@Nachgedacht Falls es Dir nicht bewusst ist ... der gute alte §175 StGB galt z. B. nur für Männer. Aus genau diesem Grund - Sex ohne Penis zählt nicht und deswegen braucht man sich vor lesbischen Frauen nicht zu fürchten. Überhaupt Frauen ... wen interessiert das schon. Wie ich bereits schrieb, waren (und sind!) schwule Männer immer schon erheblich mehr der Diskriminierung ausgesetzt. Unsereins wird vor allem dadurch diskriminiert, dass wir - wie so oft als Frau im Allgemeinen - überhaupt nicht ernst genommen werden.
Das ist mir sehr wohl bewusst. Ich hätte nur tatsächlich nicht gedacht, dass man abseits von Stammtischparolen und homophoben Aussagen auch 25 Jahre nach der Abschaffung von §175 immer noch ernsthaft der Meinung ist, dass man für bestimmte Dinge zwangsläufig einen Mann braucht. Das habe ich bisher selbst noch nicht zu hören bekommen ... wobei mir da gerade einfällt, dass jemand mal zu mir sagte, dass er es lieber hätte, wenn seine Freundin ihn mit einer anderen Frau betrüge, da das ja nicht richtig zähle. Diese Erinnerung hatte ich bis gerade eben erfolgreich verdrängt.
Wollsocken: was verändert oder verbessert sich für dich nach dem Coming-out? Stehen dir die Leute dann auf einmal toleranter gegenüber?
Ich bin zwar nicht die angesprochene, aber welches von den vielen Coming outs, die man quasi wöchentlich hat, meinst du? Bei den allermeisten Menschen ist es nunmal nicht so, dass sie einmal "Ich bin schwul und das ist auch gut so" sagen und dann wissen alle bescheid.
Es geht bei einem Coming out auch nicht darum, dass Menschen dann plötzlich toleranter sind, sondern es geht darum, dass man "man selbst" sein kann und als so wahrgenommen wird, wie man wahrgenommen werden möchte, auch wenn das manchmal heißt, dass bestimmte Menschen sich von einem abwenden. An meiner alten Schule, auf der ich mal Praktikum gemacht habe, gibt es Kollegen, die seit meiner Abiprüfung (näheres dazu nur per PN, vermutlich bin ich durch diese Aussage so schon recht identifizierbar) kein Wort mehr mit mir reden, obwohl man vorher recht gut miteinander auskam. Ich möchte nicht dauerhaft als etwas wahrgenommen werden was ich nicht bin, in diesem Falle als hetero. Ein Coming out hat irgendwo etwas Befreiendes, wobei ich gut verstehe, dass man das als heterosexueller Menschen nicht unbedingt nachvollziehen kann.