Die dem zu Grunde liegenden Faktoren sind sicher vielfältig - angefangen über eine Erziehung zum Prinzen und Prinzesschen, verstärkt durch die Like-Kultur der sozialen Medien, die nicht nur bei Jugendlichen einen derart großen Einfluss auf Selbstwahrnehmung und Selbstbewusstsein haben, wie man es kaum fassen kann, bis hin zu einer Veschiebung des Sag/Denk--->(damit auch Durchführ)baren durch den medialen Dauerbeschuss durch die extremen Pole der Gesellschaft, die durch Obiges, aber auch durch einen zunehmend unter Druck stehenden Jounalismus, der sich gegen Verschwörungsportale und Filterblasen durchsetzen muss, und sich zum Teil statt dessen anpasst, befeuert werden. Dann glauben plötzlich Menschen, sie könnten eigene Reiche gründen und Polizisten niederknallen, oder den Lehrer, oder den Nachbarn.
Die interessante Frage wäre, ob's da noch einen Weg raus gibt.
das sind sicher alles wichtige faktoren, um dieses entitlement vieler leute zu erklären. ich würde gerne eine ziemlich weit fortgeschrittene individualisierung hinzufügen (ganz ohne wertung, mehr als soziologischer fakt, quer durch alle theorierahmen), einhergehend mit einer starken konzentration auf das gefühl, einzigartig und besonders zu sein, und deshalb entsprechende behandlung nach eigendefinition und gusto zu verdienen (ganz guter aktueller überblick bei reckwitz) und ein ganz stark gestiegener ökonomischer druck auf sehr viele (das aber sehr wohl mit deutlicher politischer wertung), von hohen mieten bis stagnierendes lohnniveau und extrem rückgebauter sozialstaat, die berühmte schere zwischen arm und reich, neoliberales denken ohne alternative, präsentiert als "sachzwang" etc.. schulerfolg und damit verbundene träume von sozialer mobilität sind sehr viel verbreiteter als noch vor zehn jahren, der kampf um die noten ist da ja nur ein symptom von vielen.
insofern, auswege, wilde assoziationen:
empathieerziehung, dachten wir. scheint aber nicht so alleine wirksam zu sein, man kann auch als mobber sehr viel empathie haben, man nutzt sie dann halt als perfides planungstool, um besonders viel leid beim anderen zu produzieren (psychopathen sind meist auch sehr gute empathen; sie wissen genau, wie du dich fühlst, es ist ihnen nur sch**** egal, solange sie diese gefühle nicht zum eigenen vorteil ausnutzen können).
insofern: demokratieerziehung, persönlichkeitsbildung im weitesten sinn (von allgemeinbildung über frustrationstoleranz bis zum antirassismustraining), dafür mehr geld für bildung, vor allem frühkindlichen bereich, aber auch in den schulen. friedenserziehung, erziehung zur solidarität mit allen menschen (aka menschenwürde, kategorischer imperativ). wie man es auch nennen mag.
insofern: sozialstaat stärken, von mieten deckeln und konsequenter verfolgung von steuerverbrechen an der allgemeinheit von großkonzernen und leuten mit zuviel geld bis hin zu mehr hilfen und mehr großzügigkeit in der unterstützung jener, die der leistungsgesellschaft nicht gewachsen sind. keine religion des freien marktes, der angeblich alles von selbst zum besten für alle regelt. mehr unterstützung für alle, sich miteinander (!) frei zu entfalten.
insofern: eine informierte medienpolitik, mit starkem öffentlich-rechtlichem rundfunk mit bildungsauftrag, der sich auch in den sozialen medien sichtbar und deutlich einbringt.