Beiträge von Nachgedacht

    Welche Nachteile erwartest du denn konkret von dem Wissen um deine Lebensweise? Schlechte Unterrichtsbewertung? Lästernde Schüler? Tratschende Eltern?

    Quasi alles genannte, wobei gerade für das Ref eine schlechte Unterrichtsbewertung meine größte Angst ist. Man sollte meinen, alle Leute wären professionell genug, ihre eigenen Ansichten über eine Person nicht in die Bewertung mit einfließen zu lassen, aber wir sind alle nur Menschen und dieser Gedanke ist schlicht Utopie.


    Was die SuS angeht, habe ich vor allem die negativen Aussagen meiner Klassenkameraden im Kopf, die auf Gerüchte einer unsere Lehrerinnen betreffend, gar nicht gut reagierten. Man muss dazu sagen, dass wir damals in der 9. Klasse waren, also durchaus die Hoffnung besteht, dass sich deren Meinung im Laufe der Jahre geändert hat, aber dennoch kann man diese Aussagen nicht vergessen, zumal ich zu der Zeit selbst mitten in meiner Selbstakzeptanz-Phase steckte.


    Die Eltern sehe ich aktuell, bedingte dadurch, dass meine Schulform nicht Grundschule ist, eher als das kleinste Problem, wobei diese, wo ich so darüber nachdenken, natürlich auch viel Einfluss auf ihre Kinder (abhängig von deren Alter) und deren Meinungsbild haben. Eltern, die ihre Kinder aus religiösen Gründen nicht am Sexualkundeunterricht teilnehmen lassen, werden vermutlich auch nicht allzu begeistert davon sein, wenn ihr Sprössling sich in WiPo Klasse 11 mit dem gesellschaftlichen Wandel und "Familienbilder heute" beschäftigen darf.

    Mit so einer Resonanz habe ich ehrlich gesagt gar nicht gerechnet, vielen Dank erstmal für alle bisherigen Antworten. Ich versuche mal auf einiges einzugehen:

    der letzte Abschnitt hat mich etwas verwundert... das siehst du als "Outing"... ich habe über das Thema "Outing" nicht wirklich nachgedacht. Ich bin einfach ich, und das heißt, ich bin lesbisch, und das schon mein Leben lang.
    Ja - ein gesundes Selbstbewusstsein ist da absolut notwendig. Du musst dazu stehen, dass an dir eben nichts "falsch" ist, und dass die, die dummes Zeug reden, eben minderbemittelt sind, und deiner Aufmerksamkeit gar nicht erst wert. Jeder Mensch ist "anders", ich vermutlich sogar in ziemlich vielen Punkten "anders als die Mehrheit" - ich habe das als Stärke definiert, nicht als Schwäche, und damit lebt es sich ganz gut.


    Insofern... ich gehe nicht damit hausieren, dass ich lesbisch bin. Aber wenn jemand fragt, gibts eine wahrheitsgemäße Antwort, und wenn Fragen sind - wieso soll ich die nicht beantworten? Ich bin bei uns schließlich auch Vertrauenslehrerin, und wenn da jemand Fragen hat auch zu dem Thema... na wo ist das Problem?

    Das sehe ich durchaus als Outing an, ja.
    Ich muss sagen, dass ich gern selbstbewusster wäre, um eben auch bei Leuten, die ich neu kennenlerne von Anfang an zu mir stehen zu können, wobei ich, sofern ich konkret gefragt werde, ebenfalls die Wahrheit sage. Alles andere würde sich anfühlen als würde ich mich selbst verleugnen und das habe ich lange genug gemacht. Da besteht eben nur das "Problem", dass sich derartige Nachrichten oft recht schnell verbreiten. Heißt konkret: weiß ein Kollege bescheid, wissen es die anderen nächste Woche auch und gerade im Hinblick auf das Ref scheint man mir hier ja doch eher davon abzuraten, das öffentlich zu machen. Wäre irgendwie leichter, wenn man mir meine Orientierung auf 20 Meter Entfernung ansehen könnte. Dem ist aber leider nicht so.


    An meiner jetzigen Schule bin ich auch bei den Schülern geoutet. Das hat sich nach einem halben Jahr dort ergeben. Ganz einfach durch die erste Frage: Sind Sie verheiratet? Ja. Was macht Ihr Mann beruflich? Meine Frau macht dies und das.
    Meine 7er waren ziemlich interessiert an dem Thema. Wann ich es gemerkt habe und so weiter... Ich antworte gerne auf solche Fragen, wenn sie nicht zu privat werden sondern allgemeiner Natur sind. Mein eigenes Coming Out war spät und sehr schwierig, ich hätte mir ein Vorbild gewünscht.
    Ähnliche Situationen kamen in 3 oder 4 Klassen vor. Die 5er haben teils sehr süß reagiert. Ein Junge konnte sich die ganze restliche Unterrichtszeit nicht mehr konzentrieren... Am Ende kam er zu mir und sagte: Das hab ich mir noch nie vorgestellt, dass eine Frau eine Frau heiratet. Aber ist ja auch voll cool. :)

    Gerade dieser "Vorbildcharakter" ist, bedingt dadurch, dass ich als Schülerin auch gerne eine Lehrerin gehabt hätte, die offen damit umgeht, etwas was sehr stark in meine Überlegungen mit einfließt. Vor allem weiß ich wie gesagt auch noch sehr gut, wie sehr es mir geholfen hat,zu wissen, dass es überhaupt abseits von Film- und Fernsehen noch homosexuelle Menschen gibt und ich eben nicht vollkommen unnormal bin. Die kamen in meiner behüteten Kindheit schlicht und ergreifend nicht vor.

    Schade, dass man das Gefühl hat, sich outen zu müssen. So nach dem Motto, Leute bei mir stimmt was nicht, ist was anders. Das wollte ich euch sagen, hoffentlich mögt ihr mich noch. Schade, dass Homosexualität nicht so selbstverständlich ist, dass keiner danach fragt wie bei den Heteros.

    In unserer Gesellschaft werden die meisten Menschen (Stereotype jetzt einmal ausgenommen) so lange als hetero wahrgenommen, bis sie etwas anderes sagen. Gerade im ländlichen Raum, zumindest bei uns, kommt alles abseits von Heterosexualität in der Lebenswirklichkeit vieler Menschen einfach nicht vor. Da ist von Selbstverständlichkeit absolut keine Spur, was zur Folge hat, dass ein Coming out früher oder später notwendig wird, wenn man nicht ewig als Hetera gelten möchte.

    ... oder zerreißen sich hinter meinem Rücken das Maul, mag sein, dann können sie selbst damit ihr Leben füllen.

    Ehrlich gesagt ist es mir sogar lieber, wenn die Leute mir direkt sagen, wenn ihnen an mir etwas nicht passt. Dieses "Weißt du was xy letztens gesagt hat?" ist mir eher unangenehm, da kann ich ja nicht zu xy hingehen und ihn direkt damit konfrontieren. Das wäre dann auch wieder merkwürdig.

    "Wie würde ein heterosexueller Kollege reagieren?". Der verkündet auch nicht in der ersten Unterrichtsstunde: "Ich bin heterosexuell und das ist auch gut so.",

    Gerade in Kennlernstunden erzählen viele heterosexuellen Kollegen auch etwas Privates, aka von Frau und Kindern, was einem Outing gleichkommt, nur dass es bei heterosexuellen nicht als solches gewertet wird.


    Empfinde ich mich selbst als normal? Ja. Als akzeptiert? Nein, nicht überall. Du hast wohl recht und ich bin in dieser Hinsicht etwas gebrandmarkt, allerdings vermute ich, dass es 95% der sich in meiner Situation befindenden Kolleg*innen exakt genauso geht.

    Ich pflege sehr konkret zu antworten. "Das geht Sie nichts an." reicht als einmalige Ansage.

    Ich bin wie gesagt nicht der Typ dafür, SuS bei jeder noch so kleinen Frage zu meinem Privatleben vollkommen abblitzen zu lassen, wobei das, wie ja auch schon jemand angemerkt hat, wer fragt und wie diese Frage gestellt wird. Ich persönlich fand es als Schülerin auch immer schöner, nicht nur den Lehrer als solchen vor mir zu haben, sondern auch einen Menschen mit Charakter und Persönlichkeit zu erkennen.
    Das fällt mir für persönlich auch noch nicht unter den Aspekt Distanzlosigkeit.



    Es hat mit "ländlich" nichts zu tun, sondern erfahrungsgemäss mit "katholisch". Im reformierten Baselland interessiert es keine Sau wer oder was ich bin. Ich bin mir nicht sicher, ob ich in Luzern (Stadt!) arbeiten wollte.

    Katholisch ist die angestrebte Gegend glücklicherweise nicht. Theologie studiere ich auch nicht. Aber trotzdem sind irgendwo gewisse Bedenken da, die man in einer größeren Stadt vielleicht weniger hat.

    Hallo Community,


    ausgehend von einer Vertretungsstelle, die ich nächste Woche antreten werde, habe ich mich gefragt, wie man eigentlich vor den SuS am besten mit seiner Homosexualität umgeht. Bei der Frage geht es jetzt nicht um die Vertretungsstelle, die war nur der Auslöser, sondern sie ist eher im Hinblick auf das Ref und für später gedacht.


    Auf der einen Seite haben wir 2019 und man sollte davon ausgehen, dass die Menschheit keine Probleme mehr mit nicht-heterosexuellen Partnerschaften hätte. Die Erfahrung, ja auch meine eigene, zeigt aber, dass dem nicht so ist und dass es selbst in Kollegien immer Menschen gibt, die damit absolut nicht einverstanden sind und einem das auch mehr oder weniger deutlich zeigen. Die Uni ist da irgendwie offener.


    Ich möchte mich nicht verstellen müssen, zumal ich mich auch noch sehr gut daran erinnere, wie sehr mir das Wissen um eine lesbische Lehrerin, die ich auch im Unterricht hatte, geholfen hat, mich nicht völlig unnormal und alienhaft zu fühlen, auch wenn diese selbst nicht geoutet war und dies vor SuS auch bis heute nicht ist. Ein Coming out vor meinen Klassenkameraden kam für mich nie in Frage, dafür hatte ich über die Jahren von deren Seite zu viel Negatives gehört. Daher rührt wohl auch meine eigene Unsicherheit wie ich in Zukunft mit der Situation umgehen soll.
    Gerade im Ref ist es nun einmal auch nicht ganz unwichtig was Schulleitung, Studienleiter, Eltern und nicht zuletzt die SuS von einem denken.


    Ich wäre sehr dankbar, wenn ich hierzu ein paar Meinungen oder persönliche Erfahrungsberichte hören bzw. lesen könnte. Diese Frage beschäftigt mich gerade ziemlich und hier im Forum lassen sich leider keine halbwegs aktuellen Threads dazu finden (wobei ich auch nicht ausschließen würde, dass ich einfach nur nicht in der Lage bin, die entsprechenden Threads zu finden). Ich studiere übrigens für LA Gym/Ge und werde voraussichtlich eher im ländlichen Bereich landen. Bin kein Großstadtmensch.


    Ps. Der Satz "aber die Heteros outen sich ja auch nicht" ist an dieser Stelle nicht wirklich angebracht. Sie machen es. Ständig! Sie merken es nur nicht. Ein "Wochenendausflug mit Freundin" wird vom Kollegen Schmidt nicht als Coming out gewertet, von Frau Nachgedacht dagegen sehr wohl.


    Viele Grüße
    Nachgedacht

    Freue mich pber empörte Kommentare (über die SB!!) oder hilfreiche Tipps, was ich mit der Frau SB morgen machen könnte.

    Kein hilfreicher Tipp, aber um es mal mit den Worten von Mozart zu sagen:


    "Erst geköpft,
    dann gehangen,
    dann gespießt
    auf heiße Stangen;
    dann vebrannt,
    dann gebunden,
    und getaucht;
    zuletzt geschunden"


    aus Osmins Arie in "Die Entführung aus dem Serail". Fiel mir gerade spontan ein und ich konnte es einfach nicht nicht posten. :D

    Soll ich mal was wirklich Krasses schreiben? Unsere Schule existiert - ich glaube - seit 1968. In den kommenden Sommerferien werden beide Eingänge zum Hauptgebäude rollstuhlgerecht umgebaut weil wir nächstes Schuljahr eine Schülerin im Rollstuhl bekommen. Das finde ich so unterirdisch, dass ich kotzen könnte. Nach mehr als 50 Jahren fällt der Gemeinde auf, dass es Jugendliche mit körperlicher Behinderung gibt, die vielleicht gerne ans Gymnasium wollen. :uebel: .

    Das geht noch viel schlimmer. Das Schulgebäude meiner Praktikumsschule wurde um 1900 gebaut und bis heute ist keiner der Eingänge barrierefrei. Von den Treppenhäusern (ohne deren Nutzung man mehr als die Hälfte der Schule gar nifht betreten kann) reden wir lieber gar nicht erst. Es sieht auch nicht so aus als ob sich da in absehbarer Zeit etwas ändern würde.

    Wozu? Damit arbeiten, wie du es danach vorschlägst, klar. Aber wozu denn übersetzen? Das ist doch völlig kontraproduktiv, wenn es doch gerade darum gehen muss, die Schüler in der Fremdsprache zu halten?

    Vielleicht könnte man den Spieß ja einfach umdrehen und die SuS ihre deutschen Lieblingslieder (oder Ausschnitte daraus) ins Englische übersetzen lassen. Je nach Leistungsfähigkeit entweder reines Übersetzen oder so übersetzen, dass man den Song danach noch auf die Orignalmelodie singen kann (wobei Letzteres, wenn ich so darüber nachdenke, vielleicht doch etwas zu anspruchsvoll ist).

    Eine meiner Mitschülerinnen fragte in der 13. Klasse (vollkommen ernst gemeint) unsere Englischlehrerin, ob Shakespeare eigentlich ein Deutscher war. :stumm:

    von pädagogischer Seite kann ich mir das gut vorstellen, dass erwachsene Schüler leichter sind als Grundschüler. Nur kann ich mir auch vorstellen, dass vom Wissen her einfach mehr gefordert ist. Ansich wäre es anspruchsvoller und interessanter Unterricht für Erwachsene als für Kinder zu geben nur könnte ich mir vorstellen, dass hier der Seiteneinstieg besonders schwierig ist. Sprich dass man besonders gute Zeugnssnoten, Berufserfahrung oder Weiterbildungen vorweisen muss während in dieser Hinsicht der Einstieg an einer Grundschule leichter wäre. Wobei es hier an einer Berufsbildenen Schule evtl. weniger ein Problem wäre dass ich nur einen Master in Chemie habe und kein zweites Fach wenn ich Chemielaboranten unterrichten würde.

    Wie stellst du dir einen Seiteneinstieg an der GS mit Chemie eigentlich vor? Ich habe noch keine Grundschule gesehen, an der Chemie unterrichtet wird (zumindest in SH gibt es das nicht und ich kann mir ehrlich gesagt nicht vorstellen, dass das in Bayern großartig anders ist). Mit etwas Phantasie (Fantasie?) ließe sich wohl HWS, HSU, Naturkunde o.ä. ableiten, aber auch dann fehlt dir noch ein zweites Fach.


    Ich möchte dir nicht zu Nahe treten und mich auch nicht zu weit aus dem Fenster lehnen, aber mich beschleicht das leise Gefühl, dass du das mit dem "Lehrer werden" noch nicht ganz durchdacht hast. Für mich klingen deine Texte nach "Hm, mein jetziger Job ist doch nicht so wie ich ihn mir vorgestellt habe. Was jetzt? Keine Ahnung wo ich unterkommen könnte, also werd' ich mal Lehrer." Eigentlich zählst du keinerlei Gründe auf, die dafür sprechen, dass du wirklich Lehrer werden willst, sondern sagst nur, was dir an deinem jetzigen Job nicht gefällt. Mal ganz davon abgesehen wirst du als Lehrer auch keine 40-Stunden-Woche haben.


    Wie die anderen würde auch ich dir empfehlen, Praktika an verschiedenen Schulformen zu machen, wenn du an dem Berufsziel festhalten willst. Grundschüler sind mit Sicherheit nicht "artiger" als Berufsschüler, Kinder mit Autismus oder Trisomie 21 sieht man auf Gymnasien immer häufiger, nennt sich Inklusion (über dessen Sinn oder Unsinn man auch lange diskutieren kann). Man darf die eigene Schulzeit und sich selbst als Schüler nicht als Maßstab nehmen und davon ausgehen, dass alle SuS so sind, das war das erste was ich in meinem Praktikum gelernt habe.

    Danke erst einmal an alle für die Antworten. Ist ja schonmal schön zu hören, dass es anderen offenbar genauso ging.

    Wipo ist Politik und Wirtschaft, oder? Dann hast du die gleiche Fächerkombi wie ich. Mir ging es in den Politik Seminaren ähnlich wie dir. Da saßen Cracks drin, die Sachen wussten, von denen ich im Leben noch nie was gehört hat. Ich muss aber gestehen, dass mich mancher Inhalt auch gar nicht so recht interessiert hat und ich eben nur da war, weil ich den entsprechenden Schein brauchte.
    Ich habe dann halt für die Klausuren gelernt, aber nicht in herausragendem Maße. Bestanden habe ich trotzdem jede Klausur oder Hausarbeit auf Anhieb.

    Ja genau, Wipo ist Wirtschaft und Politik. Das meiste was wir machen interessiert mich inhaltlich schon, nur haben wir eben genau solche Leute dabei, die einem das Gefühl geben sie wüssten alles. Kann auch mit dem was @DeadPoet gesagt hat zusammenhängen. Das kann gut sein, dass manche schon einige Semester weiter sind. Ändert aber leider nichts daran, dass ich ein schlechtes Gefühl habe, weil ich so vieles einfach noch nicht weiß/wissen kann.


    5. Du sagst selbst, dir ging es in der Schule schon ähnlich, überlege dir, was hat dir da geholfen? Wer kann dich unterstützen? Lies mal im Burnoutfaden, da gibt es einige Tipps zur Selbsthilfe. Wenn es nicht besser wird, dann solltest du dir lieber zu früh als zu spät professionelle Hilfe holen. An jeder Uni gibt es z.B. Psychologen die sich mit solchen Fällen auskennen.


    Das ist ja das Problem, in der Schule kam mir das nicht so schlimm vor wie es jetzt gerade der Fall ist (Außer als es auf die Abiprüfungen zuging, aber da dachte ich, dass das danach vorbei wäre und fand es deshalb auch noch erträglich). Ich vermute, ich habe über die Zeit einfach gelernt, damit zu leben, bzw. bin dem Problem irgendwie aus dem Weg gegangen, weil ich sowieso keine Lösung gesehen habe. Das klappt jetzt aber leider nicht mehr (mal ganz davon abgesehen, dass Verdrängung auch nicht die allerbeste Methode ist, aber eben für einen bestimmten Zeitraum sehr effektiv).


    Aktuell versuche ich gerade, einfach mit Menschen darüber zu reden, in der Hoffnung, dass ich irgendwann merke, dass die Ängste, die ich habe, normal und unbegründet sind.
    Ich komme gerade aus einer 18 monatigen Therapiephase, in der das durchaus auch mal Thema war. Wirklich geändert hat sich diesbezüglich längerfristig aber nichts.

    Hallo allerseits,


    vor 7 Wochen habe ich hochmotiviert mein Studium begonnen (Englisch/Wipo mit dem Ziel LA -Gym). Leider hielt diese Motivation nur so lange an bis ich merkte, dass gefühlt alle anderen deutlich mehr Ahnung von der Thematik haben als ich, was (besonders in Wipo) darin resultierte, dass ich mich von Anfang an nicht wirklich getraut habe, mich in irgendeiner Form an den Seminaren zu beteiligen. Meine gesamte Schulzeit lang habe ich nie verstanden, wie man stundenlang schweigend in einem Kurs sitzen kann, jetzt bin ich schlauer.
    Dazu muss man sagen, dass ich nach dem Abi direkt an die Uni gegangen bin (was 95% meiner Mitstudierenden offenbar nicht getan haben). Ich sitze also mit Leuten im Seminar, die teilweise über 30 sind, schon ein Studium (häufig auch irgendwas in Richtung Wirtschaft) abgeschlossen und gearbeitet haben und sich jetzt neu oriertieren wollen. Natürlich haben die mehr Grundwissen als ich, aber das will nicht in meinen Kopf rein. Mir ist auch bewusst, dass ich vor dem Seminar noch gar nicht viel über das Thema wissen muss. Leider kenne ich das von mir aus der Schule aber anders und habe jetzt Angst, in den Klausuren verdammt schlecht abzuschneiden oder sie gar nicht zu bestehen. Die ersten Klausuren sind im Dezember und diese Ängste hatte ich vom ersten Tag an. Ich bin leider Perfektionistin, das ist mir bewusst (und ein Abischnitt von 1,0 trägt auch nicht gerade dazu bei, dass man das Studium ganz entspannt ohne Erwartungen an sich beginnt. Ich habe die gesamte Schulzeit über mit Versagensängsten gekämpft, diese Ängste sind mir also nicht neu. Dabei ist es auch wenig hilfreich, dass wir von einigen Dozenten immer wieder gesagt bekommen, dass teilweise 50% der Studenten durch die erste Klausur fallen. Sehr motivierend.


    Ich zweifle nicht an meiner Fächer- und Berufswahl, nur leider an meinen Fähigkeiten. Da macht man sich früher oder später natürlich auch weiterführende Gedanken bzgl. des Refs. oder der Ausübung des Berufes. Ich habe eben etwas Angst, dass dieses Gefühl des "Nicht-Könnens" noch sehr viele Jahre bleibt.


    Rein theoretisch weiß ich, dass ich mit dem Studium eigentlich keine größeren Probleme haben dürfte. Die Vorbereitungen für die Seminare machen mir keine Probleme, die Seminare selbst auch nicht und mit den Aufgaben die man so bekommt, komme ich auch klar. Das Inhaltliche ist nicht das Problem, meine Psyche ist das Problem und eben der Eindruck, dass alle viel mehr wissen und viel mehr Erfahrung haben als ich.


    Was möchte ich jetzt eigentlich von euch? Vor allem Erfahrungswerte. Ging es euch im Studium auch mal so? Geht das irgendwann weg? Kann man das irgendwie beschleunigen? Ist es normal, dass man von vielen Dingen noch nie etwas gehört hat? Und vielleicht am Wichtigsten: Wie komme ich von diesem ewigen Perfektionismus weg? Letztens gab es hier einen Faden in dem es um Perfektionismus und Burnout ging. Da ich ungern in 10 Jahren auch so einen Faden eröffnen möchte, frage ich jetzt.


    Viele Grüße
    Nachgedacht

    Da wird dir nichts anderes übrig bleiben als bei der Uni anzurufen und nachzufragen. Vermutlich wird man dich drei Mal weiterleiten und am Ende musst du noch irgendwelche Mails schreiben, weil niemand deine Frage beantworten kann. Habe im Mai eine ähnliche Frage gehabt und ohne Ende Telefonate führen müssen.

    Hallo nochmal,


    falls es jemanden interessiert, was jetzt daraus geworden ist:


    Ich habe mich gestern in Flensburg für die Kombination WiPo/Englisch beworben. Ich kann aus unterschiedlichen Gründen aktuell nicht in Kiel anfangen, 2 Sprachen ohne Sachfach möchte ich definitiv nicht (wurde mir auch von abgeraten) und WiPo/Spanisch macht aus einstellungstechnischen Gründen in SH keinen Sinn, daher glaube ich dass ich mit der aktuellen Kombination ganz gut beraten bin. Mir ist durchaus bewusst, dass es von den Einstellungschancen her bessere Kombinationen gibt, aber ich gebe nun einfach erst einmal mein bestes im Studium und schaue dann weiter, zumal man auch nie genau sagen kann, wie es in 7 Jahren aussieht und ob sich nicht doch irgendwann noch eine Möglichkeit (Zweitstudium, Zertifikatskurs etc.) ergibt.


    Ja, man munkelt, dass man in Flensburg in wenigen Jahren nicht mehr für Sek 2 studieren kann, aber: zum einen heißt das nicht, dass angefangene Studiengänge nicht zu Ende geführt werden (aktuell läuft auch ein Studiengang (Sonderpädagogik?) aus, sodass man sich nicht mehr für das 1. sehr wohl aber für entsprechend höhere Fachsemester bewerben kann und zum zweiten würde ich mir zu einem späteren Zeitpunkt auch zutrauen, nach Kiel zu gehen.


    Viele Grüße
    Nachgedacht

    Mir ist durchaus bewusst, dass 3 Fächer, v.a. mit zwei Fremdsprachen und den damit verbundenen Auslandsaufenthalten, nicht schaffbar sind. Zeit spielt nicht die größte Rolle, obwohl ich natürlich auch nicht unbedingt 10 Jahre an der Uni verbrigen will.

    Hallo nochmal,


    ich muss mich nochmal an euch wenden, da es mit der Studierbarkeit dieser Kombi in SH und Hamburg leider ganz düster aussieht.


    Habe mittlerweilembei den ZSBs von Flensburg, Kiel und Hamburg angerufen. Leider ist es in SHn nicht möglich ein Fach nachzustudieren (bzw. sich für zwei Fächer einzuschreiben, von denen man eines bereits studiert hat und sich in diesem Fach alles anrechnen zu lassen). In Hamburg wäre die Möglichkeit in der Theorie schon gegeben, mir wurde aber nachdrücklich davon abgeraten.


    Ich bin ehrlich gesagt mit meinem Latein am Ende und weiß wirklich nicht mehr, was ich jetzt machen soll.


    Möglichkeit 1: Ich gehe wie geplant nach Flensburg und studiere Englisch und WiPo. --> Problem: Einstellungschancen, wobei es in WiPo in SH ja durchaus keinen Überschuss gibt.


    Möglichkeit 2: Ich gehe nach Flensburg, studiere Spanisch und WiPo, versuche danach, mich für Englisch in Hamburg zu bewerben oder gehe (wenn das nichts wird) ein Jahr ins englischsprachige Ausland und hoffe, nach dem Ref. einen Zertifikatskurs für Englisch machen zu können. --> Problem: Unsicherheit, ob das in HH funktioniert, habe ansonsten kein Hauptfach und weder WiPo noch Spanisch wird durchgehend unterrichtet. Auch wenn diese Möglichkeit mir am liebsten wäre, habe ich Angst mit dieser Nebenfachkombi nicht eingestellt zu werden.


    Möglichkeit 3: Ich bewerbe mich in Kiel für WiPo/Englisch und fange im 3. Semester mit Spanisch als Erweiterungsfach an. --> Problem: eigentlich würde ich (aus unterschiedlichen Gründen, Wohungsmarkt, Parkplatzsituation an der Uni etc.) lieber in Flensburg studieren. Der Vorteil an Kiel wäre eben, die gewünschte Fächerkombination definitiv studieren zu können, wobei ich noch nicht abschließend die Frage klären konnte, ob ich für mein Erweiterungsfach auch die Fakultas für Sek 2 bekommen kann.
    Leider habe ich mehrfach im Netz gelesen, dass der Arbeitsaufwand mit zwei Fremdsprachen + Sachfach enorm und kaum mit zufriedenstellenden Noten zu bewerkstelligen ist, was mich wieder etwas verunsichert.


    Ich bin für jede Art von Input dankbar.


    Viele Grüße
    Nachgedacht

    Okay das ist ja schonmal gut zu hören, dass der Seiteneinstieg machbar sein sollte. Werde morgen mal bei der Studienberatung der Uni anrufen, um abzuklären, ob das mit dem Zweitstudium so machbar ist, wie ich es mir vorstelle (denn ein Fach als Erweiterungsfach studieren ist an der EUF m.W. nicht möglich. Das geht soweit ich weiß nur in Kiel).
    Der aktuelle Plan sieht vor zunächst WiPo und Spanisch bis zum M.Ed. zu studieren und danach Englisch bis zum gleichen Abschluss. Mir ist nur noch nicht bekannt, ob man sich an der EUF (oder alternativ der CAU Kiel) für nur ein Fach einschreiben kann. Die Frage müsste mir die ZSB morgen aber eigentlich beantworten können.


    Danke ersteinmal für all eure Antworten. Ihr habt mich sowohl darin bestärkt, das so zu studieren, als auch neue Denkanstöße gegeben.

    Dazu: man vergesse die oben kurz genannten Berufsbildenden Schulen nicht. Eine Lehrkraft mit zwei Fremdsprachen und Politik wäre für alle mir bekannten Berufsschulen ein Segen. Und A13 ist A13.

    Ist vielleicht blöd gefragt, aber: muss man dann zwangsläufig auch Lehramt an berufsbildenden Schulen studieren oder ist da auch ein "Seiteneinstieg" möglich, wenn man Gymnasiallehramt studiert hat und es sich irgendwann eher zufällig ergibt, dass man überlegt, an eine Berufsschule zu wechseln.


    Ich kann mich der Empfehlung Berufsschule nur anschließen.


    Wenn man gerade Abitur am normalen Gym macht, hat man diesen Bereich nicht so vor Augen. Aber dort hast du keine Sek 1 und es klang an, dass das auch nicht die Altersstufe ist, die du gerne unterrichten würdest..

    Über Berufsschullehramt habe ich tatsächlich noch nie nachgedacht. Es auch gar nicht wirklich auf dem Radar, als etwas was vielleicht interessant für mich sein könnte, gehabt Vielleicht habe ich von Berufsschulen auch ein falsches Bild vor Augen, aber ich kenne leider nur eine einzige Person, die je eine solche besucht hat und die sprach praktisch nur negativ darüber: Realschulabgänger ohne Ausbildungsplatz, die aber noch bis zum 18. Lebensjahr schulpflichtig sind, weitere perspektivlose Menschen, die "Zeit absitzen" wollen, demotivierte Lehrer.
    Klingt jetzt im ersten Moment nicht so erstrebenswert, dort zu arbeiten.
    Oder gibt es auch noch andere Arten von Berufsschule? Wie gesagt, ich habe mich in das Thema noch nicht wirklich eingelesen, bin aber offen für neue Ideen.


    Ich habe nichts gegen Sek 1 SuS, nur ausschließlich mit ihnen arbeiten möchte ich nicht. Mit Oberstufenschülern lassen sich Themen anders behandeln, diskutieren etc. als mit Sek 1 Schülern, bei denen der Fokus v.a. auf Reproduktion liegt. Wobei man da natürlich auch wieder etwas mehr differenzieren muss. In der 9. Klasse haben wir in einigen Fächern durchaus auch "oberstufennah" gearbeitet, was in der 5./6. völlig undenkbar gewesen wäre. Ich denke, ich würde nicht glücklich damit werden, 50% meiner Stunden in der Unterstufe zu halten, von daher habe ich den H/R-Bereich von vornherein ausgeschlossen.

Werbung