Beiträge von Hannelotti

    Mir gehts wie @samu, ich habe ehrlichgesagt keine Ahnung, was genau mir das ref effektiv gebracht hat. Es war eher ein ausloten "wer will was genau sehen" und weniger das Lernen von handfesten Indikatoren für "das passt/ist geeignet". Man hatte irgendwann den dreh raus, was die Prüfer wollten. Letztendlich konnte weder ich mich damit identifizieren, noch waren die sus damit sonderlich "zufrieden". Ich habe gelernt, dass man das kleinste Rädchen im System ist und bei allem immer höchste Vorsicht geboten ist, da überall Gefahren lauern. Das ref war bei mir so meilenweit entfernt von meinem Alltag als fertiger lehrer, dass ich kaum glauben kann, dass es der gleiche Beruf ist. Im ref wollte ich mehrmals hinschmeißen und habe mich bis zum Ende als schlechte Lehrerin und Kollegin gefühlt, weil genau das vermittelt wurde. Als ich nach dem ref die Schule gewechselt habe, hat sich plötzlich ein völlig anderes Bild gezeigt. Ich werde und wurde von sus und kuk geschätzt, gelobt und häufig um Rat gefragt. Es lauern nicht überall gefahren und die Schule ist kein Löwenkäfig, auch wenn das im ref mal offen, ,mal verdeckt vermittelt wurde.


    Ich finde man braucht im ref eine riesen Portion Distanz. Dass man sich bewusst macht, dass das ref eine Ausnahmesituation ist und dass das, was einem dort gesagt wird, einem nicht wie eine fußfessel folgt.

    Und ich fände im ref mehr bewertungsfreien Raum gut. Letztendlich ist der Ausbildungsunterricht eine permanente bewertungssituation. Ich finde und fand selbstgewählte Zusammenarbeit und Hospitation ohne bewertungsdruck immer am hilfreichsten. Wo man einfach ausprobieren konnte "was passiert wohl wenn...". Im ref wurde es immer so verkauft, dass auf jeden Fall etwss ganz fürchterliches passiert, wenn das einstiegsbild nicht zu den schüleräußerungen führt, die man geplant hat. So als würde dann prompt alle über Tische und Bänke steigen und keine Ahnung mehr haben, wofür sie überhaupt lernen. Sowas baut einen riesen Druck auf. Und wenn man nach dem ref einfach mal was ausprobiert, stellt man fest, dass gar nichts schlimmes passiert. Oder nicht mal jemand bemerkt, dass eigentlich was anderes geplant war. Und keine klasse völlig durchdreht, weil das Ziel vielleicht man nicht 100% erreicht wurde.

    Mein großer Aha Moment nach dem ref war folgender: Ich habe etliche Klassen parallel in den gleichen Fächern und halte dementsprechend eine Stunde manchmal viermal pro Woche. Da ist es mir versehentlich passiert, dass ich quasi die gleiche Stunde in der selben klasse zweimal gehalten habe :sterne: Und was ist passiet? Nix! Irgendwann fragte dann mal eine Schülerin, warum wir das jetzt eigentlich nochmal machen :gruss: Im ref hätte man mir mit betroffenem Blick erklärt, dass ich für den schuldienst völlig ungeeignet bin.

    Das wichtigste zum lernen des lehrberufs ist für mich, dass man Fehler machen darf ohne permanente angst vor Sanktionen zu haben. Schließlich sagen wir das auch unseren Schülern immer wieder: Hab keine angst etwas falsches zu sagen, es passiert dir nichts schlimmes und dann können wir anhand der Fehler gemeinsam einen Weg zum "richtig" finden:geschenk:

    So! Die tun sich damit keinen Gefallen, eben auch weil man gerade auch Leute für die Abendschule braucht.

    Meine Rede! Und ich bin sehr froh, dass unsere stundenplaner im Blick haben, dass nur zufriedene kuk auch bereit sind, zufriedenstellende Arbeit zu leisten. Wäre das nicht so, würde ich mir die Zeit an anderer Stelle wieder reinholen, zB durch schnellere krankschreibungen, Film gucken statt vernünftigem Unterricht und dem Einstellen jeglicher außerunterrichtlicher Tätigkeiten. Wer verheizt wird, von dem kann man keinen großen Arbeitseinsatz erwarten. Und weil wir gute stundenplaner haben, ist der krankenstand gering und jeder ist auch mal bereit, blöde Stundenkonstellationen ohne Murren hinzunehmen weil man weiß, dass man dafür zu gegebener zeit "entschädigt" wird.

    Unbedingt ansprechen das Thema, insbesondere im Hinblick auf fehlende zeit für Korrekturen. Es sollte schließlich keiner ein Interesse daran haben, dass kuk länger ausfallen, weil sie ausgebrannt sind.

    Hmm mein schlechtes gewissen hält sich in Grenzen, obwohl ich immer genau so die Stunde anfange. Das ist bei den SuS schon so drin, dass während der Anwesenheitskontrolle alle nochmal schnell in die Unterlagen schauen, um dann etwas zu den vergangenen unterrichtseineiten sagen zu können. Inhaltlich, nicht "wir haben ein Blatt bekommen". Und es wird nicht nur die vergangene UE wiederholt, sondern immer vom Anfang der Themeneinheit an, damit die Zusammenhänge klar sind/werden/bleiben. Hat den Vorteil, dass so alle wieder schnell im Thema sind und sus, die vorher gefehlt haben, ein "Update" bekommen. Mir wurscht, wenn irgendein superdidaktiker da ein No-Go draus macht, es gibt bestimmt noch schickeres für den stundenbeginn, aber das würde für mich wieder Mehrarbeit bedeuten und das steht wahrscheinlich in keinem Verhältnis zu dem Mehrwert, den das der Klasse bringen würde. Für vorführstunden würde ich auch etwas anderes machen, aber nicht fürs Alltagsgeschäft.

    Übrigens haben wir an der BBS zwar auch volljährige Schüler, aber auch ganz viele Jugendliche (von der oftmals nicht so ganz pflegeleichten Sorte).

    und das sind meist diejenigen, die den größten redebedarf haben und sich am meisten freuen, wenn man Interesse zeigt. Das kennen sie nämlich ganz häufig nicht, weil sich zuhause auch keiner interessiert. Eine simple Frage wie "na, ein gutes Wochenende gehabt?" führt eigentlich immer zum absoluten Dammbruch in Sachen "das will ich jetzt unbedingt noch erzählen"... :fluester::gruebel:

    Schüler die die Namen ihrer eigenen Lehrer bzw. von Kollegen nicht kennen, kann man ruhig auch mal mit "das Kind im gelben Pullover da hinten" ansprechen ;)

    Sowas mache ich auch gerne:gruss: Wer mich mit falschem Namen anspricht, bekommt von mir auch einen kreativen neuen Namen verpasst:geschenk: Natürlich nicht in der ersten oder zweiten Woche, aber wer nach einem halben Jahr noch nicht die namen der 5,6,7,8 Lehrer kennt, dem kann man schonmal ne Retoure verpassen.


    An meiner jetzigen Schule sind mir zum Glück nur ein, zwei kuk bekannt, denen schon die namen der SuS völlig am a**** vorbeigehen. An einer früheren schule begegnete mir diese Unart leider häufiger. :daumenrunter:

    Manchmal finde ich dieses Forum echt skurril.

    Ich finde ziemlich skurril, dass ich kuk kenne, die nicht die namen ihrer sus kennen. Und das nicht, weil sie so viele Klassen hätten, sondern weil sie es schlicht für unwichtig halten zu wissen, wer wer ist. Da werden dann bestenfalls Noten auf einen Sitzplatz notiert für die Mitarbeit, aber wenn man dann fragt, wie sich Schülerin xy im Unterricht macht, kommt nur Achselzucken und/oder die Frage: "ist das die dicke hinten links oder die mit den Pickeln in der mittleren Reihe?". Das sind dann meist die kuk, die sich wundern, warum Klassen außer Rand und Band geraten und wie es sein kann, dass die selben Leute bei anderen kuk plötzlich freundlich und kooperativ sind.

    Ich unterhalte mich auch sehr viel mit meinen sus, sei es in der Pause oder vor/während/nach dem Unterricht, wenn es sich gerade anbietet. Finde ich immer interessant, was es da so zu berichten gibt ☺ und wenn es nichts interessantes ist, dann zumindest meist was zum schmunzeln.


    Bzgl Leistungsnachweise: Mich wundert es immer, wie gezielt hier oft danach gefragt wird. Bei uns beschließt jeder Bildungsgang etwas bzgl LN, das ist dann meist eine Angabe wie "zwischen 0 und 3 LN pro Halbjahr " und letztendlich entscheidet das jeder kuk doch recht flexibel selbst. Und alles was nicht Klassenarbeit ist, ist halt eine sonstige Leistung. Eingesammelte Werke lasse ich immer in die SL Note einfließen, so 50% gesammeltes und 50% mündliche Beteiligung. In der FO, FS oder im BG wird da natürlich mehr auf "rechtskonform" geachtet, aber gerade in der berufsvorbereitung kräht da kein Hahn nach, wer wieviele KA schreibt und was wie gewichtet. Den Schülern könnte man wahrscheinlich erzählen, dass Lehrer berechtigt sind, die sus im Stehen auf dem Dach Klassenarbeiten schreiben zu lassen und das würde keiner rechtlich anzweifeln :autsch: Das macht die Arbeit aber auch deutlich leichter, denn so kann man ganz pragmatisch die Organisation seiner Leistungsnachweise an die Lerngruppe und die zeitlichen Gegebenheiten anpassen. Es gilt nur, dass nicht mehr als 2 LN pro Wochen geschrieben werden sollte, es sei denn es lässt sich mal gar nicht anders regeln.

    Hm, also es lief tatsächlich mal so, mal so.:) Die Bürokaufleute waren "super", ich hatte direkt einen Draht zu ihnen, das Kennenlernspiel funktionierte, danach die Aufgabe auch. UND: Ich musste tatsächlich noch "so" was machen, weil die früher fertig waren als gedacht. Die sind echt superfit und supernett.


    Die BF2 Die hatte ich in der 7. und 8. STunde. In der Klasse sind einige echte Rüpel und die waren in der 7. und 8. Stunde nicht unbedingt ruhiger.Ich hatte echt Sorge, die im Zaun zu halten, sie waren ständig am Quatschen und stören - und ich gebe zu, ich weiß gar nicht, was ich da an "Sanktionsmöglichkeiten" habe...Was macht man, wenn ständig gestört und reingequatscht wird..? Tja, arbeiten war insofern schwierig, als sich herausstellte, dass die nicht alle die neueste Ausgabe vom Buch hatten und ich ergo, als ich sagte, "schlagt mal Seite so und so, auf" vor der Tatsache stand, dass die meisten gar nicht die aktuelleste Ausgabe hatten und wir daher Probleme hatten, die Zusatzaufgabe zu machen. Ich musste dann tatsächlich an die Tafel schreiben lassen - und klar, das IST dann auch langweilig, vielleicht deshalb der Geräuschpegel. AUßerdem war ich heute ziemlich krank, hatte heute morgen sogar Fieber und mich nur mit Aspirin Complex zur Schule geschleppt..Merkte man mir wohl auch an...AM Schluss sagte ich dann noch: "So, heute war Wirtschaft, morgen kommt dann in Deutsch das und das..." und dann meinten sie: "Oh nein, das habe wir doch gerade erst bei Frau x gemacht. Nicht schon wieder!" Ich schwöre, DAVON hatte ich keine Ahnung, bzw. die Deutschkollegin hatte mir das schlicht nicht gesagt, als ich ihr von meiner Planung erzählte. Tja und da das alles mit mener Fachleiterin abgestimmt ist, werde ich daran auch nichts (mehr) ändern. So, ich bin also zwiegespalten, wie hört es sich für euch an? Hätte ich durch interessantere Inhalte in der BF 2 mehr "reißen" können? Wie kriegt man Rüpel, die dauernd stören, in den Griff? Ich gebe zu, ich weiß noch nichtmal, welche SAnktionsmöglichkeiten ich habe..Kann ich jemanden rausschmeißen?


    Da ich gerade fiebere, denke ich, ich bleibe morgen definitiv zu Hause. Krank vor die Kids bringt auch keinem was..., oder?

    Das sanktionsthema ist so ne sache in solchen klassen. Stell dich drauf ein, dass Appelle an die Vernunft mit hinweisen auf negative Konsequenzen für das Lernen nichts bringen. Dafür ist die intrinsische Motivation und der Weitblick in solchen Klassen erfahrungsgemäß zu gering. Ich fahre da mit "psychologischer kriegsführung" ganz gut in solchen Klassen. Bedeutet: Baue eine Beziehung auf und finde den wunden Punkt. Wenn du eine Beziehung zu ihnen bekommst, dann wollen sie dir gefallen. Das schaffen sie aber idR nur mit Hilfe enger Grenzen und Vorgaben, in denen sie sich bewegen und orientieren können. Du musst ihnen deutlich machen, welches verhalten von Vorteil ist und welches Verhalten schlecht ankommt und sie das recht praktisch erfahren lassen. Wenn mir eine klasse zu verquatscht und langsam ist, dann mache ich das zB so, dass eine Aufgabe gebe, die auf Zeit gelöst werden muss. Dann wird der Kram eingesammelt und benotet. Die vorgegebene zeit wähle ich so, dass sie eigentlich viel zu kurz ist. So werden die meisten ein unvollendetes Werk vor sich liegen haben, was ich ihnen wegnehme und in der nächsten Stunde bewertet zurückgebe. Dann gibts erstmal lange Gesichter. Das ganze mache ich nochmal, nur dass die SuS sich dann schon etwas mehr beeilen, weil sie wissen, dass die Zeit knapp ist. Nun wird vielleicht der ein oder andere die Aufgabe pünktlich schaffen, viele werden wieder in die röhre gucken. In der nächsten Stunde gebe ich die Aufgaben wieder zurück, feiere die wenigen guten Ergebnisse und sehe wieder einige lange Gesichter. Wenn ich merke, dass sich nun ernsthaftes bemühen einstellt, die Aufgaben zu schaffen, passe ich die Zeit so an, dass sie realistisch für sie Bearbeitung der Aufgabe ist. Dann schafft es der Großteil der Klasse, vernünftige Ergebnisse zu liefern. Gerne visualisiere ich das Ganze mit einer digitalen Sanduhr, damit der Zeitdruck "spürbarer" wird. Mit der Zeit geht den SuS das Gefühl von "die Zeit läuft mir davon, ich muss mich beeilen" in Fleisch und Blut über, so dass sie irgendwann sogar mit "bitte bitte dürfen wir länger arbeiten" kommen :teufel: Großzügig wie lehrer so sind, gewährt man ihnen natürlich ein paar Minuten "Überstunden". Das funktioniert natürlich nur, wenn man eine Beziehung zu den SuS hat, denn sonst ist es ihnen wurscht, ob sie dir Murks abgeben oder nicht fertig werden. Wenn gegenseitige Sympathie besteht, bekommst du sie so aber "auf Spur". Das klingt ein wenig perfide und nach "Lernen mit Daumenschrauben", aber es hilft und die sus finden darin Sicherheit und Konzentration. Und der beziehung hat es bisher nie geschadet, im Gegenteil. Klar ist es am Anfang für sie stressig, wenn die Uhr tickt und man selbst weiß genau, die Aufgabe ist für sie nicht zu schaffen. Aber die Signale sind für sie absolut klar und zeigen sehr deutlich, wozu eine ungenügende arbeitshaltung führt.

    Die meisten wissen von alleine gar nicht, was ein angemessenes arbeitstempo ist und was es überhaupt heißt, sich so richtig reinzuhängen. Das lernen sie mit dem erzeugten Zeitdruck. Und dann freuen sie sich irgendwann, wenn sie länger arbeiten dürfen, während sie zu beginn noch genörgelt haben über jeden Buchstaben, den sie schreiben müssen. Und die Ergebnisse sprechen für sich, wenn sie stolz berichten, wie toll sie gearbeitet haben und sich über sich selbst wundern, wie viel sie können, wenn sie es denn versuchen. Wichtig ist natürlich, jeden Fortschritt positiv zu bestärken und rückzumelden. :rose: KuK wundern sich öfter darüber, warum eine rüpelbande bei mir im Unterricht plötzlich fleißig, produktiv und freundlich ist, obwohl ich nicht "auf den Tisch haue". Und die sus fragen sich das selbst manchmal: "Komisch, bei Frau hannelottiist irgendwie immer ruhe, dabei hat sie uns noch nie angeschrien":sterne:

    Wenn der HS9 bzw ein gleichwertiger Abschluss vorliegt, warum nicht gleich ab in die Berufsfachschule 1 mit dem Ziel HS10? Ausbildungsvorbereitung ist meist nur parken und verwahren, was sich schon an den Zahlen s.o. zeigt. Da sitzen dann zwei, drei willige Lerner zwischen 25 Krawallhosen, die nur da sind, weil sie müssen und das Amt sonst Gelder kürzt. Dementsprechend effektiv ist auch der Unterricht dort.


    Edit-: Einwand zurückgezogen, habe überlesen, dass kein HS9 vorliegt. Schade.

    Also in meiner Region ist Wirtschaft und Politik sehr gesucht an Berufskollegs. (NRW)

    Mir sind auch schon einige OBASler, die bwl studiert haben, über den weg gelaufen. Ich würde die nächste Ausschreibungswelle abwarten und dann Bewerbungen auf passende stellen schicken. Es steht ja immer dabei, ob die Stelle für Seiteneinsteiger geöffnet ist.

    Was Du beschrieben hast machen ja die meisten KuK so, bzw. so ist der Großteil der Klassen.

    Ich meinte aber schon Fälle, wo wirklich gar nichts geht, z.B. weil SuS kein Deutsch können (egal ob Migranten oder vermeintlich deutsche Muttersprachler).

    Ich befürchte, dass das in Zukunft noch viel schlimmer werden wird, insbes. durch die Einsparung der Sonderschulen und Entwicklungsstörungen bei SuS durch Smartphones schon im Baby-Alter.

    Genau solche meinte ich. Das trifft leider auf einen ganz großen Teil aller BV Klassen zu. Da kann man im Grunde alphabetisieren anstatt Fachunterricht zu erteilen :autsch: Die meisten kriegen von mir dann halt ein "welches Bild passt zu welchem wort/satz" Arbeitsblatt und die zwei, drei "normal-leistungsstarken" bekommen das echte arbeitsblatt. Wobei "normal-leistungsstark" strenggenommen auch hoch gegriffen ist, aber im Vergleich zu den nicht-deutsch-Sprechenden ist der Einäugige natürlich der König unter den Blinden :zahnluecke: Ich mag meine Arbeit sehr, sehr gerne, aber wenn ich darüber nachdenke, dass das die Fachkräfte und rentenzahler von morgen sind, wird mir Angst und Bange:flieh:

    In manchen Klassen gibt es so viele Schüler, die nicht die Voraussetzungen haben überhaupt etwas mitzunehmen, dass ein normaler Unterricht nicht mehr möglich ist.

    Das demotiviert nicht nur alle SuS, u.a. die, die gerne richtigen Unterricht hätten, sondern auch die Lehrer, deren Gesundheit dieser systembedingten Frustration langfristig ausgesetzt ist.

    So siehts leider aus :daumenrunter: und dann hat man zwei Möglichkeiten: Entweder man schraubt das Niveau so weit runter, dass zumindest die meisten mitkommen und hat am Ende Abschlüsse und Zeugnisse, die nicht das Papier wert sind auf dem sie gedruckt sind. Oder man behält ein angemessenes Niveau bei und der Großteil der Klasse kommt nicht mit.

    Es gäbe noch Möglichkeit drei, nämlich so zu differenzieren, dass "jeder da abgeholt wird, wo er steht". Die Möglichkeit besteht jedoch nur in der Theorie, weil dafür die Heterogenität zu hoch ist, man zu viele Klassen hat und keine Zeit.

    Ich behelfe mir meist mit einer Mischung aus Möglichkeit eins, zwei und drei indem ich das Niveau runterschraube, den "guten" sus die "angemessenen/nicht totreduzierten" arbeitsblätter gebe und die Klassenarbeiten dann an dieses Niveau anpasse. Dann kann zumindest der Großteil der Klasse im Unterricht folgen, kassiert dann bei den Klassenarbeiten die Note, die der nicht angemessen Leistung entspricht.

    Ist auch nicht das gelbe vom Ei, weil man jetzt mosern könnte, dass die Klassenarbeitsinhalte gar nicht ausreichend im Unterricht besprochen wurden. Allerdings ist das für mich das kleinere übel, wenn ich mich ansonsten zwischen komplettem Niveauverfall und Unterricht ohne Schülerbeteiligung entscheiden muss. Natürlich sage ich meinen Klassen stets und ständig im Unterricht, dass so einfacher pillepallekram wie im Unterricht ganz sicher nicht in der Arbeit drankommen wird, sondern wesentlich mehr gefragt ist.

    Unser Kollegium (bis auf ein paar Ausnahmen, vgl. Thread "Arbeiten trotz AU") ist auch super! <3

    Das freut mich :) So solls sein!
    Ich habe es an einer BBS auch noch nie anders erlebt. Klar gibts Kollegien in die man besser oder schlechter passt. Aber grundsätzlich habe ich bisher immer wahrgenommen, dass man wirklich kollegial ist. Also kein läster Klein-Klein wie "der Unterricht von xy ist zu langweilig" oder "bei zz gehts drunter und drüber". Die "Fehlertoleranz" ist idR erfreulich hoch, so dass niemand sein pädagogisches Gesicht verliert, wenns mal mit einer Klasse nicht so gut läuft. Das wird meist offen kommuniziert und im Kollegium nicht gegen die betroffene Person verwendet. So kann man auch gut zusammen arbeiten. Ich finde nichts schlimmer, als wenn Kollegen sich am "Scheitern" anderer ergötzen und dadurch profilieren. Und gerade dieses Verhalten habe ich an allgemeinbildenden schulen schon zu häufig mitbekommen, selbst wenn man nur mal hospitiert hat irgendwo. Deshalb möchte ich auch nirgendwo anders als an BBS sein. Da gibts zwar auch schwarze Schafe, allerdings sind die mir noch nicht begegnet :top:

    Darf ich mal so provokant fragen: Viele scheinen ja BBS für sich als sehr gut zu empfinden. Warum ist das so? Es liest sich so (alles zusammen genommen, niemand spezielles), als das es auch oder insbesondere? ist, weil man "wenig" Arbeit hat. Die Schüler kommen eh nur kurz, oder gehen wieder ohne Abschluss, richtig was beibringen kann man auch nicht? Also mal salopp gesagt: Ich mache unterricht, ob sie was mitnehmen ist egal. Besonders Mühe gegeben wird sich nicht.


    Ich habe für mich auf jeden Fall mitgenommen, dass ich vor einer Bewerbung auf jeden Fall hospitieren werden.


    Wie gesagt, generell schrecken mich schwache Schüler oder "Schulverweigerer" nicht ab. Aber manches liest sich so unmotiviert. Vielleicht, ohne dass ich überhaupt gestartet habe, sehe ich alles noch zu sehr unter der rosa Weltverbesserungsbrille

    Wenig Arbeit würde ich das nicht nennen. Nur andere Arbeit. Ich genieße es, kaum bzw keine Elternarbeit zu haben und meine Korrekturen nicht erwähnenswert sind. Und ich genieße es, dass es im Kollegium kein wetteifern gibt, wer das größte didaktische Feuerwerk zünden kann. Dafür bringt man aber andere Opfer: 120%ige Präsenz im Unterricht, weil jede übersehene Kleinigkeit einen Buschbrand auslösen kann. Und der permanente Kampf gegen Disziplin- und Aufmerksamkeitsprobleme der SuS. Man braucht, je nach Bildungsgang, eine sehr starke Präsenz und ein festes zupacken an den Zügeln. Die sus brauchen in allem eine starke Führung und können sich (noch) nicht selbst organisieren und regulieren. Das ist harte Arbeit, die sich aber auszahlt und die auch Spaß macht. Je nach Typ halt. Ums mal an einem platten Beispiel zu verdeutlichen: Wenn man vor der Klasse gerne frontal und kleinschrittig unterrichtet, dabei gerne den "Entertainer" spielt um die sus "bei sich" zu halten und kein Problem mit etwas rauen tönen hat, der kann dabei Spaß haben. Wenn man mehr wert darauf legt, dass sus eigenverantwortlich und selbstständig arbeiten, man selbst gerne in den Hintergrund tritt zugunsten von mehr schülerpräsenz, der wird wahrscheinlich weniger Freude haben. Das ist natürlich nicht pauschal in allen Bildungsgängen so. Aber in den "niedrigeren" Bildungsgängen brauchen die Schüler muss der Lehrer meist Mutti/Vati, Sozialarbeiter, Bewährungshelfer und Coach in einem sein. Ich sehe bei der Arbeit ganz viele parallelen zur Grundschule. Hinter den riesigen Päckchen, die die sus zu tragen haben, tritt der eigentliche Unterrichtsstoff sehr häufig in den Hintergrund. Und es bringt nichts, sich darüber zu ärgern und schlecht zu fühlen, wenn zum zehnten mal jemand keine Hausaufgaben hat oder eine fünf geschrieben hat. Man kann in einem Jahr nicht retten, was in 15 Jahren verpasst wurde. Dennoch kann man mit ganz viel Geduld aber auch Konsequenz daran arbeiten, dass die SuS einen (wir auch immer gearteten) positiven Weg einschlagen. Und das ist das, was mir Freude am Beruf macht. Wenn man es irgendwie hinbekommt, dass unzuverlässige Chaoten nach einem langen weg von Konsequenz und Zuspruch einen positiven Eindruck in einem Betrieb hinterlassen und vernünftige Arbeit finden.
    Man braucht eine große Portion Pragmatismus für die Arbeit an BBS und man braucht viel professionelle Distanz, um sich nicht verantwortlich zu machen für gescheiterte Schulkarrieren. Und man braucht auch eine positive Einstellung gegenüber der schülerschaft. Diese wurden oft ihr Leben lang als Versager abgestempelt und brauchen trotz des ganzen stumpfsinns, den sie treiben, jede Menge positive Bestätigung. Ich habe jeden meiner sus von Herzen gerne. Auch wenn sie zum x-ten mal Mist gebaut haben. Und das wissen meine sus auch und deshalb sind sie fast immer bemüht, dass sie mich stolz machen. Wie in der Grundschule lernen sie nicht für sich, sondern für den Lehrer. Nicht ideal, aber wenn sie überhaupt lernen, dann bin ich zufrieden. Wer mit Ablehnung in diese Klassen geht, bekommt genau das und schlimmeres zurück. Und da findet dann wirklich alles außer lernen statt. Ich finde gerade die starke Beziehungsarbeit wirklich schön. Wenn man den SuS zugewandt ist und dabei den Ton angibt, dann ist das ein sehr schönes arbeiten. Und es gibt einem auch viel Bestätigung, wenn einem eine eigentlich wilde, pöbelnde Horde gehorsam folgt. Klar, man kann nicht damit glänzen zu sagen "ich habe sie zum Abitur geführt". Aber man kann sich darüber freuen, dass man Schüler xy dazu befähigt hat, jemandem die Tür aufzuhalten und Guten morgen zu sagen, anstatt "verp**** dich du H****sohn" zu brüllen. Und wenn das dazu beiträgt, dass man diese Leute auf den arbeitsmarkt loslassen kann, dann ist das für mich ein riesen gewinn :top:

    durch Schwaden von Cannabisduft zu laufen.

    Jupp, so ähnlich läuft das bei uns auch - zwischen den hunderten brennenden Zigaretten und e-zigaretten kann man nicht wirklich lokalisieren, wo jetzt der Übeltäter ist :autsch: Pausenaufsicht gibts bei uns zwischen 0 und 3 Stück pro Woche, wobei drei selten vorkommt.
    Ich empfinde das Arbeiten trotz der herausfordernden schülerschaft als sehr entspannt. Die KuK von BBSen habe ich bisher alle als sehr pflegeleicht und entspannt im Umgang kennengelernt, im Vergleich zu anderen Schulformen, in die ich sporadisch Einblick bekommen habe. Wenig erbsenzählerei, Zickereien und Hierarchiekämpfe.
    Die hohe Fluktuation der SuS ist einerseits schade, andererseits auch praktisch: Wenn man mit einer Klasse mal so gar nicht kann, ist man sie schnell wieder los. Unterrichtsinhalte wiederholen sich schnell und ständig, so dass man innerhalb kurzer Zeit aus der Schublade unterrichten kann.

    Hannelotti: Bei den Bedingungen noch eine positive Einstellung zu haben - alle Achtung!


    Das System ist teilweise großer Mist, v.a. was die Internationalen Förderklassen betrifft. Die sus hängen halt teilweise in einem Kacksystem, in dem man sich an die Systemregeln halten muss, obwohl das Klientel ganz andere Bedürfnisse hat. Trotzdem macht die Arbeit mit den SuS sehr viel Spaß, wenn man nicht gerade ein absoluter Idealist ist. Wenn man den Anspruch hat, jeden retten zu wollen oder Bilderbuchunterricht zu halten, geht man vor die Hunde. Mit dem credo "wir holen das Bestmögliche raus" kann man aber sehr gut leben und arbeiten und wenn das Bestmögliche ist, dass ein Schüler zwar ohne Abschluss die Schule verlässt, dafür aber Pünktlichkeit und Umgangsformen gelernt hat, kann bzw muss man das als Erfolg verbuchen :rose:

    Eltern gibt es bei uns nicht, Pausenaufsichten sind sehr sparsam. Dafür unterrichtet man aber quasi zu 80% schwache Hauptschüler auf unterirdischem Niveau. Das berufliche gymnasium ist bei uns sehr klein, die eigentliche Berufsschule bis auf einen Beruf nicht existent. Die Fachabiturienten sind eher schwache Realschüler und die Berufsfachschüler aka angehende Realschüler sind eigentlich Hauptschüler mit geringen Deutschkenntnissen. Ein Großteil verlässt die Schule ohne Abschluss wieder. Wer damit professionell umgehen kann, für den ist das ein toller Beruf. Ich würde nichts anderes machen wollen ☺ Geschmackssache und Gewohnheit halt ☺

    Semi-off-topic:


    Unterhaltsame Realsatire im aktuellen Heftle des Berufsschullehrerverbands B.-W.:

    Zusammenfassung Leserbrief: "mimimimimimimi"
    Mich nervt diese Mentalität dermaßen. "Ich kann xyz nicht machen, deshalb möge man bitte sofort das System ändern, damit mir der weg freigeräumt wird".
    Nicht dass ich etwas dagegen hätte, echte Fehler im System anzuprangern und zu beheben. Aber grenzenlose hürdenlosigkeit auf dem Weg zum Pult darf nicht das Ziel sein. Und "ich habe Kinder und kann mir das zusätzliche Studium nicht leisten" ist für mich kein Argument, ein System zu ändern. In keinem anderen Beruf würde man ein solches Argument gelten lassen. Das Leben ist kein ponyhof und kein "wünsch-dir-was", auch wenn Mama und Papa manchen Menschen das vielleicht haben glauben lassen. Je früher die Menschheit hierzulande das realisiert, desto schmerzfreier funktioniert das Leben. Konkurrenz, wettkampf, harte Arbeit und Schwierigkeiten lauern überall, das ist nunmal so und wird sich nicht ändern, sondern bestenfalls verschieben. Um diese Hürden zu überwinden hilft kein "mimimi" sondern nur Backen zusammenkneifen. Wenn es anders wäre, dann wäre das nicht Planet Erde sondern Schlaraffenland. So, genug gemeckert von meiner Seite :mad:

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