zum beziehungsaufbau gehört vor allem auch zuverlässigkeit von deiner seite. wer immer nur redet, und das alleine wird das abweichende verhalten in 99% der fälle nicht abstellen, und dann nicht konsequent auch handelt ("sich durchsetzen") bei weiteren verstößen, der wird von kindern und jugendlichen als unzuverlässig, unsicher und eben gerade nicht authentisch wahrgenommen, bestenfalls als authentisch unfähig.
du bist der zaun, an dem das rind sich reibt, entwicklungsbeding. die sind in der pubertät, da ist das halt so. das hat nichts mit dir zu tun. ein guter zaun ist ein zaun und fällt nicht um, auch nicht bei druck der klasse oder einzelner schüler.
nimm sie an, sei konsequent nett und freundlich, sanktioniere abweichendes verhalten sofort und immer. das wird schon. es dauert, aber es wird. "strafen" in form logischer konsequenzen sind sinnvoll und sehr wichtig und auch sehr pädagogisch. wichtig ist, dass du transparent agierst, immer annehmend-freundlich bleibst, und sicher bist, mit dem, was du da tust. zudem musst du die gewählte strategie länger als nur ein paar monate durchhalten, verhalten löscht sich nicht von heute auf morgen. und das classroom-management ist natürlich im sinne der prävention mindestens ebenso wichtig. dazu gehört auch deine gefühlte allgegenwärtigkeit, siehe buntfliegers post. dahin kommen die allermeisten zu anfang ihrer berufslaufbahn eher nicht, weil sie eben noch mit tausend anderen dingen simultan kämpfen, siehe deine schilderung zum unterrichtsgespräch. das ist bis zu einem gewissen grad normal, unterrichten muss man lernen, es handelt sich um handlungsroutinen, die du halt noch nicht hast. insofern ist "allgegenwärtigkeit" dein ziel am fernen horizont, aber nicht geeignet, um dir aktuell mit dem problem im klassenzimmer weiterzuhelfen.
ideen: der trainingsraum, falls ihr sowas habt, sozialdienst beim hausmeister nach schriftlicher elterneinladung ("dein verhalten hat den anderen lernzeit geklaut. du erhältst hiermit gelegenheit, das am x.y.2018 durch sozialdienst beim herrn hausmeister xy wieder gut zu machen."), früharbeit oder nacharbeit, wenn in der stunde arbeit verweigert/unzureichend erledigt wird, ein kleiner comic über die stunde, der ruhig auch gezeigt und gelobt werden darf, wenn er wirklich gut ist, ein gedicht über die stunde... denk dir was aus. diese dinge eröffnest du den betreffenden immer nach der stunde, nie währenddessen. das kind muss immer die chance haben, sein gesicht vor der gruppe zu wahren. das hier ist kein machtkampf, sondern nur dein freundlicher, aber bestimmter hinweis auf den zaun. der magische satz: "xy, du kommst bitte nach der stunde zu mir.", besser leise und im vorbeigehen zum betreffenden, statt laut im plenum.
konkret am beispiel:
keine diskussion ("aber der paul hat auch geredet! das ist so unfair! bloß, weil sie mich nicht mögen! sie mobben mich!" blablalamimimimi), keine "anwälte" ("der max hat echt gerade nicht geredet! ich hab nichts gehört!"). einfach nur "okay, du findest das also unfair. das ist okay, ändert aber nichts daran, dass ich dich gerade erwischt habe, und du daher nach der stunde bitte kurz zu mir kommst." oder "es geht hier um dein verhalten, nicht um das von paul. komm bitte nach der stunde kurz zu mir." oder zum anwalt: "ich rede gerade mit max."
wenn es vom typ her passt, ist es auch nicht verkehrt, einfach selber mit einem doofen spruch zu kontern ("selber unfair. ich finde es unfair, wenn du durch gequassel meinen unterricht und deine mitschüler beim lernen stößt. komm, lies gleich mal weiter/hol uns neue kreide/putz die tafel/stell deine ergebnisse zu aufgabe 3 vor...") "ja, das leben ist hart und ungerecht. ich seh dich nach der stunde kurz bei mir." oder auch einfach nur "mimimimimi" :).