Z. B. sind Frauen etwas schlechter im räumlichen Vorstellungsvermögen, jedoch ist die Varianz innerhalb der beiden Geschlechtergruppen grösser, als der Unterschied zwischen ihnen. Biologisch begründbare Unterschiede gibt es vor allem bei äusseren Merkmalen wie der Körpergrösse. Auch unser Hormonhaushalt hat bei weitem nicht den Einfluss auf irgendeine Art von Verhalten wie einem dumme PMS-Sprüche glauben lassen wollen.
Hinzu kommt, dass mit Jungen (statistisch gesehen) mehr körperlich gespielt wird, also Ball werfen und Rumrennen, während mit Mädchen mehr geredet wird. Natürlich schult das körperliche Spielen zum Beispiel die Hand-Augen-Koordination und das räumliche Vorstellungsvermögen mehr, als mit Puppen Kaffekränzchen zu spielen. Und natürlich wirkt es sich positiv auf das Sprachvermögen aus, wenn mit einem Kind mehr gesprochen wird, als mit einem anderen.
Ebenso nachvollziehbar ist es auch, dass Männer, denen von klein auf eingetrichtert wird, dass Jungs nicht weinen und die dafür (indirekt) bestraft werden, wenn sie in den falschen Situationen Gefühle zeigen, besser gelernt haben, ihre Gefühle nicht zu zeigen. Wenn man nie gelernt hat, seine Emotionen "zu unterdrücken" (oder zumindest nie dafür sanktioniert wurde, dass man sie zeigt), dann wirkt das nach außen eben so, als sei das irgendwas Hormonelles.
Soetwas wie PMS gibt es aber insofern schon, dass sich der Hormonhaushalt im Zyklus ändert, was sich, wenn man sich nicht bewusst reguliert, schon zu Stimmungsschwankungen führen kann. (Männer haben übrigens auch einen Hormonzyklus, der äußert sich nur anders als bei Frauen und ist nicht so "extrem").
Die Form der Sozialisierung von Jungen und Mädchen ändert sich langsam aber sicher, es wird aber wohl noch zahlreiche Generationen dauern, bis die Menschheit gelernt hat, dass es eigentlich egal ist, ob Junge oder Mädchen, weil das Individuum interessant ist, nicht irgendwelche aufgrund des Geschlechts zugeschriebene Vorlieben und Eigenschaften.
Was wir machen können, ist Schüler darin zu unterstützen, sich von veralteten Klischeevorstellungen von Männern und Frauen zu lösen und selbstbewusst sie selbst zu sein. Mal funktioniert das gut, mal nicht. Frauenquoten sind jedenfalls keine Lösung für das viel grundlegendere Problem. Und dies ewige Leier von den armen unterdrückten Frauen und den bösen brutalen Männern erst recht nicht.
Männer neigen meiner Erfahrung nach dazu, sich selbst zu überschätzen und im Zweifel über Leichen zu gehen. Frauen üben eher Zurückhaltung, weil sie ihre persönlichen Schwächen überproportional gewichten und ihre Stärken als selbstverständlich und für nicht erwähnenswert halten. Warum landen denn soundsooft die Falschen in den Führungspositionen? Weil in der männerdominierten Gesellschaft männliche Durchsetzungsstrategien Erfolg haben. Und das sind nicht immer die besten Führungsqualitäten.
Aber es sind die besten Führungsqualitäten, seine Meinung nicht offen zu sagen und zu verteidigen, den Schwanz einzuziehen, wenn man die Gelegenheit hat, konstruktiv zu kritisieren, sich selbst als schlechter zu bewerten, als man ist, und in den Fällen, in denen es darauf ankommt, schüchtern zu sein? Ob jemand eine Führungspersönlichkeit ist, hat nichts mit dem Geschlecht zu tun.