Autorengruppe Fachdidaktik: Wie politisch darf mein Unterricht sein?, in: Autorengruppe Fachdidaktik: Was ist gute politische Bildung, 2.Auflage, Schwalbach 2017, S.23-33
zentrale Aussagen:
- Beutelsbacher Konsens als gemeinsame Grundprinzipien für den Unterricht
-"Es wäre ein Irrglaube, Politikunterricht könne neutral und unparteilich sein, denn das widerspräche der Eigenart demokratischer Politik und der Eigenart der Sozialwissenschaften. Die Scheu vor Konflikten ist zwar verständlich, aber keine angemessene Antwort (...). Der Unterricht darf nicht nur politisch sein, er muss es sein." (S.25)
- eigene Position des Lehrenden muss auf Nachfrage dargestellt werden, wobei deutlich gemacht werden muss, dass diese persönliche Äußerung sonst niemanden bindet
- "Die Frage, wie politisch mein Unterricht sein darf, bzw.sein muss, ist heikel. (...) Mehrere Ratschläge bieten sich an: Die Lehrenden können nach einiger Arbeit mit einer Lerngruppe ihre eigene politische Position nennen und ihr Bemühen darstellen, den Unterrichtsprozess nicht parteilich zu beeinflussen. (Am einfachsten ist das übrigens, wenn die Lehrperson Mitglied einer politischen Partei ist.) Das eröffnet den Lernenden eine Chance zur Mitwirkung durch Kritik, falls sie ein Misslingen des Bemühens sehen. Alle Beteiligten am Lernprozess können sich das Problem von (ungewollter) Einseitigkeit, Beeinflussung und Druck gemeinsam bewusst machen, damit sie offener und selbstkritischer umgehen und dies als Bestandteile der politischen Auseinandersetzung sehen können." (S.31f.)
--> in Text auf S.30f.übrigens anhand einer konkreten Situation aus dem Golfkrieg (´90/91) der Umgang von Lehrern dargestellt, die dazu organisierte Schülerproteste aus Sorge vor gewalttätigen Ausschreitungen nicht befürworteten. Zum Schutz der Schüler, aber auch um die Kultur des Demonstrierens zu fördern gingen am Ende wohl Lehrer am Rand der Demonstration bzw.einer für ihre Schüler gut zugänglichen/sichtbaren Stelle als Ansprechpartner mit ungeachtet ihrer persönlichen Überzeugungen.
Valeska Bäder, Siegfried Frech: Wie politisch dürfen Politiklehrerinnen und -lehrer sein?; in: Siegfried Frech, Valeska Bäder (Hrsg.): Leitfaden Referendariat im Fach Politik; Schwalbach 2013, S.191-198
zentrale Thesen:
- Politiklehrer sind politisch nicht neutral
- Authentizität bedarf der politischen Positionierung
- Verweis auf ein Urteil des Verwaltungsgerichts BaWü (VBIBW 1985, 115,116f.), in dem festgehalten wird, dass Lehrer in kontroversen Fragen Zurückhaltung zu üben haben (im Sinne des beamtenrechtlichen Mäßigungsgebots), missionarisch eiferende Werbung für eigene Auffassung zu unterlassen haben, widersprechende Auffassungen sachlich darlegen müssen, damit SuS ein eigenes, kritisches Urteil bilden können aber Lehrer dennoch berechtigt seien sich im Rahmen der Grundwerte der Verfassung zu eigenen politischen Auffassungen zu bekennen.
Weitere Literaturverweise sind in den genannten Texten zu finden.