Beiträge von keckks

    mh, bei mir sind das vor allem persönliche quellen, leute, die im osten mit der kirche aufgewachsen sind, teil des widerstands waren, heute überall leben, und bei heimatbesuchen oft einfach nur noch entsetzt (!) zurückkommen. die these stammt von einem freund. ich finde sie sehr plausibel.


    frankreich als vergleich ist auch eine spannende idee. die haben ja auch ein massives "arbeiter goes rechtsradikalismus"-problem und ebenfalls keine starke kirche in den bildungsferneren schichten seit dem krieg spätestens. (wohl aber im bildungsbürgertum, das sehr wertkonservativ in der unangenehm-katholischen variante unterwegs ist, vgl. demo für alle-volk, widerstand gegen verbot der prügelstrafe und so).

    ich glaube, einige hier unterschätzen den grad der zivilisiertheit der breiten masse. viele davon haben genau keine werte, außer ichichich und bestmöglich durchkommen. kann man machen, ist mir persönlich dann zusammen mit vorgegebenen "sei kein arschloch"-werten der kirchen (aka doppelgebot) dann doch ein bisschen lieber/macht mir so weniger angst.


    (man beachte die moralische verwahrlosung in weiten teilen ostdeutschlands. es spielt soziologisch gesehen mit sicherheit ein große rolle, dass die kirchen dort schon sehr langen keinen größeren einfluss mehr haben. und wo begann nochmal der widerstand? genau.)


    ad wollsocken: die 50er-jahre-unterrichtskompatibilität der mir bekannten kirchlichen schulen sollte eher abschrecken. also, mich hat es abgeschreckt. ich habe dort nach einem jahr gekündigt und werde mit sehr großer sicherheit nie mehr für eine kirchliche schule arbeiten. never ever again.


    simple komplettablehnung der institution und vor allem ihrer gläubigen ("wir sind kirche"... ja, sind wir wirklich) ist mir persönlich zu unterkomplex.


    ad plattenspieler: ich weiß nicht, wann du das letzte mal in einem realen priesterseminar warst. ich letzte woche, ich habe freunde dort. stundengebete werden ganz klar erwartet. es wäre schön, wenn sich da mal liberalere vorstellungen durchsetzten.


    andererseits - austreten, es wird immer attraktiver.

    ich weiß nicht, ob die suche nach konzepten das ist, was eine religion primär leistet. da geht es meist mehr um dinge wie werte, normative integration, sinnstiftung... humanismus ist letztlich auch eine religion, halt die mit wissenschaft auf den ersten blick kompatible variante.

    ich mache mit refis immer wieder die erfahrung, dass die geistig beweglichen mit viel fachwissen und sehr gutem abstraktionsvermögen (die vermutlich in einem iq-test sehr gut abschneiden würden) halt die sind, die die theorie aus pädagogik, psychologie, didaktiken wirklich verstehen, statt sie nur auswendig zu lernen, den kram dann anwende, weil sie das allgemeine aufgrund ihres abstraktionsvermögens im konkreten unterrichtsalltag wiedererkennen können, und voila, brauchbaren und mit erfahrung tollen unterricht machen. teils auch ganz ohne geeignete persönlichkeit. das kann man alles durch übung lernen, und was ich genau üben muss, um es hinzubekommen, steht in den büchern (uni) bzw. wird mir von erfahrenen leuten vorgemacht (ref). lehramt ist in diesen dingen primär ein handwerk kombiniert mit etwas intellektuellem vermögen.


    eine passende persönlichkeit macht es lediglich sehr viel einfacher für die lehrkraft.

    ernsthaft plattenspieler, lass es bitte. katholisch kann frau mit gründen sein, aber ernsthaft das frauenbild der kirche loben? so einen schmarrn kann auch nur ein mann von sich geben. und für das kinderf***** gibt es verdammt nochmal keine entschuldigung, und noch viel weniger für dessen systematische (!) vertuschung.


    das erinnert mich an einen kommilitonen ander kirchlichen hochschule (viele gute dinge, aber dann auch halt wieder so ein hans), der ernsthaft meinte, man könne den nonnen an einer katholischen privaten grundschule es nicht anlasten, dass über monate auf ihrem schulklo gs-kinder von einem pädophilen - schulfremd aufs gelände gelangt - missbraucht worden waren, weil die "so rein sind, dass sie an sowas halt gar nicht denken". man brauchte einen kübel nach gesprächen mit dem jungen mann.


    ...vielleicht sollte ich doch austreten. ab und an überkommt es mich fast.


    ob du für die kirche im schuldienst arbeiten solltest: wenn du dich mit den meisten positionen der amtskirche halbwegs identifizieren kannst, dann ist es eher angenehm. man arbeitet mit leute und einer schule im selben geist, man passt. sonst eher nicht, man eckt sehr schnell an, wenn man nicht so einfach ins bild zu fügen ist. es ist definitiv nicht möglich, offen eine homosexuelle oder bisexuelle (teufel noch mal!) beziehung zu führen, nach scheidung wieder zu heiraten, den umgang der kirche mit aids zu thematisieren usw. das muss man vertreten oder wenigstens verdrängen können. wilde ehe mir kindern war auch höchstproblematisch. andererseits sehr freundliche schüler, insel der seligen, bildungsbürgertum pur. unterricht wie in den fünfzigern problemlos möglich, alles andere aber auch, da sehr kooperative und aufgeweckte junge leute.

    fachlich anspruchsvollen unterricht in sek ii können ganz viele ganz und gar nicht, auch nach erfolgreich abgeschlossenem fachstudium im lehramt nicht. so schwer ist das erste staatsexamen leider nirgendwo, um da irgendeine großartige fachliche qualifikation draus ableiten zu können. und selbst wenn die da ist - schülernah und aktivierend zu reduzieren ist nochmal was anderes, kann auch nicht jeder (die fachlich guten aber eher, da tiefe durchdringung des gegenstands hilft, ihn zielgruppengerecht aufzurebereiten).


    wir kennen sie doch alle, die "ich hab mein studium in der schule nie wieder gebraucht"-kollegen, die munter weiter in sekII eingesetzt werden. kann man nicht ernst nehmen, fachlich schon gar nicht.


    spezialisierung im lehramt ist was gutes. der eine kann sekII super, der nächste ist sehr gut in beziehungsarbeit auch in aussichtslosen fällen in großer masse (brennpunkt), der nächste bringt wirklich so gut wie jedem mit freude das lesen und schreiben bei. und ganz wenige können vielleicht auch das alles gut, aber das sind ausnahmen, nicht die regel.


    trotzdem kann man ja mal was neues probieren, zumal der threadersteller ja eh keine große wahl zu haben scheint. wie lief es pädagogisch für dich im ref? kannst du sowas? beziehungsarbeit? classroom management? etc. das hat mit deinen autorenaktivitäten ja erstmal nichts zu tun. aber das hat sekII-unterricht auch nur sehr, sehr bedingt.

    such dir eine fähige rechtsberatung, um dich über die modalitäten bei kündigung/deiner verbeamtung etc. zu informieren. die gewerkschaften gelten für sowas als gute adressen, ebenso die schwerbehindertenvertretung.


    grundsätzlich kann man aber nicht erwarten, heimatnah eingesetzt zu werden. das haus ist deine sache, nicht die des staates.

    kann nur den willg bestätigen. unsere sus können nicht sehr viel im akademischen sinn, aber eine reise online zusammensuchen und planen auf englisch, das bekommen auch die schwächeren sicher hin. so doof sind die auch wieder nicht, und so schlecht ist ihr unterricht ebenfalls nicht. ein englischkollege, der das nicht könnte, bekäme bei uns keine zehenspitze auf den boden, von fuß möchte ich gar nicht reden. allein schon, weil mindestens 30% der zehnten klassen wenigstens drei monate im englischprachigen ausland waren. die lachen über so eine(n) doch nur.

    Nur zur Klarstellung: ich _weiß_ ,dass die GrundschullehrerInnen beibringen, was ein Subjekt und ein Verb sind. Ich frage mich nur, warum es nur bei so wenig Kindern im Kopf bleibt. Es ist ja die Basis für soviel später.

    ich denke, dass die sus sehr wohl vor monaten bei einem test wussten, was was ist. danach ist das aber wieder verschwunden. ist entwicklunspsychologiusch begründet. nur bei den begabtesten ist so früh - zehn jahre! - ein so abstraktes denken schon angelegt. da bleibt das dann auch hängen. bei allen anderen muss man auch in einer leistungsstarken gym 5 sehr, sehr metaphorisch und mit viel üben und ganz viel didaktischem tralala drangehen, sonst bildet kaum einer der sus eine saubere kategorie "wortart" und eine zweite "satzglied". und das war noch nie besser; früher waren nur weniger kinder am gym, und bei den 20% begabtesten des jahrgangs kommt man halt leichter durch mit unpassendem stoff/schlechtem unterricht als bei 60-90 prozent, unserer aktuellen übertrittsquote vor ort.


    ich empfehle den zug. die satzglieder sind die wagons (an stelle zwei immer das prädikat), die wortarten die passagiere. die wagons kann man umhängen, die passagiere können umsteigen, außer das verb in der lokomotive (der zwei), die zieht/schiebt das ganze vor sich her, das verb ist der lokführer. klingt albern, wirkt aber. auch noch in klasse zehn ("ach ja, der zug!").

    die sus lernen nicht weniger, sie lernen anderes. ich musste auf englisch mündlich abitur machen. es lief notenmäßig sehr gut, aber diese prüfung war die schlimmste meines lebens. reden, alleine, auf englisch, vor drei lehrern!! reden war davor, bis auf ein einsames referat irgendwann kurz vor dem abitur, in meinem englischunterricht fast nie vorgekommen. mein abitur liegt gut zwanzig jahre zurück. wenn ich dagegen meine heutigen sus anschaue (ich unterrichte keine fremsprachen, nutze aber in meinen fächern öfters englische quellen, auch schon in der unterstufe) - die können fast nie einen satz grammatikalisch sauber übersetzen (wozu auch, das lernen sie nicht mehr, nur noch "mediation"...), aber sie können sehr viel verstehen und vor allem reden wie nochmal was. die texten dich zu. zwar mit fehlern, aber man versteht einwandfrei, was sie wollen.


    insofern - die kompetenzorientierung scheint schon angekommen zu sein. die sus lernen machen, tun, anwenden, weniger akademisches. das kann man toll oder bescheiden finden (zwei seelen wohnen, ach...), aber getan hat sich da definitv was. alleine die mündlichen schulaufgaben, die in allen fremdsprachen außer latein hier abgehalten werden. das ist schon was, konnten wir damals in keiner weise.

    ich kenne das aus meinen eignen gs-tagen als das "krokodil, das immer die größere zahl frisst", und daher öffnet sich das krokodilmaul (<>) in die passende richtung. scheint didaktisch bewährt zu sein, wenn das immer noch verwendet wird ^^.

    ...ad sport: naja, talentfördermaßnahme ist dann halt evtl. auch der e-kader, also bezirksebene. meines wissens haben das zumindest die olympischen sportfachverbände alle nach diesem schema durchstrukturiert. auch bei auswahlmannschaften sieht man ja, ob das wenigstens eine landesauswahl oder von mir aus bezirksauswahl ist oder nur ein teures freizeitcamp/spaßverantaltung des örtlichen vereins (bei den 'teuren' - golf, tennis, reiten, segeln - und/oder sehr populären - fußball ick hör dir trapsen - sportarten häufiger zu finden als bei leichtathletik, skifahren, turnen und co). wir befreien bei sport sehr schnell und unkompliziert, sobald der verband im hintergrund ist, eben talentförderung erkennbar ist (nicht 'elternförderihrkindudrchteuresportcamps-förderung). zumal die schule auch was von den talenten hat, siehe jugend trainiert für olympia.


    und natürlich häufen sich diese befreiungen bei den paar talenten, die eine schule beherbergt. die leisten eh schon sehr, sehr viel (leistungssport ist kein freizeitsport, auch und gerade nicht im nachwuchs), da sollte die schule stützen, nicht behindern. es gibt in westdeutschland leider nur sehr wenige partnerschulen des leistungssports. normalerweise sind das aber sus, die sehr leistungsorientiert denken und leben und dementsprechend auch den schulstoff angehen.

    zumindest be den sportsachen bist du da in bayern ja schon ein bisschen gebunden, oder? nur sachen mit überregionaler bedeutung sind grund für befreiungen. bei uns ist das ab landeskader der fall, vorher nicht, also nur trainingslager/stützpunktsachen ab diesem level greifen (d-kader aufwärts).


    Der mit 10-13 NP in Mathe wird sicherlich nicht Anglistik studieren, genauso andersrum :)

    ...mh, doch. wir reden von extrem einfachen grundkursen. es gibt ja keine leistungskurse mehr in bayern. schon das alte gk-abi vor dem aktuell noch laufenden g8 war mit lernen problemlos auch von mathebanausen (siehe der heutige linguistik-prof...) bestehbar. es sind immer nur immer wieder dieselben aufgabentypen, die man abarbeiten muss. man muss nichts verstehen fürs bestehen. und zweistellig in mathe ist nun wahrlich kein hexenwerk bei fleiß und arbeit. da dürfte zweistellig deutsch für talentfreie leute viel schwieriger sein.


    will heißen, wir haben generell eher schwache sus, aber trotzdem eigentlich in jedem jahrgang mehr als zehn leute (von gut hundert), die breitband zweistellig sind, also in mathe/nawi und sprachlichen/gesellschaftswissenschaftlichen fächern. die anforderungen sind ja auch nochmal gesenkt worden, und jetzt fürs neue g8 nochmals zurückgefahren worden, zumindest vom akademischen anspruch her. das ist alles *sehr* machbar.

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