Ich steige erst relativ spät in die Diskussion ein, habe aber trotzdem meinen Senf dazu.
Auch ich finde es schockierend, was in Chemnitz passiert ist. Und zugleich muss man sich vor Augen führen, dass dies nur die Spitze des Eisbergs ist – wie viele Menschen sympathisieren mit diesen offen zur Schau gestellten Einstellungen? Wie tief verwurzelt ist derartiges Gedankengut in den Köpfen der Mitbürger? Und vor allem: was soll man dagegen eigentlich noch tun?
Diese Frage kann ich direkt in die Runde geben: wer von euch ist, in welcher Form auch immer, politisch aktiv? Meine Erfahrung, auch aus dem Studium, zeigt mir, dass auch viele Politiklehrer nicht einmal aktives Mitglied einer Partei oder sonstigen politischen Organisation sind, geschweige denn überhaupt Partizipationsbereitschaft (!) zeigen.
Als Sozialwissenschaftler und brennender Politikdidaktiker stellt sich die Frage nach der Wirksamkeit des Politikunterrichtes - und zwar nicht nur im Osten, sondern in der gesamten Republik. Viel zu häufig lese ich, höre ich, sehe ich, dass Politik fachfremd unterrichtet wird und somit zu einer reinen Institutionenkunde verkommt. Das kann und darf aber gerade im Hinblick auf die Ziele des Politikunterrichtes absolut nicht passieren. Und dennoch passiert es. In diesem Zusammenhang stellte ein Kolumnist auch auf Spiegel Online die Situation des Politikunterrichts in Sachsen dar - er wird, wenig überraschend, vernachlässigt.
Das Entziehen der Staatsbürgerschaft, das Einsperren (außer natürlich bei strafrechtlich relevanten Handlungen) dürfen niemals eine Alternative sein. Das wäre wieder ausschließlich eine Politik, die auf die Symptome abzielt, nicht aber auf die Ursachen.
Man kann - mit fähigen Politiklehrern wohlgemerkt - einen anspruchsvollen und zur Partizipation anregenden Politikunterricht gestalten. Dabei helfen weder fachfremde Lehrkräfte noch Seiteneinsteiger.