Schönen Sonntag Nachmittag!
Bei uns werden momentan schon Noten in der 2 vergeben. Wenn ich das richtig verstanden habe (kam erst später ins Ref) haben die Eltern es sich gewünscht, weil sie sich dann mehr angespornt fühlen, ihre Kinder anzuspornen und sich um die Hausaufgabenkontrolle zu kümmern.
Jedenfalls ist mit Einführung der Noten zu merken, dass die Eltern mehr auf Hausaufgaben achten.
Negativ fällt mir auf, dass eine Mutter neulich ankam: Ihre Tochter wäre sehr ehrgeizig (ich vermute, das ist eher die Mutter), sie arbeitet und lernt nachmittags so viel. Und trotzdem hätte sie in Deutsch "nur" eine 2. Wenn man in der 2. Klasse schon 2 stünde, dann wäre das in der 3. Klasse doch 5! In ihrer Schulzeit hatten alle Einsen, konnten viel schneller richtig schreiben und in so einer (schülerzahlmäßig) kleinen Klasse müssten die Kinder viel schneller richtig schreiben lernen als in einer großen Klasse. (Wachsen Einzelkinder eigentlich auch doppelt so schnell wie Kinder, die ein Geschwisterkind haben?
)
Dann gibt es noch ein Elternteil, dass das Kind Hausaufgaben VON VORNE anfangen lässt, wenn es sich einmal verschreibt. Und das war schon in der 1. Klasse ohne Noten so. Leistungsdruck ist also auch ohne diese möglich.
In der jetzigen 3. Klasse gab es in Kl. 1 und 2 Verbalgutachten. Ergänzt durch ein A5-Blättchen mit Noten (sogar mit + und -) drauf. Meine Mentorin (neu an der Schule) verdrehte die Augen. Jetzt bekommen die Kids aber offiziell Noten. Eine Mutter hat für alle Kinder eine farbig ausgedruckte Tabelle angefertigt, die sie sich ins Hausaufgabenheft klebten. Jedesmal wenn es eine Note gibt, kommt gleich: "Dürfen wir uns die in unsere Tabelle eintragen?"
Zum inflationären Gebrauch: Bei uns wird in D und Ma im ersten Halbjahr der Notenerteilung noch relativ "lasch" zensiert, zur Gewöhnung. Im 2. Halbjahr der Notenerteilung (und danach jährlich) werden die Anforderungen höher. Den Eltern wird das von Anfang an so gesagt. Die Kinder sollen nicht gleich enttäuscht werden, müssen aber auf die Zensierung im Fachunterricht (wir haben 6-jährige GS) vorbereitet werden. Meine Musikmentorin hat eine Freundin, die am verrufendsten Gymnasium der Umgebung unterrichtet und legt in Kl. 5 und 6 richtig los, damit diejenigen, die später ins Gymnasium gehen, nicht gleich als erstes eine 5 abfassen, weil sie B-Dur noch nicht können. (Ich habe das neulich im Fachseminar erzählt und die beiden anderen sind fast vom Stuhl gefallen, die finden, Notenlehre sei was für die SekI.)
In Musik soll außerdem lt. RRL "motivierend" zensiert werden. Ich tanze z.B. gerade mit einigen meiner Klassen: Alle SuS haben motiviert mitgemacht, fleißig geübt. Einige können die Schritte sicher und sehen von der Körperhaltung und den Armbewegungen richtig gut aus. Andere haben große Probleme damit, sich die Schritte zu merken (eventuell Richtungsprobleme im Raum), wieder andere können zwar die Schritte, sehen aber wie die Knetmännchen aus oder machen trotzdem noch diese Riesenschritte. Wenn ich mich an meine Oberschulzeit erinnere, hätten einige dieser SuS im Technik- oder Ausdrucksbereich eigentlich nicht mehr als eine 4 verdient. Die meisten merken, dass sie nicht so gut tanzen wie die anderen oder bekommen es in der gemeinsamen Auswertung von den Mit-SuS gesagt. Uneigentlich werde ich zur Notengebung aber das fleißige Üben und die hohe Motivation in den Mittelpunkt stellen. Mir ist es wichtig, auch SuS, die im Schulsport schlechter als 2 sind und sich nicht perfekt bewegen können, Freude an Bewegung zu vermitteln bzw. ihnen diese Freude zu lassen und nicht mit einem großen Hammer mit einer "4" darauf "draufzuhaun". (Habe mir nach der Schulzeit geschworen, mich nie wieder freiwillig mit nem Puls von über 110 zu bewegen und lange gebraucht, um meinen Schwur freiwillig wieder zu brechen. Das prägt...)
So, nochmal nachgeschaut. In Diktaten, Kl. 2, (z.Zt. ca. 32 Wörter): Bis 0,5 Fehler: 1, bis 3: 2, bis 6: 3, bis 9,5: 4, bis 14: 5. Musik (schriftlich, alle Klassen): 97% 1, 82% 2, 65% 3, 45% 4, 25% 5.
Gruß,
Conni
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