Erstmal vielen Dank für die wirklich schnellen und sehr guten Antworten.
Ich antworte mal der Reihe nach
Was genau hast du denn studiert? Schonmal geschaut, ob du nicht direkt einen Quereinstieg machen kannst? Wenn dein bisheriges Studium auch was mit Mathe/Info zu tun hatte, dürfte das nicht so schwer sein. Bzw. es dürfte absolut nicht schwer sein, zumindest eine Vertretungsstelle zu finden, grade in Brandenburg und auch an der Grenze zu Berlin... ach was sag ich, eigentlich fressen die euch zur Zeit überall aus der Hand. Es gibt auch Vertretungsstellen für nur wenige Stunden, die du ggf. neben dem Studium machen kannst, wenn es aktuell wegen der Frau nicht so sehr aufs Geld ankommt. Das würde ich auf jeden Fall empfehlen, weil man so Bücher über das Lehrerdasein in die Tonne kloppen kann... gucks dir lieder live an.
...
Aber lass dir möglichst viel anrechnen, um das Studium zu verkürzen
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Ich bin seit 2014 Diplom Ingenieur (Wirtschatfsingenieurwesen). Quereinstieg geht leider nicht, da mir in beiden Fächern sehr viele Leistungspunkte fehlen.
Selbst wenn es möglich wäre, würde ich ohne ein komplett studiertes Fach diese Option nicht nutzen.
Vielleicht zu naiv, aber ohne aufgefrischte Mathekenntnisse (auch tiefergehende) stelle ich mich nicht vor 30 Schüler. Da ist mein eigener Anspruch auch zu hoch für.
Auch aus diesem Grund ist das Studium ernstgemeint. Allerdings weiß man nie wie das Leben so spielt von daher ist die Kombination aus Dipl.-Ing. und Master of Education sicherlich nicht schädlich und es schadet meiner Ansicht nach nie für einen Plan C gerüstet zu sein.
Zitat von Mikael
Hmm, ich dache "Lehrer werden" ist schon dein "Plan B". Und jetzt brauchst du einen "Plan C"?
Zitat von Mikael
Du unterschätzt hier gewaltig deine "Nebenpflichten" (v.a. Korrekturen, Verwaltungsangelegenheiten und andere "außerunterrichtliche" Verpflichtungen, z.B. als Klassenlehrer). Selbst als routinierte Lehrkraft wirst du später Zeiten haben, in denen du deinen Unterricht kaum / gar nicht vorbereiten kannst, da anderes "dringender" erledigt werden muss.
Ich bin ehrlich. Zu Beginn so gegen Ende 2017 dachte ich auch noch Lehrer zu sein ist mega entspannt bei vergleichsweise guter Entlohnung. Nach der Reportage Alptraumberuf Lehrer und dem Perspektivwechsel (Wie würde ich mich wohl fühlen, wenn ich vorne den Alleinunterhalter geben muss, mir aber keiner zuhört) habe ich den Beruf deutlich anders gesehen und ja auch mit Demut.
Eigentlich war ich bemüht mein Post so zu verfassen, dass man mir zumindest eine gewissen Blauäugigkeit nicht unterstellen kann. Unterschätzen tue ich nichts. Im Gegenteil bin ich mir völlig bewusst, dass Korrekturen von Arbeiten in der Uni und Schule ganz verschiedene Dinge sind. Nach Rücksprache mit einem Lehrer für Mathe und Informatik korrigiert man sich zumindest im Grundkurs in diesen Fächern auch nicht tot. Und wie gesagt mich stört es nicht auch abends oder am Wochenende zu arbeiten.
Verwaltungsangelegenheiten? Fallen hier Konferenzen zu Organisation und Inhalten drunter? Gremien, um auffällige Schüler zu besprechen? Frage ist wirklich ernst gemeint!
Außerunterrichtliche Verpflichtungen? Wesentlich mehr als hier beschrieben (für Klassenlehrer): https://www.gew-berlin.de/public/media/SG11.pdf ? Also was ich mir noch vorstellen kann... Ggs. Projekttage organisieren, Klassenfahrten etc.? Was noch (gravierendes?)Frage ist wirklich ernst gemeint!
Zitat von Mikael
Ein wesentlicher Unterschied zwischen Schule und Studium ist, dass Studenten sich freiweillig für einen Studiengang entschieden haben, Schule ist und bleibt eine Zwangsveranstaltung, auch wenn die Schüler in der Oberstufe gewisse (wenige!) Wahlmöglichkeiten haben. Versprich dir daher von deinen "Motivationskünsten" nicht zu viel. Wenn die Schüler im Durchschnitt die Lernziele erreichen, ist das oft schon Erfolg genug. Da hilf manchmal nur "extrinsische" Motivation...
Da hast du natürlich recht. Ich bin auch ganz weit davon mir irgendwelche besonderen Motivationskünste einzuvernehmen. Gerade in Mathematik fällt es zumindest mir als (idealistischen) Anfänger schwer sich damit abzufinden, dass es manche Schüler einfach nicht interessiert. Sieh es mir nach
Zitat von Mikael
Klingt als ob du "Schule" nur als Durchlaufstation für eine "größere" Karriere planst. Erstens ist das die falsche Motivation für den Einstieg als Lehrer und zweitens klappt das bei den meisten sowieso nicht. Das werden dann frustrierte Typen, die dann irgendwann nur noch das Nötigste für die Schule tun, weil man ja deren "wahres Potenzial" nicht entdeckt hat...
Dem muss ich entschieden widersprechen. Für eine Durchlaufstation ist der Aufwand (zeitlich, finanziell) den meine Frau und ich nun auf uns nehmen wesentlich zu hoch! Lehrer soll schon Endstufe sein. Was ich mir in der Tat noch vorstellen kann, ist erneut zu promovieren, sofern ich einen flexiblen Prof. finde (hat aber keine Prio und würde ich nicht als größere Karriere bezeichnen). Dennoch finde ich den Gedanken nicht falsch, dass sich Erst und Zweitstudium zu einem möglichen Plan C ergänzen.
Zitat von Mikael
Die Schulen freuen sich schon auf den Vollzeitkollegen, der ihnen Vorgaben für den Stundenplan machen will... vergiss es. Du hast da keine besonderen Rechte. Das kann klappen, muss aber nicht.
Hier muss ich auch widersprechen. Ich weiß zwar nicht worauf du deine Aussage beziehst, aber dieses von der beschriebene Verhalten würde klar meinem Gerechtigkeitssinn zu wider laufen. Der ist nämlich bei mir in beide Richtungen ausgeprägt. Vielleicht täuschen mich meine Vorstellungen da auch, aber jedenfalls damals war es noch so, dass Mathe eher in den ersten Stunden stattfindet und Informatik vermutlich eher zu Randzeiten. Somit habe ich vermutlich irgendwelche Freiblöcke oder was weiß ich, aber regelmäßig nach 15 Uhr zu Hause (sofern keine Elterngespräche, Konferenzen, Fortbildungen etc. stattfinden), würde mich echt überraschen. Was meint ihr?
Zitat von Mikael
Du bist als Lehrer kein unabhängiger Richter, sondern du hast Vorgaben (Curricula, Konferenzen, Schulleitung usw.) umzusetzen. Da stößt du schnell auf Interessenskonflikte und es stellt sich automatisch die Frage: "Was ist gerecht?" Manchmal eine wirklich schwierige Aufgabe.
Deine Antwort, insbesondere zu den Vorgaben der Schulleitung, lassen erahnen, dass es z. B. bestimmte Zielvorgaben (z. B. gauss'sche Notenverteilung) gibt? Das ist doch hoffentlich nicht die Regel? Aber interessanter Punkt, danke dafür!
Zitat von Mikael
Der Regelfall ist: Sind die Schüler schlecht, dann WEGEN des Lehrers, sind sie gut, dann TROTZ des Lehrers. Erhoffe dir nicht zu viel Dankbarkeit... einige erkennen erst Jahre nachdem sie die Schule verlassen haben, dass der Unterricht bei XYZ vielleicht doch was gebracht hat, obwohl der Lehrer sowas von uncool war, weil man bei dem nicht immer nur chillen konnte...
Okay das war etwas zu rosarot von mir. Dennoch denke ich, dass man sich Dankbarkeit erarbeiten kann. Kein Masterand muss sich bei mir für die Betreuung bedanken, dennoch tun es einige explizit. Klar ist das nicht 1:1 vergleichbar, aber es schadet auch nicht dafür zu arbeiten. Die Erwartung zum Lehrer des Jahres ausgezeichnet zu werden oder permament Lobgesänge zu erhalten, hatte ich aber in der Tat nicht.
Zitat von Mikael
Zusammenfassend: Einige Sachen siehst du deutlich zu idealistisch. Aber du wolltest ja ein Feedback.
Ja, vielen lieben Dank auch dafür. Ich weiß deine aufgebrachte Zeit zu schätzen! Übertriebener Idealismus war nicht meine Intention. Persönlich denke ich schon eine gute Vorstellung von dem zu haben, was mich vermutlich in 4 Jahren erwartet. Dennoch waren ein paar gute Punkte dabei, die mich allerdings nicht vom Studienbeginn abhalten. Sofern noch Zeit vorhanden, könntest du ja auf meine Fragen erneut antworten.
Und einen gewissen Idealismus sollte man sich erhalten. Besser so und dann später nachjustieren als gleich aufzugeben.
Zitat von Philio
Bei den sowieso schon interessierten und motivierten Lernenden wirst du so offene Scheunentore einrennen, aber die werden dein Engagement dankbar annehmen – und wie es bei den anderen aussieht … Nun, du wirst deine Erfahrungen machen.
Ja, da wirst du recht haben. Sollte jetzt auch echt nicht als Zwerg allwissend rüberkommen, der mit entsprechendem Engagement alle Schüler motivieren kann. Aber Stichwort Idealismus s.o.
Zitat von Lemon28
gibt Wochen, wo man bis 14 Uhr Unterricht hat, aber 4 von 5 Tagen doch bis 17 Uhr in der Schule ist
Was macht man in diesen Wochen dann noch bis 17 Uhr in der Schule?
Danke nochmals!
Matthias