Beiträge von keckks

    sorry, hatte vergessen, auf welchem menschlichen niveau sich manche hier bewegen.


    ad post oben an mich: ja, weißte, hier wurden dann maßnahmen ergriffen. weil paar leute in verantwortlichen positionen ähnlich besorgt waren wie ich hier vor wochen. aber ey, lieber mal lustig machen, bergamo, haha, is ja nicht hier. ny, is ja nicht hier. triage, is ja nicht hier. stimmt schon, there's no glory in prevention.

    Das Ausmaß an Realitätsverdrängung hier wird immer absonderlicher. Ich habe bereits Zahlen dazu vorgelegt, dass der Ausbruch in Heinsberg maßgeblich von den Schulen ausging. Hier wurde ewig behauptet, dass Kinder nicht ansteckend sein, vielleicht gar überhaupt nicht erkranken. Jetzt wo das Gegenteil (beides!) erwiesen ist, werden die Goalposts geschoben und selbst bei Widerlegung, so getan als könne man sich bestätigt fühlen.

    Gleiche Viruslast bei Kindern bedeutet faktisch besondere Rolle im Verbreitungsgeschehen, angesichts dessen, dass Schule eine tägliche Großveranstaltung unter beengten räumlichen Bedingung mit einem Klientel ist, das sich nicht durchweg an Hygienemaßnahmen halten wird. Vermutlich erfolgt Ansteckung bei längerem Aufenthalt in einem geschlossenen Raum, desto mehr Personen desto schlechter. Wo sind diese Bedingungen wohl am ausgeprägtesten?

    das schrieb ich hier vor wochen. wurde als panikmache abgetan. ich glaube, hier kann man sich das mittlerweile sparen. ich hoffe einfach immer noch, dass wir alle unrecht haben und die sehr frühen schulöffnungen bei diesen infektionszahlen irgendwie nicht zu schlimmen folgen führen. immerhin wissen wir, dass von 500 positiven kindern nur eins stirbt. dann is ja nicht so schlimm.

    naja, ich nehme gerne anekdotische evidenz, die irgendwie auch ganze asiatische gesellschaften zu umfassen scheint, neben jena, anstatt weiter im lockdown zu sitzen.


    es gibt aber auch gar nicht anekdotische studien zu. drosten erwähnte eine studie, bei der man 30 min lang alles aufgefangen hat, was infizierte mit anderen corona-viren ausatmeten, jeweils die infizierten mit verschiedenen maskenarten versehen. selbst do it yourself stoffmasken hilten fast alles infektiöse davon ab, nach außen abgegeben zu werden.

    maskenpflicht wird kommen, hoffe ich. die dinger sind wirksam, weil sie eben die ansteckung anderer durch dich als asymptomatischen oder präsymptomatischen fall verhindern. selbstgenähtes war in tests nicht so gut wie medinzisches material, aber viel, viel besser als nichts, vor allem mit filtereinlage, auch beim eigenschutz. es wird nicht alles abgehalten, aber sehr, sehr viel, was du sonst einfach atmen würdest, ohne es zu merken. ja, es ist unangenem. covid-19 zu haben mit schönen spätfolgen unter umständen oder dran zu sterben oder jemand unwissentlich damit angesteckt zu haben ist sicher deutlich unangenehmer.


    man gewöhnt sich auch sicher dran. im kampfsport ist es in der kampfvorbereitung üblich, hochintensiv mit atemschutzmasken zu trainieren (think gasmaske), um die atmung extra zu kräftigen. das ist nicht schön, aber man gewöhnt sich sogar an das. die erste woche ist dir nur übel, die zweite geht, in der dritten kannst du eine runde mehr, auch mit dem ding, im selben tempo. atmung ist trainierbar.


    witz dabei: funzt nur, wenn alle mitmachen. systemischer effekt. siehe jena: seit anfang april maskenpflicht, seit einer woche keine neuinfektion laut tagesschau. solidarität ist immer noch gebot der pandemie, wir stehen das nur zusammen durch.

    ich fände es ethisch hübscher, wenn man nicht an an unfreiwilligen Teilnehmern testen würde. Dann doch lieber Einzelsportarten im Verein erlauben, Gyms auf, was weiß ich, Einzelhandel, Dienstleister. Sachen, die Leute freiwillig machen und den Betreibern helfen. Stattdessen zwingt man Jugendliche, ihre Angehörigen und sich selbst und uns zu gefährden, um ihren Abschluss erwerben zu können.

    In Bayern öffnen die Schulen nicht wirklich später: Wir starten mit der Q12 und allen anderen Abschlussklassen (edit: Förderzentren wohl nicht) aller Schulformen am 27.04. in den Präsenzunterricht. Trotz der Tatsache, dass wir das am meisten betroffene Bundesland sind.


    Und wenn man jetzt vorsichtig tastend schauen will, dass R wirklich unter 1 bleibt, dann ist es vielleicht auch nicht so schlau, erstmal das aufzumachen, dessen Schließung den größten Effekt hatte.

    Tom 123: Söder hat heute gesagt, dass es in Bayern am 11.5. nur losgeht, wenn die Zahlen stabil bleiben. Finde ich gut.

    ja, und ob sie das bleiben, darf die q12 samt lehrer ab 27.04. verpflichtend testen, stand heute. in nrw wurde wenigstens freiwilligkeit für schüler hinzugefügt. unsere sollen gleich mit weitern klausuren einsteigen, hier wird gerade ein neuer klausurplan erstellt und verschickt. ich finde das... ohne worte. ich hoffe sehr, dass das kms das entschärfen wird. so ist es eine zumutung für schüler mit vorerkrankungen und solchen mit entsprechenden angehörigen. schüler sind doch keine versuchskaninchen, bei denen man mal per schulpflicht ausprobiert, wie welche maßnahme sich auf dei infektionszahlen auswirkt.


    da stilisiert sich herr söder als der große vorsichtige, besonnene landesvater, aber eigentlich ist die regelung hier mindestens so krass wie die in nrw (4 tage vorlaufzeit), eher krasser, da verpflichtend für die schüler und leistungserhebungen in dieser situation, statt angebot der abivorbereitung. ich möchte gar nicht wissen, wie ich dann mit dem sohn der mama mit chemo bis februar umgehen soll. der bub tut mir nur noch leid. und der soll dann 60 minuten leistung bringen, anstatt einfach den durchschnitt seiner bisherigen (hervorragenden) leistungen zu bilden und ihm ein abizeugnis in die hand zu drücken...


    und ich möchte auch nicht wissen, wie wir parallel den digitalen unterricht weiterführen, doppeltes deputat in q12 (teilung der kurse) und gleichzeitigen ersatz der risikogruppenkollegen (sofern sie die noch rausnehmen, bisher war keine rede davon...) stemmen sollen. scheint mir alles ein bisschen wenig durchdacht/mit glühend heißer nadel gestrickt.

    das rki stellt sich hinter die leopoldina, ja. aber in einem anderen, als dem von der tagesschau hervorgehobenen sinn:


    das rki sagt heute im presse briefing, die seuche sei nicht eingedämmt, da reproduktionsrate aktuell immer noch über 1. und zwar seit tagen. das imperial college london schätzt r für deutschland noch deutlich höher, über 2.


    und das rki (und auch die leopoldina in ihrem eher naturwissenschaftlichen paper von Anfang April, das quasi die zahlen zu dem jetzt eher sozialwissenschaftlichen paper von gestern liefert, in dem von gestern sind ja gar keine zahlen, da autoren eben keine naturwissenschaftler mehrheitlich) sagen beide, dass man an schrittweise öffnung der schulen oder von was auch immer erst ernsthaft denken kann, wenn die voraussetzungen dafür gegeben sind. und die sind nunmal


    a) r stabil unter 1 und

    b) absolute zahl jeweils laufender fälle deutlich geringer als jetzt, damit contact tracing möglich und in der folge isolation der infiuzierten und wenigstens 80% der kontaktpersonen, eher 90%, und zwar nicht erst seit symptombeginn sondern deutlich früher, mindestens zwei tage (--> tracing app zwingend nötig, aktuell geht man davon aus, dass 50% der neuinfektionen durch leute passieren, die noch keine symptome haben (40%) und vielleicht auch nie welche bekommen werden (10%)).

    c) beibehaltung und ausbau der bisherigen maßnahmen, d.h. mundschutz für alle im öffentlichen raum, sicher auch in schulen. und weiterhin abstand. wir haben aber nicht mal genug mundschutz fürs medizinische und pflegende personal im moment. die nähen selber masken.


    weder a) noch b) noch c) liegen aktuell und wohl auch nicht anfang nächster woche vor (zumal die niedrigen meldezahlen der letzten tage doch offensichtlich mit den feiertagen zu tun haben, da muss man nochmal warten, wie sich das entwickelt), und insofern werden die meisten politiker auch morgen und in den kommenden wochen doch hoffentlich weiter rational entscheiden und nicht mal eben im nebel planlos abrehen und gegen die wand rumsen. das wäre schlecht, in dem auto sitzen wir alle.


    wie wenig der herr von der leopoldina jemals mit lebenden kindern oder jugendlichen in gruppen zu tun hatte, kann man im zdf-interview von gestern abend bewundern. meine nase. das kommt halt raus, wenn vor allem weiße alte männer entscheiden sollen, was sie in ihrem leben bisher kaum betroffen hat, weil sich bisher vor allem frau gemahlin um die aufzucht des nachwuchses kümmerte und weil sie sicher nicht in den letzten jahren länger mal an einer deutschen schule im unterricht waren. da helfen auch ein paar habilitierte "bildungsexperten" in dem gremium sehr wenig. vielleicht hätte man mal ein paar leherInnen oder schulleiterInen befragen sollen.

    das rki nannte gestern in seinem lagebricht einen geschätzten wert von r von 1.3, konfidenzintervall nach unten bis 1.0. das war schon mal besser. der wert schätzt etwa eine woche nach hinten, was sache ist. die letzten drei tage fließen nicht ein, um die schätzung nicht durch nachmeldungen neuer infektionen zu verzerren. und wer dei letzten tage erlebt hat, wie wenig leute sich hier um die gesetzlichen vorgaben für kontaktsperren auch an ostern gekümmert haben, kann sich denken, wie die werte nächste woche aussehen werden, wenigstens in bayern.


    wer den text der leopoldina vollständig im kontext haben möchte (der ist nämlich ziemlich gelungen, wenn man mal davon absieht, dass sie schulrealität nicht so gut kennen, aber sind halt professorInnen), der sollte das dazugehörige, eher mathematische paper vom 03.04. lesen. da werden konkrete rahmendaten genannt. von denen sind wir aktuell weit weg. wenn sich die politik also an diese vorgaben hält, und das klingt ja außer in nrw schon so, kann man mit diesem paper ganz sicher keine schulöffnungen am montag rechtfertigen.

    moebius, nein, das stimmt halt einfach nicht. aerosolinfektionen sind sehr, sehr wahscheinlich sehr relevant.das sind auch nur kleinere tröpfchen, die halt leider aufgrund der geringeren masse nicht sofort zu boden sinken, sondern schön weiterfliegen und auch nach drei stunden noch nachweisbar waren.


    oder wie haben sich sonst leute in der skihütte in ischgl, im bus in china (über sechs sitzreihen hinweg!), in flugzeugen, bei chorproben über reihen hinweg in ny, beim sitzen rücken an rücken in einer cafeteria, bei karnevalstreffen in gangelt, in einem gottesdienst in korea usw. angesteckt? genau, zusammen längere zeit in einem raum, viel sprechen, eng aufeinander. willkommen im unterricht.

    "miese stimmung im forum" - ja himmel, vielleicht weil wir in einer globalen pandemie mit tausenden von toten (bald mehr) hängen? das haben viele einfach noch nicht verstanden, scheint mir. es ist zu weit weg von ihnen. hier war 1) oma aus dem nachbarshaus bei den enkeln, kommentar nachbar "wie schön". nee, nicht schön, illegal, und vielleicht omas tod. (ja, ich hab ihr das gesagt, zusammen mit überbrachtem osterlamm, lamm vor tür, ich wieder raus, klingeln, sehr nettes gespräch vom balkon in den hof). 2) nachbarin über mir hat besuch, "nicht so wild, wir sind im hof im freien". jo, schön, dicht an dicht an 1 kaffeetisch. übrigens auch illegal. 3) im park nebenan beschweren sich leute in unseren viertel-whatsappgruppen, weil die polizei den dicht an dicht von schwitzenen leuten genutzten freisportplatz (klimmzugstangen und so) räumt und platzverweise verteilt. "unangemessen". ja, aber sicher doch.


    800m weiter ist ein größeres krankenhaus. laut intensivregister (online nachzulesen) sind seine covid-kapazitäten fast voll belegt. alle paar stunden bringt der hubschrauber neue fälle. die sirene hört man ca. zweimal die stunde (krankenwagen), normal ist ca. 2x am tag. die leute realisieren einfach nicht, was das heißt, und wer da in ein paar wochen liegen wird. ja, es gibt anlass für miese stimmung. und nein, dass es anderswo noch schlimmer ist (lombardei, madrid, ny...), macht es nicht besser. wie herr drosten immer wiederholt: "there is no glory in prevention". trotzdem ist sie (überlebens-)wichtig.

    die alternative zur "kontrollierten durchseuchung" = "herdenimmunität" = ansteckung möglichst vieler, aber mit nicht überlasteten its:


    "box it in" (das virus einfangen, unterdrücken).

    der begriff kursiert seit gestern, ist aus den usa. die werden das wohl nicht schaffen, weil zu lange unkontrollierte community transmission, aber wir könnten das schaffen, südkorea und taiwan schaffen es ja auch. sagt zumindest die leopoldina in ihrem vorletzen papier, das war die mathematische modellierung, auf der das heutige, eher sozial- und geisteswissenschaftliche papier aufsattelt. ziel dieses papers ist "box it in", halt nicht unter diesem namen.


    "box it in" konkret: zurück in die erste phase der seuchenbekämpfung kommen, ins "containment" (eindämung eines ausbruchs durch kontaktverfolgung, social distancing usw. mit dem ziel, die mehrzahl der übertragungen zu kontrollieren, indem man die infektionskette durch identifiktaion der fälle und deren isolation in quarantäne abbricht). momentan sind wir in der "migitation"-phase, d.h. wir schützen vulnerable gruppen und machen sonst halt containment, so gut es noch geht, aber es geht eben kaum noch, weil die meisten infektionen nicht mehr nachverfolgabr sind ("community transmission"). migitation ist die 2. phase der seuchenbekämpfung. wir müssen zurück in phase 1 und dort möglichst bis zu einem impfstoff bleiben.


    voraussetzungen zur erreichung dieses ziels:

    • reproduktionsfaktor stabil (!) unter 1 für längere zeit, aktuell in deutschland laut rki leider 1,3 (beschreibt zeit vor ca. 4-7 tagen), tendenz steigend.
    • geringe absolute zahl laufenender infektionen, die aktuelle infektionszahl ist viel zu hoch


    weg zur erreichung dieses ziels laut vorletztem leopoldina-paper:

    1. längerer lockdown, um reproduktionsfaktor stabil unter 1 zu bringen und absolute fallzahl zu reduzieren (krankheit dauert bei milden fällen mindestens 14 tage symptomatisch plus inkuabtionszeit und es müssen alle mitgenommen werden, die sich noch angesteckt haben, ergo wenigstens vier wochen, eher doppelt so lang oder länger)
    2. danach schrittweises hochfahren und natürlich auch wieder ruterfahren, falls doch lokaler ausbruch (!), des öffentlichen lebens mit regionalen unterschieden. wie vorher wird dabei nichts sein, aber vieles normaler als jetzt. abstandsregeln, mundnaseschutzpflicht, tracing app für mindestens 60%, viel mehr studien, v.a. längere verfolgung einer randomisierten, also repräsentativen kohorte über längere zeit, vgl. zum beispiel die aktuelle münchner erhebung usw. werden bleiben müssen. veranstaltungen sicher keine, abstandsregeln in geschäften usw. unbedingt auch weiterhin. schule in bisheriger präsenzform in 33er-gruppen passt hier nicht rein. man muss schule ganz anders gestalten, damit diese vorgaben umsetzbar sind und präsenzunterricht trotzdem einen mehrwert hat und man wird auch ganz unterschiedlich für verschiedene zielgruppen vorgehen müssen.

    zeitlicher rahmen: lockdown mindestens bis mitte mai laut vorletztem leopoldina-paper. söder: wir seien drei wochen hinter österreich, das entspricht dem in etwa. dann beginn des hochfahrens. ganz langsam, ganz kleinschrittig, einfach weil viel trail und error sein wird, sein muss, diese situation ist völlig neu. es gibt keine erfahrungswerte. außer eventuell südkorea und taiwan oder so ("oder so" ist hier der kernpunkt. es ist alles sehr glaskugel.)


    einordnung neuestes leopoldina-paper: versuch, diese strategie ("box it in") konkret in vorschläge für politische maßnahmen zu überführen. dumm nur, dass die betreffenden wissenschaftler eben leider keine experten für praktische abläufe in echten schulen zu sein scheinen. daher mein appell, sich hier als ebensolche experten, eben als lehrerInnen dringend einzubringen durch politische interessensvertretung. jetzt. lautstark.


    politische einordnung: laschet versucht gerade, cdu-vorsitzender, noch besser kanzlerkandidat zu werden. seine truppe ist die werteuntion (sehr konservativ) und aktuell bild, zudem die pr-agentur ("story machine"... hihi), die die sicherlich diskutable heinsberg-studie sehr, sehr einseitig kommuniziert, vermarktet halt. den bonner forschern scheint das gerade selber unheimlich zu werden, was da passiert. laschet ist fan der herdenimmunität. er will nicht "box it in", er will eine "kontrollierte" durchseuchung der bevölkerung (= alle dürfen krank werden, außer risikogruppen, wir haben dann ja genug freie betten auf der its für die 20% schweren verläufe, also alles gut für ihn).


    die leopoldina will das eigentlich eben gerade nicht. die wollen r0 unter 1 bringen und die fallzahlen senken und dadurch zurück ins containment, statt bei migitation zu bleiben. ziel also der leopoldina: möglichst wenig leute stecken sich an


    vs. ziel herdenimmunität: möglichst viele stecken sich an, aber ohne überlastete its.


    man muss jetzt politisch laut werden, um zu verhindern, dass sich einfache medien-narrative ("leopoldina empfiehlt: schulen zuerst öffnen" - ja, aber eben nur bei passenden voraussetzungen, die aktuell null (!) vorliegen) + konservative politische interessen (wirtschaftlicher profit + laschet kanzlerkandidat + endlich eine neue agenda für die rechtspopulisten, denen keiner mehr zuhört, weil es gerade so gar nicht um migration geht oder nu kaum) die message des leopoldina-paper unter den nagel reißen, obwohl das das paper echt nicht hergibt.


    oder ganz kurz zusammengefasst: man muss politisch laut werden, um nicht wie jetzt schon kassiererinnen oder medizinisches personal ohne ausreichenden schutz für eine politische agenda weniger verheizt zu werden.


    ("flatten the curve" musste leider stereben, weil es schlicht zulange dauert. wir haben keine ressourcen für 18 monate lockdown. das wäre stratgie 4 neben "nichts tun", "herdenimmunität" und "box it in").

    gott, frosch, bitte. schön, wenn du als schulleiter ein so positives bild von deinem dienstherren hast. andere haben ein anderes bild bzw. halt die erfahrungen, dass sinnvolle vorgaben ("risikopatienten nicht einsetzen") ganz schnell für die tonne sind, wenn es sein muss.


    das war in der vergangenheit bei "dienstlichen erfordernissen" so, das wird auch in zukunft so sein. da ändert halt die rechtsabteilung des ministeriums die eigene rechtsauslegung, schreibt ein kms, fertig. plötzlich gehen dann dinge, die bisher nie gingen, weil halt nicht möglich. das wird hier nicht anders sein.

    dir fallen bestimmt vergangene beispiele für diese plötzlichen neuen welten des ministeriums ein.


    und was in der vergangenheit auch beliebt war: einfach als km nur vorgeben, dass zum beispiel "der schulbetrieb wieder aufzunehmen ist unter beachtung eines angemessenen infektionsschutzes", und dann darf die individuelle, mies ausgestattete schule gucken, was sie macht. meist dann nichts, außer in diesem beispiel öffnen, weil halt einfach kein schutz da. vielleicht macht man noch einen aufruf an den förderverein, masken für alle zu nähen. abgabe gegen spende für den förderverein.

    ich habe hier viele eltern, die das wollen bzw. ihre kinder nicht schicken werden, lieber bußgeld zahlen. zudem ist es bei demokratischer interessenvertretung völlig egal, wer einem vielleicht zustimmen wird oder nicht. man muss druck machen und laut sein, sonst bekommt gar keiner mit, dass er einem vielleicht zustimmen wollen könnte. ich weiß schon, dass beamte meist sehr unpolitisch und zurückhaltend in diesen dingen sind, aber das ist in diesen zeiten keine gute strategie.


    in ny sterben übrigens in der ersten welle gerade die kassenkräfte aus dem supermarkt und die fahrer öffentlicher verkehrsmittel vermehrt. die medziner sind eh gut dabei. wenn du wirklich auch auf diese liste willst - mach. ich möchte da nicht drauf. und ich finde es mehr als berechtigt, dafür auch zu kämpfen. gründe siehe oben in meinem ersten post, stichwort v.a. prä- und asymptomatische kinder und jugendliche und deren infektiöses potential. dir ist klar, dass genau diese übertragungen uns mittelfristig unter umständen das kreuz brechen, d.h. die zahlen wieder nach oben schnellen lassen werden? das ist der knackpunkt, über den die forscher seit wochen diskutieren. das ist das besondere an diesem beknackten virus (neben der fehlenden immunität der meisten). diese kontakte kann man durch noch so stark besetzte gesundheitsämter nicht nachverfolgen. das geht nicht, weil du ansteckst, bevor du weißt, dass du positiv bist. daher auch die tracing-apps als ganz, ganz zentraler baustein neben mehr tests in diversen formen.


    zumal andere länder das schuljahr bereits komplett ins digitale verlagert haben. was zwar zumindest für mich bisher gemessen an den drei wochen erfahrung eine deutliche (!) mehrbelastung ist, aber das ist in dieser notsituation okay. profit (eltern wieder arbeiten, da kinder betreut) vor gesundheit zu stellen, ist dagegen genau nicht okay.

    aha, frosch, wo findest du irgendwen, der die gesundheit der lehrkräfte beachtet außer einigen wenigen usern hier?


    wir müssen jetzt laut sein, sehr laut. es findet gerade was gutes, demokratisches statt: wir debattieren den weiteren umgang mit dieser nie dagewesenen krisensituation. wir haben gerade die chance (und m.e. auch die pflicht), die gestaltung unserer gesellschaft, unseres zusammenlebens (mit betonung auf leben für möglichst viele, von freiheit bis überhaupt überleben im physischen sinn, im besten fall gesund) zu gestalten.


    unsere stimme - die der lehrer, und damit der experten für bildung überhaupt, vor allem wenn es um schule konkret im alltag geht - wird momentan genau nicht gehört in der öffentlichen debatte. offensichtlich hat niemand mit relevanter praxiserfahrung im schulischen bereich an dem paper der leopoldina mitgeschrieben. (das übrigens gar nicht schlecht ist, nur von einigen politikern - laschet - sehr verfälschend gelesen wird und von medien auf einfache narrative "schulöffnung zuerst" runtergebrochen wird, anstatt dazuzusagen, dass da sehr deutlich von voraussetzungen die rede ist, die halt aktuell nicht vorliegen. ich finde vor allem relevant, dass reproduktionfaktor laut rki aktuell 1,3... von wegen stabil unter 1 und sehr vielen infizierten, deren genaue zahl keiner kennt. der server der leopoldina ist gerade down, zuviele clicks, aber es kursieren schon screenshots des ganzen papers und bald ist es sicher wieder abrufbar.)


    das zu ändern, unsere stimme hörbar zu machen, ist unsere ureigene aufgabe. wir sollten unsere interessen vertreten, und zwar lautstark, anstatt beamtenbrav erstmal abzuwarten und "ist nicht meine gehaltsklasse" in unseren bart zu murmeln.

    Schulöffnungen sind fahrlässig, eigentlich untragbar. Weil:


    - dann sus mit dem öpnv anreisen und hier wieder viele infektionsmöglichkeiten entstehen

    - weil diese kinder zuhause auf andere menschen treffen, die sie super infizieren können

    - weil kinder sich untereinander nie im leben um irgendwelche abstandsregeln dauerhaft scheren

    - weil unterricht in geschlossenen räumen geschieht, und geschlossene räume mit vielen leuten und viel sprechen (= unterricht) in mehreren fällem nachgewiesenermaßen (vermutlich auch aerosol bedingte) -infektionen verursacht haben, die dann outbreaks extremer art zu folge hatten: der fall mit dem chor in ny, die apreskihütte in ischgl, die kantine bei webasto, die karnevalssitzung in heinsberg, das starkbierfest in rosenheim...sprechen, besonders lautes sprechen (eher als leises sprechen), ist eine super methode, um sich anzustecken, stichwort speicheltröpfchen. enstehen auch vor allem, wenn man sauber artikuliert.

    - die räume sind danach noch für einige stunden kontaminiert

    - es gibt nie im leben genug medizinischen mundschutz für alle und wenn werden kindern kaum lernen, ihn richtig zu benutzen

    - es gibt zu wneig waschbecken, um ausreichende handhygiene zu gewährleisten

    - es gibt zahlreiche angheörige von risikogruppen bei schülern und lehrern bzw. bei deren angehörigen und haushaltsmitgliedern

    - je mehr leute mit infektion auf einem haufen, umso höher die virenlast, umso höher der anteil schwerer verläufe, vgl. infektionen, verläufe und todeszahlen bei medizinischem personal.


    am wichtigsten: infektiös sind auch und vor allem asymptomatische oder präsymptomatische leute. die haben nichts und fühlen sich gut und stecken dich an. je jünger jemand ist, umso eher gehört er zu dieser gruppe. super. viele kinder auf einem raum = sehr schnelle durchseuchung, die kinder gehen nur vielleicht hops (lungenschäden, hirnschäden, herzschäden sind bereits gut dokumentiert als folge auch milder infektionen), die lehrer schon eher, da sie nicht mehr 15 sind, die leute, mit denen diese kinder sonst so kontakt haben, umso schneller.


    grundsätzlich: durchseuchung ("herdenimmunität") ist nicht mehr unser ziel, kann es nicht sein. die todeszahlen sind nicht akzeptabel, und die absichtliche infizierung von wem auch immer ebenfalls nicht, wenn wir an artikel 1 absatz 1 gg festhalten wollen. schweden hat diese strategie nach gb nicht umsonst ebenfalls beerdigt bzw. hat die entsprechenden todeszahlen

    unser ziel muss es sein, wie die neuesten studien zeigen, den reproduktionsfaktor unter 1 zu bringen. das passiert gerade eben nicht, wenn wir die schulen wieder aufmachen. wir brauchen einen konsequenten, langen lockdown, und erst, wenn r sehr stabil unter 1 ist; heute, kann man schrittweise in die phase des containment zurückkehrne, mit contact tracing app und viel mehr personal im gesundheitsamt und viel mehr tests usw. anfangen, einzelne maßnahmen wegzunehmen, lokal vermutlich unterschiedlich, und sehen, was wie funktioniert.


    schul- und kita-öffnungen werden dabei hoffentlich nicht an erster stelle stehen, weil das einfach das verhalten des virus nicht hergibt.wer ernsthaft behauptet, dass es ihm/ihr um sozial benachteiligte schüler geht, die wegen schulschließung aus dem system fallen, darf sich ja dann freuen, wenn die den virus heimtragen und ihre eltern und geschwister infizieren, weil dort der platz für isolierung der erkrankten feht (und diese eh schon ansteckend sind, bevor sie symptome zeigen).

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