erfahrungswerte von drei ass-kindern- sehr, sehr unterschiedlichen kindern - in der inklusion (bzw. früher halt einfach so, ohne mitgeteilte diagnose) bei mir am gym:
nein. wenn das kind zuhause ausrastet (ich kenne aus erzählungen einer kollegin, die in der autismusambulanz arbeitet, und aus eigener erfahrung: selbstverletzendes verhalten, zb. kopf gegen die wand, fluchtverhalten - aus dem fenster im ersten stock ohne nachdenken auf die hauptstraße voll im sprint, 13 jahre, durchschnitt 1,0 an einem normalen gymnasium-, wutanfälle, wie man sie eher von zweijährigen kennt, zerstörungsverhalten, verletzung von haustieren und geschwistern und eltern, wimmern und weinen, oder auch häufig stundenlanges markerschütterndes gebrüll, im versuch, das chaos der welt zu übertönen. dabei leider das kind darunter selbst am meisten, weiß sich aber nicht anders zu helfen.) nach der schule, dann ist das bei ass (asperger gehört auch zum spektrum, das ist nicht was extra, sonderne eine mögliche form von autismus, wobei man momentan, glaube ich, nur noch von "spektrum" redet, oder eben nicht) normalerweise ein hinweis darauf, dass es in der schule wahnsinnig kompensiert, um nicht aufzufallen, und dann zuhause die dadurch entstandene überlastung im meltdown zum vorschein kommt. für das kind ist das sehr schlimm und eine form der permanenten (!) überforderung. normalerweise können ass-kinder keine eigenen strategien entwickeln, um sich aus solchen verhaltensroutinen zu befreien, selbst wenn ihnen klar ist, dass die schule ihnen so schadet.
daher muss (!) die schule versuchen, im rahmen ihrer möglichkeiten das kind zu entlasten. das geht durch schulbegleitung, und/oder visualisierte routinen, isolierte pause, möglichkeit, jederzeit rückzugsräume alleine ohne nachfrage aufsuchen zu dürfen etc. vor allem würde ich versuchen, mit den eltern eng zu kooperieren; die kennen die kinder i.a. am besten. wenn die mutter sagt, dein schüler ist durch lob überlastet, dann wäre das für viele autisten ziemlich typisch. lob baut eine erwartungshaltung bei vielen autistischen kindern auf: "ich muss auch in zukunft gut sein." diese "regel" dann auch einzuhalten, ist für den autisten quasi so eine art lebensversicherung, sie bietet etwas struktur im auf ihn permanent einstürmenden chaos der reizüberflutung. das kann man nicht wegtherapieren oder so, es ist einfach ihre andersartige form der verarbeitung der welt. man kann sich vorstellen, unter welchen starken druck ein kind gerät, dass ein lieb gemeintes lob als "du musst auch morgen topleistung bringen, sonst bricht die welt zusammen" interpretiert. und das jedesmal. und die vorigen male nicht vergessen kann, das gehirn streicht nichts. es wird nur immer mehr. jeden tag. bis halt dann irgendwann gar nichts mehr geht.
insofern: ich würde dringend auf die mutter hören, mit dem kind das loben kurz durchsprechen und es dann nicht mehr machen. eventuell hat die mutter oder auch das kind selbst ideen für ersatzformen, die für ihn/sie besser zu verarbeiten sind?