Hallo liebe Kollegen,
ich wollte euch um Rat bei Unterrichtsstörungen bitten.
Zu meiner Person: Ich bin weiblich, 28 Jahre und seit diesem Februar habe ich meine erste feste Stelle angenommen. Ich habe bisher einen recht schwierigen Weg hinter mir und ich bin im Beruf noch nicht richtig angekommen. Bis zum Studium lief alles sehr gut, aber der Einstieg in den Beruf war eine Katastrophe. Ich bin in ein nicht so tolles Seminar und an eine Ausbildungsschule gekommen, in der ich nicht gefördert wurde. Ich habe immer wieder nach Rat gesucht, um meinen Unterricht an die Forderungen des Seminars anzupassen, aber keinerlei Hilfestellungen bekommen. Es waren so ziemlich alle Besuche Katastrophen und das Schlimmste daran war für mich immer, dass ich nicht wusste, wie ich es besser machen soll und genau wusste, dass der nächste Besuch eben so schlecht werden würde. Für mich war diese Zeit wie ein Warten auf eine Hinrichtung mit entsprechenden Gefühlen.
Schließlich habe ich dann die Zulassung zur zweiten Staatsexamensprüfung nicht bekommen und durfte dann endlich sowohl Seminar als auch Schule wechseln. Durch diesen Wechsel und vor allem durch die Förderung dort habe ich dann mein Examen mit 3,3 abgeschlossen. Da ich verlängern musste und meine Noten nicht unbedingt einladend sind, hat es natürlich etwas gedauert bis ich eine neue Festanstellung gefunden habe.
Jetzt ist eigentlich alles gut: Ich habe den ersten Teil meiner Probezeit mit 3 von 5 Punkten bestanden und meine Schüler sind pflegeleicht und motiviert (klassisches Gymnasium mit gutem Einzugsgebiet). Dennoch mache ich mir riesige Sorgen: einige Eltern haben sich mehrfach über die Lautstärke in meiner Klasse beschwert und ich bin mir sicher, dass dies auch zu meiner Schulleitung durchgedrungen ist. Die Schulleitung hat mir die doch positive Bewertung gegeben, aber mich im gleichen Atemzug auch zu zwei Beratungsbesuchen (ich habe aufgrund meiner schlechten Erfahrungen Angst davor), zwei Fortbildungen zum Classroom-Management und einem Coaching mit einer Kollegin "verdonnert". Die Kritikpunkte bezogen sich diesmal weniger auf fachdidaktische Punkte (was erstaunlich ist bei meiner Vorgeschichte), sondern vermehrt auf die Lautstärke (die aber in den Besuchen nicht so ausgeprägt waren). Ich habe Angst, dass, wenn ich die Probleme nicht löse, nochmal ein halbes Jahr dranhängen muss und dementsprechend noch mehr Besuche machen muss.
Ich weiß nach wie vor nicht, wie ich Ruhe in meine Klasse bekommen soll. Ich habe schon versucht den Unterricht motivierender zu gestalten und strenger und konsequenter aufzutreten, aber die Schüler nehmen mich nicht als eine Autoritätsperson war. Wenn die Themen interessant sind, dann tauschen sie sich zwar fachbezogen, aber dennoch laut über diese Themen aus. Die Schüler finden mich entweder zu nett und machen, was sie wollen oder andere Klassen können mich nicht leiden und machen aus Protest, das was sie wollen. Da ich noch in der Probezeit bin und wir eher ein Gymnasium mit Einzelkämpfermentalität sind, habe ich keine Möglichkeit dort Hilfe zu bekommen. Ich habe ausführlich mit meinem Mann darüber gesprochen (der ebenfalls Lehrer ist), aber "Du musst dich halt einfach durchsetzen. Egal, wie." oder "Du musst dich besser mit den Schülern verstehen", bringen mir so ziemlich gar nichts. Nach den Gesprächen fühle ich mich ehrlich gesagt noch armseliger und kleiner als zuvor zumal wir pflegeleichte Schüler haben, die bei anderen Lehrern folgsame Schafe sind.
Soviel zu der Situation. Ich bin für konstruktive Kritik und Hilfe sehr dankbar!