Beiträge von Hannelotti

    Das Arbeitsverhältnis in der OBAS ist ja befristet und man ist darüber hinaus in keinem Beamtenverhältnis. Solange man nichts anderes unterschrieben hat ist es arbeitsrechtlich IMHO normal, dass man sich woanders bewerben kann. Man ist ja nicht der Sklave der Schule. Ich bin aber ehrlich gesagt nicht ganz im Bilde, wie das bei "normalen" tarifangestellten Lehrern ist. Kann man sich da nicht einfach (schulscharf) auf eine andere Stelle bewerben? Es kündigt doch niemand, bevor er/sie eine neue Stelle hat.

    Ich sprechde für nrw:
    Mit dem bewerben während man eine quasi unbefristete stelle hat (siehe Zusatz im OBAS Vertrag, dass man mit erfolgreichem bestehen der UPP ins beamtenverhältnis übernommen wird) ist es nicht so einfach. Tatsächlich wird man bei LEO Bewerbungen nämlich gar nicht berücksichtigt, solange man nicht schwarz auf weiß gekündigt hat. So der O Ton der zuständigen Menschen bei der BezReg. Allerdings bekommt man frecherweise davon nichts mit. Man bewirbt sich also nichtsahnend, verschickt seinen Kram und wartet und wenn man dann die zielschule anruft heißt es, man stünde nicht auf der Bewerberliste. Selbst schon erlebt in einem ähnlichen Verfahren. Man wurde erst als Bewerber zugelassen, wenn man offiziell den Status "gekündigt" hat. Dh entweder pokern oder mit offenen Karten spielen.

    Mich nervt häufig die klassengröße. Gerade wenn man sehr schwache sus hat, denen man ständig über die Schulter schauen muss. Das geht bei 20 Leuten noch einigermaßen, aber bei 28 macht das wirklich weder mir noch den SuS Spass, weil eigentlich jeder zu kurz kommt.

    Hast du schonmal über ein Praktikum an einer Schulart abgesehen vom Gymnasium nachgedacht? Schau dir doch mal eine Realschule und eine berufliche Schule an,

    Wenn Hauptschüler nichts für dich sind, dann streich die beruflichen schulen besser auch. An eigentlich allen beruflichen schulen die ich kenne, übersteigt der Anteil der Hauptschüler+ehem. Förderschüler den Anteil der SuS mit realschulabschluss aufwärts deutlich.

    Also ich kann bzgl unterrichtsstörungen und respektlosem verhalten an der BBS nicht meckern. Viele sus bringen zwar eine Art "Neigung" dazu mit, die sich aber recht schnell in den Griff bekommen lässt, wenn man entsprechend handelt. Das merkt man recht schnell in den ersten Stunden mit einer neuen klasse, gerade als "Junglehrerin". Da gibt es eigentlich zwei Möglichkeiten: a) das entstehende Chaos laufen lassen und b) sofort im Keim ersticken. Wenn man sich für Variante a entscheidet, hat man ein sehr unangenehmes gemeinsames schuljahr und wenn man sich für b) entscheidet hat man mal eine für alle unangenehme Stunde, dafür aber den Rest des Schuljahres weitestgehend eine "Grundruhe" in der Klasse . Natürlich wird getestet was beim jeweiligen lehrer geht. Aber die richtige Reaktion ist das a und o. Ich bin absolut nicht der laute, strenge Typ, aber ich habe jede Menge Gelassenheit und Konsequenz. Und das zahlt sich aus. Wer sich stressen lässt, hat im Grunde schon fast verloren. Wie sehr Chaos vom lehrer abhängt merkt man sofort bei lehrerwechseln zwischen zwei Stunden, wenn eine ruhige Klasse plötzlich zum Löwenkäfig mutiert. Und das kann meiner Meinung nach mit jeder klasse passieren. Bei manchen schneller, bei manchen langsamer. Deshalb halte ich nicht viel von aussagen wie "die werden alle immer schlimmer". Und was die notensache angeht: Natürlich weise ich darauf hin, dass entsprechendes verhalten dazu führen kann, dass man notentechnisch abrutscht. Und ich finde, dass gehört zur "Fürsorge" auch dazu. Vielen sus ist das bei all dem Unfug im Kopf manchmal gar nicht so präsent. Und wenn jemand derart Mist baut, dass der Abschluss gefährdet ist, weise ich auch deutlichst darauf hin weil ich möchte, dass es möglichst jeder schafft. Auch wenn das selten der Fall ist. Aber Konsequenzen des Verhaltens aufzeigen hat meiner Meinung nach nichts damit zu tun, dass man irgendein Machtgefüge ausspielt. Das System ist nunmal wie es ist und spielt nach gewissen Regeln. Dazu gehört, dass permanente Arbeitsverweigerung und stören zu schlechten SL Noten führt und die dann ggf. für ein Nichtbestehen sorgen.

    Also wenns mir zu heiß wird, lasse ich gerne ab und an den stift fallen. Was bringts mir schwitzend vor einem Haufen halbgarer, unkonzentrierter sus herumzuhampeln, wenn sowieso keiner aufnahmefähig ist. Wenn ich mich schon bei 30 Grad + nicht konzentrieren kann, dann meine sus erst recht nicht. Dann schick ich sie auf "Exkursion" zum Eis holen und wir spielen was oder schauen einen Film. 8) :hitze:

    Ich finde, dass GERADE an der Förderschule, an der ggf viele sus mit Förderschwerpunkt Lernen sind, die unterrichtenden Lehrer die Fachdidaktik drauf haben müssen. Und das ist bei fachfremden Unterricht nicht gegeben. Klar kann man sich einlesen, aber das ersetzt kein Studium. Sonst bräuchte man ja für alle Schulformen keine Fächer mehr wählen, weil sich ja jeder selbst alles anlesen kann. Als ich fachfremd Mathe unterrichten musste, war das der Horror. Für mich und für meine sus. Ich habe mein bestes gegeben, aber das war bei weitem nicht ausreichend um den SuS nachvollziehbar Matheinhalte zu vermitteln. Gleiches gilt für Physik und Englisch. Ich war heilfroh, als ich das nicht mehr machen musste.

    Dem möchte ich mich anschließen, lass Dir unbedingt auch mal gezielt Vorbereitungsklassen o.Ä. zeigen, die Bandbreite an BBS/BK ist riesig.Ich hatte das Glück, an einer Schule ohne zu landen, aber ganz im Ernst: Müsste ich NUR sowas wie die BF1 aus meinem Praktikum damals unterrichten, hätte ich vermutlich schon den Job quittiert. (Allerdings gibt's auch Leute, die das gern machen, nur für mich wär's halt nix).


    EDIT-PS: Um Hannelotti aber doch noch ein bisschen in den Rücken zu fallen: Pubertierende Oberstufler wären für mich vermutlich noch schlimmer ;)

    Du fällst mir nicht in den Rücken, im Gegenteil ;) Das kann ich so absolut unterschreiben. Ich bin bekennender Fan der Berufsfachschule und der AV :zahnluecke: Da ist wenigstend was los :sterne:

    So, der Hospitationstag im Berufskolleg ist rum.
    Ich kann nur jeder am Seiteneinstieg interessierten Person dazu raten.
    Man gewinnt einen guten Eindruck vom Schulalltag und der Schule und hat auch die Möglichkeiten sich mit dort arbeitenden Seiteneinsteigern zu unterhalten. Nachdem heutigen Tag würde ich sofort sagen "Ich springe".
    Am Ende des Tages hatte ich noch ein sehr informatives Gespräch mit dem Schulleiter, wo ich Fragen zu den Formalitäten des OBAS, der Anerkennung der Fächer usw. stellen konnte. Leider ist dort aktuell aber keine Stelle zu besetzen.

    Planst du weitere Hospitationen? Berichte doch mal von deinen Erfahrungen - in welchen Bildungsgängen warst du? Ich frage aus Interesse, weil ich es von meinem Berufskolleg so kenne, dass man Interessenten gerne die Sahnehäubchen zeigt :pfeifen: Wenn es zB darum geht, Leute vom Gymnasium abzuwerben und das BK schmackhaft zu machen... Die große Überraschung kommt dann erst wenn der Vertrag unterschrieben ist :P

    Hannelotti:
    Da steht im Antrag für das Ende der Teilzeit ‚letzter Tag der Sommerferien‘. :(

    Ah, jetzt seh ichs auch aber das habe ich gar nicht angekreuzt, was such laut SL richtig wäre. Ich habe nur Beginn VZ 1.8. angegeben. Verwirrendes Formular :autsch: naja ich werd mich wohl damit abfinddn müssen, dass es das VZ Geld erst später gibt. Auch wenn ich diese Hoffnung eigentlich nicht begraben möchte :(

    Nein, aber vielleicht könnte man die Schüler mehr auswählen lassen. In der Oberstufe gab es bei uns damals Kurse, die man sich aussuchte. Das war das erste Mal, dass mir der Sportunterricht Spaß gemacht hat und ich auch kleine Erfolgserlebnisse hatte. Vielleicht könnte man das ja auch schon in der Sek 1 so machen, denn abgesehen von Schwimmen, das zumindest grundlegend jeder können muss, sehe ich keinen Grund bestimmte Sportarten machen zu müssen, die man sowieso später nie wieder ausüben wird.

    Ich verstehe die Argumente und kann sie nachvollziehen, aber müssen Kinder denn nicht auch lernen, mit dem gefühl Demütigung umzugehen? Wenn man alle kinder immer jn Watte packt, so dass sie sich nie mal in irgendeinem Bereich als schlechter als andere fühlen, ziehen wir doch eine Generation von überempfindlichen egomanen heran. Überspitzt formuliert. Es gehört zum Leben dazu, dass man mal schlechter ist als andere. Es gehört auch dazu, dass man nicht bei allen gleichermaßen beliebt ist. Unf auch, dass Mitmenschen sich manchmal echt daneben benehmen. Das leben ist kein Ponyhof, sage ich meinen sus immer wieder. Das leben ist zuweilen unfair und auch manchmal grausam. Davon kann man Kinder nicht bewahren, indem man alle "bösen ausgrenzungserfahrungen" in der schule eliminiert, damit sich bloß keiner mal ärgert. Natürlich muss man als pädaogoge da sinnvolle Grenzen stecken. Aber man sollte seine sus auch nicht übermäßig in Watte packen. Schule soll doch -wie auch immer geartet- die Gesellschaft repräsentieren, in der wir leben. Und weil wir alle Menschen sind weiß ich, dass es eine "wir haben uns alle lieb und alles ist gerecht"-Ponyhofgesellschaft niemals geben wird. Nicht solange es Menschen gibt. Und darauf sollten wir unsere Schüler vorbereiten. Nicht alles Übel von ihnen fernhalten, sondern ihnen beizubringen, ihren Wert unabhängig der Umstände zu kennen. Kevin ist schlecht in Mathe? Nicht schlimm, Kevin ist ein toller Kerl. Lisa wird beim Sport als letzte in die Gruppe gewählt? Lisa ist ein tolles Mädchen, Sport ist halt nicht so ihr Ding. Manchmal ist man halt in etwas schlecht oder auch unbeliebt, das bringt das Leben so mit sich. Und die sus nur Sachen auswählen zu lassen, die sie gut können, fördert auch nicht gerade deren Kompetenz mit Niederlagen umzugehen. Scheitern will auch gelernt sein und das fehlt heute vielen Kindern, so meine Beobachtung. "Du kannst alles machen/werden, du musst es nur wollen" ist da auch so eine Phrase, die ich schwierig finde. Man kann vieles erreichen wenn man es will aber nicht jeder kann grundsätzlich alles schaffen, dafür gibt es zu viele bestimmungsfaktoren die Einfluss nehmen. Vielmehr sollten Kinder doch lernen, dass es okay ist, persönliche Grenzen zu haben und dass sie als Person nicht schlechter sind, nur weil andere irgendwas besser können.

    Ich war immer schlecht in Sport, insbesondere in Ballspielen. Aber völkerball fand auch ich total toll! Gerade weil ich da als voll-looser in Sport auch mal was reißen konnte. Die Menschen sind heute einfach viel zu empfindlich, stelle ich täglich aufs neue fest :( Und ja - andere "abballern" macht auch einfach mal Spass! Auch Raufen gehört dazu. Eine Kindheit ohne kann ich mir gar nicht vorstellen, "früher" was das ganz normal, dass man auch mal "körperlich-expressiv" wurde. Hinterher hat man sich wieder vertragen und alles war gut. Ich finde es schade, dass man die Kinder heute jeglicher Form von Expression beraubt. Zumindest empfinde ich das so. Wenn ich mich umsehe dann sehe ich ständig folgendes szenario zwischen Eltern und Kindern: "So Alexander, du setzt dich jetzt mit Eric an den runden Tisch und erörterst dein Problem. Dann gibst du den redeball weiter und Eric ist dran. Ich moderiere euren Disput derweil. Bitte achte darauf, dass du die Gesprächsregeln anwendest". Ich will damit nicht zu "prügelt euch Kinder" aufrufen und auch nicht die Wichtigkeit von gesprächsregeln schmälern. Aber manchmal glaube ich, dass viele heute deshalb so dünnhäutig und empfindlich sind, weil sie kein Ventil für Gefühle haben, da jede Ausdrucksform von Emotion von kindesbeinen an als unerwünscht abtrainiert wird. Klein Alexander darf nämlich nicht einfach mal feste auf den Boden stampfen oder seinen Ärger mit klein Eric selbst lösen, sondern er hört dann "wir müssen mal miteinander reden". Wie gesagt, das soll nicht so klingeln, als würde ich wollen, dass alle ihre Probleme mit den Fäusten lösen sollen. Aber das Kennenlernen von Emotionen wie Wut, Ärger oder Trauer gehört zum erwachsenwerden dazu. Ich glaube, dass wir in Deutschland ein massives Problem mit Emotionen haben. Sowohl mit den eigenen, als auch mit der Deutung der Emotionen anderer.

    Konsequent kurze Hose ab 25 Grad und da ist auch nichts schlimmes dabei. Die Alternative wäre schlechterer Unterricht, denn ich hab keine Lust in einer ekligen langen Hose vor mich hin zu brüten.
    Für mich ist das einer der Vorteile zum Büro, es gibt keinen Dresscode.

    Gibt es wirklich solche dresscodes? :staun: Bei uns am BK läuft von kuk bis SL jeder in kurzer Hose oder Rock herum. Ist ja sonst nicht auszuhalten bei der Hitze :angst:

    Erwachsenenbildung ist schön. Bei uns gibt es zwar zweimal Abitur im Jahr aber keine Mottowochen und kein Abiturstreich. :)

    Also bei uns gibts die auch am BK, aber wesentlich harmloser. Da wird zwar auch getrunken und rumgemüllt, aber idR ziehen da immer nur 50% der Abiturienten mit. Und bei einer Schuhgröße von ca. 3000 sus relativieren sich die paar "Spinner" recht schnell. Die schiefen Blicke der SuS aus anderen Bildungsgängen sorgen meist automatisch dafür, dass sich abistreiche im Rahmen halten :)

    Ich finde deine Motivation nachvollziehbar.
    Doch gegen Jammern hilft das auch nicht. Das ist wie mit Menschen, die sich häßlich finden und sich dann jeden Morgen vor den Spiegel stellen und sagen "Ich bin schön, ich bin schön". Das Unterbewusstsein wundert sich, warum man sich diese Sätze ständig sagen muss, wenn man doch schön ist. Das bringt nix.


    Und nur mal so als Beispiel:

    Das kann auch ein Bauarbeiter sagen. Das bringt einfach das Leben so mit sich. Und was ist an Routine und Gleichklang eigentlich schlecht, dass man das nicht auch im Lehrerberuf so haben darf?
    Ich mache meinen Beruf einfach so gut wie möglich und die Umstände es zulassen. Da brauch ich keine Selbstbeweihräucherung und Verklärung eines Zustandes. Ich bringe meine Persönlichkeit ein, was ich aber auch in jedem anderen Beruf machen würde.

    Das hat nichts mit Beweihräucherung zutun, um etwas schlechtes besser wirken zu lassen.
    Ich tue WIRKLICH sehr gerne das, was ich tue. Da muss ich mein Unterbewusstsein nicht für manipulieren. Und ich habe schon in etlichen anderen Berufen gearbeitet und stelle immer wieder aufs neue fest, dass ich die anderen Tätigkeiten zwar okay fand, aber Freude an der Arbeit war das nicht.

    Toller Thread!


    In unserem Beruf ist Langeweile ein Fremdwort. Die Zeit von 8-13/14h vergeht wie im Flug und man kann mit vielen tollen Menschen arbeiten. :) Ich mag die meisten Grundschul-Fächer total gerne und bringe Kindern gerne etwas bei.

    Stimmt, das hab ich schon ganz verdrängt! Als ich in der Berufsausbildung einen normalen 8 Stunden Tag hatte, hat sich das angefühlt, als wenn ich wochenlang außer Haus gewesen wäre :uebel: Das passiert in der Schule selten, viel eher ärger ich mich manchmal, dass die Zeit doch schon wieder rum ist und man vieles nicht geschafft hat.

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