jahr mehr Ref bestehende Lücken (v.a.bei der Unterrichtsplanung) sicherlich hätten schließen können, mehrheitlich Leute bei denen schon das Bestehen der Schulpraktika knapp war und die auch ihr 1.Staatsexamen mit 3,x bestanden hatten, wo es also auch fachlich dünner war. Man könnte jetzt einfach behaupten, dass bei diesen Leuten das Ref sein Ausbildungsziel verfehlt hat oder aber -so tragisch das für manche ehemalige Anwärter persönlich auch ist- anerkennen, dass der Schuldienst kein Beruf ist der jedem und jeder liegt, dass manchen frühzeitig die kritische Selbsterkenntnis fehlte entweder einen anderen Beruf zu ergreifen oder aber sehr konsequent an sich selbst zu arbeiten, um den Anforderungen dieses Berufs gerecht werden zu können. 12-24 Monate (je nach BL und Ausbildungsmodus im Ref) sind eine verdammt überschaubare Zeitspanne um sich einem hochkomplexen Beruf zumindest insoweit annähern und diesem gerecht werden zu können wie man das am Ende des Refs legitimerweise erwarten darf ("fertige" Lehrer erwartet zu diesem Zeitpunkt niemand).
    Die Qualität des Refs hängt natürlich von Menschen ab, allerdings von vielen Menschen, so dass man auch viele Möglichkeiten hat sich den benötigten Input zu holen: Wo Mentoren das nicht ausreichend leisten (weil sie vielleicht Schwerpunkte haben und man in anderen Bereichen noch etwas benötigt oder in Einzelfällen man tatsächlich mal Pech mit einzelnen Mentoren hat) hat man mit Seminar, Mitanwärtern, Kollegen an der Schule genügend Möglichkeiten sich ergänzenden Input zu suchen und steht als erwachsener Mensch mit erfolgreich abgeschlossenem Fachstudium auch in der Verpflichtung das selbständig zu machen. Wir sind schließlich keine 16jährigen Azubis mehr..

    Nun ja.Es ist nicht nett, einen Referendar in so eine Klasse zu stecken. Wenn ich das richtig verstanden habe, ja nicht nur mit einem Fach, sondern sogar mit zwei Fächern. Das klingt für mich sogar einen Hauch nach "Da sind Stunden offen - ach, wir bekommen doch einen Referendar, der soll mal zeigen, was er kann."
    (...)

    Stimmt, nett ist es unter Umständen nicht, ggf.hat man aber keine Wahl, gerade bei einem Fach wie Englisch mit sehr begrenzter Stundenzahl an der GS.


    Ich bin ehrlich gesagt zwiegespalten was den Einsatz in "anfängerunfreundlichen" Klassen während des Refs anbelangt (habe auch schon mit einem Kollegen an meiner Schule darüber diskutiert, der der Auffassung war, dass man Refs in bestimmte Klassen keinesfalls stecken dürfe, weshalb er als Mentor seinen Ref vor dem Einsatz in solch einer Klasse im eigenständigen Unterricht bewahrt hatte.): Einerseits sind solche Klassen natürlich eine Herausforderung, die einen konstant an die Grenzen bringt (wo man im Ref sowieso schon oft genug an seinen Grenzen ist, die es zu erweitern gilt), andererseits lernt man gerade aus solchen Erfahrungen unglaublich viel für die weitere Klassenführung. Nach dem Ref kräht schließlich kein Hahn mehr danach, ob man das kann oder nicht, dann muss man es leisten. Im Ref hat man im Idealfall die Unterstützung der Mentoren und oft auch die Unterstützung weiterer Kollegen in der Klasse. Wenn alle wissen wie problematisch die Klasse ist- wie Lehramtsstudent schreibt- kann das ja auch eine Entlastung sein, denn das Grundproblem liegt nicht an ihm als Ref auch wenn er seine Klassenführung verbessern kann (und wird). Schwierig ist hier dann die geschilderte Erwartungshaltung der SL.


    Zum ersten Absatz: Das ist mir klar. Ich erhoffe mir halt immer, dass durch die Reflexion ein Bewusstsein "besseres Verhalten = bessere Lernatmospähre = ich profitiere davon" entsteht, bin aber durchaus "praxisschockiert", dass Kinder das nicht so mal eben umsetzen, nur weil es für uns Erwachsene logisch ist. (...)

    Was für uns Erwachsene logisch ist oder wir zumindest als gesellschaftliche Logik zu akzeptieren gelernt haben muss eben in Kinderohren und Kinderherzen überhaupt nicht logisch sein. Viele unserer erwachsenen Logiken berücksichtigen die Bedürfnisse und Entwicklungsschritte von Kindern ja nur sehr unzureichend, wenn überhaupt. Ich glaube jeder Referendar muss sich während des Refs schrittweise seiner Zielgruppe annähern um zu lernen, wo Kinder des jeweiligen Alters tatsächlich stehen, was man in der Realität voraussetzen kann. Das ist einfach etwas völlig anderes als in der Uni in einem Seminar darüber zu diskutieren. Je mehr Unterrichtserfahrung du sammelst, desto leicher wird dir dieser Zugang fallen. Erfahrene Mentoren wissen, dass das etwas Zeit braucht und gebe im Idealfall in Reflexionsphasen Hinweise, wie man die Voraussetzungen der Zielgruppe bei Unterrichtsplanung oder Klassenführung besser hätte berücksichtigen können bzw.könnte.

    Lehramtsstudent: Es geht weniger um "Strenge", als um Konsequenz. Regeln transparent machen (eventuell visulisieren an der Tafel mithilfe einer selbstgebastelten Lärmpampel oder ein "Lärmthermometer" an die Tafel malen etc., damit die SuS sehen, wo sie sich aktuell befinden), klare Folgen nennen, wenn jemand auf rot steht und diese Folgen selbst auch "aushalten", also z.B.konsequent Email an die Eltern mittags um eins, um diese über größeres Fehlverhalten zu informieren, ggf.Eltern zum persönlichen Gespräch bitten, wenn du den Eindruck hast, es fruchtet nicht bei den SuS.
    Klare Regeln beschädigen eine L-S-Beziehung erstmal nicht. Vielen Kindern fehlt gerade diese Regelklarheit im Elternhaus. Nicht allen ist klar, dass sie das im Leben benötigen werden, manchen aber durchaus, weshalb sie dankbar sind für Stabilität, Klarheit und Belastbarkeit der zwischenmenschlichen Beziehung im Umgang mit Lehrern. Die wichtige Ergänzung zu den klaren Regeln hat Jazzy dir ja auch genannt: Investitionen in die L-S-Beziehung z.B.in Form von Interesse für deine SuS. Das beginnt mit Kleinigkeiten wie der Frage nach dem Fußballtraining, der Lieblingsmannschaft oder der Nachfrage, wie das Spiel der Jugendmannschaft am WE denn gelaufen ist. Wenn ich meine SuS mit einer neuen Zeitschrift aus unserer Schulbib kommen sehen frage ich sie beim nächsten Mal, ob sie mir einen Artikel daraus empfehlen können, den sie besonders spannend fanden. Die vielen Kleinigkeiten zählen und summieren sich, weil sie den SuS zeigen, dass du sie auch jenseits des Unterrichts als Menschen wahrnimmst und schätzt. Auch Fehler einzugestehen oder Nichtwissen gehört dazu: Freitag habe ich mit meinen SuS zwei Modelle entwickelt. Modell 2 war die umgekehrte Version von 1 mit entsprechend veränderter Beschreibung. Ein Wort habe ich übersehen und nicht verändert. Einem Schüler fiel der Widerspruch zum Glück auf. Als ich mich bedankt habe und meinte, das hätte ich glatt übersehen, hat die gesamte Klasse sich gefreut. Der Schüler, der den Fehler bemerkt hatte meinte, normalerweise würden Lehrer immer sagen, das wäre ein Test gewesen und nicht zugeben, dass sie etwas übersehen hätten. Mich hat es nichts gekostet ehrlich zu sagen, dass ich nicht unfehlbar bin und etwas übersehen habe an der Tafel, für die Beziehung zur Klasse war es Gold wert, gerade, weil in der KLasse viele sehr leistungsschwache Schüler sind, die sich oft von Lehrern Hinweise zu eigenen Fehlern anhören dürfen.


    Wenn deine Jungs begeisterte Gamer sind, frag sie, welche Spiele sie spielen, was sie daran begeistert. Gamer sind häufig interessiert an strategischen Überlegungen, die Teil vieler Spiele sind. Bestimmte Unterrichtsmethoden fordern genau diese Art von Denken. Gerade simulative, handlungsorientierte Unterrichtsmethoden können deine Gamer evtl.begeistern und einbinden helfen. Ich habe auch sehr viele Gamer in meinen Klassen, die sich zumindest teilweise auf diese Weise einbinden lassen. Teilweise verknüpfe ich auch einfach andere Themen mit Gamingaspekten oder Gaming-Themen (z.B. in GK ist Gaming ein zentraler Baustein im Bereich Medienkompetenz, in Wirtschaft arbeite ich beim Thema Kaufverträge mit Ingame-Währungen, etc.), um diese Schülergruppen "mitzunehmen".

    Sencha Grüntee, nein Earl Grey oder doch Darjeeling? Aber frischer Minztee oder Melissentee sind auch ne Wucht (vor allem im Hochsommer)...


    Ich geb auf- wer ist entschiedener als ich?

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