Wenn jemand sagt, dass er keine Ahnung von Planung hat und auch dass er mir nicht helfen kann, gehe ich mal davon aus, dass dem wirklich so ist.
Dein Mentor wird wohl kaum gar keine Ahnung von Planung haben. Schließlich hat er allwöchentlich sein Deputat zu erfüllen und plant dafür allwöchentlich seinen Unterricht. Möglicherweise hat er aber tatsächlich keine genaue Ahnung von der Art der Verlaufspläne, die du als Refi in der Ausbildung erstellen musst und kann dir dabei nicht helfen.
Mein einer Mentor im Ref hat mir zu Beginn meines Refs ganz deutlich gesagt, was ich von ihm zu erwarten habe und was nicht. Fancy Unterrichtsstunden gab es bei ihm nicht, dafür grundsolide Alltagsstunden. Bei meinen Verlaufsplänen konnte er mir auch null helfen, weil das zu lange bei ihm her war und er so längst nicht mehr gearbeitet hat. Auch minutiöse Mitschriften zu meinem Unterricht wenn er hinten drin saß gab es nicht. In der Zeit hat er meist das Klassenbuch ergänzt, Unterricht geplant oder Korrekturen gemacht, war mit einem Ohr aber dennoch immer bei meinem Unterricht mit dabei. Wir saßen auch nicht nach jeder Stunde zusammen, um die zu reflektieren, noch nicht einmal jede Woche. Dazu hatte er mit einem vollen Deputat, zwei Fachleitungen, Vertretung der Schulleitung, wenn Rektor und Stellvertreter nicht im Haus waren (was in der Zeit häufiger der Fall war, weil sie Pflichtfortbildungen hatten), Tutor für diverse SuS, Mentor für mehrere Refis,… schlicht nicht die Zeit.
Er hat mir aber viel besser als mein zweiter Mentor- von dem ich dafür fachdidaktisch unfassbar viel gelernt habe- vermittelt, worauf es ankommt, um im Schuldienst sowohl erfolgreich mit Klassen zu arbeiten, als auch so effizient zu arbeiten, dass der Gesundheitsschutz nicht zu kurz kommt. Er hat mir sehr viel Freiraum gelassen, aber auch erwartet, dass ich als erwachsener Mensch selbst konsequent und fortlaufend an meiner Ausbildung arbeite. Dazu hat gehört, dass ich mir bestimmte Verbesserungspunkte vorgenommen habe. Im eigenständigen Unterricht haben wir uns dann alle vier Wochen (davor meist nur alle zwei Wochen) kurz zusammengesetzt, sind die aktuelle Stunde durchgegangen und er hat mir bezogen auf meine ihm davor genannten Zielpunkte, an denen ich gearbeitet hatte gespiegelt, wo ich aus seiner Perspektive stehe und woran es ggf. weiterzuarbeiten gilt. Die Mischung aus beiden Mentoren- den, der auf Freiraum und Eigenverantwortung gesetzt hat, wie auch den, der mich sehr engmaschig angeleitet hat phasenweise- habe ich als enorm hilfreich für meine Entwicklung im Ref wahrgenommen.
Wenn deine SL davon ausgeht, dass dieser Mentor besonders gut sei, dann solltest du in Betracht ziehen, dass dies ungeachtet deiner bisherigen Wahrnehmung der Fall sein könnte und du das- weil vielleicht der Ausbildungs- und Unterrichtsstil nicht ganz so gut zu dir passt- womöglich schlicht (noch) nicht gut genug zu erkennen vermagst. Also gib ihm eine Chance, gib aber auch schlicht dir eine Chance erst einmal mehr zu lernen über verschiedene legitime Ansätze im Schuldienst, ehe du direkt verurteilst, wie dein Mentor arbeitet.
Bitte ihn freundlich darum, nicht im Klassenraum rumzuräumen, während du unterrichtest, weil dich das aktuell zumindest noch zu sehr irritiert. Klär mit deinem Ausbildungsseminar, was du erwarten darfst an Betreuung durch deine beiden Mentoren und such im Anschluss ggf. dann das Gespräch mit diesem Mentor im Hinblick auf ein kurzes, aber regelmäßiges Reflektionsgespräch. Wie regelmäßig dieses stattfindet hängt unter anderem davon ab, ob dein Mentor für deine Ausbildung eine Abminderungsstunde erhält oder nicht.
Erhält er diese ist vor allem zu Beginn des Refs ein (zeitlich überschaubares) Treffen einmal wöchentlich zumutbar (im Verlauf darf das dann seltener werden, da die Eigenständigkeit schließlich zunehmen soll). Erhält er keine zeitliche Entlastung für deine Betreuung, dann solltest zuallererst du dir bewusst machen, dass alles was er macht, egal wie wenig es dir erscheinen mag, etwas ist, was er komplett en top macht zu seinem sonstigen Alltagsgeschäft. Etwas Dankbarkeit wäre dafür durchaus angemessen, ebenso wie etwas weniger nur von anderen zu fordern, was diese für dich und deine Ausbildung gefälligst mehr leisten sollten, obgleich zuallererst du selbst für diese verantwortlich bist als erwachsener Mensch.