Man muss leider auch immer mal die andere Seite ansehen. Wir haben ein Kollegium, in der derzeit eine kritische Masse an Teilzeitkräften erreicht bzw. für einige meiner Kolleginnen und Kollegen bereits überschritten ist.
Für jeden Wunsch und Zwang muss nämlich letztlich ein anderer in einen sauren Apfel beißen:
1. Die ganzen ungeliebten Randstunden werden nicht mehr unter allen verteilt, sondern unter den übrig gebliebenen, die keine "Wünsche und Zwänge" einreichen können.
2. Dementsprechend müssen viele Kurse und Unterrichte in den Nachmittag rutschen, obwohl diese aus pädagogischen Gründen am Vormittag sinnvoller wären (z.B. Mathe in der Mittelstufe ab 15.30...)
3. Viele Teilzeitkräfte haben keine "Zeit" für einen korrekturintensiven Abikurs, dann nehmen andere halt noch mehr (Kollegin von mir: zwei parallele Deutschkurse mit jeweils 24 SuS, dazu noch einen Englischkurs mit 20 - die kann sich eigentlich jetzt schon erschießen.)
4. Die Vollzeitler haben kaum noch eine Chance auf einen kompakten Plan, sondern füllen halt Lücken.
5. Viele Sonderaufgaben, die in der Schule halt so anfallen, bleiben an den "Vollis" hängen: Klassenfahrten, Fachschaftsaufgaben, Aufsichten, ...
Natürlich ist es absolut zu begrüßen, dass es unser Job möglich macht, dass auf alles mögliche, was originär privat ist, Rücksicht genommen wird. Dabei würde ich mir allerdings auch ein bisschen Weitsicht der Kolleginnen und Kollegen wünschen, die diese tollen Rechte in Anspruch nehmen:
a. Wenn man x Stunden die Woche arbeiten kann, dann muss man vielleicht nicht x Stunden beantragen sondern vielleicht x-1 um ein paar der üblichen Dinge, die es an einer normalen Schule halt so gibt, auch zu machen. Und dabei rede ich noch nicht mal von Schulentwicklung oder ähnlichem.
b. Wenn man Wünsche und Zwänge angibt, dann sollten dies wirkliche Zwänge sein.
"Mein Kind muss unbedingt in Kindergarten X statt Kindergarten Z, obwohl die (für die Schule) deutlich schlechtere Öffnungszeiten haben. Aber der Freund geht da ja auch hin..."
c. Wenn man Elternzeit planen kann, dann bitte auch so, dass die Kollegen nicht die Dummen sind. Man sieht sich ja auch danach im Lehrerzimmer wieder.
d. Wenn man Elternschaft plant, dann vielleicht nicht noch vorher riesige Fäßer aufmachen, die dann bereits absehbar andere auslöffeln müssen.
e. Generell: In GLKs etc. vorsichtig mit Beschlüssen sein, die anderen Leuten Arbeit bescheren.
Nur um Missverständnisse zu vermeiden: Ich bin für GEGENSEITIGE Rücksichtnahme, dann ist ein Kollegium auch bereiter, verschiedene "Zumutungen" für einen bestimmten Zeitraum zu schultern.