die alternative zur "kontrollierten durchseuchung" = "herdenimmunität" = ansteckung möglichst vieler, aber mit nicht überlasteten its:
"box it in" (das virus einfangen, unterdrücken).
der begriff kursiert seit gestern, ist aus den usa. die werden das wohl nicht schaffen, weil zu lange unkontrollierte community transmission, aber wir könnten das schaffen, südkorea und taiwan schaffen es ja auch. sagt zumindest die leopoldina in ihrem vorletzen papier, das war die mathematische modellierung, auf der das heutige, eher sozial- und geisteswissenschaftliche papier aufsattelt. ziel dieses papers ist "box it in", halt nicht unter diesem namen.
"box it in" konkret: zurück in die erste phase der seuchenbekämpfung kommen, ins "containment" (eindämung eines ausbruchs durch kontaktverfolgung, social distancing usw. mit dem ziel, die mehrzahl der übertragungen zu kontrollieren, indem man die infektionskette durch identifiktaion der fälle und deren isolation in quarantäne abbricht). momentan sind wir in der "migitation"-phase, d.h. wir schützen vulnerable gruppen und machen sonst halt containment, so gut es noch geht, aber es geht eben kaum noch, weil die meisten infektionen nicht mehr nachverfolgabr sind ("community transmission"). migitation ist die 2. phase der seuchenbekämpfung. wir müssen zurück in phase 1 und dort möglichst bis zu einem impfstoff bleiben.
voraussetzungen zur erreichung dieses ziels:
- reproduktionsfaktor stabil (!) unter 1 für längere zeit, aktuell in deutschland laut rki leider 1,3 (beschreibt zeit vor ca. 4-7 tagen), tendenz steigend.
- geringe absolute zahl laufenender infektionen, die aktuelle infektionszahl ist viel zu hoch
weg zur erreichung dieses ziels laut vorletztem leopoldina-paper:
- längerer lockdown, um reproduktionsfaktor stabil unter 1 zu bringen und absolute fallzahl zu reduzieren (krankheit dauert bei milden fällen mindestens 14 tage symptomatisch plus inkuabtionszeit und es müssen alle mitgenommen werden, die sich noch angesteckt haben, ergo wenigstens vier wochen, eher doppelt so lang oder länger)
- danach schrittweises hochfahren und natürlich auch wieder ruterfahren, falls doch lokaler ausbruch (!), des öffentlichen lebens mit regionalen unterschieden. wie vorher wird dabei nichts sein, aber vieles normaler als jetzt. abstandsregeln, mundnaseschutzpflicht, tracing app für mindestens 60%, viel mehr studien, v.a. längere verfolgung einer randomisierten, also repräsentativen kohorte über längere zeit, vgl. zum beispiel die aktuelle münchner erhebung usw. werden bleiben müssen. veranstaltungen sicher keine, abstandsregeln in geschäften usw. unbedingt auch weiterhin. schule in bisheriger präsenzform in 33er-gruppen passt hier nicht rein. man muss schule ganz anders gestalten, damit diese vorgaben umsetzbar sind und präsenzunterricht trotzdem einen mehrwert hat und man wird auch ganz unterschiedlich für verschiedene zielgruppen vorgehen müssen.
zeitlicher rahmen: lockdown mindestens bis mitte mai laut vorletztem leopoldina-paper. söder: wir seien drei wochen hinter österreich, das entspricht dem in etwa. dann beginn des hochfahrens. ganz langsam, ganz kleinschrittig, einfach weil viel trail und error sein wird, sein muss, diese situation ist völlig neu. es gibt keine erfahrungswerte. außer eventuell südkorea und taiwan oder so ("oder so" ist hier der kernpunkt. es ist alles sehr glaskugel.)
einordnung neuestes leopoldina-paper: versuch, diese strategie ("box it in") konkret in vorschläge für politische maßnahmen zu überführen. dumm nur, dass die betreffenden wissenschaftler eben leider keine experten für praktische abläufe in echten schulen zu sein scheinen. daher mein appell, sich hier als ebensolche experten, eben als lehrerInnen dringend einzubringen durch politische interessensvertretung. jetzt. lautstark.
politische einordnung: laschet versucht gerade, cdu-vorsitzender, noch besser kanzlerkandidat zu werden. seine truppe ist die werteuntion (sehr konservativ) und aktuell bild, zudem die pr-agentur ("story machine"... hihi), die die sicherlich diskutable heinsberg-studie sehr, sehr einseitig kommuniziert, vermarktet halt. den bonner forschern scheint das gerade selber unheimlich zu werden, was da passiert. laschet ist fan der herdenimmunität. er will nicht "box it in", er will eine "kontrollierte" durchseuchung der bevölkerung (= alle dürfen krank werden, außer risikogruppen, wir haben dann ja genug freie betten auf der its für die 20% schweren verläufe, also alles gut für ihn).
die leopoldina will das eigentlich eben gerade nicht. die wollen r0 unter 1 bringen und die fallzahlen senken und dadurch zurück ins containment, statt bei migitation zu bleiben. ziel also der leopoldina: möglichst wenig leute stecken sich an
vs. ziel herdenimmunität: möglichst viele stecken sich an, aber ohne überlastete its.
man muss jetzt politisch laut werden, um zu verhindern, dass sich einfache medien-narrative ("leopoldina empfiehlt: schulen zuerst öffnen" - ja, aber eben nur bei passenden voraussetzungen, die aktuell null (!) vorliegen) + konservative politische interessen (wirtschaftlicher profit + laschet kanzlerkandidat + endlich eine neue agenda für die rechtspopulisten, denen keiner mehr zuhört, weil es gerade so gar nicht um migration geht oder nu kaum) die message des leopoldina-paper unter den nagel reißen, obwohl das das paper echt nicht hergibt.
oder ganz kurz zusammengefasst: man muss politisch laut werden, um nicht wie jetzt schon kassiererinnen oder medizinisches personal ohne ausreichenden schutz für eine politische agenda weniger verheizt zu werden.
("flatten the curve" musste leider stereben, weil es schlicht zulange dauert. wir haben keine ressourcen für 18 monate lockdown. das wäre stratgie 4 neben "nichts tun", "herdenimmunität" und "box it in").