Ich war an einer Gesamtschule, die bis heute einen guten Ruf hat und über die Anmeldezahlen definitiv nicht klagen kann. Für ein reines Gym hätte man in die Stadt fahren müssen, weswegen die Gym-Schiene ziemlich breit vertreten war. Bei 4 Klassen in meinem Jahrgang gab es immer zwei A-Kurse. Wir wurden ab 5.2 in Englisch und Mathe in dreistufiges Kurssystem aufgeteilt. Später kamen noch Deutsch, Wahlpflicht (für mich also die zweite Fremdsprache) und die naturwissenschaftlichen Fächer dazu. In den Fächern, die wir als Klasse hatten, habe ich mich in der Tat sehr häufig gelangweilt. Das war in den Kursen anders. Da ging nicht nur mir so! Wir waren 30 Kinder in einer Klasse. Wo soll denn da groß Differenzierung stattfinden?Befreundet war ich fast nur mit den Leuten aus den A-Kursen. Der Rest war aus den B-Kursen. Mit den C-Kurslern hatte ich kaum etwas zu tun. Ich konnte einfach wenig mit denen anfangen. Dass eine Durchmischung per se dazu führt, dass man sich annähert, halte ich für Sozialromantik. Die Unterschiede werden zum Teil nur noch offensichtlicher. Das funktioniert in kleinen Gruppen wie z.B. unseren Förderschulklassen von max. 10 Kindern pro Klasse, aber in größeren Gruppen nicht. Da differenziert sich das ganz schnell von alleine aus.
Das war bei mir ähnlich. An meiner integrierten Gesamtschule gab es aber leider nur E- und G-Kurse (E für die "guten" Schüler, G für die "schlechten" Schüler). Die E-Kurse bewegten sich auf Realschulniveau, die G-Kurse auf Hauptschulniveau. Ich habe mich von der 5. bis zur 10.Klasse an dieser Schule im Unterricht zu Tode gelangweilt und auch nicht gelernt, zu lernen, weil es einfach nicht notwendig war und ich trotzdem einen 1er Schnitt hatte. Befreundet war ich mit den Schülern, die sich genauso wie ich gelangweilt haben (und zwei schlechteren Schülern, die ich aber auch so kennengelernt hätte, da ich mit denen bzw. dem Bruder des einen im Sportverein war). In der Oberstufe eines Wirtschaftsgymnasiums wurde es leider nicht besser.
Gesamtschulen sind für mittelmäßig leistungsfähige Schüler vielleicht sinnvoll, für gute Schüler sind Gesamtschulen der intellektuelle Tod.
Dass es dumme, faule, intelligente, begabte, fleißige, wohlhabende, arme, musisch-begabte, und was nicht noch alles für Kinder gibt, sieht man auch am Gymnasium. Und auch, dass schulische Leistung nicht zwangsläufig etwas mit dem Familieneinkommen zu tun hat.