Nein, aber vielleicht könnte man die Schüler mehr auswählen lassen. In der Oberstufe gab es bei uns damals Kurse, die man sich aussuchte. Das war das erste Mal, dass mir der Sportunterricht Spaß gemacht hat und ich auch kleine Erfolgserlebnisse hatte. Vielleicht könnte man das ja auch schon in der Sek 1 so machen, denn abgesehen von Schwimmen, das zumindest grundlegend jeder können muss, sehe ich keinen Grund bestimmte Sportarten machen zu müssen, die man sowieso später nie wieder ausüben wird.
Ich verstehe die Argumente und kann sie nachvollziehen, aber müssen Kinder denn nicht auch lernen, mit dem gefühl Demütigung umzugehen? Wenn man alle kinder immer jn Watte packt, so dass sie sich nie mal in irgendeinem Bereich als schlechter als andere fühlen, ziehen wir doch eine Generation von überempfindlichen egomanen heran. Überspitzt formuliert. Es gehört zum Leben dazu, dass man mal schlechter ist als andere. Es gehört auch dazu, dass man nicht bei allen gleichermaßen beliebt ist. Unf auch, dass Mitmenschen sich manchmal echt daneben benehmen. Das leben ist kein Ponyhof, sage ich meinen sus immer wieder. Das leben ist zuweilen unfair und auch manchmal grausam. Davon kann man Kinder nicht bewahren, indem man alle "bösen ausgrenzungserfahrungen" in der schule eliminiert, damit sich bloß keiner mal ärgert. Natürlich muss man als pädaogoge da sinnvolle Grenzen stecken. Aber man sollte seine sus auch nicht übermäßig in Watte packen. Schule soll doch -wie auch immer geartet- die Gesellschaft repräsentieren, in der wir leben. Und weil wir alle Menschen sind weiß ich, dass es eine "wir haben uns alle lieb und alles ist gerecht"-Ponyhofgesellschaft niemals geben wird. Nicht solange es Menschen gibt. Und darauf sollten wir unsere Schüler vorbereiten. Nicht alles Übel von ihnen fernhalten, sondern ihnen beizubringen, ihren Wert unabhängig der Umstände zu kennen. Kevin ist schlecht in Mathe? Nicht schlimm, Kevin ist ein toller Kerl. Lisa wird beim Sport als letzte in die Gruppe gewählt? Lisa ist ein tolles Mädchen, Sport ist halt nicht so ihr Ding. Manchmal ist man halt in etwas schlecht oder auch unbeliebt, das bringt das Leben so mit sich. Und die sus nur Sachen auswählen zu lassen, die sie gut können, fördert auch nicht gerade deren Kompetenz mit Niederlagen umzugehen. Scheitern will auch gelernt sein und das fehlt heute vielen Kindern, so meine Beobachtung. "Du kannst alles machen/werden, du musst es nur wollen" ist da auch so eine Phrase, die ich schwierig finde. Man kann vieles erreichen wenn man es will aber nicht jeder kann grundsätzlich alles schaffen, dafür gibt es zu viele bestimmungsfaktoren die Einfluss nehmen. Vielmehr sollten Kinder doch lernen, dass es okay ist, persönliche Grenzen zu haben und dass sie als Person nicht schlechter sind, nur weil andere irgendwas besser können.