Bei Grundschülern tut sie es generell nicht, die ziehen einfach an, was sie schön finden und überlegen nicht, ob sie damit jemand auf dem Schlips treten könnten - und diese Freiheit gönne ich den Kleinen von Herzen. Mein kleiner Neffe ist drei Jahre alt und hat von meiner Mutter mal eine Kappe gekauft bekommen, weil seine Sonnenmütze vergessen ging und es einfach zu heiß war. Diese Kappe ist so mit das Hässlichste, das es unter dieser Sonne gibt, es gab irgendwie nichts anderes und meine Mutter war damals fast peinlich berührt, aber der Schutz ging vor. Mein Neffe geht NUR noch mit dieser Kappe raus. Er liebt sie über alles. Sobald man versucht, ihm zu erklären, dass er sie nicht immer aufhaben müsste, gibt es Tränen.
Ich erwarte auch von Grundschülern und -schülerinnen noch nicht, dass sie das, das sie schön und bequem finden, opfern für den "generellen Geschmack".
Ich bin in der 3. Klasse zwei Monate lang nur mit Badekappe in die Schule gegangen. Meine Klassenlehrerin war da mit meiner Mutter einer Meinung: wenn es der Persönlichkeitsfindung dient, warum nicht?
Diese Diskussion, dass Grundschüler unhöflich seien und in ihre Schranken gewiesen werden müssten, wenn sie mit Kappe in die Schule kommen, ist mir vollkommen neu. Das gibt es in meiner Welt, zu der auch Grundschulen gehören, nicht.
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Völlig verständlich, wenn KuK ihren SuS der 8.-10. Klasse da eine Sensibilität mitgeben, denn in der Altersklasse ist es wichtig zu wissen, dass es Situationen gibt, in denen der eigene Geschmack/die Bequemlichkeit hintenan stehen sollte, allerdings stelle ich selbst bei den SuS meiner Grundschule fest, dass, wenn der Schulfotograf kommt, sie sehr klaren Wert darauf legen, geschniegelt und gespornt zu kommen.
Sicher muss dafür sensibilisiert werden. Im Vorstellungsgespräch für einen Ausbildungsplatz weiß man nicht, wen man gegenüber hat, der erste Eindruck muss stimmen. Deshalb geht man da geschniegelt hin. Genauso, wie zum Fototermin in der Schule. Aber das ist ja gerade der Punkt: Schule ist nicht Vorstellungsgespräch.
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Mein Bruder ist Tonmeister an der Philharmonie Berlin. Er hatte letztens ein Konzert mit einer japanischen Highschool zu mischen - Blasorchester.
Da schrien alle "AYE!!!", standen stramm, waren in Uniform und lieferten eine enorme Leistung ab, die schon von klein auf eingedrillt wird.
Die Suizidrate unter Jugendlichen ist in Japan sehr hoch. Zumal Kappe/Jogginghose ja erstmal gar nicht mit der Leistung zusammenhängen. Weder der Leistung in der Schule noch der Leistung in anderen Bereichen. Und wie/was gedrillt wird ist auch unabhängig davon, was die Schüler anhaben.
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Denn darum ging es eigentlich. Sind Jogginghosen Zeichen für mangelnden Respekt, bzw sollte auf Kleidung mehr Wert gelegt werden, um den Wert der Schule in ein anderes Fahrwasser zu lenken?
Welchen Wert meinst du? Manche Schüler haben Jogginghosen, die teurer sind, als das komplette "Outfit" mancher Kollegen.
Drückt ein klassisches Mathelehrer-Karohemd und eine ältere Jeans mehr "Wertschätzung" aus, als eine ordentliche und saubere Jogginghose und Kappe?
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Und ich bin mir sehr unsicher, ob respektlose Kinder respektvoller werden, nur weil man sie zwingt, bestimmte Kleidung zu tragen. Druck erzeugt in der Regel Gegendruck, daher zweifele ich daran.
Jugendliche in Schuluniformen können extrem unhöflich sein und Jugendliche in Jogginghose und Kappe extrem höflich und hilfsbereit. Das eine hängt nicht mit dem anderen zusammen.
Insgesamt verstehe ich einfach nicht, wie man Menschen, und dann auch noch Schüler, so auf Äußerlichkeiten reduzieren kann. Wer Jogginghose und Kappe trägt, ist unhöflich, wer ein Hemd trägt ist nicht unhöflich. Dass das eine weit verbreitete Einstellung ist, ist mir klar. Von Lehrern erwarte ich aber mehr.